Direkt zum Hauptbereich

Wie lassen sich Veränderungsvorhaben gut an- und begleiten?

Wie lässt sich Orientierung geben, wenn es um Veränderung geht? Wo und womit einsteigen? Wie weiß man, was zu tun ist und ob man auf dem richtigen Weg ist?  Hier ein einfaches Modell, das ich für Klienten entworfen habe, die sich selbst helfen wollen.

Zeichnung vom Autor: Coaching-Rahmen/(c) 2022 Edgar Rodehack, München

„Du kennst dich doch gut aus mit Organisation und Selbstmanagement. Kannst du uns helfen?“ So oder so ähnlich fängt es oft an, wenn Menschen mit mir zusammenarbeiten wollen.

Menschen wenden sich an BeraterInnen, Coaches oder sonstige externe Helfer, weil sie einen Handlungsgrund spüren. Sie stecken irgendwie fest.

Was sie bisher getan haben, bringt sie jetzt nicht mehr so recht weiter. Im schlimmsten Fall sind sie nun in einer Sackgasse. Selbst größte Anstrengungen scheinen nur noch wenig zu bringen.

In solchen Situationen ist die Hoffnung groß, dass externer Profis DAS passende Mittel präsentieren, das sie aus ihrer verfahrenen Situation befreit. Und diese Hoffnung ist berechtigt. Wozu sonst bräuchte man Beratung oder Coaching?

Zeichnung vom Autor

Doch was Menschen in ihrer Not oft übersehen: Wir alle sind (meist) die besten ExpertInnen unserer eigenen Arbeit. Wir alle KÖNNEN uns deshalb auch selbst helfen. Zumindest in „normalen“ Zeiten“ haben wir das oft schon bewiesen.

Es liegt also nahe: Wenn die „Hilfsaktion“ einen bleibenden Effekt haben soll, entscheiden wir am besten auch JETZT selbst, was das Beste zu tun ist. Das aber ist ja gerade das Problem: Was IST denn das Beste?

Um diese Frage zu beantworten, nutze ich ein Modell, mit dem ich Orientierung gebe und helfe zu erkennen, wo und wie andere Entscheidungen als bisher zu treffen sind.

Zeichnung vom Autor

Wir alle werden im Laufe unseres Lebens zu irgendeiner Art Fachexperten ausgebildet. Dabei lernen wir unsere „Handgriffe“, damit wir später effizient arbeiten. Tauchen Probleme auf, suchen wir zunächst die Lösung (oder den Fehler) bei uns oder in unserem Umfeld: Wie können wir die Dinge (wieder) besser machen? Welche Techniken, Methoden, Tools helfen uns dabei?

SO haben wir gelernt, mit Problemen und Schwierigkeiten umzugehen. Und das ist ein machtvolles kulturelles Muster, das wir selten bis nie hinterfragen. Und es stimmt ja auch: Die Dinge richtig zu tun, ist die Grundvoraussetzungen für Erfolg.

AUCH im Coaching- oder Beratungsprozess. Wer sich allerdings AUSSCHLIESSLICH darauf konzentriert, könnte übersehen, dass es auch darum geht, die RICHTIGEN Dinge zu tun.

Also ist im Beratungs- oder Coachingprozess herauszufinden, ob „nur“ Kompetenzen fehlen, die verhindern, die Dinge richtig zu tun. Oder ob die Klienten sich gerade „nur“ mit den falschen Dinge abmühen.

Zeichnung vom Autor

1. Die Dinge richtig tun (Effizienz)

AUFGABEN (Was ist zu tun?)

Was ist zu tun? Welche Aufgaben stehen an, grundsätzlich und im Detail? Wie ist der Workload? Wie werden sie erledigt? Welche Fähigkeiten und Fertigkeiten, welche Ressourcen haben wir dafür? Welche braucht’s (eigentlich)?

Erfahrungsgemäß kommen Menschen nicht ins Schleudern, weil ihnen fachliche Kompetenzen, Erfahrung oder Methoden fehlen. (Selbst wenn, sind sie im Normalfall schnell in der Lage, sich nötige Hilfe zu besorgen). Meist liegt das Problem im stressbedingten Tunnelblick: Welche Aufgaben sind in welcher Reihenfolge und wie zu erledigen – und welche nicht?

2. Die richtigen Dinge zu tun - Effektivität

Wie kommt es zu unseren Aufgaben? Durch

PROJEKTE (Was nehmen wir uns vor?)

Idealerweise tun wir nur, was Bezug zu einem (vereinbarten, sinnvollen) Vorhaben oder Projekt hat.

Wir alle haben mit uns selbst und/oder mit unseren KollegInnen, ManagerInnen und KundInnen auszumachen, welche (budgetierten, genehmigten) Vorhaben überhaupt anstehen und für welches wir zuständig sind. Das am besten (möglichst) transparent und gemeinsam.

Doch was entscheidet über unsere Vorhaben und Projekte?

Zeichnung vom Autor

ZIELE (Was wollen wir erreichen?)

Menschen sind intelligent (die meisten zumindest): Deshalb tun sie nur Dinge, die etwas bringen. Je bewusster und expliziter die Ziele sind - und je sinnvoller sie uns erscheinen -, desto fokussierter arbeiten wir. Desto besser ist auch die Qualität. Denn so lassen wir zielgerichtet und besten Gewissens Projekte und Aufgaben sein, die mit unseren Zielen nichts zu tun haben.

Woher stammen Ziele?

ROLLEN (Wer sind wir? Wer wollen/sollen wir sein?)

Wenige unserer persönlichen, beruflichen oder geschäftlichen Rollen haben wir, ohne etwas dagegen tun zu können. Die meisten Rollen suchen wir uns, indem wir uns dafür entscheiden. Das geschieht jedoch meist unbewusst. Vielleicht gilt das besonders für Rollen, die uns zugewiesen werden und die wir einfach annehmen.

Mit jeder Rolle ist IMMER ein Aufwand verbunden, Ziele, Projekte und Aufgaben. Deshalb lassen gute (Selbst-) ManagerInnen – wie alle guten GeschichtenerzählerInnen - nur Rollen zu, die Gutes beitragen. Sonst wird’s beliebig. Der Erfolg (auf Arbeitsebene!) wird so dem Zufall überlassen.

Und unnötig arbeitsreich wird’s zudem. Wenn auf Arbeitsebene Schwierigkeiten auftauchen, dann oft deshalb, weil auf der Rolleneben Unklarheiten und Entscheidungsstau bestehen.

Wie lässt sich über Rollen gut entscheiden?

WERTE & BEDÜRFNISSE (Was ist generell wichtig? Was braucht’s? Was brauchen wir?)

Alles, was Menschen alleine oder in Gruppen anstreben, entscheiden und tun, richtet sich an diesen beiden existentiellen Fragen aus. Sie beantworten: Wofür das alles? Warum sich reinhängen?

Wer sich die Fragen nach den Werten und Bedürfnissen offen, transparent und so konkret wie möglich beantwortet (Zahlen, Daten, Fakten!), und wer diese Antworten regelmäßig überprüft, tut sich gerade im Alltag leichter.

Denn so lässt sich auf Arbeitsebene entscheiden, welche Aufgaben generell anzugehen ist. Und darüber, ob akut JETZT und falls ja, wie zu priorisieren und vorzugehen ist.

Zu guter Letzt steht noch die Frage an: Wo kommen Werte und Bedürfnisse her?


Zeichnung vom Autor


VISION (Was soll sein?)

Was es generell und im Einzelfall braucht und was wichtig ist, ist eine Frage der Kultur, der Herkunft und der Lebenserfahrung. Aus all dem ergibt sich ein Bild von dem, was man sich wünscht, wenn man die anstehenden Aufgaben gut erledigt hat.

Was wird sein, wenn alles gut läuft? Dieses Bild tragen wir Menschen in uns - abgefahrener Weise auch Gruppen von Menschen. Menschen tragen das in Form von Narrativen nach Außen. Deshalb macht Sinn, sich selbst und auch Teams oder ganze Unternehmen gemeinsam zusammenzubringen und über die Frage zu sprechen: Was soll sein? Für uns? Für andere, z.B. unseren Kunden? Warum sehen wir das so?

Zeichnung vom Autor
Diese Punkte müssen nicht alle auf einmal und schon gar nicht erschöpfend beantwortet werden (und das sollten sie auch gar nicht, denn es ist ein kreativer Erkenntnisprozess). Wer sich aufmachen möchte, sich aus einer schwierigen Situation zu befreien, kann an IRGENDEINEM dieser Punkte einsteigen. Um sich  - nach Lust, Laune, Zeit und Energielevel - nach oben oder unten vorarbeiten. 

Jede Form der Beschäftigung mit diesen Fragen führt unweigerlich zur Antwort auf die Frage: Was ist JETZT zu tun? Brauchen wir noch etwas, um loszulegen? Müssen wir dazu etwas Neues Lernen? Wer kann du uns das beibringen?  

Für meine Arbeit ist's jedenfalls ein enorm hilfreicher, praktikabler Rahmen.


Edgars eigener Blog: www.trellisterium.de
Edgars Podcast: trellisterium.podbean.com 

Edgar Rodehack ist Teamwork-Enthusiast mit einem Faible für agile Formen der Zusammenarbeit. Da trifft es sich natürlich gut, dass er das beruflich macht. Er ist Organisationsberater, Business und Agile Coach, Teamentwickler und Moderator. Außerdem ist er ein Mensch mit Frau und drei Kindern, der viel Spaß am Musikmachen, Schreiben und Lesen hat. Mehr über ihn: www.rodehack.de

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Selbstbewertungsfragen für den Alltag in Arbeitsgruppen aus Sicht von Mitarbeitenden

Welche Fragen können wir Mitarbeiter:innen stellen, um herauszufinden, ob agiles Arbeiten wirkt? Es gibt bereits eine Menge an Fragebögen. Aber ich bin nicht immer zufrieden damit.

Wie lassen sich Ergebnisse definieren? - Drei Beispiele (WBS, CBP und BDN)

Ich habe schon darüber geschrieben, warum das Definieren von Ergebnissen so wichtig ist. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Projektteams auf die eigentlichen Ziele. Aber was sind eigentlich Projektergebnisse? In diesem Beitrag stelle ich drei Methoden vor, um leichter an Ergebnisse zu kommen.

Agile Sternbilder: Die Entdeckung kosmischer Agilitäts-Superkräfte

Hast du dich je gefragt, ob dein Sternzeichen deine Fähigkeiten in einer agilen Arbeitsumgebung beeinflusst? In diesem Blogpost tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Astrologie und ihre mögliche Verbindung zu modernen Arbeitsweisen. Entdecke, wie die Sterne deine agilen Stärken prägen könnten. Ob überzeugter Agilist oder neugieriger Sternzeichenliebhaber – dieser Artikel kann dir neue Perspektiven eröffnen und vielleicht sogar dein nächstes Teamprojekt inspirieren!

Microsoft Lists: mit Forms und Power Apps komfortabel mobil arbeiten

In meinem Kundenkreis sind viele Menschen, die den Arbeitsalltag nicht vorwiegend auf dem Bürostuhl sitzend verbringen, sondern "draußen" unterwegs sind. Vielleicht in Werkstätten oder im Facility-Management. Es ist so wichtig, dass die Schnittstellen zu den Abläufen im Büro gut abgestimmt sind. Microsoft 365 hat so einiges im Baukasten, man muss es nur finden und nutzen.  In diesem Artikel spiele ich ein Szenario durch, das auf Microsoft Lists, Forms und - für die Ambitionierteren - Power Apps setzt.

Wie Agilität den Kundennutzen steigert - Einige Argumente für Berater:innen

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit fragen sich viele, ob agile Beratung noch eine Zukunft hat. Die Antwort liegt in der konsequenten Orientierung am Kundennutzen. Qualität setzt sich durch, wenn sie messbare Verbesserungen bei Umsatz, Kosten und Leistungsfähigkeit bewirkt, anstatt sich in Methoden und zirkulären Fragen zu verlieren. Dieser Artikel zeigt, wie agile Beratung nachhaltige Veränderungen in Unternehmen schafft und warum gerade jetzt gute Berater:innen gebraucht werden, um Organisationen widerstandsfähiger zu machen.

Scrum und Hardware: Es kommt auf die Basics an

Man kann Hardwareprodukte agil entwickeln. Zum einen kommt Scrum aus der Hardwareentwicklung. Die Softwerker haben die Hardwarekonzepte auf ihre Situation übertragen. Zum anderen hat Hardwareentwicklung heute ganz viel mit Software zu tun. Gerade in frühen Phasen kann man sich mit Simulationen noch viele Wege offen halten und mehrere Pfade parallel verfolgen. In diesem Beitrag empfehle ich eine Podcastfolge und ein Buch, für alle, die mit der Geschwindigkeit ihrer Hardwareentwicklung nicht zufrieden sind.

Warum eine Agile Transformation keine Reise ist

Die agile Transformation wird oft als eine Reise beschrieben. Doch dieser Vergleich kann viele Unternehmen in die Irre führen oder Bilder von unpassenden Vergleichen erzeugen. Transformationen sind keine linearen Prozesse mit einem klaren Ziel, sondern komplexe und dynamische Entwicklungen. Dieser Artikel zeigt, warum Agilität kein Weg mit einem festen Endpunkt ist.

Warum bringen Warum-Fragen so wenig?

Frust! Wieder gibt's am Ende des Meetings keine Lösungen, sondern nur Diskussionen darüber, wer was warum verbockt hat. Wieder geht nichts voran. Warum passiert uns das immer wieder? (Ha! Da ist sie wieder, die Warum-Frage.)