Direkt zum Hauptbereich

Beyond project management? - Hat Projektmanagement noch eine Zukunft?

Marcus Raitner lädt auf führung-erfahren zu einer Blogparade (Beyond Project Management) ein, bei der ich gern mitmache. Ich glaube, die Diskussion darüber, ob Projektmanagement noch eine Zukunft hat, lenkt von den eigentlichen Themen ab.

Jeder kennt diverse Studien über die Erfolgsquote von Projekten bzw. darüber, wie Organisationen mit Projekten umgehen (/1/). Aus diesen Studien könnte man folgenden Schlüsse ziehen:
  • Die Mitarbeiter sind zu doof und können keine Projekte erfolgreich zu Ende führen.
  • Das Instrumentarium des Projektmanagement funktioniert grundsätzlich nicht oder nicht mehr.
Die Praktiker unter unseren Leser wissen, dass beides nicht stimmt. Selbst der beste Projektmanager kann nicht alle Projekt zum Erfolg führen, wenn die Organisation zu viele Projekte gestartet hat. Viele Firmen verzetteln sich aus meiner Sicht, weil sie zu viele Themen gleichzeitig bedienen wollen und widersprüchliche Ziele nicht erkennen. Projekte sind komplexe Probleme und über unseren Umgang mit komplexen Problemen hat Dietrich Dörner (/2/) ausführlich geschrieben.

Mein Argument ist, dass die meisten Menschen, die in Projekten arbeiten oder Projekte freigeben, nicht verstehen, was die Gestalt von Projektarbeit ist. Viele verwechseln Projektmanagement damit, eine Aktivitätenliste aufzustellen und mit irgendwelchen Tricks Beteiligte so zu beeinflussen, dass das Projekt erfolgreich abgeschlossen wird.

Aber das ist nicht Projektmanagement. Meine zwei wichtigsten Regeln lauten:
  • Projektarbeit bedeutet Ergebnisse unter Unsicherheit zu liefern.
  • Projekte werden nicht genehmigt, sondern finanziert.
Solange wir Ergebnisse liefern wollen und es Unsicherheiten und Risiken gibt, machen wir Projekte. Ein gutes Raster für Unsicherheit liefern Shenhar und Dvir (/3/).

Solange es in Projekten die drei Gruppen Projektumsetzer, Projektfinanzierer und Stakeholder gibt, werden wir bestimmte Dinge verhandeln müssen. Die Verhandlungen basieren auf Vorhersagen.

Projektarbeit wird nach diesen Regeln erst verschwinden, wenn wir keine Unsicherheit mehr haben, wenn wir keine Ergebnisse mehr brauchen oder wenn wir so viel Geld und Macht haben, dass wir uns mit Geldgebern und betroffenen Parteien nicht mehr auseinander setzen müssen. Ich perönlich sehe das gerade nicht.

Für mich bleibt das Thema: Was können wir tun, um das Verständnis und die Verbreitung von Projektmanagement zu verbessern?

Ich stimme mit Harald Welzer (/4/) überein, dass die Zukunft nicht auf einer einzigen Innovation oder genialen Lösung beruht. Sie beruht auf vielen kleinen Versuchen, Fehlern und Erfolgen. Deswegen finde ich es gut, wenn viele Gruppen sich am Experimentieren beteiligen. Ein PM-Camp ist genauso wichtig wie die GPM oder eine Axelos. Der ScrumTisch in einer Stadt leistet ebenso einen Beitrag, wie der PMBoK. Was soll also das Warten auf die nächste revolutionäre PM-Methode oder Streiten um die beste PM-Methode?

Projektmanagement hat für mich eine Zukunft. Es geht für mich nicht "Beyond project management". Wir sind ja noch gar nicht drin; wir sind gerade "before real project management". Ich stimme anderen Autoren zu, die sagen, die Anzahl der Projekte und der Grad der Unsicherheit nehme zu. Das führt zu folgenden Fragen:
  • Was können wir tun, um das Verständnis und die Verbreitung von Projektmanagement zu verbessern?
  • Wie können wir Instrumente des Projektmanagement in der Benutzung und der Präsentation einfacher machen?
  • Wie können wir den Zugriff auf Erfahrungen aus anderen Projekten einfacher machen, sodass nicht jedes Projekt das Rad neu erfinden muss?
  • Was können wir tun, um Projektarbeit und Tagesbetrieb besser zu integrieren?
Sie sehen, es gibt eigentlich eine Menge zu tun.

Bitte lesen Sie auch die anderen Beiträge zu dieser Blogparade: http://fuehrung-erfahren.de/2014/09/aufruf-zur-blogparade-beyond-project-management/. Blogparaden sind eine gute Sache, um Ideen auszutauschen. Die Autoren freuen sich über Ihre Kommentare und Likes.

Anmerkungen

Kommentare

  1. Ein wirklich sehr interessanter Artikel. Der Managementbegriff ist sehr vielfältig. Als Oberbegriff bezeichnet dieser die Funktion der Unternehmensleitung. Aus diesem Grund ist hierfür oftmals auch der Begriff der Unternehmenssteuerung anzutreffen. Auf der anderen Seite kann die Unternehmensführung in einzelne Teilbereiche untergliedert werden. Hier gibt es eine ganze Reihe von möglichen Untergliederungen. Die Managementbereiche sind von der Größe sowie der Organisation eines Unternehmens abhängig, wobei sich die Organisation bereits aus dem Bereich des Organisationsmanagements / Unternehmensführung ergibt. Eine gezielte Einteilung und Steuerung der Managementbereiche ist maßgeblich für den Erfolg einer Unternehmung. Das Managementverständnis stellt den Grundbaustein einer erfolgreichen Unternehmenszukunft, dar.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie lassen sich Ergebnisse definieren? - Drei Beispiele (WBS, CBP und BDN)

Ich habe schon darüber geschrieben, warum das Definieren von Ergebnissen so wichtig ist. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Projektteams auf die eigentlichen Ziele. Aber was sind eigentlich Projektergebnisse? In diesem Beitrag stelle ich drei Methoden vor, um leichter an Ergebnisse zu kommen.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Wie Agilität den Kundennutzen steigert - Einige Argumente für Berater:innen

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit fragen sich viele, ob agile Beratung noch eine Zukunft hat. Die Antwort liegt in der konsequenten Orientierung am Kundennutzen. Qualität setzt sich durch, wenn sie messbare Verbesserungen bei Umsatz, Kosten und Leistungsfähigkeit bewirkt, anstatt sich in Methoden und zirkulären Fragen zu verlieren. Dieser Artikel zeigt, wie agile Beratung nachhaltige Veränderungen in Unternehmen schafft und warum gerade jetzt gute Berater:innen gebraucht werden, um Organisationen widerstandsfähiger zu machen.

Warum eine Agile Transformation keine Reise ist

Die agile Transformation wird oft als eine Reise beschrieben. Doch dieser Vergleich kann viele Unternehmen in die Irre führen oder Bilder von unpassenden Vergleichen erzeugen. Transformationen sind keine linearen Prozesse mit einem klaren Ziel, sondern komplexe und dynamische Entwicklungen. Dieser Artikel zeigt, warum Agilität kein Weg mit einem festen Endpunkt ist.

Kleine Organisationsveränderungen, die direktes Feedback erzeugen

Große Veränderungen sind in einer Organisation schwer zu messen. Oft liegt zwischen Ursache und Wirkung ein langer Zeitraum, sodass die Umsetzer:innen nicht wissen, was genau gewirkt hat. Hier ist eine Liste mit kleinen Maßnahmen, die schnell etwas zurückmelden.

Agile Leadership – Führst du noch oder dienst du schon?

Die Arbeitswelt verändert sich. Und das spüren nicht nur Führungskräfte, sondern vor allem Mitarbeitende. Immer mehr Menschen hinterfragen den Sinn ihrer Arbeit, erwarten Respekt, Vertrauen und eine Unternehmenskultur, die echte Zusammenarbeit ermöglicht. Studien wie die Gallup-Studie 2025 oder die EY-Jobstudie zeigen: Der Frust am Arbeitsplatz wächst – und mit ihm die Unzufriedenheit mit der Führung. Höchste Zeit, umzudenken. Genau hier setzt agile Führung an. 1. Warum agile Führung heute entscheidend ist  Klassische Führung – hierarchisch, kontrollierend, top-down – funktioniert immer weniger. Die Zahlen sind eindeutig:  Laut Gallup fühlen sich nur noch 45 % der deutschen Beschäftigten mit ihrem Leben zufrieden. Fast jede dritte Kündigung erfolgt wegen der Führungskraft. Nicht das Gehalt, sondern mangelnde Wertschätzung, fehlendes Vertrauen und ein schlechtes Arbeitsumfeld treiben Menschen aus Unternehmen.  Agile Führung bietet eine Alternative, die auf Vertrauen, Selbs...

Ent-Spannen statt Platzen: Erste Hilfe für mehr Vertrauen und Resilienz im Team

Zwei Themen die mir in den letzten Wochen immer wieder über den Weg laufen sind Vertrauen und Resilienz. Vertrauen als das Fundament für gemeinsame Zusammenarbeit und Resilienz als die Fähigkeit, Herausforderungen, Stress und Rückschläge zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen.  In dem Blogpost möchte ich ein paar Erste-Hilfe Interventionen teilen, die zu mehr Vertrauen und Resilienz im Team führen können - gerade wenn die Emotionen hochkochen und es heiss her geht im Team. Die „Mist-Runde“: Ärger Raum geben. In konfliktbeladenen oder belasteten Teams kann es eine große Herausforderung sein, eine offene Kommunikation und ein respektvolles Miteinander zu fördern. Eine einfache, aber äußerst effektive Methode, um Spannungen abzubauen, ist die „Mist-Runde“ . Diese Intervention, die ich zuerst bei Veronika Jungwirth und Ralph Miarka kennengelernt habe, gibt den Teilnehmern einen geschützten Raum, in dem sie ihre Frustrationen und negativen Gedanken ohne Zensur äußern können un...

Microsoft Lists: mit Forms und Power Apps komfortabel mobil arbeiten

In meinem Kundenkreis sind viele Menschen, die den Arbeitsalltag nicht vorwiegend auf dem Bürostuhl sitzend verbringen, sondern "draußen" unterwegs sind. Vielleicht in Werkstätten oder im Facility-Management. Es ist so wichtig, dass die Schnittstellen zu den Abläufen im Büro gut abgestimmt sind. Microsoft 365 hat so einiges im Baukasten, man muss es nur finden und nutzen.  In diesem Artikel spiele ich ein Szenario durch, das auf Microsoft Lists, Forms und - für die Ambitionierteren - Power Apps setzt.

Selbstbewertungsfragen für den Alltag in Arbeitsgruppen aus Sicht von Mitarbeitenden

Welche Fragen können wir Mitarbeiter:innen stellen, um herauszufinden, ob agiles Arbeiten wirkt? Es gibt bereits eine Menge an Fragebögen. Aber ich bin nicht immer zufrieden damit.