In einem legendärem Vortrag skizzierte Peter Kruse 8 Regeln des totalen Stillstands. Ihm zufolge wurden die Regeln entwickelt, um Managern und Führungskräften dabei zu helfen, Bereiche mit potenziellem Widerstand gegen Veränderungen zu erkennen und Menschen auf strukturierte Weise durch den Veränderungsprozess zu führen.
Wer war Peter Kruse?
Prof. Dr. Peter Kruse (* 30. Januar 1955 – † 1. Juni 2015) war eine einflussreiche Figur in der Organisationsentwicklung. Der Psychologe und Honorarprofessor für Allgemeine und Organisationspsychologie an der Universität Bremen gilt bis heute als renommierter und kreativer Denker und Rebell. Kruse war bekannt für seine provokanten Denkansätze und Vorträge, die Unternehmen dazu inspirierten, sich mit Herausforderungen in einer zunehmend vernetzten und komplexen Welt auseinanderzusetzen. In einem seiner legendären Vortrage beschreibt er, wie du Veränderung garantiert verhindern kannst. In diesem Blogartikel möchte ich dir die 8 Regeln des totalen Stillstandes vorstellen. Schmunzeln ausdrücklich erwünscht! Wenn es dir im Video zu schnell geht: Ich habe dir die geniale Rede in diesem Artikel transkripiert.
Die 8 Regeln des totalen Stillstandes
1. Regel - Führung in Extremen
Pendeln Sie möglichst oft zwischen den Extremen hin und her.
Führungskräfte sollten sich entweder ganz raushalten nach dem Motto „Leute, ihr macht das schon“ oder alles im Griff haben. Wenn die Führung alles im Griff hat, ist die ganze Firma so intelligent wie die Führung: also notwendig begrenzt. Wenn sie alles freigeben, hat jeder seine eigene Fantasie und wenn jeder seine eigene Fantasie hat, geht auch nichts zusammen. Das Beste, was Sie machen können, ist zu versuchen, die ganze Zeit alles im Griff zu haben und geben Sie dann manchmal plötzlich projektbezogen völlige Freiheit. Da können die Leute gar nichts mit anfangen. Also verhalten sich immer hübsch in den Extremen.
2. Regel - Gerüchte und informelle Diskussionen
Fördern sie Gerüchte und informelle Gespräche
Diskussionen über Ziele und Inhalte möglichen Veränderungen sollten konsequent nur auf der informellen Ebene geführt werden. Machen Sie Gerüchte. Das Allerbeste, was Sie machen können, sind Gerüchte für die Stabilität im System. Am besten, Sie gewöhnen sich das ab Morgen an: Sie gehen jeden Morgen durch die Firma, gehen durch irgendeine Abteilung durch und sagen „Ich glaube, die Abteilung wird geschlossen…“ und gehen gleich weiter. Fantastisch. Jeden Morgen eine Übung dieser Art! Sie haben einen Mords Theater in der Hütte, aber es wird sich garantiert nichts ändern. Machen Sie Gerüchte. Je mehr Gerüchte Sie machen, desto besser.
3. Regel - Ständige Überforderung
Erzeugen sie operative Hektik.
Möglichst viele Aktivitäten sollten gleichzeitig angezettelt werden. Es ist für ständige Überforderung zu sorgen. Machen Sie operative Hektik. Machen Sie eine Maßnahme, in der Sekunde oder in der Minute, aber niemals eine Maßnahme des Jahres, weil dann ändert sich ja wirklich etwas.
4. Regel - Wettbewerb fördern
Schaffen sie einen Krabbenkorb-Wettbewerb.
Es sollte ein umfassender Wettbewerb ausgerufen werden. Jeder ist darauf hinzuweisen, dass bei Ihnen wirklich nur der Einsatzbereiteste überlebt. Machen Sie internen Wettbewerb oder wie ich heute sagen würde: machen Sie Krabbenkörbe. Kennen Sie dieses Beispiel? Wenn Sie den Fischern zuschauen an der Küste, wenn sie ihre Fische an Land bringen, haben die immer so Körbe. Da schmeißen sie die Fische rein. Und diese Körbe haben meistens keinen Deckel, weil die Fische an Land auch drinbleiben. Aber die haben auch einen Korb. Da sind diese großen Landkrabben drin. Ich habe mich immer gefragt verdammt nochmal, wieso hat dieser auch keinen Deckel? Die Krabben können doch jederzeit raus. Ganz einfach: die Fischer kennen das Prinzip interner Wettbewerb. Wenn sie zwei Krabben in einen Korb schmeißen, kommt keine Krabbe mehr raus. Immer wenn eine gerade hochkrabbelt, kommt die andere und zieht sie an ihr hoch und zieht sie damit runter. Das heißt, in einem Korb haben sie eine Mordsdynamik, aber nichts geht vorwärts. Und das ist das Prinzip interner Wettbewerb. Sieht supergut aus, aber es findet garantiert nicht statt. Also machen Sie Krabbenkörbe. Je mehr Krabbenkörbe, desto besser.
5. Regel - Schuldzuweisungen und Analysen
Suchen sie nach dem Schuldigen und intensive Analyse.
Es sollte stets ein Austausch untereinander stattfinden, um nach den zentralen Verursachern von Problemen zu suchen. Finden Sie heraus, wer schuld ist! Analysieren Sie! Fangen Sie bloß nicht an, einfach zu ändern. Immer erst den Schuldigen analysieren. Es gibt mit Abstand nichts Besseres, als wenn ein depressiver Mensch mit einem analytischen Menschen zusammenkommt. Dann haben Sie hinterher zwei depressive Menschen. Es ist absolut toll! Gehen sie so tief rein, wie Sie können. Analysieren Sie! Fangen Sie bloß nicht an, einfach drauf los zu ändern, weil dann passiert ja wirklich was. Immer erst analysieren!
6. Regel - Vermeide öffentliche Diskussionen über bestehende Regeln
Schützen sie den Status quo.
Es sollte auf keinen Fall öffentlich über den Sinn und Unsinn von bestehenden Regeln diskutiert werden. Also fangen Sie bloß nicht an, Ihre Parkplätze infrage zu stellen.
7. Regel - Schnelles Commitment bei Entscheidungen:
Fördere schnelles Nicken und langsame Umsetzung
Beschlüsse sollten auf der formellen Ebene möglichst schnell konsensfähig sein, um dann informell ausgiebig in Frage gestellt zu werden. Sorgen Sie für schnelles Commitment. Sehr beliebt bei Lenkungsausschüssen und Steuerungskreisen. Sorgen Sie dafür, dass die Leute schnell nicken. Je schneller die nicken, desto weniger haben Sie sich klar gemacht, was Sie gerade abgenickt haben. Und schon in dem Moment, wo die aufstehen, sieht man das den Gesichtern an. „Da müssen wir erstmal gucken, ob das so wirklich so geht…“. Damit sie alles wieder zurück, was sie gerade abgenickt haben. Sorgen sie für schnelles Commitment. Quälen Sie sich nicht vor der Entscheidung. Dann quälen sich nämlich ausreichend nach der Entscheidung.
8. Regel - Maximale Beschlussdynamik bei minimaler Umsetzungsdynamik
Trenne Beschluss- und Umsetzungsgeschwindigkeit
Die Veränderungsgeschwindigkeit auf der Beschlussebene sollte stets größer sein als auf der Umsetzungsebene. Sorgen sie einfach konsequent für maximale Beschlussdynamik bei minimaler Umsetzungsdynamik. Wenn Sie das tun, haben Sie ein lernendes System vor sich. Dann sagen die Leute schon nach kurzer Zeit: „Bei uns ist das mit Veränderungen wie mit der Grippe. Das dauert mit Arzt 14 Tage oder zwei Wochen. Man muss nur warten. Das geht vorbei.“ Überhaupt kein Problem. In einer Firma haben sie mir mal gesagt: „Das kenne ich. Das heißt bei uns BAW. Bend and Wait – Bieg dich beiseite. Warte, bis es vorbei ist. Komm wieder hoch.“ Und diese Freude an dieser Schaukelbewegung haben diese Leute im Laufe der Jahre trainiert.
Fazit
Bestehende Regeln und Strukturen in Organisationen kritisch zu hinterfragen und offen für Veränderungen zu kann eine riesige Herausforderung sein. Peter Kruse präsentiert auf humorvolle Weise die 8 Regeln, die im Kontext von Organisationsentwicklung und Führung zu totalem Stillstand führen. Diese Regeln bieten Impulse, hinderliche Verhaltensweisen und Prozesse zu identifizieren, die Veränderungen blockieren und effektives Zusammenarbeiten behindern. Ein erfolgreiches Navigieren durch den Veränderungsprozess erfordert Flexibilität, Offenheit und Kommunikation, um nachhaltige und positive Veränderungen in ihren Organisationen zu bewirken.
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