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Die Stimmung in Deinem Team drehen? So wird’s gemacht.

Oder ähnlich. Mir gefiel der Titel. Vor ein paar Tagen hat mich jemand angesprochen und von einem, wohl etwas frustrierenden, virtuellen Teammeeting erzählt. Die Teammitglieder zogen lange Gesichter, schauten grimmig in ihre Kameras. Ich habe mich dann gefragt, was ich tun würde, wenn ich in so einer Situation wäre. In diesem Blogpost beschreibe ich ein paar Tipps mit denen Du die Stimmung in Deinem Team (und Deine eigene) verbessern kannst.

Wovon hängt die Stimmung ab? Sicherlich gibt es Faktoren, die wir nicht beeinflussen können: Z.B. das wirtschaftliche oder gesellschaftliche Umfeld. Das müssen wir manchmal einfach aushalten und können eher nur dadurch glänzen, dass wir uns davon nicht zu sehr herunterziehen lassen.

Im Team selbst hängt die Stimmung von vielen Dingen ab. U.a. ob das Team sichtbare Fortschritte zu einem Ziel macht, das eine Bedeutung für das Team hat. Ob die Teammitglieder einen Sinn und eine Weiterentwicklung spüren. (/1/)

Die Aufgaben im Team sollten weder zu leicht oder wiederholend sein, dann entsteht Langeweile. Sie sollten aber auch nicht zu anspruchsvoll sein, dann entsteht Überforderung. (/2/)

Geht es im Team und um das Team herum fair zu, werden Teamleistungen und individuelle Leistungen gesehen und anerkannt, gibt es das richtige Maß Autonomie und Verantwortung?

Aber ganz besonders hängt die Stimmung im Team vom Verhalten der Führungskräfte ab – seien es die formal autorisierten oder informellen Führungskräfte. Eine informelle Führungskraft kann jemand sein, die schon lange im Unternehmen, gut vernetzt ist und viel Wissen trägt. Es kann aber auch das souveräne Auftreten sein, das Menschen zu Führungskräften im Team macht, ohne dass sie das überhaupt selbst wahrnehmen. Dann entsteht im Team eine Erwartungshaltung gegenüber der Person, die der Person nicht bewusst ist. Die Stimmung im Team kann also auch von dieser Person besonders beeinflusst werden. Vielleicht bist Du selbst eine informelle Führungskraft, und Deine Stimmung hat eine große Auswirkung auf Dein Team, ohne dass Du es weißt. 

Was kannst Du tun? 

Die Frage ist, ob Du überhaupt etwas an der Stimmung ändern möchtest: Was wäre anders, wenn die Stimmung im Team besser wäre? Würde sich das für Dich lohnen? Wenn Du die Stimmung im Team nicht anderen überlassen willst, dann kannst Du Dir zuerst ein paar Fragen stellen: 

❑ Was denkst du über deine Teammitglieder?
❑ Was glaubst du, welchen Einfluss das, was Du über sie denkst, auf sie hat?
❑ Welchen Teil von Dir selbst kannst Du im Verhalten der anderen Person erkennen?
❑ Inwieweit denkst du, dass die andere Person spürt, dass du sie verstehst und dich um sie sorgst?
❑ Wie würdest du Dir die Beziehung wünschen?
❑ Wann hast du das letzte Mal eine wesentliche Rückmeldung darüber erhalten, wie du Dich verhältst?

Wenn Du die Fragen für Dich beantwortest, merkst Du vielleicht, welchen Anteil Du an der Stimmung im Team hast.

Anschließend kannst Du Dir bewusst überlegen, wie Du heute auftreten willst (/3/). Metaskills sind eine schöne Inspiration.

Mit dem Robin Dreekes „Code of Trust“ kannst Du auf ein paar Dinge achten, um die Stimmung im Team zu heben (/4/): 

❑ Stell Dein Ego zurück 
❑ Nimm eine nicht-wertende Haltung ein 
❑ Bestätige andere 
❑ Achte immer auf die Vernunft 
❑ Sei großzügig. 

Wenn Dich etwas triggert, gibt es zwei Techniken, mit denen ich im letzten Jahr gute Erfahrungen gemacht habe: 
  1. Achte auf Deine Atmung: 4-7-8 – atme vier Sekunden ein, halte die Luft 7 Sekunden an, atme 8 Sekunden langsam aus und beginne dann von vorne. Der Körper zieht sich dann automatisch mehr Luft, und Dein limbisches System beruhigt sich. Wenn Du dabei durch die Nase atmest, kannst Du das ganz unauffällig tun.
  2. RAIN: Michele McDonald hat eine Möglichkeit beschrieben, wie wir uns in schwierigen Situation dagegen wehren können, von unseren Triggern beherrscht zu werden (/5/).  Wir sind nicht unsere Gedanken. Wir können bewusst mit ihnen umgehen. RAIN ist Akronym, das für die folgenden Worte steht: 
    • R – Recognize – nimm wahr 
    • A – Accept, acknowledge & allow – akzeptiere die Situation. Das heißt nicht, dass Du Dich mit ihr abfinden musst. 
    • I – interest oder investigate – erkunde wie es Dir physisch und emotional geht und welche Gedanken sich in Dir abspielen 
    • N – non-identification –identifiziere Dich nicht mit Deinen Emotionen oder Gedanken
Wie wäre es, wenn wir uns alle gegenseitig in die Verantwortung nähmen, die Stimmung in unseren Teams positiv zu beeinflussen. Was wäre dann anders?

Anmerkungen:
/1/: Daniel Pink hat dazu geforscht. Gut zusammengefasst in diesem Video: https://www.youtube.com/watch?v=u6XAPnuFjJc
/2/: Mihaly Csikszentmihalyi hat darüber ein schönes Grundlagenbuch geschrieben: https://www.harpercollins.com/products/flow-mihaly-csikszentmihalyi?variant=32118048686114
/4/: Robin Dreeke war für das amerikanische FBI in der Spionageabwehr tätig und musste dafür vertrauensvolle Beziehungen zu Informat:innen herstellen. Mehr darüber in „Code of Trust“ - https://www.robindreeke.com/code-of-trust
/5/: Unter diesem Link findest Du die Beschreibung der Autorin: https://vipassanahawaii.org/resources/raindrop/

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