Konferenzen bieten immer ein gutes Forum, um sein Wissen und seine Erfahrungen zu teilen. Was für die Vortragenden selbstverständlich scheint, ist für die Besucher:innen oft unverständlich. Wie können Vortragende ihren Workshop in 2-3 Sätzen beschreiben, damit die Besucher:innen schnell einschätzen können, er sich für sie lohnt?
Das Problem: die Innensicht
Wir werten gerade die Workshops aus, die viele liebe Kolleginnen und Kollegen für den Scrum Day 2025 in Stuttgart eingereicht haben. Die meisten haben sich sehr viel Mühe beim Beschreiben gegeben. Das hat mich sehr gefreut.
Wer sein Wissen teilt, leidet unter dem "Fluch des Wissens" (engl. the curse of knowledge). Er oder sie ist schon da, wo die potenziellen Zuhörer:innen noch nie waren. Die Workshopgeber:innen jonglieren gekonnt mit neuen Begriffen und Konzepten. Aber die Zuhörer:innen verstehen nur Bahnhof. Sie können den Nutzen für sie nicht einschätzen und verpassen vielleicht eine große Chance.
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Ein Workshop auf dem Scrum Day 2020 |
Wenn man selbst einmal auf einer Fachkonferenz außerhalb der eigenen Expertise ist, fällt einem schneller auf, warum viele Vorträge leider langweilig sind.
Beispiel: "Hallo, wir sind von der Firma XYZ und haben das ABC-Produkt entwickelt. Jetzt zeigen wir Euch, wie gut dieses Produkt funktioniert." Es folgen dann viele Folien, in denen ausführlich die Funktionen ihrer Lösung dargestellt werden.
Warum sind solche Vorträge langweilig und wie kann man das ändern? Mir fehlt der Kontext. Warum hat die Firma das Produkt überhaupt entwickelt? Auf welche Probleme stoßen die Anwender:innen normalerweise? Warum ist das Problem ein Problem für sie? Wie leiden sie darunter? Was sind die üblichen oder normalen Herangehensweisen an das Thema und warum funktionieren die nicht mehr? Wenn die Zuhörer:innen nicht zufällig tief im Thema sind, können sie die Leistung der Produktentwickler gar nicht einschätzen. Es hat keine Relevanz.
Wir ändern den Vortrag etwas: "Hallo, wir sind von der Firma XYZ und machen normalerweise [...]. Unsere Kunden sind oft auf das Problem [...] gestoßen. Vielleicht habt Ihr dieses Problem ja auch schon gehabt. Es bedeutet im Alltag, dass man viel Zeit [oder etwas anderes] verliert, weil man .... Üblicherweise gehen unsere Kunden so vor: .... Aber das funktioniert aus folgenden Gründen nicht gut: ... Deshalb haben wir unser ABC-Produkt weiterentwickelt. Wir zeigen Euch, was wir uns gedacht haben, wie man das Problem besser lösen kann. Wir zeigen Euch typische Anwendungsfälle von unseren Kunden. Am Vergleich von vorher und nachher könnt Ihr selbst einschätzen, ob unser Produkt auch Euren Arbeitsalltag erleichtert."
Nun kann ich besser einschätzen, ob ich auch dieses Problem im Alltag habe. Und ich kann besser einschätzen, wie gut die Firma gearbeitet hat.
Vorlagen für Workshopbeschreibungen
Keine liest gern lange Workshopbeschreibungen. Wenn die ersten 2-3 Sätze keine relevanten Informationen bieten, werden die Besucher:innen zur nächsten Beschreibung wechseln. Wenn ich selbst einen Workshop für eine Konferenz beschreiben will, fällt es mir leichter, wenn ich ein paar Beispiele habe, an denen ich mich orientieren kann.
Ich habe mal mit verschiedenen Schlaubergern experimentiert und eine Liste von Vorlagen erstellt. Hier sind die ersten 10 Vorlagen:
"In diesem Workshop lernst du, wie du [spezifische Fähigkeit/Methode] anwenden kannst, um [konkretes Problem] zu lösen. Du verlässt den Workshop mit [praktisches Ergebnis/Tool]. Besonders geeignet für [Zielgruppe/Rolle], die täglich mit [relevanter Kontext] konfrontiert sind.""[Typische Herausforderung] kann Teams stark ausbremsen. Dieser Workshop vermittelt dir [Lösungsansatz], damit du [gewünschtes Ergebnis] erreichen kannst. Ideal für [Erfahrungslevel], die ihre [bestimmter Bereich] Kompetenzen vertiefen möchten."
"Dieser praktische Workshop führt dich in [Thema/Methode] ein und zeigt dir, wie du damit [Mehrwert] für dein Team schaffen kannst. Die Inhalte sind besonders relevant für [Branche/Teamtyp] und setzen [Vorkenntnisse/keine Vorkenntnisse] voraus."
"Lerne in diesem Workshop, wie du [Methode/Tool] effektiv einsetzt, um [häufiges Problem] zu überwinden und [positives Ergebnis] zu erzielen. Die Session richtet sich an [Zielgruppe], die [spezifische Situation/Herausforderung] in ihrem Arbeitsumfeld meistern wollen."
"Dieser Workshop bietet dir [Wissen/Technik], womit du [konkrete Herausforderung] in deinem Arbeitsalltag meistern kannst. Du solltest teilnehmen, wenn du [spezifisches Kriterium] und dich in [bestimmte Situation/Phase] befindest."
"Erfahre, wie du mit [Ansatz/Strategie] das Problem [typisches Hindernis] angehst und [messbarer Nutzen] erzielst. Dieser Workshop ist speziell für [Zielgruppe] konzipiert, die [bestimmte Verantwortung/Aufgabe] in ihrer Organisation übernehmen."
"In dieser Session entdeckst du [Methode/Framework], mit dem du [häufige Schwierigkeit] in [positive Situation] verwandeln kannst. Bringe deine Erfahrung mit [relevanter Bereich] mit und profitiere von [spezifischer Nutzen] für deinen Arbeitskontext."
"Dieser Workshop befähigt dich, [spezifische Fähigkeit] zu entwickeln, um [Problembereich] effektiv zu begegnen. Besonders wertvoll für [Zielgruppe], die sich in [bestimmte Unternehmensphase/Situation] befinden oder sich darauf vorbereiten."
"Tauche ein in [Themenbereich] und lerne, wie du mit [konkrete Technik] in deinem Umfeld [angestrebte Verbesserung] erreichen kannst. Dieser Workshop spricht [Erfahrungslevel] an und ist besonders hilfreich, wenn du aktuell mit [spezifische Herausforderung] konfrontiert bist."
"In diesem Workshop erhältst du [praktisches Wissen/Tool], mit dem du [häufiges Hindernis] überwinden und [konkreten Nutzen] schaffen kannst. Die Inhalte richten sich an [Zielgruppe] und bauen auf [Vorkenntnisse/grundlegendes Verständnis von/keine besonderen Vorkenntnisse] auf."
Vielleicht helfen diese Bausteine schon etwas weiter. Eine andere KI hat mir folgende Vorschläge angeboten. Die fand ich auch sehr hilfreich:
"Viele Teams kämpfen mit [Problem]. In diesem Workshop lernst du, wie du [Lösung oder Methode] praktisch anwendest, um [positives Ergebnis]. Nach dem Workshop kannst du [konkrete Fähigkeit oder Handlung]."
"Dieser Workshop richtet sich an [Zielgruppe], die [Herausforderung oder Wunsch]. Gemeinsam erkunden wir [Methode oder Werkzeug] und wenden es auf praxisnahe Beispiele an. Du gehst mit [Nutzen oder Erkenntnis] nach Hause."
"Erlebe, wie [Methode oder Konzept] deinen Arbeitsalltag verändert. In interaktiven Übungen und Diskussionen testen wir [zentrale Methode], damit du sie direkt anwenden kannst. Nach dem Workshop bist du bereit, [konkrete Anwendung oder Veränderung] in deinem Team umzusetzen."
"Warum ist dieses Thema wichtig? Was wirst du lernen? Wie werden wir es gemeinsam erarbeiten?" Beispiel: "Warum scheitern viele agile Transformationen an der Unternehmenskultur? In diesem Workshop lernst du, wie du gezielt Widerstände erkennst und mit systemischen Ansätzen positive Veränderungen schaffst. Durch interaktive Übungen und Praxisbeispiele wirst du erleben, welche Strategien wirklich funktionieren."
"Kennst du das Problem, wenn [typische Herausforderung]? Genau das haben wir in [Praxisbeispiel] erlebt. In diesem Workshop zeigen wir dir, wie du [Lösung] anwendest, um [positives Ergebnis] zu erreichen."
"Vergiss trockene Theorie – in diesem Workshop wirst du [Methode] selbst ausprobieren. Gemeinsam arbeiten wir an [Fallstudie oder Praxisbeispiel], sodass du direkt [konkrete Fähigkeit] anwenden kannst."
"Glaubst du, dass [gängige Annahme]? In diesem Workshop stellen wir diesen Ansatz auf den Prüfstand. Gemeinsam erkunden wir neue Perspektiven und testen alternative Lösungen, die dich überraschen werden."
Was muss außer Relevanz noch in die Beschreibung?
Wenn die ersten 2-3 Sätze die Relevanz des Themas vermitteln, lesen die Besucher:innen weiter. Ob sie wirklich in den Workshop gehen, hängt aber noch von weiteren Faktoren ab:
- Praxisbezug und Anwendbarkeit: Kann ich das Ganze selbst anwenden?
- Problemlösungspotenzial & konkreter Nutzen: Löst das wirklich mein Problem?
- Reputation der Vortragenden
- Format und Interaktionsgrad: Nicht alle Besucher:innen mögen alle interaktiven Formate. (Muss ich wirklich den Scrum Guide mitsingen?)
- Networking-Möglichkeiten: Lerne ich interessante Leute kennen?
- Schwierigkeitsgrad/Erfahrungslevel: Kann ich das Thema selbst umsetzen oder überfordert es mich?
- Neuheit des Inhalts: Habe ich von dem Thema schon einmal gehört? Hat es Potenzial?
- Empfehlungen & Bewertungen: Gehen auch andere in den Workshop? Haben die Vortragenden einen guten Ruf?
- Zeitlicher Rahmen & Überschneidungen: Passt es zeitlich für mich oder findet parallel auch etwas Interessantes statt?
- Teilnahmevoraussetzungen: Erfülle ich die Voraussetzungen für die Teilnahme?
- Gruppengröße: Ist die Gruppe groß oder klein? Wie fühle ich mich in großen oder kleinen Gruppen?
- Organisatorische Aspekte: Muss ich bestimmtes Material oder Gerät mitbringen?
Nicht jede Workshopbeschreibung muss und kann alle Antworten auf diese Fragen liefern. Je mehr Hinweise die Vortragenden geben, desto eher kommt auch das richtige Publikum.
Vielleicht helfen diese Hinweise Vortragenden bei der nächsten Einreichung eines Vortrags oder Workshops.
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