Direkt zum Hauptbereich

Warum muss man in Projekten Ergebnisse definieren?

Meine wichtigste Regel zum Thema Projektmanagement lautet: Projektarbeit bedeutet, Ergebnisse unter Unsicherheit liefern. Warum ist das eigentlich so wichtig?

Vielleicht haben Sie meine Metaanleitung zu Projektmanagement schon gesehen (/1/). Kein Projekt scheitert an mangelnder Disziplin oder an schlechten Mitarbeitern. Projekte scheitern, weil nicht klar ist, was erreicht werden soll. Wenn dies nicht klar ist, konzentriere ich mich auf die Dinge, die ich leichter kontrollieren kann: das Einhalten von Prozessen, Besprechungen und Rollen, das Einhalten von zeitlichen und finanziellen Vorgaben.

Auf diese Weise werden virtuelle Erfolge definiert. Welches Projekt ist aus Ihrer Sicht erfolgreich?

Projekt A:
  • Budget: geplant 10.000 EUR, tatsächlich 10.000 EUR
  • Zeit: geplant 3 Monate, tatsächlich 3 Monate
Projekt B:
  • Budget: geplant 10.000 EUR, tatsächlich 20.000 EUR
  • Zeit: geplant 3 Monate, tatsächlich 9 Monate
Projekt B ist doppelt so teuer geworden und hat dreimal so lange gedauert. Welches ist erfolgreich? Projekt A? Ohne Vergleich mit den geplanten Ergebnisse können Sie es nicht bewerten.

Projekt A:
  • Budget: geplant 10.000 EUR, tatsächlich 10.000 EUR
  • Zeit: geplant 3 Monate, tatsächlich 3 Monate
  • Ergebnis = zus. Umsatz (für Zeitraum X): geplant 10.000 EUR, tatsächlich 1.000 EUR
Projekt B:
  • Budget: geplant 10.000 EUR, tatsächlich 20.000 EUR
  • Zeit: geplant 3 Monate, tatsächlich 9 Monate
  • Ergebnis = zus. Umsatz (für Zeitraum X): geplant 10.000 EUR, tatsächlich 100.000 EUR
Wie sieht es jetzt aus? Welches Projekt ist erfolgreicher? Beide Projekte sollten einen zusätzlichen Umsatz von 10.000 EUR bringen. Projekt A hat tatsächlich ein Zehntel eingespielt, Projekt B das Zehnfache.

Auch wenn Projekt B mehr gekostet hat und länger gedauert hat, ist es doch das erfolgreichere Projekt. Für das Unternehmen hat sich Projekt B (Einsatz 20 T EUR, Gewinn 100 T EUR) mehr gelohnt als Projekt A (Einsatz 10 T EUR, Gewinn 1 T EUR).

Diese Beispiele sind konstruiert. Wie bewerten Sie dieses echte (Bau-) Projekt?
  • Budget: geplant 7 Mio, tatsächlich 102 Mio
  • Zeit: geplant 4 Jahre, tatsächlich 14 Jahre

Sieht nicht gut aus, oder? Wie ging es weiter nach dem Projekt? Das Gebäude wurde 1973 eingeweiht. Durch eine Lotterie war es 1975 schon schuldenfrei. Es gehört den beliebtesten touristischen Attraktionen des Landes. 2003 erhielt der Architekt den renommierten Pritzker-Preis. Das ist ein Happy End! Das Projekt war ein Erfolg. Dies ist die Geschichte der Oper von Sydney (/2/).

Mein Punkt ist: Ohne die Definition der Ergebnisse, lenken Sie die Aufmerksamkeit des Teams im Projekt auf die falschen Punkte. Das ist einer der Gründe, warum es in Scrum keinen Projektmanager gibt. In Scrum gibt es einen Ergebnisdefinierer und Unternehmer. Diese Person muss immer wieder abwägen, wie viel Geld sie einsetzt, um mehr zu gewinnen. Diese Person nimmt sich lt. Scrum Guide die Zeit, Ergebnisse ganz konkret zu definieren. Was wollen wir erreichen? Was sind die Projektziele? Woran merken wir, dass wir erfolgreich sind?

Diese Person nennen wir bei Scrum den Product Owner. In PRINCE2 ist der Auftraggeber dafür verantwortlich. Jetzt müssen wir noch herausfinden, wie wir Ergebnisse definieren. Das ist nicht immer einfach. Aber eine gute Idee für einen weiteren Beitrag.

Sie wollen mehr über gute Projektarbeit lernen? Es gibt eine Übersichtsseite zum Thema Projektmanagement in diesem Blog. Dort finden Sie weitere Artikel, mit denen Sie sich in das Thema einlesen können.

Anmerkungen

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Profi-Tools im Windows-Explorer

Haben Sie bei der Urlaubsvertretung sich manches Mal geärgert, wenn Sie Dateien gesucht haben, die ein Teammitglied abgelegt hat? Die Suche im Explorer funktioniert tadellos, aber manchmal sollte man den Suchbegriff noch ein bisschen genauer fassen können. Z.B. mit UND oder ODER oder NICHT... Das geht so einfach, dann man von alleine kaum drauf kommt:

Was macht ein agiles Project Management Office (PMO)?

Was macht eigentlich ein Projektmanagementoffice, insbesondere wenn es auch agile Projekte in der Organisation gibt? Muss man es abschaffen, wenn alle Projekte agil umgesetzt werden? Was machen die Personen, die im PMO tätig sind? Hier ist ein Vorschlag für eine agile Ausgestaltung eines PMO.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Das Ubongo Flow Game

Spiele bieten eine gute Gelegenheit, zeitliche Erfahrungen zu verdichten und gemeinsam zu lernen. Karl Scotland und Sallyann Freudenberg haben im Mai 2014 das Lego Flow Game veröffentlicht. Wir haben die Spielidee übernommen, aber das Spielmaterial gewechselt. Statt Legosteinen benutzen wir Material aus Grzegorz Rejchtmans Ubongo-Spiel. Hier präsentieren wir die Anleitung für das Ubongo Flow Game.

Kategorien in Outlook - für das Team nutzen

Kennen Sie die Kategorien in Outlook? Nutzen Sie diese? Wenn ja wofür? Wenn ich diese Fragen im Seminar stelle, sehe ich oft hochgezogene Augenbrauen. Kaum jemand weiß, was man eigentlich mit diesen Kategorien machen kann und wofür sie nützlich sind. Dieser Blogartikel stellt sie Ihnen vor.

Rebellieren für den Wandel: die 8 Regeln des totalen Stillstandes von Prof. Dr. Peter Kruse

In einem legendärem Vortrag skizzierte Peter Kruse 8 Regeln des totalen Stillstands. Ihm zufolge wurden die Regeln entwickelt, um Managern und Führungskräften dabei zu helfen, Bereiche mit potenziellem Widerstand gegen Veränderungen zu erkennen und Menschen auf strukturierte Weise durch den Veränderungsprozess zu führen.

Erfahrung mit Vibe-Coding - und warum das keine Teamprobleme löst

Die KI-Werkzeuge zum Erstellen von Werkzeugen für die tägliche Arbeit werden immer besser. Die selbstgestrickten Tools erleichtern die eigene Arbeit. Aber für den Einsatz im Team fehlt noch etwas.

Und jetzt alle zusammen! Teams - OneNote - Aufgaben - To Do

Ein Meeting jagt das nächste. Sich da nicht zu verzetteln, wird  im Zeitalter virtueller Besprechungen  noch anspruchsvoller. Kein Wunder, dass  im Zusammenhang mit Microsoft 365  zwei Fragen besonders häufig auftauchen: Wie dokumentiert man Besprechungen gut? Was hilft, offene Aufgaben nachzuhalten? Eine gute Lösung: Das in MS Teams integrierte OneNote-Notizbuch als gemeinsame Plattform auch für den Aufgabenüberblick zu nutzen.

Outlook-Aufgabenliste: bitte nicht die Aufgaben des ganzen Teams!

Am Tag der Arbeit kommt eine Lösung, nach der ich schon so oft gefragt wurde: Wie schaffe ich es, dass meine Outlook-Aufgabenliste nur meine eigenen Aufgaben anzeigt und nicht auch die E-Mails, die meine Kollegen gekennzeichnet haben oder Aufgaben, die einfach in einem gemeinsamen Postfach stehen?

Klartext statt Konsens - wie Meetings wieder was bewirken

Bessere Kommunikation ist Lippenstift fürs Protokoll. Kennst Du das: Das Meeting läuft, Energie ist da, der Knoten platzt - und jemand sagt: "Wir müssen besser kommunizieren!" Alle nicken. Jemand schreibt's auf. Und was passiert damit?  Nichts . Warum? Weil "besser kommunizieren" keine Handlung ist. Genauso wenig wie: "mehr Verantwortung übernehmen", "offener Feedback geben", "konstruktiver diskutieren", "proaktiver sein", "mehr miteinander reden", "transparenter werden", "Verständnis füreinander zeigen". Alles klingt gut. Aber ohne Klartext bleibt’s ein Vorschlag - nett im Protokoll, aber ohne Effekt auf den nächsten Arbeitstag. Kein konkreter Schritt, keine sichtbare Veränderung. Keiner der's macht. Es ist eine gute Absicht ohne Konsequenz. Wir haben kein Problem Verbesserungen zu identifizieren.   Die wahre Herausforderung ist selten das Finden von Verbesserungen. Es ist das Konkretisie...