Direkt zum Hauptbereich

Wofür braucht man einen Aktenplan?

Es muss im Jahr 2000 gewesen sein. In meinem Job hatte ich ein breites Feld an Aufgaben und ich wollte den Überblick behalten. Ich kannte mich schon mit verschiedenen Zeitmanagementsystemen aus. Aber mein Schreibtisch und meine elektronische Ablage wurden immer unübersichtlicher. Wer könnte noch ein Problem in der Ablage haben? Die Lösung fand ich in einem Handbuch für Sekretärinnen: einen Aktenplan. Ohne ihn wäre mein Leben anders verlaufen.

Was ist ein Aktenplan?

Ein Aktenplan ist ein einfaches Mittel für das Halten von Ordnung. Der Aktenplan hat mich überzeugt. Ich habe später mit Wolf Steinbrecher und anderen das Common Sense Team gegründet, um anderen Teams und Organisationen beim Aufbau einer gemeinsamen Ablage zu helfen.

Eine Ablage gleicht eher einem Supermarkt als einer Bibliothek (Bild automatisch erzeugt von Chat-GPT)

Es gibt viele Techniken, um einen Aktenplan zu erstellen: Manche bevorzugen eine Sortierung nach Organisationseinheit und andere nach Themen oder Objekten. Wir bevorzugen eine prozessorientierte Ablage. Unser eigener Aktenplan besteht aus folgenden Ordnern:

  • 0 Strategie
  • 1 Lernen und Entwickeln
  • 2 Marketing und Vertrieb
  • 3 Seminare geben
  • 4 Kunden beraten
  • 5 Produkte entwickeln
  • 6 Organisation entwickeln
  • 7 Ressourcen
  • 8 Personal
  • 9 Wissensarchiv

Wir haben unsere wichtigsten Prozesse gesammelt und sie diesen Oberordnern zugeordnet. Der Aktenplan ist ein praktisches Hilfsmittel, um eine Ablage aufzubauen und um sie neuen Teammitgliedern zu erklären.

Welche Informationen stehen noch im Aktenplan?

Wir haben unsere Dokumente nach Vorgängen gebündelt und nach Prozessen sortiert. Vorgänge werden archiviert, wenn sie jemand abgeschlossen hat. Aber es gibt neben den Vorgängen noch andere Dokumente, z. B. Wissensdokumente, Objektakten und Vorlagen. Unser Aktenplan listet alle Ordner (ohne die Vorgänge) auf. Er besagt, welche Art von Dokumenten dort zu finden sind. Wenn ein Ordner Vorgänge enthält, gibt es einen Hinweis darauf, wie die Vorgangsnamen zu bilden sind.

Im Aktenplan stehen also unsere konkreten Vereinbarungen, wie wir Prozess für Prozess ablegen.

Braucht man überhaupt einen Aktenplan?

Schaue ich heute noch in den Aktenplan? Nein. Wir benutzen unsere Ablage seit über 10 Jahren. Jeder im Team kennt die Ablage. Wenn jemand Neues ins Team kommt, wird ihm direkt die Ablage erklärt. Wir achten darauf, dass die Ablageregeln eingehalten werden und von Zeit zu Zeit wird aufgeräumt.

Der Aktenplan ist dann wichtig, wenn man eine neue Ablage aufbaut und wenn man sie anderen erklärt.

Solch ein Aktenplandokument kann aber schnell umfangreich werden. Es ist mühselig, seitenweise Aktenplaneinträge zu lesen. Es noch mühseliger, diese Dokumente zu pflegen. Wie gehen wir damit um? Sollen wir den Aktenplan gleich sein lassen?

Stellen wir die Fragen anders: 

  • Wie muss unsere Ablage dokumentiert sein, damit sich eine neue Person oder ein abteilungsfremder Mitarbeiter soweit zurechtfindet, dass er/sie das richtige Dokument findet oder ablegt?
  • Wie halten wir unsere Vereinbarungen zur Ablage fest?

Dazu fallen mir weitere Möglichkeiten ein:

  • Als erstes gibt es natürlich den ausführlichen Aktenplan mit allen Informationen. Wir können daraus aber auch eine Kurzversion erstellen. Diese Kurzversion könnte die Oberstruktur oder die wichtigen Hauptordner erklären. Dann könnte man auf verschiedene Ablagemuster hinweisen.
  • Die Informationen aus der Kurzversion könnte statt in einer Liste auch als Präsentation aufbereitet werden.
  • Bei den modernen Dokumentenmanagememtsystemen (DMS) könnte man die wichtigen Infos auf in den Metadaten festhalten und regelmäßig per Skript exportieren. Wenn man kein DMS hat, könnte man in jeden Ordner eine Infodatei ablegen. Allerdings soll der Aktenplan der erste Einstieg in unsere Informationslandschaft sein. Daher ist es auch möglich, auf Ablageorte hinzuweisen, die nicht in der gemeinsamen Ablage stehen („Diese Akten stehen in Papierform im 1. Schrank im Sekretariat.“ „Diese Belege sind im SAP-System.“ usw.) Das darf nicht vergessen werden.
  • Vielleicht ist es auch eine gute Idee, neue Mitarbeiter persönlich die Ablage in 1-2 Stunden vorzustellen. Dazu wäre ein Spickzettel nützlich. Darauf stehen die wichtigsten Punkte, wie die Ablage funktioniert.

Jede Organisation muss ihren eigenen Weg finden, diese Dinge festzuhalten. Es spricht nichts dagegen, unterschiedliche Techniken auszuprobieren und sich später zu einigen. Ein Dokument, auf das keiner wartet, ist Verschwendung. Eine Ablage, die nicht funktioniert, ist es aber auch.


Wir haben in diesem Blog eine Übersichtsseite mit unseren wichtigsten Artikeln zur Ablage.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie lassen sich Ergebnisse definieren? - Drei Beispiele (WBS, CBP und BDN)

Ich habe schon darüber geschrieben, warum das Definieren von Ergebnissen so wichtig ist. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Projektteams auf die eigentlichen Ziele. Aber was sind eigentlich Projektergebnisse? In diesem Beitrag stelle ich drei Methoden vor, um leichter an Ergebnisse zu kommen.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Wie Agilität den Kundennutzen steigert - Einige Argumente für Berater:innen

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit fragen sich viele, ob agile Beratung noch eine Zukunft hat. Die Antwort liegt in der konsequenten Orientierung am Kundennutzen. Qualität setzt sich durch, wenn sie messbare Verbesserungen bei Umsatz, Kosten und Leistungsfähigkeit bewirkt, anstatt sich in Methoden und zirkulären Fragen zu verlieren. Dieser Artikel zeigt, wie agile Beratung nachhaltige Veränderungen in Unternehmen schafft und warum gerade jetzt gute Berater:innen gebraucht werden, um Organisationen widerstandsfähiger zu machen.

Warum eine Agile Transformation keine Reise ist

Die agile Transformation wird oft als eine Reise beschrieben. Doch dieser Vergleich kann viele Unternehmen in die Irre führen oder Bilder von unpassenden Vergleichen erzeugen. Transformationen sind keine linearen Prozesse mit einem klaren Ziel, sondern komplexe und dynamische Entwicklungen. Dieser Artikel zeigt, warum Agilität kein Weg mit einem festen Endpunkt ist.

Kleine Organisationsveränderungen, die direktes Feedback erzeugen

Große Veränderungen sind in einer Organisation schwer zu messen. Oft liegt zwischen Ursache und Wirkung ein langer Zeitraum, sodass die Umsetzer:innen nicht wissen, was genau gewirkt hat. Hier ist eine Liste mit kleinen Maßnahmen, die schnell etwas zurückmelden.

Agile Leadership – Führst du noch oder dienst du schon?

Die Arbeitswelt verändert sich. Und das spüren nicht nur Führungskräfte, sondern vor allem Mitarbeitende. Immer mehr Menschen hinterfragen den Sinn ihrer Arbeit, erwarten Respekt, Vertrauen und eine Unternehmenskultur, die echte Zusammenarbeit ermöglicht. Studien wie die Gallup-Studie 2025 oder die EY-Jobstudie zeigen: Der Frust am Arbeitsplatz wächst – und mit ihm die Unzufriedenheit mit der Führung. Höchste Zeit, umzudenken. Genau hier setzt agile Führung an. 1. Warum agile Führung heute entscheidend ist  Klassische Führung – hierarchisch, kontrollierend, top-down – funktioniert immer weniger. Die Zahlen sind eindeutig:  Laut Gallup fühlen sich nur noch 45 % der deutschen Beschäftigten mit ihrem Leben zufrieden. Fast jede dritte Kündigung erfolgt wegen der Führungskraft. Nicht das Gehalt, sondern mangelnde Wertschätzung, fehlendes Vertrauen und ein schlechtes Arbeitsumfeld treiben Menschen aus Unternehmen.  Agile Führung bietet eine Alternative, die auf Vertrauen, Selbs...

Ent-Spannen statt Platzen: Erste Hilfe für mehr Vertrauen und Resilienz im Team

Zwei Themen die mir in den letzten Wochen immer wieder über den Weg laufen sind Vertrauen und Resilienz. Vertrauen als das Fundament für gemeinsame Zusammenarbeit und Resilienz als die Fähigkeit, Herausforderungen, Stress und Rückschläge zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen.  In dem Blogpost möchte ich ein paar Erste-Hilfe Interventionen teilen, die zu mehr Vertrauen und Resilienz im Team führen können - gerade wenn die Emotionen hochkochen und es heiss her geht im Team. Die „Mist-Runde“: Ärger Raum geben. In konfliktbeladenen oder belasteten Teams kann es eine große Herausforderung sein, eine offene Kommunikation und ein respektvolles Miteinander zu fördern. Eine einfache, aber äußerst effektive Methode, um Spannungen abzubauen, ist die „Mist-Runde“ . Diese Intervention, die ich zuerst bei Veronika Jungwirth und Ralph Miarka kennengelernt habe, gibt den Teilnehmern einen geschützten Raum, in dem sie ihre Frustrationen und negativen Gedanken ohne Zensur äußern können un...

Microsoft Lists: mit Forms und Power Apps komfortabel mobil arbeiten

In meinem Kundenkreis sind viele Menschen, die den Arbeitsalltag nicht vorwiegend auf dem Bürostuhl sitzend verbringen, sondern "draußen" unterwegs sind. Vielleicht in Werkstätten oder im Facility-Management. Es ist so wichtig, dass die Schnittstellen zu den Abläufen im Büro gut abgestimmt sind. Microsoft 365 hat so einiges im Baukasten, man muss es nur finden und nutzen.  In diesem Artikel spiele ich ein Szenario durch, das auf Microsoft Lists, Forms und - für die Ambitionierteren - Power Apps setzt.

Selbstbewertungsfragen für den Alltag in Arbeitsgruppen aus Sicht von Mitarbeitenden

Welche Fragen können wir Mitarbeiter:innen stellen, um herauszufinden, ob agiles Arbeiten wirkt? Es gibt bereits eine Menge an Fragebögen. Aber ich bin nicht immer zufrieden damit.