Buzzwords, Buzzwords, Buzzwords! Es ist in vielen Branchen und Bereichen sehr wichtig geworden, bei irgendetwas mitzumachen. Früher XP, dann Scrum, Design Thinking, Lean Startup, SAFe, ach was es nicht alles gibt. Ich muss mitmachen, um nicht in die „whaaaaat…Du machst noch kein <Idznbrnfd>?? Also bei uns hat das 1a funktioniert!“ Nische zu kommen. Und genau an dieser Stelle ist der Haken. Gehen wir doch einmal ins Privatleben. Das ist meist der Startpunkt meiner Trainings. Mit einem Spruch so ähnlich wie „heute lernt Ihr von mir nichts Neues, denn agil seid Ihr schon seit Geburt…eigentlich schon früher!“. An dieser Stelle nicken schon viele Teilnehmer. Frage: soll ich den Kurs an dieser Stelle beenden? Nein, natürlich nicht. Wir haben es nämlich abtrainiert bekommen, uns im betrieblichen Umfeld so zu verhalten. Aber dazu ein anderes Mal…
Also jetzt wirklich in‘s Privatleben.
Ich koche gerne. Ohne Experimentieren und Anpassen kein gutes Mahl. Zumindest, wenn ich dieses noch nicht oder nicht oft gekocht habe und ein Händchen dafür bekommen habe. Erkennbar an „mache ich nach Gefühl“ oder Dergleichen. Zunächst habe ich einen groben Plan, wie es funktioniert, genannt das Rezept. Und los geht’s. Keine bzw. eine grobe Analyse. Was ist z.B. eine „glasige Zwiebel“ oder was heißt „eine Priese“. Und auch daran erkennt man schon: wir messen hier nicht in z.B. mg – es ist eine Priese und was das wiederum ist, lehrt mich meine Erfahrung. Und genau darum geht es. Erfahrungen sammeln, Fachbegriff: Lernen oder auch anpassen genannt.
Und schon geht es los. Ich experimentiere. Zutaten bereitstellen und Schritt für Schritt loslegen. Was passiert? Zwiebeln zu dunkel? Ach, mache ich schnell neu! Meta-Ebene: was für eine geile Fehlerkultur! Kurz ärgern, dass es nicht funktioniert hat und – Ihr könnt es Euch denken: anpassen! Geht schnell: neue Zwiebel schnibbeln, diesmal früher von der Flamme nehmen. Zu wenig Salz? Nachwürzen, abschmecken, fertig. Auch hier: im Fachjargon „Experiment“ genannt. Vielleicht gehen die Experimente komplett schief und ich muss am Ende das gesamte Mahl herunterwürgen. Im Freundeskreis ist einem das vielleicht kurz peinlich, man lacht drüber und macht es beim nächsten Mal anders. Da haben wir’s wieder: Fehlerkultur, ganz natürlich.
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Holger in der Küche |
Ich koche seit meiner Jugend. Ich habe Spaß dabei. Ich hole mir regelmäßig Feedback. Bei einem „schmeckt gut“ frage ich nach. Ich möchte mich verbessern, also lasse ich das Feedback (oft) in meine nächste Kochaktion einfließen. Lade Leute zum Essen ein, selbst und sogar gerne die Kritiker. Alles ganz natürlich.
Fazit
Man, bin ich agil. Und das Ganze seit meiner Jugend und ganz OHNE FRAMEWORKS. Die gab‘s nämlich noch nicht.
Die Frage sollte aus meiner Sicht also heißen: „Wie schaffe ich es ganz normale, geübte und natürliche Verhaltensmuster in betriebliche Abläufe zu übernehmen?“.
Anstatt: „Welches Framework benötige ich, um mein Problem zu lösen?“.
Viel Spaß beim Kommentieren und Diskutieren.
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