Direkt zum Hauptbereich

Bringt Meditieren etwas? Buchtipps zur Achtsamkeit

Sie denken vielleicht: "Schon wieder ein Beitrag über Achtsamkeit und Meditation im Teamwork-Blog." Edgar hatte hier bereits einige interessante Bücher vorgestellt. Aber kennen Sie eigentlich die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Auswirkungen von Meditation? Ein Effekt hat mich sofort so stark überzeugt, dass ich täglich meditiere.

Ich habe manchmal Auftraggeber, die mich bitten, unsere Workshops mit einer Meditation zu starten. Ich tue mich damit schwer, weil ich oft neue Gruppen habe und wir uns noch nicht kennen. Meditieren ist etwas Persönliches. Im geschäftlichen Kontext ist das eher ungewohnt. Ich frage dann in der Gruppe, ob sich jemand regelmäßig Zeit für Achtsamkeit nimmt. Wenn nicht, biete ich keine Meditation an. Stattdessen möchte ich dafür werben, mehr zu meditieren.

Meditieren hält "jung"

Grundsätzlich fand ich Meditieren immer gut - für die anderen. Mit dem Standard-Buch von Jon Kabat-Zinn tat ich mich immer schwer.Ich hatte nie einen richtigen Anlass gefunden. Bis ich in einem Sommerurlaub ein Buch über die Entschlüsselung des Alterns gelesen habe./1/

Stark vereinfacht gesagt altern wir, weil es bei der Reproduktion unserer Zellen Kopierfehler gibt. Unsere DNA hat am Ende Schutzkappen, die Telomere. Je länger diese Ketten sind, desto stabiler sind die Chromosomen. Im Laufe unseres Lebens werden diese Ketten immer kürzer. Ein ungesundes, stressiges Leben verkürzt diese Ketten schneller.

In dem Buch von Elizabeth Blackburn und Elissa Epel wird an einer Stelle von einem Experiment berichtet. Man bat gestresste Manager zu meditieren. Man vermutete, dass die Telomerketten sich dadurch langsamer verkürzen. Tatsächlich hat man festgestellt, dass die Ketten wieder etwas länger wurden./2/ Und das bereits nach einem Monat mit Achtsamkeitsübungen.

Das hat mich überzeugt, es einmal selbst auszuprobieren. Richard Davidson hat ein ganzes Buch mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zusammen getragen. /3/ Darüber hält er auch einen Vortrag bei Google.

Aber wie meditiert man nun konkret?

Es gibt gute Anleitungen

Zunächst fand ich es schwer, mich zu konzentrieren. Aber mit etwas Rumfragen und Suchen bin ich auf ein paar gute Anleitungen gestoßen.

Gute Anführer meditieren (ohne es zu wissen)

Resilienz und Achtsamkeit hängen zusammen. Der Sportjournalist Sam Walker hat untersucht, was außergewöhnliche Sportteams so besonders macht. Er hat die These aufgestellt, dass es besondere Captains sind und dies in einem Buch ausführlich beschrieben. /5/

In Kapitel 11 seines Buchs beschreibt er, dass die Captains (Männer und Frauen) die Fähigkeit beherrschen, im entscheidenden Moment den Kopf frei zu haben. Achtsamkeit verändert das Gehirn (Neuroplastizität). Die Captains haben Wege der Achtsamkeit gefunden.

Ich habe meinen elektronischen Begleiter so eingestellt, dass er mich täglich daran erinnert, zu meditieren. Vielleicht hält mich das ja auch jung.

Anmerkungen

  • /1/ Blackburn, Elizabeth ; Epel, Elissa: The Telomere Effect : A Revolutionary Approach to Living Younger, Healthier, Longer. London: Hachette UK, 2017. Deutsche Ausgabe: Blackburn, Elizabeth ; Epel, Elissa ; Schmidt, Thorsten: Die Entschlüsselung des Alterns : Der Telomer-Effekt - Von der Nobelpreisträgerin Elizabeth Blackburn. Deutsche Erstausgabe. München: Mosaik Verlag, 2017.
  • /2/ Epel, Elissa et al. “Can meditation slow rate of cellular aging? Cognitive stress, mindfulness, and telomeres.Annals of the New York Academy of Sciences vol. 1172 (2009): 34-53. doi:10.1111/j.1749-6632.2009.04414.x, abrufbar unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3057175/ 
  • /3/ Das Buch ist unter zwei Titeln erschienen:
    • Daniel Goleman, Richard Davidson: The Science of Meditation : How to Change Your Brain, Mind and Body. London: Penguin Uk, 2017.
    • Daniel Goleman, Richard Davidson: Altered Traits : Science Reveals How Meditation Changes Your Mind, Brain, and Body. New York: Penguin, 2017.
  • /4/ Brantley, Jeffrey: Daily Meditations for Calming Your Anxious Mind. Oakland, CA : New Harbinger  Publications, 2008.
  • /5/ Sam Walker: The Captain Class : A New Theory of Leadership. New York: Random House Publishing Group, 2017.
  • /6/ Rodehack, Edgar: Wer liest, hat mehr vom Buch #3: Achtsamkei. Blogpost auf www.teamworkblog.de vom 21. Januar 2019

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie lassen sich Ergebnisse definieren? - Drei Beispiele (WBS, CBP und BDN)

Ich habe schon darüber geschrieben, warum das Definieren von Ergebnissen so wichtig ist. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Projektteams auf die eigentlichen Ziele. Aber was sind eigentlich Projektergebnisse? In diesem Beitrag stelle ich drei Methoden vor, um leichter an Ergebnisse zu kommen.

Teamleitungen gesucht

Was macht Teams erfolgreich? Kann man das lernen? Ab Herbst starten unsere Kurse für aktuelle und künftige Teamleitungen. Jetzt gibt es die Gelegenheit, den Kurs zu testen.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Microsoft Copilot - Notebook, Pages, Agents und mehr

Es tut sich sehr viel an der Copilot Front. Gefühlt entwickelt Microsoft mit aller Kraft die KI-Anwendung weiter. Mit dem letzten Update hat sich die Microsoft-Startseite stark verändert. Hier zeige ich, was sich hinter all den Begrifflichkeiten verbirgt und was davon alltagstauglich ist.

Nachschau zum Lean Coffee-Spezial "Agil einfach machen" (Interaktive Buchvorstellung)

Bei unserem Lean Coffee-Spezial Ende Mai waren wir von Lean Coffee Karlsruhe/Frankfurt Zeugen einer Buchvorstellung, doch nicht nur das – natürlich gab es auch einen nicht unbeträchtlichen Anteil an eigener Aktion, denn bei unseren Spezialterminen ist traditionell „Teilgabe“ angesagt. Das Autorenduo Christian Baron und Janick Oswald zeigte uns, was es mit „Agil einfach machen“ auf sich hat.  

Wenn es mal gerade etwas schwierig bei Kund:innen wird… Zwei Fragen, die uns helfen, unsere Strategie mit unseren Kund:innen abzusprechen.

Seit 2024 organisieren Bob Galen und ich eine Masterclass für agile Coaches. Wir möchten die Ausbildung von agilen Coaches verbessern und ihnen Techniken mitgeben, mit denen sie bei ihren Kund:innen etwas einfacher haben. Bisher haben wir in vier Durchgängen mit jeweils 14 Modulen ungefähr 70 Extraordinarily Badass Agile Coaches ausgebildet (/1/). In diesem Blogpost möchte ich ein paar Erfahrungen und simple Techniken aus der Masterclass teilen, wie wir unsere Strategie besser abstimmen können. Sie beschränken sich nicht auf agiles Coaching – das ist nur das Setting.

Kleine Organisationsveränderungen, die direktes Feedback erzeugen

Große Veränderungen sind in einer Organisation schwer zu messen. Oft liegt zwischen Ursache und Wirkung ein langer Zeitraum, sodass die Umsetzer:innen nicht wissen, was genau gewirkt hat. Hier ist eine Liste mit kleinen Maßnahmen, die schnell etwas zurückmelden.

Schätzungen sind schätzungsweise überschätzte Schätze

"Wer viel misst, misst viel Mist." Zumindest ist diese Gefahr gegeben. Entweder misst man z. B. Mist, weil man zu früh zu KPIs zur Messung von Ergebnissen greift, oder aber man greift zu den falschen KPIs, die gar nicht das messen, was man wissen möchte. Einst war agiles Arbeiten der alternative Ansatz, aber inzwischen gibt es auch für einige Details dessen, was in Konzernen als "agil" praktiziert wird, einleuchtende alternative Ideen, die bis heute noch nicht so richtig auf die große Bühne vorgedrungen zu sein scheinen. 

Agil sein heißt nicht, unternehmerisch zu denken

 Die Diskussion, ob Agilität ein „Hype“ war, der nun vorüber ist. Ob wir schon im „Post-agilen Zeitalter“ leben. Und wenn ja, wer dafür verantwortlich ist: diese Diskussion nehme ich jetzt schon seit etwa anderthalb Jahren wahr, und sie geht auch aktuell weiter. In meiner Branche wird Agilität weiter gebraucht Ich bin in der speziellen Situation, dass ich beruflich aus dem öffentlichen Dienst komme und auch seit meinem Ausscheiden vor 15 Jahren weiterhin vor allem Kunden im öffentlichen Bereich berate. Also auf einem Parkett, das normalerweise nicht mit den Anliegen des Agilen Manifests verbunden wird: der Produktion von Software für gewerbliche Kunden in einem unsicheren Umfeld. Auf diesem scheinbar „exotischen“ Feld hat sich in den vergangenen sechs bis acht Jahren bei vielen Verwaltungen die Erkenntnis verbreitet, dass agile Vorgehensweisen bei den anstehenden Transformationen für sie sinnvoll sein können. Denn auch Projekte z.B. die „Digitalisierung der Verwaltung“ (ein völlig ...