Direkt zum Hauptbereich

Good bye 2023. Ein paar Lektionen in Empathie.

Das Jahr ist rum. Für mich Zeit, zurückzublicken. Was habe ich dieses Jahr gelernt, wofür bin ich dankbar und was möchte ich gerne teilen. Die wichtigsten Erfahrungen haben etwas mit Empathie oder mangelnder Empathie zu tun.

Für mich war es das schnellste Jahr und eins der schwierigsten.

Gleich im Januar haben Jan und ich unseren Vater beerdigt. Ich war sehr kraftlos. Ohne das Coaching von Bob Galen wäre mir das erste Vierteljahr sicher noch schwerer gefallen. Zwischen zwei Coaching-Gesprächen wurde mir durch seine Fragen klar, dass das Universum unendlich viel Energie für mich hat. Ich entscheide, wie viel ich davon aufnehme.

Drei Wochen später knallte dann ein veritabler Teamkonflikt auf uns ein. Ein Teammitglied fühlte sich von uns nicht gesehen und anerkannt. Das Team zerbrach.

Danach ist mir klar geworden, wie wichtig es ist, seine Selbstwahrnehmung regelmäßig mit der Fremdwahrnehmung von meinen Kolleg:innen abzugleichen.

SAMALO 360 ist ein gutes Werkzeug dafür. Eine Person meldet sich freiwillig, um vom Team Feedback zu bekommen. Die anderen Teammitglieder geben Feedback in den Kategorien “Same As”, “More Of”, “Less Of”. Anschließend erstellt sich die Person, die um Feedback gebeten hat, einen Plan, wie sie das Feedback umsetzt.

Im Februar habe ich in einem “Train the Trainer” in Liverpool neue Registered Scrum Trainer:innen ausgebildet. Jan und ich haben in der Zeit davor viel darüber gesprochen, wann ein Scrum-Training eigentlich erfolgreich ist. Ich finde, wenn Teilnehmende nach dem Training ein kleines Experiment ausprobieren, mit dem sie Teile von Scrum gleich anwenden und selbst lernen, dass es ihnen einen Fortschritt gebracht hat.

Dem stehen vier Hindernisse in Trainings entgegen:
  1. Rigidität. Teilnehmende kommen mit ihren eigenen Erfahrungen und Vorstellungen, wie ihre Arbeitswelt bisher funktioniert hat, in ein Scrum Training. Dieses Lernphänomen nennt man Rigidität. Das Training kann noch so gut, unterhaltsam, motivierend sein: Wenn es das Training nicht schafft, die Rigidität zu überwinden, werden Teilnehmende alle Inhalte des Trainings so interpretieren, dass es wieder ihrer Arbeitswelt entspricht.
  2. Relevanz. Wenn Teilnehmende die Inhalte nicht relevant ansehen, dann folgen sie nicht. Die Frage lautet also bei jedem Thema: “Warum könnte es für die Teilnehmenden relevant sein?”
  3. Klarheit. In Scrum gibt es viele neue Begriffe. Z.B. das Wort Artefakt. Oder eine Definition of Done. Wenn diese Begriffe oder Konzepte im Training nicht eindeutig geklärt werden, gibt es Irritationen. Und die Irritationen machen es den Teilnehmenden schwer zu folgen.
  4. Ambivalenz. Diesen Begriff kennen wir aus einer Therapieform genannt “Motivierende Gesprächsführung”. Diese Art Therapie nimmt es als Annahme, dass - z.B. Süchtige - immer zwei Stimmen in ihrem Kopf haben: Eine für eine Verhaltensänderung, und eine für die Beibehaltung des Status Quo. Es wird immer beide Stimmen geben. Die Aufgabe von Therapeut:innen ist es, die Stimme für die Verhaltensänderung lauter werden zu lassen. Genauso ist es im Scrum Training. Alles, was den Teilnehmenden als Hürde vorkommt und sie von einem kleinen Experiment mit Scrum abhält, macht die Stimme für die Beibehaltung des Status Quo lauter.
Die Trainer:innen haben sich im “Train the Trainer” darauf vorbereitet, wie sie in ihren eigenen Trainings diese vier Aspekte adressieren können. Danach haben sie ihr erstes Scrum Training gegeben. Ich habe noch nie so ein flüssiges, überzeugendes Training gesehen, wie von diesen fünf Trainer:innen.

Fast forward. Im September haben sich die Registered Scrum Trainer:innen zu ihrem ersten weltweiten Retreat in Boston getroffen. Der Gründer des Programms, Scrum Co-Erfinder Jeff Sutherland, hat einen Vortrag darüber gehalten, wie sich Alterungsprozesse verlangsamen lassen. Jeff (82) hat, vor seiner Scrum-Karriere, einen medizinischen Hintergrund und über Krebs geforscht.

Ich habe einige Jahre mit ihm Scrum Workshops co-trainiert. In Boston kam er mir tatsächlich jünger vor, als vor acht Jahren. In seinem Vortrag hat er ein paar Tipps geteilt, wie man seinen Tag planen sollte, um Alterung zu verlangsamen:
  • Konzentriere Dich auf Deinen Purpose, 
  • beginne den Tag mit einem persönlichen Ziel, 
  • sorge für geistige Klarheit und 
  • versuche, Überraschungen zu vermeiden.
Gegen Ende des Jahres haben Bob Galen, Tony Ponton und ich eine Konferenz co-organisiert: Den zweiten “Badass Agile Coaching Day”.

Ein Vortrag hat mich nachhaltig bewegt. Paddy Corry hat uns in seinem Vortrag “How Empathy for Product Managers can make you a more Badass Agile Coach” Fragen über unseren empathischen Umgang mit unseren Klient:innen gestellt.

Eine hat mich zum Nachdenken gebracht. In den folgenden Tagen habe ich sie einigen Kolleg:innen gezeigt und danach wurde es immer still. Daher möchte sie zum Abschluss gerne hier auch teilen:

Denk an eine Gruppe, mit der du zusammenarbeitest. Inwieweit siehst du dich auf dem Spektrum der Empathie mit ihnen, und wie könnte sich das auf deine Arbeit auswirken? (/1/)

Frohe Weihnachten und einen guten Start in das neue Jahr!

Anmerkungen:
  • /1/ Im Original: Think about a group you collaborate with. To what extent do you see yourself on the spectrum of empathy with them, and how could that impact your work?

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Transparenz als Schlüssel zum Erfolg: 20 Reflexionsfragen für moderne Organisationen

Transparenz ist das Herzstück erfolgreicher Teams. Sie schafft Vertrauen und fördert Zusammenarbeit. Wenn alle Zugang zu den notwendigen Informationen haben, können sie fundierte Entscheidungen treffen und gemeinsam Lösungen erarbeiten. Dies führt zu höherer Effizienz, schnelleren Entscheidungsprozessen und besseren Arbeitsergebnissen. Transparenz ist mehr als ein Schlagwort – es gilt, sie greifbar zu machen, ein gemeinsames Verständnis davon zu entwickeln und es in die Praxis umzusetzen. Wie das gelingt und welche Vorteile es für Euer Team und Eure Organisation bringt, erkunden wir im Folgenden.

Die Stimmung in Deinem Team drehen? So wird’s gemacht.

Oder ähnlich. Mir gefiel der Titel. Vor ein paar Tagen hat mich jemand angesprochen und von einem, wohl etwas frustrierenden, virtuellen Teammeeting erzählt. Die Teammitglieder zogen lange Gesichter, schauten grimmig in ihre Kameras. Ich habe mich dann gefragt, was ich tun würde, wenn ich in so einer Situation wäre. In diesem Blogpost beschreibe ich ein paar Tipps mit denen Du die Stimmung in Deinem Team (und Deine eigene) verbessern kannst.

Als Team innehalten für ein neues Jahr

Es ist eine schöne Tradition, den Jahreswechsel für das persönliche Innehalten zu nutzen. Als einzelne Person blickt man zurück, reflektiert und wünscht sich etwas für das neue Jahr. Einige Menschen nehmen sich etwas für das neue Jahr vor. Aber geht es auch auf der Ebene eines Teams?

Wofür braucht man einen Aktenplan?

Es muss im Jahr 2000 gewesen sein. In meinem Job hatte ich ein breites Feld an Aufgaben und ich wollte den Überblick behalten. Ich kannte mich schon mit verschiedenen Zeitmanagementsystemen aus. Aber mein Schreibtisch und meine elektronische Ablage wurden immer unübersichtlicher. Wer könnte noch ein Problem in der Ablage haben? Die Lösung fand ich in einem Handbuch für Sekretärinnen: einen Aktenplan. Ohne ihn wäre mein Leben anders verlaufen.

Kategorien in Outlook - für das Team nutzen

Kennen Sie die Kategorien in Outlook? Nutzen Sie diese? Wenn ja wofür? Wenn ich diese Fragen im Seminar stelle, sehe ich oft hochgezogene Augenbrauen. Kaum jemand weiß, was man eigentlich mit diesen Kategorien machen kann und wofür sie nützlich sind. Dieser Blogartikel stellt sie Ihnen vor.

Leisten! Leisten? Leisten!

Warum opfern wir so viel für den Job, selbst wenn es uns nicht wirklich weiterbringt? Ein paar blasphemische Gedanken zu einem für uns überlebenswichtigen Thema. 

Rebellieren für den Wandel: die 8 Regeln des totalen Stillstandes von Prof. Dr. Peter Kruse

In einem legendärem Vortrag skizzierte Peter Kruse 8 Regeln des totalen Stillstands. Ihm zufolge wurden die Regeln entwickelt, um Managern und Führungskräften dabei zu helfen, Bereiche mit potenziellem Widerstand gegen Veränderungen zu erkennen und Menschen auf strukturierte Weise durch den Veränderungsprozess zu führen.

Und jetzt alle zusammen! Teams - OneNote - Aufgaben - To Do

Ein Meeting jagt das nächste. Sich da nicht zu verzetteln, wird  im Zeitalter virtueller Besprechungen  noch anspruchsvoller. Kein Wunder, dass  im Zusammenhang mit Microsoft 365  zwei Fragen besonders häufig auftauchen: Wie dokumentiert man Besprechungen gut? Was hilft, offene Aufgaben nachzuhalten? Eine gute Lösung: Das in MS Teams integrierte OneNote-Notizbuch als gemeinsame Plattform auch für den Aufgabenüberblick zu nutzen.

Nie wieder Ärger mit Besprechungsserien in Outlook

Erstellen auch Sie Besprechungsserien in Outlook? Ärgern auch Sie sich manchmal darüber, wenn Sie etwas zu ändern haben? Falls nicht, versenden Sie entweder keine wiederkehrenden Outlook-Besprechungen (Serienterminen). Oder Sie ändern nie etwas daran. Dann ist dieser Artikel nichts für Sie. Lesen Sie aber bitte weiter, falls Sie sich schon immer mal gefragt haben, ob es eine Lösung gibt?