Direkt zum Hauptbereich

Auftragsklärung für Scrum Master:innen

Ein neuer Kunde ruft an. Die Aufgabe hört sich interessant an. Aber Großkonzern! Ist immer schwierig. Welche Punkte sollte ein (externer) Scrum Master vorab klären, damit die Aufgabe Spaß macht? Dazu einige Ideen.

Reminder: Warum funktioniert Scrum?

Kürzlich habe ich ein Buch aus dem Jahr 1996 über Produktentwicklung gefunden./1, S. 8-17/ Dort werden sechs häufige Probleme aufgelistet, die guten Produkten im Wege stehen:

  • Die Firma verstehen die Kundenwünsche nicht.
  • Fehler werden zu spät im Entwicklungsprozess gefunden.
  • Das Management stört die Arbeit.
  • Zu viele Projekte gleichzeitig.
  • Mitarbeiter brennen aus.
  • Schlechte Kommunikation.

Kommt das jemandem bekannt vor? Scrum funktioniert, weil wir solche Punkte angehen, nicht weil wir den Scrum Guide einhalten. Vielleicht geht das nur in kleinen Firmen? Jeff Sutherland hat immer wieder mit großen Unternehmen gearbeitet. Es geht also auch dort. In der Literatur sind viele Beispiele dokumentiert.

Mit einem Foto von krakenimages auf Unsplash

Wann rechnet sich ein externer Scrum Master?

Die Wirksamkeit einer Organisation ist das Produkt aus der Auswahl der richtigen Projekte, an der Arbeit an den richtigen Features in einem Projekt und aus der Prozesseffizienz mit der geliefert wird. Gute Führungskräfte priorisieren immer wieder die Liste der Ideen, weil es zu leicht ist, sich zu verzetteln. Gute Product Owner ziehen immer erst die Features vor, die einen großen Nutzen für den Kunden haben. Gute Scrum Master erhöhen die Effzienz, mit der ein Team liefert. 

Ein externe Scrum Master muss an allen drei Faktoren arbeiten:

  • Welche Themen gehen wir an? Wie können wir uns fokussieren?
  • Wie erkennen wir, welche Features richtig nützlich sind? Wie bekommen wir häufig Feedback?
  • Wie verbessern wir den Fluss der Arbeit? Wir finden wir Hindernisse und bauen sie ab?

Damit die Rolle eine Scrum Masters nicht in Frage gestellt wird, muss er/sie das 2-3fache seiner Kosten einspielen. Nehmen wir Kosten von 50.000 an. Was muss passieren, dass die Organisation 100-150 Tausend Euro einspart oder zusätzlich verdient? Welche Abläufe und Strukturen müssen sich dazu ändern? Wo springen Kunden ab? Wie viel Gewinn machen wir mit einem neuen Produkt? Wo können wir zusätzliche Kosten vermeiden, die keinen Nutzen bringen?

Welches Mandat hat der Scrum Master?

Ein Scrum Master soll nicht Scrum machen. Er soll dem Unternehmen helfen, besser zu werden. Scrum ist ein guter Einstieg. Aber die typischen Baustellen in den Unternehmen müssen angegangen werden. Darf der Scrum Master das? Ein guter Scrum Master holt sich dazu das Mandat der Geschäftsführung, der anderen Führungskräfte und der Teammitglieder ab.

Wie arbeiten Scrum Master und die anderen dazu zusammen? Gibt es eine monatliche Durchsicht der Zahlen? Wie werden Hindernisse eskaliert? Darf der Scrum Master verhindern, dass ständig Leute vom Projekt abgezogen werden?

Was ist vorher zu klären?

Es gibt also einige Punkte, die vor Arbeitsantritt zu klären sind. Und wenn diese Punkte nicht geklärt sind, sollte der Scrum Master auch nicht anfangen. Hier sind ein paar Ideen:

  • Wir haben uns auf Kriterien geeinigt, um Verbesserungen zu erkennen. Es werden Kriterien vereinbart, wann die Zusammenarbeit abgebrochen wird.
  • Es gibt klare Regeln und Strukturen für die Zusammenarbeit zwischen Scrum Master und GF bzw. den anderen Führungskräften.
  • Der Scrum Master hat Arbeitsmitteln (Rechner, Zugänge zu den Systemen, Telefon)
  • Die Teams bekommen Teamräume.
  • Die GF informiert alle Betroffenen vorab, dass ein neue Scrum Master kommt und was seine Aufgaben sind.

Fragen Sie gern mal andere Scrum Master, Berater und Coaches, worauf sie achten und machen Sie sich Ihre eigene Liste vorab.

Ihr wollt mehr über Scrum wissen? Wir haben eine Übersichtsseite zu Scrum, über die man sich in die wichtigsten Artikel in diesem Blog einlesen kann.

Anmerkungen

  • /1/ siehe Dimancescu, Dan ; Dwenger, Kemp: World-class New Product Development : Benchmarking Best Practices of Agile Manufacturers. New York: Amacom, 1996. 


 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Klartext statt Konsens - wie Meetings wieder was bewirken

Bessere Kommunikation ist Lippenstift fürs Protokoll. Kennst Du das: Das Meeting läuft, Energie ist da, der Knoten platzt - und jemand sagt: "Wir müssen besser kommunizieren!" Alle nicken. Jemand schreibt's auf. Und was passiert damit?  Nichts . Warum? Weil "besser kommunizieren" keine Handlung ist. Genauso wenig wie: "mehr Verantwortung übernehmen", "offener Feedback geben", "konstruktiver diskutieren", "proaktiver sein", "mehr miteinander reden", "transparenter werden", "Verständnis füreinander zeigen". Alles klingt gut. Aber ohne Klartext bleibt’s ein Vorschlag - nett im Protokoll, aber ohne Effekt auf den nächsten Arbeitstag. Kein konkreter Schritt, keine sichtbare Veränderung. Keiner der's macht. Es ist eine gute Absicht ohne Konsequenz. Wir haben kein Problem Verbesserungen zu identifizieren.   Die wahre Herausforderung ist selten das Finden von Verbesserungen. Es ist das Konkretisie...

Wie lassen sich Ergebnisse definieren? - Drei Beispiele (WBS, CBP und BDN)

Ich habe schon darüber geschrieben, warum das Definieren von Ergebnissen so wichtig ist. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Projektteams auf die eigentlichen Ziele. Aber was sind eigentlich Projektergebnisse? In diesem Beitrag stelle ich drei Methoden vor, um leichter an Ergebnisse zu kommen.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Erfahrung mit Vibe-Coding - und warum das keine Teamprobleme löst

Die KI-Werkzeuge zum Erstellen von Werkzeugen für die tägliche Arbeit werden immer besser. Die selbstgestrickten Tools erleichtern die eigene Arbeit. Aber für den Einsatz im Team fehlt noch etwas.

Wie baut man einen Aktenplan auf?

Ein Aktenplan beschreibt, an welcher Stelle genau ein Team seine Dokumente und Nachrichten ablegt. Aber wie baut man den genau auf?

Dateien teilen in Teams - arbeiten in gemeinsamen Dateien

Arbeitest du mit Kolleginnen und Kollegen an gemeinsamen Dateien, die in Teams, aus OneDrive oder SharePoint liegen? Hast du dabei vielleicht kein ganz gutes Gefühl, weil du dir nicht so ganz sicher bist, was mit der Datei tatsächlich passiert? Wer darauf Zugriff hat und wie du das sehen kannst? Dann lies weiter, hier stelle ich dir die wichtigsten Fakten und Einstellungen kurz und knapp vor.

Wenn Leisten Leistung kostet

Immer. Immer "on". Immer mehr. Immer schneller. Und natürlich: Immer besser. Das ist die Welt, in der wir heute leben. Eine Welt der Dauerleistung. Und die hat ihren Preis: Wir werden schwächer. Sofern wir nicht die Grundlagen guten (Selbst-)Managements beherzigen und Pausen machen. Also zur richten Zeit das wirklich Wichtige tun.

Die Profi-Tools im Windows-Explorer

Haben Sie bei der Urlaubsvertretung sich manches Mal geärgert, wenn Sie Dateien gesucht haben, die ein Teammitglied abgelegt hat? Die Suche im Explorer funktioniert tadellos, aber manchmal sollte man den Suchbegriff noch ein bisschen genauer fassen können. Z.B. mit UND oder ODER oder NICHT... Das geht so einfach, dann man von alleine kaum drauf kommt:

Microsoft Copilot - Notebook, Pages, Agents und mehr

Es tut sich sehr viel an der Copilot Front. Gefühlt entwickelt Microsoft mit aller Kraft die KI-Anwendung weiter. Mit dem letzten Update hat sich die Microsoft-Startseite stark verändert. Hier zeige ich, was sich hinter all den Begrifflichkeiten verbirgt und was davon alltagstauglich ist.

From False Starts to Precision Landing: The Evolution of Requirements Management

Requirements management originated in U.S. rocket programs between 1945 and 1970. A small management trick contributed to the success of the Apollo program.