In vielen Fachgebieten gibt es eine Vielzahl von Büchern. Wie findet man das richtige Buch, um sich mit einem Thema vertraut zu machen? Ich denke gern über Projektmanagement in technischen Bereichen nach. Wie findet man also gute Bücher, um den Einstieg in Projektmanagement zu finden?
Projekte liefern einen geschäftlichen Wert (Business Value). Projektmanagement soll dabei helfen, die geschäftlichen Ziele zu erreichen. Es ist kein Selbstzweck. Für das Projektmanagement selbst gilt ebenfalls das Prinzip der Wirtschaftlichkeit. Das Projekt muss also mit Projektmanagement besser verlaufen als ohne.
Ein gutes Buch hilft bei konkreten der Zielklärung. Die wichtigste Rolle in Projekten liegt nicht beim Projektmanager sondern beim Auftraggeber.
Viele Titel über Projektmanagement stellen oft nur eine Arbeitsweise oder eine bestimmte Menge von Techniken vor. Sie weisen dann darauf hin, dass man sein Management an die Projektumgebung anpassen müsse. Das ist zwar richtig. Es fehlt aber der Hinweis, woran man denn dies erkennt. Wie erkenne ich, ob ich alle zwei Wochen oder alle zwei Monate einem Lenkungsausschuss Bericht erstatte? Wie lang sollte ein Sprint sein? Wie viel Puffer sollte ich einplanen, 15 oder 50%?
Ein gutes Buch gibt nachvollziehbare Hinweise, wie man sein Projekt und seine Umgebung strukturiert, um Ergebnisse liefern zu können.
Dass das Liefern von Ergebnissen schwierig ist, erkennt man am Verhalten der Beteiligten. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Wir manipulieren die Beteiligten, die zu 6% das Ergebnis beeinflussen können, oder wir manipulieren das System (94%).
Es gibt einige Bücher, die über die Beurteilung und die Einteilung von Menschen sowie über Konfliktmanagement schreiben. Das Grundverständnis mag vielleicht hilfreich sein, aber die daraus abgeleiteten Aktionen sind es nicht. Ein Vergleich wäre, jemandem, der sich den Unterschenkel gebrochen hat, nur Schmerzmittel zu geben, damit es nicht mehr so weh tut. Viele Titel managen die Konflikte gar nicht, sondern betäuben nur und berufen sich auf Erkenntnisse, die wissenschaftlich gar nicht bestätigt wurden. Dazu gehören zum Beispiel die Bewertungssysteme /1/, die Menschen in bestimmte Typen einteilen. Bei der Beschreibung fehlt oft der Hinweis, dass sich solche Handlungsmuster oft die Primärreaktionen beziehen. Es gibt aber auch Sekundärreaktionen, d. h. wir können einen Impuls unterdrücken und bewusst handeln /2/.
Zudem gibt es keinen wissenschaftlich belegten Hinweis zur herausragenden Bedeutung des Projektleiters /3/.
Ein gutes Buch verzichtet auf Klassifikationsschemata für Menschen.
Seine Art der Projektarbeit ist stark spezifikationsgetrieben. Das größte Risiko wäre also die Abweichung von der Spezifikation. Das größere Risiko ist für viele Firmen aber das Marktrisiko: können wir das Projektergebnis überhaupt verkaufen? An wen, zu welchem Preis? Obwohl Berkun vereinzelt dazu etwas schreibt, wird dies dem Leser gar nicht klar. Deswegen ist mir ein Grundverständnis (Ergebnisse, Unsicherheit, Finanzierung) so wichtig.
Ein gutes Buch muss sich daran messen lassen, wie schnell es ein intuitives Verständnis für Projektarbeit schafft. Ansonsten ist es nur eine Ansammlung von Techniken, die dem Leser nicht wirklich hilft.
Ein anderer Weg ist das regelmäßige Lesen von Blogs zu dem Thema. Sehr gut finde ich zum Beispiel das Blog von Glen Alleman. Wenn man 20-30 seiner Artikel gelesen hat, bekommt man mit, was ihm wichtig ist. Er listet regelmäßig Artikel und Bücher auf. Dort habe ich schon viel gelernt. Wichtig sind für mich auch Peter Morris und Bent Flyvbjerg als Autoren.
Dann sehe ich mir an, welche Standards es gibt. Nicht nur einen Standard, sondern mehrere und ich versuche ihre Geschichte zu verstehen.
Was ist Projektarbeit?
Erinnern wir uns, was Projektarbeit ist. Sie bedeutet, Ergebnisse unter Unsicherheit zu liefern. Projekte werden nicht genehmigt, sondern finanziert. Wer diese beiden Punkte beachtet und selbst mitdenkt, macht schon einiges richtig. Ich kann das gar nicht oft genug betonen. Viele denken bei Projektmanagement gleich an das Abarbeiten einer Aufgabenliste oder an ganz viele Einzeltechniken, die auf -management enden. Es geht um Ergebnisse, Unsicherheit und Finanzierung.Projekte liefern einen geschäftlichen Wert (Business Value). Projektmanagement soll dabei helfen, die geschäftlichen Ziele zu erreichen. Es ist kein Selbstzweck. Für das Projektmanagement selbst gilt ebenfalls das Prinzip der Wirtschaftlichkeit. Das Projekt muss also mit Projektmanagement besser verlaufen als ohne.
Ein gutes Buch hilft bei konkreten der Zielklärung. Die wichtigste Rolle in Projekten liegt nicht beim Projektmanager sondern beim Auftraggeber.
Projekte sind unterschiedlich
Je nach Art der Ergebnissen und Art und Größe der Unsicherheit gibt es sehr unterschiedliche Projektprofile. Bei einigen verstehen Kunde und Projektteam die Anforderungen sehr gut, bei anderen nicht. Es gibt Projekte, in denen sich das Projektteam sehr gut mit der Technologie auskennt. In anderen wird technisches Neuland betreten. Es spielt auch eine Rolle, wie viele unterschiedliche Lieferanten im Projekt zusammenarbeiten müssen, um ein gemeinsames Ergebnis zu liefern.Viele Titel über Projektmanagement stellen oft nur eine Arbeitsweise oder eine bestimmte Menge von Techniken vor. Sie weisen dann darauf hin, dass man sein Management an die Projektumgebung anpassen müsse. Das ist zwar richtig. Es fehlt aber der Hinweis, woran man denn dies erkennt. Wie erkenne ich, ob ich alle zwei Wochen oder alle zwei Monate einem Lenkungsausschuss Bericht erstatte? Wie lang sollte ein Sprint sein? Wie viel Puffer sollte ich einplanen, 15 oder 50%?
Ein gutes Buch gibt nachvollziehbare Hinweise, wie man sein Projekt und seine Umgebung strukturiert, um Ergebnisse liefern zu können.
Projekte existieren in einem System
Jedes Projekt braucht Leute, die an Ergebnissen arbeiten und es unterstützen. In gewinnorientierten Unternehmen gibt oft zu viele Projekte. Das System, wie die Arbeit organisiert ist, lässt eine zügige Projektarbeit oft gar nicht zu. Von Deming stammt der Hinweis, dass 94% der Ergebnisse vom System bestimmt werden (und nicht vom Projektleiter oder dem Team).Dass das Liefern von Ergebnissen schwierig ist, erkennt man am Verhalten der Beteiligten. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Wir manipulieren die Beteiligten, die zu 6% das Ergebnis beeinflussen können, oder wir manipulieren das System (94%).
Es gibt einige Bücher, die über die Beurteilung und die Einteilung von Menschen sowie über Konfliktmanagement schreiben. Das Grundverständnis mag vielleicht hilfreich sein, aber die daraus abgeleiteten Aktionen sind es nicht. Ein Vergleich wäre, jemandem, der sich den Unterschenkel gebrochen hat, nur Schmerzmittel zu geben, damit es nicht mehr so weh tut. Viele Titel managen die Konflikte gar nicht, sondern betäuben nur und berufen sich auf Erkenntnisse, die wissenschaftlich gar nicht bestätigt wurden. Dazu gehören zum Beispiel die Bewertungssysteme /1/, die Menschen in bestimmte Typen einteilen. Bei der Beschreibung fehlt oft der Hinweis, dass sich solche Handlungsmuster oft die Primärreaktionen beziehen. Es gibt aber auch Sekundärreaktionen, d. h. wir können einen Impuls unterdrücken und bewusst handeln /2/.
Zudem gibt es keinen wissenschaftlich belegten Hinweis zur herausragenden Bedeutung des Projektleiters /3/.
Ein gutes Buch verzichtet auf Klassifikationsschemata für Menschen.
Populäre Bücher lassen sich gut verkaufen, aber schaffen kein Verständnis
Wer seine Suchmaschine der Wahl nach den besten Büchern über Projektmanagement fragt, bekommt oft Listen mit Büchern, die sich gut verkaufen lassen. Ziemlich weit oben steht oft ein Titel von Scott Berkun. Ein gutes Buch, flüssig beschrieben und hat ein paar gute Inhalte. Aber Berkuns Buch beschreibt nur Softwareentwicklung in Großunternehmen mit sehr vielen Anwendern und macht vielleicht noch ein paar Ausflüge ins Engineering. Der Titel gibt nur anekdotenhafte Empfehlungen für eine bestimmte Art von Projekten.Seine Art der Projektarbeit ist stark spezifikationsgetrieben. Das größte Risiko wäre also die Abweichung von der Spezifikation. Das größere Risiko ist für viele Firmen aber das Marktrisiko: können wir das Projektergebnis überhaupt verkaufen? An wen, zu welchem Preis? Obwohl Berkun vereinzelt dazu etwas schreibt, wird dies dem Leser gar nicht klar. Deswegen ist mir ein Grundverständnis (Ergebnisse, Unsicherheit, Finanzierung) so wichtig.
Ein gutes Buch muss sich daran messen lassen, wie schnell es ein intuitives Verständnis für Projektarbeit schafft. Ansonsten ist es nur eine Ansammlung von Techniken, die dem Leser nicht wirklich hilft.
Wie findet man ein gutes Buch, um das Thema zu verstehen?
Wenn ich zu einem neuen Thema etwas suche, starte ich im Moment bei Google Scholar. Ich gebe das Thema und "Literature Review" ein, z. B. "project management literature review". Dann sehe ich mir die Ergebnisse an. Da gibt es z. B. einen Artikel von Shenhar und Dvir über Projekteinteilungen ("Toward a typological theory of project management"). Der Artikel hört sich schon einmal interessant an. Sind denn die Autoren überhaupt relevant. Ich gebe mal die Namen der beiden bei Google Scholar ein und bekomme eine Vielzahl von Artikeln. Die beiden Herren haben viel zum Thema geschrieben und ihre Werke werden oft zitiert. Scheint relevant zu sein.Ein anderer Weg ist das regelmäßige Lesen von Blogs zu dem Thema. Sehr gut finde ich zum Beispiel das Blog von Glen Alleman. Wenn man 20-30 seiner Artikel gelesen hat, bekommt man mit, was ihm wichtig ist. Er listet regelmäßig Artikel und Bücher auf. Dort habe ich schon viel gelernt. Wichtig sind für mich auch Peter Morris und Bent Flyvbjerg als Autoren.
Dann sehe ich mir an, welche Standards es gibt. Nicht nur einen Standard, sondern mehrere und ich versuche ihre Geschichte zu verstehen.
Meine Buchempfehlungen für Projektmanagement
Die folgenden Titel helfen, die Natur von Projekten besser zu verstehen.- Shenhar, Aaron J. ; Dvir, Dov: Reinventing Project Management : The Diamond Approach To Successful Growth And Innovation. 1. Aufl.. Boston, Massachusetts: Harvard Business Press, 2007.
- Reinertsen, Donald: Managing the Design Factory. New York: Simon and Schuster, 1997.
- Alleman, Glen B.: Performance-Based Project Management : Increasing the Probability of Project Success. New York: AMACOM Div American Mgmt Assn, 2014.
- Morris, Peter W. G.: The Management of Projects. New edition. London: Thomas Telford, 1997.
- Morris, Peter W. G.: Reconstructing Project Management. New York: John Wiley & Sons, 2013.
- Flyvbjerg, Bent: Megaprojects and Risk : An Anatomy of Ambition. First Edition, Sixth Impression. Cambridge: Cambridge University Press, 2003.
- PRINCE2, https://www.axelos.com/best-practice-solutions/prince2
- PMI, https://www.pmi.org/
- Scrum, http://scrumguides.org/
Ein gutes Buch müsste mindestens einen dieser Autoren, eines dieser Bücher oder zwei dieser Standards zitieren und auf die wesentliche Literatur verweisen.
Sie wollen mehr über gute Projektarbeit lernen? Es gibt eine Übersichtsseite zum Thema Projektmanagement in diesem Blog. Dort finden Sie weitere Artikel, mit denen Sie sich in das Thema einlesen können.
Anmerkungen
- /1/ z. B. Pittenger, David J. "Measuring the MBTI… and coming up short." Journal of Career Planning and Employment 54.1 (1993): 48-52. oder J. Hunsley, C. M. Lee, J. M. Wood: Controversial and questionable assessment techniques. In: S. O. Lilienfeld, S. J. Lynn, J. M. Lohr (Hrsg.): Science and Pseudoscience in Clinical Psychology. Kapitel. Guilford Press. New York 2003, S. 39–76
- /2/ siehe z. B. Kuhl, Julius ; Martens, Jens-Uwe: Die Kunst der Selbstmotivierung. Stuttgart: Kohlhammer Verlag, 2013.
- /3/ Turner, John Rodney, and
Ralf Müller. "The project manager's leadership style as a success factor
on projects: A literature review." Project Management Institute, 2005.
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