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Lean Coffee Frankfurt/Karlsruhe, Nachschau zum Termin 69

Kurz und gut, hier findet Ihr, die Ihr auf der Suche nach Antworten oder weiteren guten Fragen seid, die Links zu Euren potenziellen neuen Lieblingsgruppen:

https://www.xing.com/communities/groups/lean-coffee-frankfurt-am-main-99d1-1139176/about

https://www.xing.com/communities/groups/lean-coffee-karlsruhe-99d1-1139173/about


 

Unser gemeinsamer Morgen beginnt mal wieder aufgeräumt: Ein Teilnehmer hat einen Hinterrund in kühlen Minttönen und mit einem modernen, minimalistischen Interior Design eingestellt, der andere Gäste an eine Arztpraxis erinnert. Es wird gefachsimpelt, ob es sich wohl um eine Zahnarztptaxis handelt, und Insider, die eine andere Diskussion um genau diesen Hintergrund bereits kennen, werfen ein, dass das Bild von Dritten jüngst als Gynäkologiepraxis identifiziert wurde. Kommentare danach in chronologischer Reihenfolge: "Es gibt Ähnlichkeiten, es wird an irgendeinem Körperende gebohrt..." (Lachen), "ja, das ist eine gute Einführung..." (Lachen), "Heute müssen Abstriche beim Niveau gemacht werden." (noch lauteres Lachen). Ein Teilnehmer empört sich scherzhaft, woraufhin eine Teilnehmerin verständnisvoll mit milder, gesenkter Stimme feststellt: "Du stehst doch drauf."

Teilhabe im Team

Fragen zum Thema "Wie seht ihr den value stream?", man kann fragen, wie Teilhabe erlebt wird und wie das Team sie erleben möchte. Assoziationen zu "Teilhabe" aus der Runde: Mitmachen (sich verwirklichen dürfen) oder etwas abbekommen (Geld), Anerkennung und Wertschätzung. Weitere Gedanken: Immer wieder ist Kunden nicht klar, wie sich das Unternehmen oder ein Bereich oder ein Team (...) optimieren kann? "Optimierung" benötigt außerdem einen Bezugspunkt. Teammitglieder sollen selbst bewerten können, ob sie gute oder schlechte Arbeit machen, wenn ein Coach (Scrum Master, Agile Coach) ihre Arbeit bewertet, ist dies nicht aussagekräfig. Kundenaussage: "Das können wir nicht sichtbar machen, unsere Produkte sind zu verzahnt miteinander...", in diesem Fall sollte das Unternehmen wenigstens dazu in der Lage sein, die Kosten insgesamt für einen Bereich darzustellen, um ermitteln zu können, ob der bereich rentabel ist (Bereich kostet das Unternehmen x EUR, spielt dafür aber y EUR wieder ein)

Das Thema mit der Richtung (und den Zielen)

Jemand bricht eine Lanze für Management über Vorbilder: "In welche Richtung wollen wir konkret gehen?" (Anknüpfungspunkte hierzu finden sich auch weiter unten bei den Transcenent Goals!) Für die Frage „Wie gut bin ich?“ könnte man zwischen internen (z. B. "sind wir schneller geworden?") und externen Referenzen (Absatz Konkurrenzprodukte am Markt; Ladezeiten; Anzahl der downloads im App-Store,…) unterscheiden.
Das Thema "Teilhabe" mutierte während der Diskussion ein wenig, aber das störte niemanden.
 

Testen in Scrum Teams (Verlängerung)

Eine Teilnehmerin bringt das Thema mit, da es in ihrem Srtting Tester in den Scrum Teams gibt, obwohl eine Rolle "Tester/in" in Scrum nicht definiert ist. Die Test-Kapazitäten (Personal) sind sehr knapp, eine Person hat gerade gekündigt, eine andere ist bereits am Limit. "Wie läuft es denn, wenn es gut läuft?"

Schwarmintelligenz zum Thema "Testen"

Vorschläge und Meldungen aus der Runde: Scrum verbietet nicht explizit Tester, das Team muss die Tests organisieren, und wenn zu wenig Tester da sind, muss das Team eine andere Lösung finden (eine bewährte Praxis hierbei: jemand anderes als die Person, die den Code geschrieben hat, erstellt den Unit Test). Auch die Umsetzung von BizDevOps (ein buzzword, juchhuu) ist im gesetzten Unternehmen nicht möglich, aber immerhin besteht lt. einer Anregung die Option, dass der Entwickler Grundkenntnisse in Operations haben muss, damit wartbarer Code generiert wird.

Kein/e Tester/in, keine Tests - und da ist ja noch die DoD

Es wird angemerkt, dass die Schwierigkeit von "separaten" Testern gerade in diesem Unternehmen erlebt wird: Fällt der Tester für das Team weg, fallen auch gleich die die Tests weg. (Es wurde natürlich auch gefragt, welche Art von Tests angesprochen ist: Eine eigens dafür abgestellte Person würde z. B. nicht Code von Entwicklern testen). Der Hinweis ergeht, dass Testen zur Definition of Done gehört. Jemand berichtet, in einem seiner Unternehmen seien eigene Testpersonen in den teams gewesen, die aus den Fachbereichen kamen und die ensprechenden Prozesse kannten, um das Team autonom/cross-funktional zu machen. Auf die aufkommende Frage, wie weit getestet wird, antwortet das Plenum, dass dies in der DoD stünde und dass mögliche Erweiterungen dieser in einer Retrospektive behandelt werden könnten.

Information hiding als hidden setting

Erst am Schluss der Diskussion tritt ein verborgenes Problem zutage: Der (verbliebene?) Tester schreibt z. B. keine Testpläne, ist überfordert, sitzt aber auf seinem Wissen und teilt dieses nicht. Jemand ruft frech, aber nachvollziehbareweise "Feuern!" rein, allein: Die genannte Person steht kurz vor der Rente und wird nach Ãœberzeugung der themengebenden Person auch nicht mehr freigesetzt werden. 

WIP-Limit und Engelszungen

Ein anderer in der Runde berichtet von einem ähnlich gelagerten Fall, bei dem man es mit einem WIP-Limit für die beteiligte überlastete Person versuchte, weiterhin mit Vier-Augen-Gesprächen und dem Appell, die Person solle andere begleiten, da sie der Experte sei, und den anderen zeigen, wie sie diese Arbeiten übernehmen könnten. Man habe mit Engelszungen geredet, allerdings ohne Erfolg. Dies führte dann dazu, dass u. a. der Gast, der uns diesen Fall schildert, das damalige Projekt verließ (während die andere Person natürlich drinblieb...).
Ein anderer aus der Runde schlägt vor, das Team zu fragen, ob man ein Thema nur auf einer Person abladen wolle. Das Team werde sicher eine Meinung dazu haben und, so vertraut dieser Teilnehmer, auch eine Lösung finden.

Transcendent Goals

Zunächst ist eine Begriffsklärung notwendig. Einige sehen, übertragen gesprochen, ratlos nach links und rechts, der Themengeber erklärt, dass mit "transzendent" gemeint ist, dass ein Arbeitsergebnis über die Erwartung an das Team hinausgeht. Was bedeutet das aber konkret?

Einfache Ziele, normale Ziele, transzendente Ziele

Eine Teilnehmerin vermutet, dass die Grundvoraussetzung für diese Art von Zielen in Teams wahrscheinlich fehle, sie kenne kaum Teams, die auch nur ein sauber definiertes Sprintziel hätten, was es aber ihrem Verständnis nach brauche, um ein transcendent goal "draufsetzen" zu können (der Themengeber stimmt ihr zu).
Wir bekommen aus der Runde ein Beispiel für ein solches Ziel. Henry Ford wollte nie nur Autos bauen und/oder den Reichen ein neues Spielzeug an die Hand geben - sein Ziel war, autos so günstig zu machen, dass auch Bauern sich eines leisten und damit in die Stadt fahren können, es handelte sich also um ein gesellschaftiches Ziel. Auch Sakichi Toyoda habe mit seinen Webstühlen mehr erreichen wollen als nur den Bau einer Maschine, er habe das Ziel gehabt, für seine Gesellschaft etwas zu tun und für sie einen Fortschritt zu erzielen.

Die tiefere Bedeutung dessen, was wir (im Arbeitskontext) tun

Bei "Transcendent goals" geht es darum, nicht nur vordergründig einen Auftrag umzusetzen: Diese Ziele gehen darüber hinaus. Der Sinn des Entwickelten soll erfasst und gedanklich auf die Weise weiterentwickelt werden, dass das Entwickelte das damit verfolgte Ziel tatsächlich und besser umsetzt, es geht um die tiefere Bedeutung dessen, was wir tun.
Zurückkehrend zu Ford bemerkt jemand, zur Verbildlichung könne vielleicht gesagt werden, dass eine Brücke „(Was bedeutet) Mobilität“ zwischen dem Auftrag „Reichen das Spielzeg geben“ und „günstige Mobilität für alle“ geschlagen werden muss.

Richtung, Improvement Kata, Hingabe für Produkt und Team

Weitere Fragen und Stichworte aus dem Plenum: Wo fangen die transzendenten Ziele an?; das Thema hat mit dem Aspekt "Improvement Kata" zu tun: Kann ich mich an die Organisation koppeln? Gelingt die Kopplung der eigenen und der Unternehmensziele? (verdeutlichendes Beispiel: Waffenentwicklung); es geht darum, dass etwas Richtung gibt und nicht nur "larifari" ist (nach der Erkenntnis des Teilnehmers mit diesem Beitrag seien die meisten Unternehmen immer noch "larifari") es geht um Hingabe für das Produkt und/oder das Team; man sollte sich und andere fragen: "Wofür machen wir das hier eigentlich?" An dieser stelle wird in der Runde die Vermutung geäußert, dass wahrscheinlich meist nichts kommt, was ein Gast aus eigener Erfahrung bestätigt. Eines seiner Teams habe geantwortet, das sei ihnen zu kompliziert...

Und es gibt sie, Firmen mit transzendenten Zielen

Es gebe aber auch Firmen, die sich an einem solchen Nordstern, einem transzendenten Ziel ausrichten, die z. B. aus dem, was sie erreichen wollen, auch für sich selbst unbequeme Konsequenzen zögen, die auch ihre Lieferanten entsprechend diesen Zielen auswählten, Risiken eingingen und teils sogar aus Überzeugung ihr Business riskierten, so wird im Plenum berichtet. Als Exempel dieser Art von Firmen wird fritz cola genannt. (Hierzu gibt es keinen Link in den Literaturhinweisen, geneigte Leser:innen mögen bitte selbst nach geeigneten Quellen recherchieren.)

Themen im Ãœberblick

Literaturhinweise

Vortrag über ein Jahrhundert Scrum bei der LATC22: https://leanbase.de/onlineacademy/lernmodule/uber-ein-jahrhundert-scrum-aus-der-ideengeschichte 

Erklärvideos bei der Leanbase über Lean-Persönlichkeiten: https://leanbase.de/onlineacademy/lernmodule?category=7

Scrum Day: https://www.scrum-day.de/home.html

Beispiele für DoDs: https://www.scrum.org/resources/blog/done-understanding-definition-done

https://www.youtube.com/watch?v=dTvvMhiWGeo

https://www.scruminc.com/scrum-team/#:~:text=Transcendent%3A%20They%20have%20a%20sense,what%20they're%20capable%20of

Danke für einen guten Dienstagmorgen, es hat uns wieder viel Spaß gemacht, und mit dem Thema "transcendent goals", das erst langsam anlief und dann immer facettenreicher diskutiert wurde, haben wir auch schon wieder einen Aspiranten für einen der nächsten Lean Coffe-Spezialtermine am Abend (Referent wurde gleich im Termin klargemacht).

An alle, die noch nie dabeiwaren: Kommt doch dienstagmorgens einfach mal selbst bei uns vorbei und macht mit! Damit habt Ihr auch die Möglichkeit, direkt Anregungen für abendliche Spezialveranstaltungen zu geben. :-) Wir probieren gerne Dinge aus und haben für Eure Ideen nicht nur ein offenes Ohr, sondern setzen sie auch um.


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