Jan hat gestern über Verantwortung und Zuständigkeiten im Team geschrieben. Seine Ausführungen würde ich gern ergänzen. Ich würde gerne unterscheiden zwischen Prozessverantwortung und Umsetzungsverantwortung. Wobei ich vorausschicken muss: Ich habe noch nicht, wie Jan, eine ganz klare Meinung.
Jan schreibt zu Beginn über ein Experiment, in dem sich jeder auf den anderen verlässt. Ich kenne das Beispiel etwas anders:
Und zwar findet auf einer Straße einer Großstadt ein Verbrechen statt. Eine junge Frau wird von zwei Männern angegriffen, die versuchen, sie auszurauben. Als sie sich wehrt, wird sie niedergestochen, die Männer fliehen. Schwer verletzt schleppt sich die Frau in einen Hauseingang, wo sie verblutet. Erst 45 Minuten später trifft ein Rettungswagen ein.
Als die Polizei später den Vorfall untersucht, stellt sich heraus, dass über 20 Personen das Verbrechen aus den Fenstern der umliegenden Wohnungen beobachtet haben. Aber niemand hat sofort Hilfe geholt oder gar eingegriffen. Warum? Weil jeder auf die anderen Nachbarn vertraute: „Einer von denen hat bestimmt schon zum Telefon gegriffen.“
Im Beispiel mit dem Verbrechen und seinen Zuschauern kann man keine Verantwortung im Vorfeld definieren. Es kann keinen „Verbrechensbeobachtungsverantwortlichen“ in der Straße geben. Und es muss allen Bewohnern klar sein, dass der oben beschriebene Mechanismus existiert und dass im Zweifelsfall, wer verantwortlich ist, ich selbst es bin.
Aber überall, wo es möglich ist, möchte ich, dass es in „meinen“ Teams, in denen ich mitarbeite, Verantwortlichkeiten für bestimmte Prozesse gibt. „Verantwortlich“ heißt für mich nicht: Es selber tun müssen. Das kann es auch sein, muss es aber nicht.
Ich nenne das bei mir die „Feuermeldefunktion“ und die „Feuerlöschfunktion“. „Feuermeldefunktion“ bedeutet: Jemand muss ein bestimmtes Thema (einen Prozess) überwachen und Alarm schlagen, wenn eine Störung eintritt (wenn es „brennt“). Wenn der Auslastungsgrad des Teams unter einen bestimmten kritischen Wert sinkt, muss er die anderen Teammitglieder informieren und eine Besprechung einberufen. Er muss nicht das Problem lösen (das Feuer löschen), er muss es nur melden.
Es beruhigt mich als Teammitglied, wenn jemand diese Art von Verantwortung übernimmt. Es ist kein großer Job für den Verantwortlichen. Aber ich weiß: jemand kümmert sich darum, einmal pro Woche auf das Board zu schauen und den Auslastungsgrad zu ermitteln. Sonst müsste es jeder machen, oder man müsste die konkrete Zuständigkeit jede Woche neu festlegen. Das eine wie das andere ist Verschwendung (6 Teammitglieder machen exakt das Gleiche bzw. bei jedem Scrum-Meeting muss man wieder über die Zuständigkeit für diese Aufgabe reden).
Und wenn ein anderes Teammitglied diese Verantwortung übernimmt, habe ich vielleicht Verantwortung für ein anderes Thema, zum Beispiel die Datensicherung. Und auch da habe ich nur eine Kontrollfunktion, ob der Sicherungslauf störungsfrei beendet wurde – die Datensicherung selbst macht in der Regel die Maschine.
Eine andere Art von Verantwortung ist die Qualitätsverantwortung für einen bestimmten Prozess oder ein bestimmtes Produkt. Ein Beispiel: In einem Unternehmen legt jemand einen neuen Mandanten in einem Buchhaltungsprogramm an, eigentlich nur, um eine bestimmte Kundenkategorie übersichtlicher pflegen zu können. Er bedenkt nicht (weiß gar nicht), was dieser neue Mandant für die FiBu-Abteilung bedeutet: Deren Programmmodul versucht auf einmal, den neuen Mandanten in die Konsolidierungsrechnung im Controlling aufzunehmen. Fehlermeldungen über Fehlermeldungen sind die Folge.
Wenn es hier einen Prozessverantwortlichen „Anlage von Stammdaten im FiBu-Programm“ gegeben hätte, der bei einer grundlegenden Änderung in der Tabellenstruktur des Programms zu fragen gewesen wäre, wäre dieser Salat nicht passiert. Und der bedeutete nicht nur einen Haufen unnötiger Arbeit, sondern Ärger zwischen den Teams.
Das widerspricht übrigens in keiner Weise der Forderung von Jan, Wissen zu verbreiten und die Möglichkeiten, Verantwortung zu übernehmen, auf diese Weise auszudehnen. Da bin ich mit ihm völlig einer Meinung. Aber auch dabei wird es nie einen Endzustand geben. Denn sowie neue Aufgaben, Prozesse oder neues Wissen in die Organisation kommen, entsteht wieder ein neues Ungleichgewicht zwischen den Teammitgliedern. Und das muss dann wieder ausgeglichen werden.
Jan schreibt zu Beginn über ein Experiment, in dem sich jeder auf den anderen verlässt. Ich kenne das Beispiel etwas anders:
Und zwar findet auf einer Straße einer Großstadt ein Verbrechen statt. Eine junge Frau wird von zwei Männern angegriffen, die versuchen, sie auszurauben. Als sie sich wehrt, wird sie niedergestochen, die Männer fliehen. Schwer verletzt schleppt sich die Frau in einen Hauseingang, wo sie verblutet. Erst 45 Minuten später trifft ein Rettungswagen ein.
Als die Polizei später den Vorfall untersucht, stellt sich heraus, dass über 20 Personen das Verbrechen aus den Fenstern der umliegenden Wohnungen beobachtet haben. Aber niemand hat sofort Hilfe geholt oder gar eingegriffen. Warum? Weil jeder auf die anderen Nachbarn vertraute: „Einer von denen hat bestimmt schon zum Telefon gegriffen.“
Im Beispiel mit dem Verbrechen und seinen Zuschauern kann man keine Verantwortung im Vorfeld definieren. Es kann keinen „Verbrechensbeobachtungsverantwortlichen“ in der Straße geben. Und es muss allen Bewohnern klar sein, dass der oben beschriebene Mechanismus existiert und dass im Zweifelsfall, wer verantwortlich ist, ich selbst es bin.
Aber überall, wo es möglich ist, möchte ich, dass es in „meinen“ Teams, in denen ich mitarbeite, Verantwortlichkeiten für bestimmte Prozesse gibt. „Verantwortlich“ heißt für mich nicht: Es selber tun müssen. Das kann es auch sein, muss es aber nicht.
Ich nenne das bei mir die „Feuermeldefunktion“ und die „Feuerlöschfunktion“. „Feuermeldefunktion“ bedeutet: Jemand muss ein bestimmtes Thema (einen Prozess) überwachen und Alarm schlagen, wenn eine Störung eintritt (wenn es „brennt“). Wenn der Auslastungsgrad des Teams unter einen bestimmten kritischen Wert sinkt, muss er die anderen Teammitglieder informieren und eine Besprechung einberufen. Er muss nicht das Problem lösen (das Feuer löschen), er muss es nur melden.
Es beruhigt mich als Teammitglied, wenn jemand diese Art von Verantwortung übernimmt. Es ist kein großer Job für den Verantwortlichen. Aber ich weiß: jemand kümmert sich darum, einmal pro Woche auf das Board zu schauen und den Auslastungsgrad zu ermitteln. Sonst müsste es jeder machen, oder man müsste die konkrete Zuständigkeit jede Woche neu festlegen. Das eine wie das andere ist Verschwendung (6 Teammitglieder machen exakt das Gleiche bzw. bei jedem Scrum-Meeting muss man wieder über die Zuständigkeit für diese Aufgabe reden).
Und wenn ein anderes Teammitglied diese Verantwortung übernimmt, habe ich vielleicht Verantwortung für ein anderes Thema, zum Beispiel die Datensicherung. Und auch da habe ich nur eine Kontrollfunktion, ob der Sicherungslauf störungsfrei beendet wurde – die Datensicherung selbst macht in der Regel die Maschine.
Eine andere Art von Verantwortung ist die Qualitätsverantwortung für einen bestimmten Prozess oder ein bestimmtes Produkt. Ein Beispiel: In einem Unternehmen legt jemand einen neuen Mandanten in einem Buchhaltungsprogramm an, eigentlich nur, um eine bestimmte Kundenkategorie übersichtlicher pflegen zu können. Er bedenkt nicht (weiß gar nicht), was dieser neue Mandant für die FiBu-Abteilung bedeutet: Deren Programmmodul versucht auf einmal, den neuen Mandanten in die Konsolidierungsrechnung im Controlling aufzunehmen. Fehlermeldungen über Fehlermeldungen sind die Folge.
Wenn es hier einen Prozessverantwortlichen „Anlage von Stammdaten im FiBu-Programm“ gegeben hätte, der bei einer grundlegenden Änderung in der Tabellenstruktur des Programms zu fragen gewesen wäre, wäre dieser Salat nicht passiert. Und der bedeutete nicht nur einen Haufen unnötiger Arbeit, sondern Ärger zwischen den Teams.
Das widerspricht übrigens in keiner Weise der Forderung von Jan, Wissen zu verbreiten und die Möglichkeiten, Verantwortung zu übernehmen, auf diese Weise auszudehnen. Da bin ich mit ihm völlig einer Meinung. Aber auch dabei wird es nie einen Endzustand geben. Denn sowie neue Aufgaben, Prozesse oder neues Wissen in die Organisation kommen, entsteht wieder ein neues Ungleichgewicht zwischen den Teammitgliedern. Und das muss dann wieder ausgeglichen werden.
Anmerkungen
- /1/ Jan Fischbach: Wofür sind Teammitglieder zuständig und wofür verantwortlich? (Teil 1), Teamworkblog, erschienen am 21. Oktober 2013, abrufbar unter http://www.teamworkblog.de/2013/10/wofur-sind-teammitglieder-zustandig-und.html
Kommentare
Kommentar veröffentlichen