Wer nach gutem „Zeit- und Selbstmanagement“ fragt, sucht Wege zum Erfolg. Im ersten Teil dieser kleinen Serie beschäftigte ich mich mit der Frage, was Erfolg ist. Die Antwort: Alles, was zufrieden macht. Heute stelle ich die Frage: Wie wird man zufrieden? Auch hier ist die Antwort für mich simpel: Zufrieden (also erfolgreich) ist, wer sich erlaubt, stets so gut wie möglich zu sein, statt immer besser zu werden.
Das lernen wir früh in Familie, Ausbildung und Job: "Nur eine drei in Englisch? Das kannst du doch besser!" - "Welche zusätzlichen Qualifikationen zum Studium haben Sie vorzuweisen?" - "Ist das wirklich Ihr bestes Konzept, Ihr bestes Produkt, Ihr bestes Angebot?" Wir verinnerlichen: Was zählt, ist: Weiter, besser, mehr! Sich stets anstrengen, mehr, bessere Leistungen zu wollen, das ist nicht nur die Devise. Es ist auch ein Wert für sich.
"Daher liegt ein Großteil der guten Charakterbildung in der Entschlossenheit, gut zu werden."
Zeichnung vom Autor |
Einfach nur gut sein? In heutigen Zeiten kann dieser Gedanke geradezu verwegen, provokant, ja vielleicht sogar radikal wirken. Die Dinge jetzt - im aktuellen Moment - so gut wie möglich zu machen, erfordert nämlich gleichzeitig zu erkennen und zu akzeptieren, dass auch die Ergebnisse jetzt - im aktuellen Moment - maximal gut sind. Mehr ist jetzt - im aktuellen Moment - nicht rauszuholen. Doch fordert der Zeitgeist nicht das genaue Gegenteil? Ist nicht gerade eine der wichtigsten Forderungen heute, dass wir uns als Einzelne und als Gesellschaft niemals mit dem Status Quo zufrieden geben sollen?
Und ja, für uns und andere ist das Streben nach Mehr und Besserem eine sehr gute Sache. Allerdings nur, solange wir es zielgerichtet nutzen. Als Mittel für unsere Zwecke bringt es uns dazu, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. So finden wir zukünftig wirksamere, bessere Lösungen für das, was uns (und unserem Umfeld) wichtig ist. So - und nur so - kommen wir in den Flow. So - und nur so - werden wir maximal leistungsfähig. So - und nur so - werden wir letztlich zufrieden und erfolgreich.
Als Selbstzweck dagegen verhindert permanentes Besser-werden-Wollen, dass wir mit dem aktuell Erreichten zufrieden sind. Wenn ein zufriedenes Gefühl jedoch Voraussetzung für unseren persönlichen Erfolg ist, bedeutet der zwanghafte Wille, besser zu sein als man momentan vielleicht sein kann, eben auch andauernde persönliche Unzufriedenheit. Und damit andauernden persönlichen Misserfolg. Wir drohen zu scheitern. Und zwar: Big Time!
Zudem führt das Diktat der permanenten Verbesserung dazu, dass niemals die maximal beste Leistung abgerufen wird. Denn wer stets damit beschäftigt ist, tatsächliche oder vermutete Mängel zu beseitigen, ist abgelenkt. Er kann seine vorhandenen Kenntnisse und Fähigkeiten nicht zu 100 Prozent fokussiert und schon gar nicht maximal kreativ einsetzen, um eine Herausforderung bestmöglich lösungsorientiert zu meistern.
Erfolg und Zufriedenheit - und auch maximal gute Performance und Leistung - brauchen deshalb:
- Das Wissen und die echte, d.h. ehrliche (!) Akzeptanz, dass man selbst, einzelne Menschen und auch Gruppen im aktuellen Moment stets maximal gut sind. Erfolgreiche Menschen, Gruppen oder Teams wissen, dass sie zu jedem Zeitpunkt aus allen aktuell zur Verfügung stehenden Möglichkeiten immer die beste Kombination wählen - und dies immer in bester Absicht (mindestens für sich selbst). Auch wenn das von außen betrachtet oder auch im Nachhinein anders wirken mag.
- Eine gute Fehlerkultur. Dazu gehört zunächst die Überzeugung und die (ehrliche!) Akzeptanz, dass auch mit noch so positiven Intentionen im Tun Fehler passieren. Es kommt darauf an, die Fehler als Lernchance zu nutzen, um in Zukunft besser zu agieren.
Erfolgreich zu sein bedeutet im aktuellen Augenblick zufrieden sein zu können und gleichzeitig seine eigenen Ziele im Auge zu haben. Wohlwissend, dass man für das Erreichen ein paar Etappen braucht, vielleicht auch ein paar Umwege geht und für den nächsten Schritt unter Umständen noch etwas lernen muss, was man heute noch nicht kann.
"Daher liegt ein Großteil der guten Charakterbildung in der Entschlossenheit, gut zu werden."
Seneca (Briefe an Lucilius)
Wenn Sie also Erfolg haben wollen, erlauben Sie sich, so gut wie möglich zu sein! Mit allem, was Sie zu bieten haben: Ihren Absichten und Zielen, Ihren Stärken und Schwächen, Ihrer Persönlichkeit und Erfahrungen, also auch Ihrer Geschichte. Erlauben Sie sich, auch Zwischenergebnisse anzuerkennen und aus den bisherigen Erfahrungen zu lernen.
Versuchen Sie nicht, ständig besser zu sein als es Ihnen gerade möglich ist. Seien Sie einfach nur: gut! Damit sind Sie viel besser als viele andere.
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Versuchen Sie nicht, ständig besser zu sein als es Ihnen gerade möglich ist. Seien Sie einfach nur: gut! Damit sind Sie viel besser als viele andere.
Links
- /1/ Erfolgsgeheimnisse 1: Erfolg ist, was zufrieden macht.
- /2/ Erfolgsgeheimnisse 2: Jetzt gut sein, statt immer besser werden.
- /3/ Erfolgsgeheimnisse 3: Erfolg ist, was ICH will.
- /4/ Erfolgsgeheimnisse 4: Die richtigen Dinge richtig tun.
- /5/ Erfolgsgeheimnisse 5: Wir dürfen.
Edgars eigener Blog: www.trellisterium.de
Edgars Podcast: trellisterium.podbean.com
Edgar Rodehack ist Teamwork-Enthusiast mit einem Faible für agile Formen der Zusammenarbeit. Da trifft es sich natürlich gut, dass er das beruflich macht. Er ist Organisationsberater, Business und Agile Coach, Teamentwickler und Moderator. Außerdem ist er ein Mensch mit Frau und drei Kindern, der viel Spaß am Musikmachen, Schreiben und Lesen hat. Mehr über ihn: www.rodehack.de
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