Direkt zum Hauptbereich

Was ist für eine gute Teamablage wichtig? Kriterien für eine gute Teamablage

Der Titel dieses Blogposts zeigt: Teamworkblog ist mutig, es schwimmt gegen den Strom und scheut keinen Schmerz. Denn das Thema Ablage ist nicht wirklich der Teamfavorit. Die Zugriffszahlen auf diesen Artikel werden wieder einmal bodenlos niedrig sein und selbst von so langweiligen Themen wie Scrum haushoch überholt. Trotzdem ruft Teamworkblog die Wahrheit in das leere Universum: „Wer die Energie aufbringt, mal ein bisschen über die Teamablage nachzudenken, kann aus einer chaotischen Dokumentenhalde eine tolle Collaboration platform machen.“

Gerade bei Themen wie größere Übersicht, bessere Ordnung, schlankere interne Prozesse und effizientere Zusammenarbeit in Projekten ist der Software-Hype ungebrochen. Wenn ich vor 5, 6 Jahren als Berater zu einem neuen Kunden kam, hörte ich als erstes: „Wir haben da gerade ein Wiki aufgesetzt, damit kriegen wir unsere ganzen Prozessdokumentationen in den Griff.“
Wenn ich heute komme, heißt es: „Wir haben gerade einen Sharepoint-Server beschafft, damit das Chaos auf den Servern ein Ende hat.“ Und ich frage: „Und was macht Ihr Wiki?“ – „Ach das schläft zurzeit. Damals hat das ja dieser junge engagierte Mitarbeiter betreut, aber der hat uns ja leider verlassen.“
Die Hoffnung ist immer: Wir beschaffen uns eine Software, und die löst uns unser Problem.
Aber warum sollte sie das tun? Liegen denn die jetzigen Probleme z. B. mit der Dokumentenordnung daran, dass die Ordnerstrukturen, die Windows uns anbietet, dafür nicht ausreichen?
Und keiner setzt sich mal einen halben Tag hin und überlegt sich genau, was die Vision einer guten Teamablage eigentlich leisten können sollen muss. Was sind denn die Kriterien? Erst wenn man sich über das „Was“ einig ist, kann man doch zur Frage nach dem „Wie“ übergehen.
Zur Was-Frage ein paar Ergebnisse aus unseren Projekten.

Überblick über die Kriterien einer guten Ablage 

  • Alle haben Zugriff auf die gemeinsame Ablage. (Kriterium „Teamorientierung“)
  • Kein Überlegen, wo was hinkommt. (Kriterium „Trennschärfe“)
  • Kein Überlegen, wo ich etwas finde. (Kriterium „Suchfreundlichkeit“)
  • Wenn ich ein Dokument suche, aber nicht finde, dann weiß ich: Das Dokument gibt es nicht. (Kriterium „Verlässlichkeit“)
  • Wenn es mehrere Dokumente gleichen Inhalts gibt, weiß ich sofort, welches von ihnen die ak-tuelle Version ist. (Kriterium „Versionssicherheit“)
  • Jeder kann von allen Orten aus – auch von unterwegs - auf das Project Repository zugreifen. (Kriterium „Mobilität“)
Jetzt zur den Kriterien im Einzelnen.

Kriterium Teamorientierung

Die meisten unserer Organisationen legen noch „nach Organigramm“ ab. D. h. der Vertrieb hat „sein“ Laufwerk oder „seinen“ Ordner, der Einkauf „seinen“ usw.

Wenn jetzt Vertrieb und Einkauf und vielleicht noch andere Abteilungen an einem Projekt zusammenarbeiten (müssen? dürfen?), dann ist eine Abfolge dauernder Störungen vorprogrammiert.
Dokumente werden über die Abteilungsgrenzen hinweg per E-Mail verteilt. Das führt zu Mehrfachablage des gleichen Dokuments in verschiedenen Abteilungsordnern. Die Versionen laufen auseinander, weil jede Abteilung an „ihrer“ Version des Dokuments weiter arbeitet. Usw.

Dagegen soll das Kriterium „Teamorientierung“ die Regel möglich machen:
                1 Dokument = 1 Ort.
Jedes Dokument gibt es nur einmal. Keine Verteilung von Dokumenten per E-Mail.

Kriterium „Trennschärfe“

Wir wollen möglichst nie überlegen müssen, wo ein Dokument hingehört. Das bezeichnet man als „Trennschärfe“.
Wie erreicht man eine trennscharfe Ordnerstruktur? Schauen wir uns dazu am besten ein Gegenbeispiel an. Abbildung 1 zeigt die Ablagestruktur in einem Bauprojekt. Sie ist nicht trennscharf.

Abb. 1: Ein beliebiger Projektordner

Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie erhalten vom Architektenbüro Leibold&Priegnitz per E-Mail einen Plan im pdf-Format zugeschickt, den Sie mit dem Antrag auf Baugenehmigung beim städtischen Bauordnungsamt einreichen sollen. Wo sollen Sie die Datei ablegen? Schon auf den ersten Blick haben Sie drei Möglichkeiten:
  1. unter Architektenbüro Leibold&Priegnitz
  2. unter Übersichtspläne
  3. unter Baugenehmigung.
Und wenn Sie sich nicht entscheiden können: Die Ordner „Allgemein“ oder „Schriftverkehr“ können zur Not immer herhalten.

Dahingegen spart eine trennscharfe Ordnung Zeit. Denn meine Arbeit kommt nie ins Stocken, nur weil ich nicht weiter weiß, wenn das Programm „Speichern unter?“ fragt.

Weitere Teile:

 

Sie wollen mehr über die gemeinsame Ablage lernen? Dazu gibt es eine Überblicksseite, die wichtige Artikel aus diesem Blog in eine Reihenfolge bringt. 

Kommentare

  1. Ich mag Ihre Artikel über "die Kunst, Dokumente abzulegen".

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie lassen sich Ergebnisse definieren? - Drei Beispiele (WBS, CBP und BDN)

Ich habe schon darüber geschrieben, warum das Definieren von Ergebnissen so wichtig ist. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Projektteams auf die eigentlichen Ziele. Aber was sind eigentlich Projektergebnisse? In diesem Beitrag stelle ich drei Methoden vor, um leichter an Ergebnisse zu kommen.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Wie Agilität den Kundennutzen steigert - Einige Argumente für Berater:innen

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit fragen sich viele, ob agile Beratung noch eine Zukunft hat. Die Antwort liegt in der konsequenten Orientierung am Kundennutzen. Qualität setzt sich durch, wenn sie messbare Verbesserungen bei Umsatz, Kosten und Leistungsfähigkeit bewirkt, anstatt sich in Methoden und zirkulären Fragen zu verlieren. Dieser Artikel zeigt, wie agile Beratung nachhaltige Veränderungen in Unternehmen schafft und warum gerade jetzt gute Berater:innen gebraucht werden, um Organisationen widerstandsfähiger zu machen.

Warum eine Agile Transformation keine Reise ist

Die agile Transformation wird oft als eine Reise beschrieben. Doch dieser Vergleich kann viele Unternehmen in die Irre führen oder Bilder von unpassenden Vergleichen erzeugen. Transformationen sind keine linearen Prozesse mit einem klaren Ziel, sondern komplexe und dynamische Entwicklungen. Dieser Artikel zeigt, warum Agilität kein Weg mit einem festen Endpunkt ist.

Kleine Organisationsveränderungen, die direktes Feedback erzeugen

Große Veränderungen sind in einer Organisation schwer zu messen. Oft liegt zwischen Ursache und Wirkung ein langer Zeitraum, sodass die Umsetzer:innen nicht wissen, was genau gewirkt hat. Hier ist eine Liste mit kleinen Maßnahmen, die schnell etwas zurückmelden.

Agile Leadership – Führst du noch oder dienst du schon?

Die Arbeitswelt verändert sich. Und das spüren nicht nur Führungskräfte, sondern vor allem Mitarbeitende. Immer mehr Menschen hinterfragen den Sinn ihrer Arbeit, erwarten Respekt, Vertrauen und eine Unternehmenskultur, die echte Zusammenarbeit ermöglicht. Studien wie die Gallup-Studie 2025 oder die EY-Jobstudie zeigen: Der Frust am Arbeitsplatz wächst – und mit ihm die Unzufriedenheit mit der Führung. Höchste Zeit, umzudenken. Genau hier setzt agile Führung an. 1. Warum agile Führung heute entscheidend ist  Klassische Führung – hierarchisch, kontrollierend, top-down – funktioniert immer weniger. Die Zahlen sind eindeutig:  Laut Gallup fühlen sich nur noch 45 % der deutschen Beschäftigten mit ihrem Leben zufrieden. Fast jede dritte Kündigung erfolgt wegen der Führungskraft. Nicht das Gehalt, sondern mangelnde Wertschätzung, fehlendes Vertrauen und ein schlechtes Arbeitsumfeld treiben Menschen aus Unternehmen.  Agile Führung bietet eine Alternative, die auf Vertrauen, Selbs...

Ent-Spannen statt Platzen: Erste Hilfe für mehr Vertrauen und Resilienz im Team

Zwei Themen die mir in den letzten Wochen immer wieder über den Weg laufen sind Vertrauen und Resilienz. Vertrauen als das Fundament für gemeinsame Zusammenarbeit und Resilienz als die Fähigkeit, Herausforderungen, Stress und Rückschläge zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen.  In dem Blogpost möchte ich ein paar Erste-Hilfe Interventionen teilen, die zu mehr Vertrauen und Resilienz im Team führen können - gerade wenn die Emotionen hochkochen und es heiss her geht im Team. Die „Mist-Runde“: Ärger Raum geben. In konfliktbeladenen oder belasteten Teams kann es eine große Herausforderung sein, eine offene Kommunikation und ein respektvolles Miteinander zu fördern. Eine einfache, aber äußerst effektive Methode, um Spannungen abzubauen, ist die „Mist-Runde“ . Diese Intervention, die ich zuerst bei Veronika Jungwirth und Ralph Miarka kennengelernt habe, gibt den Teilnehmern einen geschützten Raum, in dem sie ihre Frustrationen und negativen Gedanken ohne Zensur äußern können un...

Microsoft Lists: mit Forms und Power Apps komfortabel mobil arbeiten

In meinem Kundenkreis sind viele Menschen, die den Arbeitsalltag nicht vorwiegend auf dem Bürostuhl sitzend verbringen, sondern "draußen" unterwegs sind. Vielleicht in Werkstätten oder im Facility-Management. Es ist so wichtig, dass die Schnittstellen zu den Abläufen im Büro gut abgestimmt sind. Microsoft 365 hat so einiges im Baukasten, man muss es nur finden und nutzen.  In diesem Artikel spiele ich ein Szenario durch, das auf Microsoft Lists, Forms und - für die Ambitionierteren - Power Apps setzt.

Selbstbewertungsfragen für den Alltag in Arbeitsgruppen aus Sicht von Mitarbeitenden

Welche Fragen können wir Mitarbeiter:innen stellen, um herauszufinden, ob agiles Arbeiten wirkt? Es gibt bereits eine Menge an Fragebögen. Aber ich bin nicht immer zufrieden damit.