"Widerstand gegen Veränderungen ist ein Geschenk in hässlicher Verpackung." Dieser Satz meines geschätzen Co-Creators Matthias Pahl, hat mich ins nachdenken gebracht.
Widerstand soll ein Geschenk sein? Fühlt sich häufig nicht so an oder?
These:
Hinter Widerständen steckt eine innere Logik. Widerstand möchte etwas schützten, etwas stabilisieren und im Gleichgewicht halten. So irrational der Widerstand daher kommen mag. Er erfüllt einen Zweck, der verstanden werden will.
In diesem Blogartikel biete ich Ihnen 6 Impulse an, die einen versöhnlichen Blick auf Widerstände gegen Veränderungen legen und Lösungsansätze bieten sollen.
1. Widerstand erfüllt einen Zweck & folgt eigenen Wertevorstellungen & Handlungslogiken
Hinter dem Widerstand stecken oft Ängste, wie Kontrollverlust oder das Infragestellen der eigenen Kompetenzen. Auch das Festhalten an Bewährtem und Zweifel am Nutzen der Veränderungen spielen häufig eine Rolle. Diese wollen verstanden und respektiert werden. Widerstand zeigt sich in bunten Gewändern. Für alle Sinne ist etwas dabei: es werden Gerüchte gestreut, Meetings werden torpediert, Aufgaben verschludert, Fristen verbummelt, Informationen zurückgehalten oder lautstark Protest ausgesprochen. Ob allein oder im Team - Widerstand bringt Schwung in die Bude und kann ernsthaftes Symptom eines Teufelskreis werden, der Organisationen in die Enge treibt. Letztlich kann Widerstand Ausdruck dafür sein, die Dinge wie sie waren zu schützen und das Überleben des Status Quo zu sichern. Hier liegt die verborgene Chance, Kernelemente der Organisationsidentität zu identifizieren und besprechbar zu machen.
2. Widerstand nährt sich aus Widerstand
Widerstand wächst an diffusen, unausgesprochenen Erwartungen und einem nicht kompatiblen Verständnis des Zielbildes. Werden Widerstände ignoriert oder mit Druck beantwortet, dreht sich der Teufelskreis weiter: Die Motivation sinkt, die Produktivität leidet, das Betriebsklima wird schlechter. Im Extremfall drohen hohe Fluktuation oder sogar das Scheitern ganzer Change-Initiativen.
"Die wollen zu schnell zu viel bei zu wenig Kapazität!" Veränderungen brauchen Zeit, um angenommen zu werden. Befreien Sie sich selbst vom Druck, alles SOFORT und PERFEKT können zu MÜSSEN. Eine eine neue Sportart mag im Fernsehen leicht aussehen, nach dem ersten Training sehen sie das möglicherweise radikal anders.
Raum und Zeit für Training, Wissensaufbau und zum gemeinsamen Reflektieren ermöglicht kontinuierliche Fortschritte. Bauen Sie mögliche Ängste und Vorbehalte Schritt für Schritt ab. Geben Sie die Freigabe zum Scheitern:
"Ich muss es nicht sofort können. Ich mache es so gut es im Moment möglich ist"
"Ich fang erstmal an, in kleinen Schritten."
Bild 1: Treiber des Widerstandes
3. Hinweise finden sich im Widerstand - Lösungen im Umfeld
Gehen Sie aktiv auf Widerständler*innen zu und führen Sie einen interessierten, ehrlichen Dialog: Fragen Sie nach den Beweggründen für Ablehnung und nehmen Sie diese ernst. Häufig schlummert hier ein Schatz an Wissen über Bewahrenswertes. Dinge, die beschützt werden wollen und zur Identität der Organisation geworden sind.
Veranschaulichen Sie die eigenen Beweggründe und Ziele. Methapern und Bilder sind nützliche Helferlein, um das Gesagte zu unterstützen. Diese können gemeinsam weiterentwickelt werden. Überlegen sie gemeinsam, was es braucht, um die Ursachen für die Widerstände zu beseitigen.
Achten Sie besonders auf Situationen in denen sich weniger Widerstand zeigt. Würdigen sie diese Momente.
4. Verändern bedeutet nicht entwickeln. Entwickeln bedeutet seine Grenzen zu öffnen und neue Möglichkeiten zuzulassen
Binden Sie Mitarbeiter*innen so früh wie möglich in Change-Prozesse ein. Informieren und kommunizieren sie offen und ehrlich. Interpretationsspielräume und vage formulierte strategische Prioritäten sind die beliebtesten Zutaten der Gerüchteküche!
Stecken Sie das Spielfeld der Veränderung klar ab.
Was ist bereits entschieden und unumgänglich?
Was ist verhandelbar?
Wo gibt es Raum des Mitwirkens?
Hören bedeutet nicht verstehen.
Fragen sie aktiv nach:
Welches Verständnis haben ihre Mitarbeiter*innen vom Gehörten gewonnen?
Was davon erscheint ihnen nützlich? Was nicht?
Was haben sie nicht gehört, was berücksichtigt werden sollte?
Ihre Mitarbeiter*innen werden über das verstandene Reden. So oder so. Im Idealfall mit Ihnen - so lassen sich Missverständnisse schneller klären.
Zusätzlich erhalten Sie andere Sichtweisen auf die Situation, die blinde Flecken und Schwachstellen aufdecken. Öffnen sie den Raum für Ideen zur konkreten Ausgestaltung.
Übertragen Sie aktiv Verantwortung. Fördern Sie Initiative und Engagement, indem Sie eigene Gestaltungsspielräume ermöglichen. So fühlen sich Ihre Mitarbeiter*innen ernst genommen.
Bild 2: Tugenden der Veränderung
5. Entwickeln geschieht freiwillig
Überlegen Sie gemeinsam, was es braucht, um genügend Raum und Orientierung für die Entwicklung von Veränderungen zu ermöglichen. Feiern Sie Zwischenerfolge! Schaffen sie Quick Wins, um Mut zu machen. Bestehen Sie nicht auf Kontrolle, sondern ermöglichen flexible Gestaltungsspielräume. So kann Vertrauen und psychologische Sicherheit in ihre Arbeit gefördert werden.
Indem Sie Widerstände nicht bekämpfen, sondern das hässlich verpackt daherkommende Geschenk konstruktiv einbinden, gewinnen Sie wertvolle Veränderungsenergie. Der Schlüssel liegt in Respekt, Geduld und partizipativer Führung.
6. Dem Widerstand mit Haltung begegnen
Mantra: "Ich nehme Widerstand als Chance an, mich weiterzuentwickeln und Lösungen zu finden, die mir bisher verborgen geblieben sind."
Die Mauer des Widerstandes scheint unüberwindlich? Was könnten sie stattdessen tun? Drüberklettern? Ein Loch graben? Links oder rechts dran vorbei? Scheint die Mauer des Widerstandes an einer Stelle unüberwindlich, können sie sich fragen:
Was wird dadurch möglich?
Wofür könnte der Widerstand hilfreich sein?
Was übersehe ich?
Wohin kann ich meine Veränderungsenergie stattdessen lenken, um voranzukommen?
Auszug aus Kartenset "Veränderungsimpulse" Ausgabe Widerstand
Fazit
Widerstand konstruktiv zu betrachten ermöglicht umfassendere Sichtweisen. Er birgt wertvolles Feedback, oft eben unschön, kaum erkennbar oder einfach hässlich verpackt. Doch dieses Geschenk hilft, Veränderungen zu verbessern und nachhaltig wirksam werden zu lassen. Geduldig integriert, wird Widerstand vom Geschenk zum Türöffner für Veränderungen.
Ein großer Dank gilt Matthias Pahl, Systemischer Organisationsentwickler und Sparringspartner gemeinsamer Teamentwicklungsprojekten. Dein Feedback zum Artikel-Entwurf war von unschätzbarem Wert, die eigenen Gedanken zu sortieren und in Worte zu fassen. Teamwork rockt!
vom 31.08.2023 auf YouTube. Hier der Link zur Folge.
Podcast "Zusammen mehr Elefant"
Folge 10: "Widerstand ist zwecklos"
Hier treffen Perspektiven aus Lean Management (Nadja Böhlmann), Agilität (Alisa Stolze) und systemischer Organisationsentwicklung (Maria Kühn) aufeinander. Wir sprechen über aktuelle Themen, die uns und unsere Hörer bewegen. Gepickt mit Anekdoten, Erfahrungen und Erkenntnissen aus unserem beruflichen und persönlichen Köfferchen.
Ich habe schon darüber geschrieben, warum das Definieren von Ergebnissen so wichtig ist. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Projektteams auf die eigentlichen Ziele. Aber was sind eigentlich Projektergebnisse? In diesem Beitrag stelle ich drei Methoden vor, um leichter an Ergebnisse zu kommen.
Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.
In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit fragen sich viele, ob agile Beratung noch eine Zukunft hat. Die Antwort liegt in der konsequenten Orientierung am Kundennutzen. Qualität setzt sich durch, wenn sie messbare Verbesserungen bei Umsatz, Kosten und Leistungsfähigkeit bewirkt, anstatt sich in Methoden und zirkulären Fragen zu verlieren. Dieser Artikel zeigt, wie agile Beratung nachhaltige Veränderungen in Unternehmen schafft und warum gerade jetzt gute Berater:innen gebraucht werden, um Organisationen widerstandsfähiger zu machen.
Die agile Transformation wird oft als eine Reise beschrieben. Doch dieser Vergleich kann viele Unternehmen in die Irre führen oder Bilder von unpassenden Vergleichen erzeugen. Transformationen sind keine linearen Prozesse mit einem klaren Ziel, sondern komplexe und dynamische Entwicklungen. Dieser Artikel zeigt, warum Agilität kein Weg mit einem festen Endpunkt ist.
Nicht wenige Konzepte im agilen Umfeld haben mit "Transparenz" zu tun. Es schimmert an einigen Stellen hindurch, dass es gerade in unserem Land schwierig sein könnte, echte agile Zusammenarbeit durch u. a. Förderung von Transparenz zu erreichen. Womit das zu tun haben könnte, ist Thema dieses Artikels.
Große Veränderungen sind in einer Organisation schwer zu messen. Oft liegt zwischen Ursache und Wirkung ein langer Zeitraum, sodass die Umsetzer:innen nicht wissen, was genau gewirkt hat. Hier ist eine Liste mit kleinen Maßnahmen, die schnell etwas zurückmelden.
Die Arbeitswelt verändert sich. Und das spüren nicht nur Führungskräfte, sondern vor allem Mitarbeitende. Immer mehr Menschen hinterfragen den Sinn ihrer Arbeit, erwarten Respekt, Vertrauen und eine Unternehmenskultur, die echte Zusammenarbeit ermöglicht. Studien wie die Gallup-Studie 2025 oder die EY-Jobstudie zeigen: Der Frust am Arbeitsplatz wächst – und mit ihm die Unzufriedenheit mit der Führung. Höchste Zeit, umzudenken. Genau hier setzt agile Führung an. 1. Warum agile Führung heute entscheidend ist Klassische Führung – hierarchisch, kontrollierend, top-down – funktioniert immer weniger. Die Zahlen sind eindeutig: Laut Gallup fühlen sich nur noch 45 % der deutschen Beschäftigten mit ihrem Leben zufrieden. Fast jede dritte Kündigung erfolgt wegen der Führungskraft. Nicht das Gehalt, sondern mangelnde Wertschätzung, fehlendes Vertrauen und ein schlechtes Arbeitsumfeld treiben Menschen aus Unternehmen. Agile Führung bietet eine Alternative, die auf Vertrauen, Selbs...
Zwei Themen die mir in den letzten Wochen immer wieder über den Weg laufen sind Vertrauen und Resilienz. Vertrauen als das Fundament für gemeinsame Zusammenarbeit und Resilienz als die Fähigkeit, Herausforderungen, Stress und Rückschläge zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen. In dem Blogpost möchte ich ein paar Erste-Hilfe Interventionen teilen, die zu mehr Vertrauen und Resilienz im Team führen können - gerade wenn die Emotionen hochkochen und es heiss her geht im Team. Die „Mist-Runde“: Ärger Raum geben. In konfliktbeladenen oder belasteten Teams kann es eine große Herausforderung sein, eine offene Kommunikation und ein respektvolles Miteinander zu fördern. Eine einfache, aber äußerst effektive Methode, um Spannungen abzubauen, ist die „Mist-Runde“ . Diese Intervention, die ich zuerst bei Veronika Jungwirth und Ralph Miarka kennengelernt habe, gibt den Teilnehmern einen geschützten Raum, in dem sie ihre Frustrationen und negativen Gedanken ohne Zensur äußern können un...
In meinem Kundenkreis sind viele Menschen, die den Arbeitsalltag nicht vorwiegend auf dem Bürostuhl sitzend verbringen, sondern "draußen" unterwegs sind. Vielleicht in Werkstätten oder im Facility-Management. Es ist so wichtig, dass die Schnittstellen zu den Abläufen im Büro gut abgestimmt sind. Microsoft 365 hat so einiges im Baukasten, man muss es nur finden und nutzen. In diesem Artikel spiele ich ein Szenario durch, das auf Microsoft Lists, Forms und - für die Ambitionierteren - Power Apps setzt.
Welche Fragen können wir Mitarbeiter:innen stellen, um herauszufinden, ob agiles Arbeiten wirkt? Es gibt bereits eine Menge an Fragebögen. Aber ich bin nicht immer zufrieden damit.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen