Direkt zum Hauptbereich

Wie baut man einen Aktenplan auf?

Ein Aktenplan beschreibt, an welcher Stelle genau ein Team seine Dokumente und Nachrichten ablegt. Aber wie baut man den genau auf?

Ein Aktenplan ist ein Wegweiser durch den Dokumentenbestand. Ich habe bereits darüber geschrieben, wofür man einen Aktenplan braucht. 

Ablage nach Vorgängen

Warum haben wir eigentlich so viele Dokumente und Nachrichten? Wir erstellen, bekommen und verteilen sie, weil wir Vorgänge und Projekte abschließen wollen. Darum empfehlen wir auch immer wieder, die Ablage nach Vorgängen und Projekten zu organisieren. So behalten wir den Überblick darüber, was zu tun ist.

Die einfachste Teamablage besteht also aus zwei Ordnern: unsere aktuellen Vorgänge, unsere archivierten Vorgänge. Für jeden neuen Vorgang wird ein Ordner mit einem aussagekräftigen Namen angelegt. Meist gibt es dafür einen externen Auslöser. Wenn das Ergebnis des Vorgangs da ist, schieben wir den Vorgang ins Archiv. So sehen wir stets, um welche Vorgänge wir uns als Nächstes kümmern müssen. Wir empfehlen, die Vorgänge so zu schneiden, dass wir sie schnell abschließen können.

Aber wie behalten wir den Überblick, wenn wir sehr viele laufende Vorgänge haben? Wir bündeln sie.

Vorgänge in Prozessen bündeln

Da nicht jedes Team und nicht jedes Teammitglied alle Vorgänge bearbeitet oder sehen muss, bündeln wir ähnlich ablaufende Vorgänge in Prozessen. Ein Prozess besteht aus einem Objekt und einem Verb: Mitarbeiter einstellen (im Ggs. zu Mitarbeiter kündigen), Angebote abgeben (im Ggs. zu Aufträge bearbeiten), Produkte entwickeln (im Ggs. zu Produkte vermarkten). Das Objekt und das Verb zusammen sorgen für Trennschärfe.

Wenn wir sehr viele Prozesse haben, können wir diese wiederum in Gruppen zusammenfassen: Marketing, Personal, Beratung usw.

Struktur eines Aktenplans

Gibt es eine besondere Reihenfolge, die sich bewährt hat?

Struktur eines Aktenplans

Strategische Prozesse vor Kernprozessen vor unterstützenden Prozessen 

Wir bauen aus verschiedenen Gründen Aktenpläne wie folgt auf:

  • Am Anfang stehen die strategischen Prozesse, die die Zukunft sichern. Diese Prozesse werden gern vergessen. Wir stellen sie an den Anfang, weil man dann vielleicht darüber stolpert. In diese Gruppen gehören Planungen, Controlling, Arbeit mit Gremien, interne Sitzungen, strategische Projekte sowie Vorgänge zum Lernen und Entwickeln von Produkten.
  • Im mittleren Teil des Aktenplans stehen die Kernprozesse: Damit verdient eine Organisation ihr Geld bzw. damit erfüllt sie ihre Mission. Das sind die Prozesse, von denen Externe erwarten, dass die Organisation sie ausführt.
  • Schließlich folgen die unterstützenden Prozesse. Sie dienen den Kernprozessen. Dazu gehören z. B. die Beschaffung und Betreuung von Mitarbeitern, der Einkauf von Waren usw.

Jetzt gibt es Prozesse, die sich nicht eindeutig zuordnen lassen. Gehören die Marketingprozesse zu den strategischen Prozessen oder zu den Kernprozessen? Sie sind strategisch, weil sie die Zukunft sichern. Ohne Marketing kauft kein Kunde unsere Produkte oder Dienstleistungen. Sie könnten aber auch Kernprozesse sein, weil die Kunden erwarten, dass man Angebote abgibt oder Verträge verhandelt. Bei uns hat die Gruppe "Marketing und Vertrieb" eine eigene Aktenplannummer und steht zwischen den strategischen Prozessen und den nächsten Kernprozessen.

Prozesse nach Lebensgeschichte ordnen 

In welcher Reihenfolge werden die Prozesse aufgelistet? Ohne Nummer oder Aktenzeichen würden alle Prozesse in der Ablage nach dem Alphabet sortiert. Ich finde es besser, wenn wir in etwa der Lebensgeschichte folgen. Der Prozess, der zuerst kommt, steht am Anfang, der letzte Prozess am Ende. Im Fall von Personalprozessen sähe das so aus:

  1. Mitarbeiter suchen
  2. Mitarbeiter einarbeiten
  3. Arbeitsverträge ändern
  4. Urlaub und Abwesenheit bearbeiten
  5. Mitarbeiter ehren
  6. Mitarbeiter ermahnen
  7. Mitarbeiter berenten
  8. Mitarbeiter kündigen.

Im Falle von IT-Dienstleistungen sähe das so aus:

  1. Systeme aufbauen und ändern
  2. Systeme pflegen
  3. Systeme abbauen

Prozesse nach Häufigkeit ordnen

Es gibt Prozesse, die in der Lebensgeschichte im gleichen Zeitraum passieren. In diesem Fall gilt:

  • häufige Prozesse kommen vor seltenen Prozessen
  • allgemeine Prozesse kommen vor speziellen Prozessen

Wissen einsortieren

Im Aktenplan halten wir auch die Wissensordner fest. Da gibt es unterschiedliche Kategorien:

  • Externes Wissen, z. B. Gesetze und Normen oder Preislisten von Lieferanten
  • Objektakten: statisches Wissen über wichtige Objekte: Gebäudeakten, Maschinenakten oder Personalakten. Dieses Wissen wird überwiegend intern erstellt und wird in vielen Prozessen gebraucht.
  • Prozesswissen und Steuerungsdokumente: Dieses Wissen wird in der Vergangenheit intern erstellt und macht das Bearbeiten eines Vorgangs einfacher. Dazu gehören Formulare, Vorlagen, Textbausteine, Pläne und Listen.

Für das Wissen gibt es natürliche Orte: 

  • Wissen, das sich auf mehrere Prozesse bezieht, steht vor oder über den Prozessen. 
  • Wissen, das sich nur auf einen Prozess bezieht, steht im Prozessordner vor den Vorgängen. 
  • Wissen, das sich nur auf einen bestimmten Vorgang bezieht, steht im Vorgang.

Beim Beschreiben der eigenen Prozesse gibt es zu Beginn viele Unsicherheiten. Wie können wir für mehr Klarheit sorgen?

Wie finden wir unsere eigenen Prozesse?

Man kann sich leicht verzetteln, wenn man über die eigenen Prozesse diskutiert. Hier gibt es ein paar Hinweise:

(1) Die Ablage soll uns dabei helfen, unsere Arbeit zu machen. Ein Prozessordner bündelt unsere Vorgänge. Welche Vorgänge machen wir, um unsere Kunden zu bedienen? Wir starten mit den externen Auslösern und den Ergebnissen aus Kundensicht. 

Manchmal gibt es in der Lebensgeschichte eines Vorgangs natürliche Halte- oder Abbruchpunkte. Ein Prozess könnte z. B. "Aufträge bearbeiten" heißen. Ein Auftrag beginnt immer mit einer Kundenanfrage, die mit einem Angebot beantwortet wird. Aber da nicht jede Anfrage zu einem Angebot, und nicht jedes Angebot zu einem Auftrag führt, legen wir drei Prozesse an: 

  • "Kundenanfragen beantworten", 
  • "Angebote erstellen" und 
  • "Aufträge bearbeiten".

(2) Mit wenigen Kernprozessen starten und später verfeinern. Man kann sich an den Leistungen orientieren, die die Organisation auf ihrer Webseite veröffentlicht hat. 

(3) Wann legen wir weitere Prozessordner an? Wenn die Anzahl der laufenden Vorgänge 30-50 Stück überschreitet. Dann muss man rollen, weil man nicht mehr alle Vorgänge auf einer Bildschirmseite sieht. 

In dieser Phase lohnt sich auch ein externer Blick oder externe Beratung. 


Mehr zum Thema Ablage gibt es auf der Übersichtsseite in diesem Blog: https://www.teamworkblog.de/p/thema-ablage.html  

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie lassen sich Ergebnisse definieren? - Drei Beispiele (WBS, CBP und BDN)

Ich habe schon darüber geschrieben, warum das Definieren von Ergebnissen so wichtig ist. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Projektteams auf die eigentlichen Ziele. Aber was sind eigentlich Projektergebnisse? In diesem Beitrag stelle ich drei Methoden vor, um leichter an Ergebnisse zu kommen.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Microsoft Copilot - Notebook, Pages, Agents und mehr

Es tut sich sehr viel an der Copilot Front. Gefühlt entwickelt Microsoft mit aller Kraft die KI-Anwendung weiter. Mit dem letzten Update hat sich die Microsoft-Startseite stark verändert. Hier zeige ich, was sich hinter all den Begrifflichkeiten verbirgt und was davon alltagstauglich ist.

Erfahrung mit Vibe-Coding - und warum das keine Teamprobleme löst

Die KI-Werkzeuge zum Erstellen von Werkzeugen für die tägliche Arbeit werden immer besser. Die selbstgestrickten Tools erleichtern die eigene Arbeit. Aber für den Einsatz im Team fehlt noch etwas.

Schätzungen sind schätzungsweise überschätzte Schätze

"Wer viel misst, misst viel Mist." Zumindest ist diese Gefahr gegeben. Entweder misst man z. B. Mist, weil man zu früh zu KPIs zur Messung von Ergebnissen greift, oder aber man greift zu den falschen KPIs, die gar nicht das messen, was man wissen möchte. Einst war agiles Arbeiten der alternative Ansatz, aber inzwischen gibt es auch für einige Details dessen, was in Konzernen als "agil" praktiziert wird, einleuchtende alternative Ideen, die bis heute noch nicht so richtig auf die große Bühne vorgedrungen zu sein scheinen. 

Wenn Leisten Leistung kostet

Immer. Immer "on". Immer mehr. Immer schneller. Und natürlich: Immer besser. Das ist die Welt, in der wir heute leben. Eine Welt der Dauerleistung. Und die hat ihren Preis: Wir werden schwächer. Sofern wir nicht die Grundlagen guten (Selbst-)Managements beherzigen und Pausen machen. Also zur richten Zeit das wirklich Wichtige tun.

A shared file storage is not a library

In over 90% of cases where we advise organizations on filing systems, we find that they are organized by topic. This system quickly leads to chaos because outdated documents are not disposed of quickly enough. So why does everyone think to structure their filing system by topic? I believe we have the wrong idea.

From False Starts to Precision Landing: The Evolution of Requirements Management

Requirements management originated in U.S. rocket programs between 1945 and 1970. A small management trick contributed to the success of the Apollo program.

Wenn es mal gerade etwas schwierig bei Kund:innen wird… Zwei Fragen, die uns helfen, unsere Strategie mit unseren Kund:innen abzusprechen.

Seit 2024 organisieren Bob Galen und ich eine Masterclass für agile Coaches. Wir möchten die Ausbildung von agilen Coaches verbessern und ihnen Techniken mitgeben, mit denen sie bei ihren Kund:innen etwas einfacher haben. Bisher haben wir in vier Durchgängen mit jeweils 14 Modulen ungefähr 70 Extraordinarily Badass Agile Coaches ausgebildet (/1/). In diesem Blogpost möchte ich ein paar Erfahrungen und simple Techniken aus der Masterclass teilen, wie wir unsere Strategie besser abstimmen können. Sie beschränken sich nicht auf agiles Coaching – das ist nur das Setting.

Wie läuft ein Projekt zum Entwickeln von Szenarien ab?

Seit 2016 beschäftigen Edgar und ich uns intensiv mit der Szenariotechnik. Szenarien sind ein wirkungsvolles Werkzeug, um Projekte oder ganze Geschäftsmodelle auf ihre Zukunftstauglichkeit zu testen.