Direkt zum Hauptbereich

Als Team innehalten für ein neues Jahr

Es ist eine schöne Tradition, den Jahreswechsel für das persönliche Innehalten zu nutzen. Als einzelne Person blickt man zurück, reflektiert und wünscht sich etwas für das neue Jahr. Einige Menschen nehmen sich etwas für das neue Jahr vor. Aber geht es auch auf der Ebene eines Teams?

Gute Teamorganisation bestimmt den Erfolg mehr als persönliche, gute Organisation

Mathematisch-physikalisch ergibt die besondere Bedeutung des 1. Januars keinen Sinn. Bei uns hat sich zufällig der gregorianische Kalender durchgesetzt. Andere Kulturen haben andere Sonnen-/Mond-Kalender, in denen das neue Jahr auf einen anderen Tag fällt. Wir können im Team also auch jeden anderen Tag für das Reflektieren und Vorausschauen nutzen. Aber es ist eine schöne Tradition. Warum sollten wir das nicht zu Anlass nehmen.

Foto von Mario Purisic auf Unsplash
 

Ich weiß nicht, ob es alle mitbekommen haben. Im letzten Jahr haben David Allen und Edward Lamont ein gutes Buch über Teamarbeit veröffentlicht. (David Allen wurde durch die Methode Getting Things Done - kurz GTD - sehr bekannt.) Damit füllen sie aus meiner Sicht eine große Lücke. Ich kritisiere das klassische Zeit- und Selbstmanagement wegen des Fokus auf eine einzelne Person. Was nützt es jemandem, gut organisiert zu sein, wenn der Rest des Teams oder der ganzen Organisation es nicht ist? In Anlehnung an W. E. Deming möchte ich behaupten, dass jeder gut organisierte Mensch massiv durch sein schlecht organisiertes Team ausgebremst wird.

Allen und Lamont schlagen sechs Ebenen zur Planung der Arbeit vor /1, S. 84/:

  • Horizont 5: Zweck und Prinzipien (des Teams)
  • Horizont 4: Vision
  • Horizont 3: Ziele
  • Horizont 2: Fokusbereiche
  • Horizont 1: Projekte (oder Vorgänge)
  • Boden: Nächste Aktionen

Die oberen 3 Ebenen lassen sich aus meiner Sicht gut zum Innehalten und Nachdenken nutzen.

Fragen zum Zweck des Teams

Allen und Lamont haben ein paar Fragen zusammengestellt, die beim Nachdenken helfen /1, S. 116/:

  • Warum gibt es uns als Team?
  • Welches Problem lösen wir in der Welt?
  • Was ist der Beitrag unseres Teams zum Zweck unseres Unternehmens?
  • Welches Problem kann unser Team besser als jeder andere in dieser Organisation lösen?

Den Autoren ist die Diskussion über diese Punkte wichtiger als die konkrete Ausformulierung und das (zu frühe) Festlegen auf bestimmte Worte. Sie schreiben auch, dass jedes Team sich seinen "Purpose" 1-2 Mal im Jahr prüfen sollte. Vielleicht hat sich der Purpose ja auch verändert.

Fragen zur Arbeitsumgebung des Teams

Allen und Lamont zitieren eine Studie über den Erfolg von olympischen Schwimmer:innen (/1, S. 129/, /2/). Einer der Erfolgsfaktoren für Spitzenleistungen war ganz einfach das Umfeld. Der Erfolg ergab sich weniger aus dem technischen Können eines einzelnen Athleten. Vielmehr spielten die sozialen und sportlichen Standards eine große Rolle.

Ich leite daraus für mich folgende Fragen zur Arbeitsumgebung ab:

  • Welche Standards haben wir uns bisher implizit oder explizit gegeben, um gute Arbeit zu machen?
  • Welche neuen oder geänderten Standards würden uns helfen, unsere Arbeit besser und schneller zu erledigen?
  • Was ist unser Vorgehen, um Standards zu setzen, zu prüfen und anzupassen?

Zu Standards gehören nicht nur automatische Abläufe. Zu ihnen zähle ich auch Gewohnheiten, die sich ein Team über die Zeit angeeignet hat.

Mit diesen beiden Frageblöcken schicke ich Sie, liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs, ins neue Jahr. Möge das Jahr 2025 nicht nur Ihnen persönlich Glück und Gesundheit bringen und erhalten. Ich wünsche mir gut organisierte Teams für Fortschritte in einer offenen und pluralen Gesellschaft. Für die Redaktion des Teamworkblogs wünsche ich allen ein gutes Jahr 2025.

Literaturhinweise

 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie lassen sich Ergebnisse definieren? - Drei Beispiele (WBS, CBP und BDN)

Ich habe schon darüber geschrieben, warum das Definieren von Ergebnissen so wichtig ist. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Projektteams auf die eigentlichen Ziele. Aber was sind eigentlich Projektergebnisse? In diesem Beitrag stelle ich drei Methoden vor, um leichter an Ergebnisse zu kommen.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Wie Agilität den Kundennutzen steigert - Einige Argumente für Berater:innen

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit fragen sich viele, ob agile Beratung noch eine Zukunft hat. Die Antwort liegt in der konsequenten Orientierung am Kundennutzen. Qualität setzt sich durch, wenn sie messbare Verbesserungen bei Umsatz, Kosten und Leistungsfähigkeit bewirkt, anstatt sich in Methoden und zirkulären Fragen zu verlieren. Dieser Artikel zeigt, wie agile Beratung nachhaltige Veränderungen in Unternehmen schafft und warum gerade jetzt gute Berater:innen gebraucht werden, um Organisationen widerstandsfähiger zu machen.

Warum eine Agile Transformation keine Reise ist

Die agile Transformation wird oft als eine Reise beschrieben. Doch dieser Vergleich kann viele Unternehmen in die Irre führen oder Bilder von unpassenden Vergleichen erzeugen. Transformationen sind keine linearen Prozesse mit einem klaren Ziel, sondern komplexe und dynamische Entwicklungen. Dieser Artikel zeigt, warum Agilität kein Weg mit einem festen Endpunkt ist.

Kleine Organisationsveränderungen, die direktes Feedback erzeugen

Große Veränderungen sind in einer Organisation schwer zu messen. Oft liegt zwischen Ursache und Wirkung ein langer Zeitraum, sodass die Umsetzer:innen nicht wissen, was genau gewirkt hat. Hier ist eine Liste mit kleinen Maßnahmen, die schnell etwas zurückmelden.

Agile Leadership – Führst du noch oder dienst du schon?

Die Arbeitswelt verändert sich. Und das spüren nicht nur Führungskräfte, sondern vor allem Mitarbeitende. Immer mehr Menschen hinterfragen den Sinn ihrer Arbeit, erwarten Respekt, Vertrauen und eine Unternehmenskultur, die echte Zusammenarbeit ermöglicht. Studien wie die Gallup-Studie 2025 oder die EY-Jobstudie zeigen: Der Frust am Arbeitsplatz wächst – und mit ihm die Unzufriedenheit mit der Führung. Höchste Zeit, umzudenken. Genau hier setzt agile Führung an. 1. Warum agile Führung heute entscheidend ist  Klassische Führung – hierarchisch, kontrollierend, top-down – funktioniert immer weniger. Die Zahlen sind eindeutig:  Laut Gallup fühlen sich nur noch 45 % der deutschen Beschäftigten mit ihrem Leben zufrieden. Fast jede dritte Kündigung erfolgt wegen der Führungskraft. Nicht das Gehalt, sondern mangelnde Wertschätzung, fehlendes Vertrauen und ein schlechtes Arbeitsumfeld treiben Menschen aus Unternehmen.  Agile Führung bietet eine Alternative, die auf Vertrauen, Selbs...

Ent-Spannen statt Platzen: Erste Hilfe für mehr Vertrauen und Resilienz im Team

Zwei Themen die mir in den letzten Wochen immer wieder über den Weg laufen sind Vertrauen und Resilienz. Vertrauen als das Fundament für gemeinsame Zusammenarbeit und Resilienz als die Fähigkeit, Herausforderungen, Stress und Rückschläge zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen.  In dem Blogpost möchte ich ein paar Erste-Hilfe Interventionen teilen, die zu mehr Vertrauen und Resilienz im Team führen können - gerade wenn die Emotionen hochkochen und es heiss her geht im Team. Die „Mist-Runde“: Ärger Raum geben. In konfliktbeladenen oder belasteten Teams kann es eine große Herausforderung sein, eine offene Kommunikation und ein respektvolles Miteinander zu fördern. Eine einfache, aber äußerst effektive Methode, um Spannungen abzubauen, ist die „Mist-Runde“ . Diese Intervention, die ich zuerst bei Veronika Jungwirth und Ralph Miarka kennengelernt habe, gibt den Teilnehmern einen geschützten Raum, in dem sie ihre Frustrationen und negativen Gedanken ohne Zensur äußern können un...

Microsoft Lists: mit Forms und Power Apps komfortabel mobil arbeiten

In meinem Kundenkreis sind viele Menschen, die den Arbeitsalltag nicht vorwiegend auf dem Bürostuhl sitzend verbringen, sondern "draußen" unterwegs sind. Vielleicht in Werkstätten oder im Facility-Management. Es ist so wichtig, dass die Schnittstellen zu den Abläufen im Büro gut abgestimmt sind. Microsoft 365 hat so einiges im Baukasten, man muss es nur finden und nutzen.  In diesem Artikel spiele ich ein Szenario durch, das auf Microsoft Lists, Forms und - für die Ambitionierteren - Power Apps setzt.

Selbstbewertungsfragen für den Alltag in Arbeitsgruppen aus Sicht von Mitarbeitenden

Welche Fragen können wir Mitarbeiter:innen stellen, um herauszufinden, ob agiles Arbeiten wirkt? Es gibt bereits eine Menge an Fragebögen. Aber ich bin nicht immer zufrieden damit.