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Lean Coffee Frankfurt/Karlsruhe, Nachschau zum Termin 57

Hast Du grad Nöte oder Sorgen? Dann warte besser nicht auf morgen.

Frag einfach hier in diesen Gruppen, das kann sich schnell aus klug entpuppen:

https://www.xing.com/communities/groups/lean-coffee-frankfurt-am-main-99d1-1139176/about

https://www.xing.com/communities/groups/lean-coffee-karlsruhe-99d1-1139173/about

 

Am vergangenen Dienstag traf sich eine kleine, aber feine Gruppe inklusive relativ neuen Gästen, also „Wiederholungstätern“, über die wir uns ebenfalls sehr freuen.

Die Ausbeute an Themen war dieses Mal geringer als sonst. Jemand freute sich, dass wir dann vielleicht alles durchkriegen. [Hat geklappt! - die Red.]

Start in die Freiberuflichkeit

Der Themengeber wird von seinem Umfeld immer wieder zu professionellen Themen rund um Agilität konsultiert. Er möchte diese Aufgabe in einer Freiberuflichkeit offiziell umsetzen. Er brauche keinen Stundenmonolithen, so der Gast sinngemäß, er würde an verschiedenen Stellen in Unternehmen „gerne mal hineinstechen und gucken, was passiert.“ (Diese gesunde Neugier ist schon mal eine gute Voraussetzung.)

Aus dem Plenum kommt u. a. die Antwort eines Scrum-Silberrückens, der nach eigenen Angaben vorsichtig sei mit den Tipps anderer Leute. Er selbst habe alles anders gemacht als von seinen Chefs empfohlen und sei gut damit gefahren. Trotzdem gibt auch er einen Rat: „Überlege dir: Wer sind die Menschen, mit denen du zu tun haben willst? Wo sind die und wie lernst du sie kennen?“

Der andere hier veröffentlichte Tipp stammt von einem anderen Silberrücken, der in beiden Welten, klassisch und agil, in Projekten arbeitet. Der Themengeber könne einen Fragenkatalog erstellen: „Steht mein Interesse oder das des Kunden im Vordergrund? Welches ist der zeitliche Rahmen, den ich aufbringen kann? Möchte ich für Freunde agieren oder für Bekannte/für mein Netzwerk?“ Nach Sammlung und Beantwortung möglichst vieler Kriterien sollte sich herauskristallisieren, welche Art von Freiberuflichkeit der Themengeber sich wünscht.

 

Richtig „Nein“ sagen

Jemand fragt in den Raum: „Wie sage ich denn falsch nein?“ Antwort der Themengeberin selbst: „Wenn es mich emotional aufwühlt, wenn es mein Gegenüber emotional aufwühlt (was man selbst nicht immer steuern kann), wenn keiner daraus lernt.“

Nach einer Differenzierung, z. B. ob das „Nein“ einer Gruppe oder einem Individuum gilt, was auch abhängig davon sein kann, ob eine Entscheidung gemeinschaftlich oder individuell getroffen werden soll, kommt die Idee auf, dass man niemals einen Grund für ein „Nein“ itgeben solle, weil dann das Gegenüber oder jemand anderes versuchen könnte, diesen Grund auszuhebeln. Als Alternative könne auch im Nachsatz gesagt werden: „Überleg mal, warum“, und anschließend lieferten die Gesprächsgegenüber oft selbst Erklärungen. (Häufig kann man das aber nicht so machen...) Es gebe, so der Teilnehmer, der diese Idee einbrachte, zudem auch viele Arten, ja zu sagen, aber nein zu meinen, was sich dann beispielsweise darin manifestieren könne, dass nicht geliefert wird [für Nicht-Liefern kann es natürlich auch noch ganz andere Gründe geben– die Red.].

 

Schöne Bilder für Arten von Führung

Endlich gibt es mal ein Blld neben dem Screenshot der Themen. Es sagt vermutlich mehr als tausend Worte, auch wenn wir hier noch gar nicht geklärt haben, worin der Unterschied zwischen fachlicher und disziplinarischer Führung liegt…:

https://i.kym-cdn.com/photos/images/newsfeed/000/898/534/a86.jpg

Der Themengeber berichtet von einer Fusion zweier Unternehmen, und da er dem für ihn neuen Unternehmen erklären soll, wie sein Unternehmen arbeitet (nämlich agil), ist er auf der Suche nach ansprechenden Bildern.

Fachliche und disziplinarische Führung - muss diese Trennung wirklich sein?

Bei der weitgehend entkoppelten Darstellung der beiden Führungsarten „fachlich“ und „disziplinarisch“ in der Diskussionsrunde platzt einem Teilnehmer der Kragen: „Ich weiß gar nicht, was diese Unterscheidung soll…“ Früher hätte es sie auch immer gegeben, Teamleiter hätten inhaltliche Vorgaben machen, aber niemanden feuern dürfen. Er selbst kenne aus seinem Berufsumfeld die Notwendigkeit zu dieser Trennung nicht [hier handelt es sich aber vielleicht auch um kein Standard-Berufsleben – die Red.]. Am Schluss setzt er noch hinterher, dass in Firmen auch häufig nicht diejenigen gefeuert würden, die gefeuert werden müssten, und Personen, die fachlich keine Ahnung hätten, würden fachliche Führung übertragen bekommen.

Das Team, das sein Gehalt selbst bestimmt

Zum Schluss die sehr interessante Frage: „Warum soll ein Team sein Gehalt nicht selbst bestimmen dürfen?“ Auf diese Weise würden die Geldflüsse direkt sichtbar, was sicher sehr heilsam wäre. Die Geschäftsführung, so diese Idee, könne der Investor sein, der wiederum Teams einstellt, die das Geld verdienen.


Guerilla Scrum

Vielleicht ist die Stimmung noch vom Vorthema aufgekratzt, ein Teilnehmer, der uns immer mal wieder mit technischen Spielereien in Form von visuellen Reizen und/oder akustischen Signalen beglückt, zetert nicht ganz ernst gemeint: „Könnt‘ ich mich aufregen…(dreht sich hin und her und guckt unter seinen Tisch) Wo ist denn mein Blast?...“

Eine unpassende (?) Metapher

Nichts zur Sache tuend erzählt eine Teilnehmerin assoziativ die mitgefilmte Geschichte eines gestrandeten Wals, der hirnverbrannterweise gesprengt wurde, sodass die laut dem Kommentator stinkenden Brocken überall umherflogen und u.a. in der Nähe parkende Autos demolierten. Jemand fragt frech, ob das das Bild für Guerilla Scrum sei.

Was kann ich als Einzelne/r tun? / Guerilla im echten Leben - ein Vergleich

Auf den Punkt unserer Diskussion gebracht, ist die Frage, wie man Veränderungen sinnvoll weitertreiben kann, wenn man ein Einzelelement ist, das tatsächlich agil ist, sich aber in einer „agil angepinselten“ (O-Ton) Umwelt bewegt.

Jemand fragt, wie es mit der echten Guerilla ist: „Gefangene werden ausgehändigt, und es fließt ein bisschen Lösegeld…“, er befürchtet, dass etwas ähnliches mit Agilität geschehen könne, würde man sie auf dieselbe Weise vorantreiben. Man selber habe – in einer „agil angepinselten“ Umwelt – zudem mit „split brain“ zu kämpfen: Man erhielte fürs eigene Überleben nach außen hin eine Fassade aufrecht, täte dahinter aber aus Überzeugung etwas anderes, was extrem anstrengend sei.

Zusammen sind wir (im Unternehmen) wiedermal weniger allein

Ein anderer: „Der Sinn einer Organisation besteht darin, dass man gemeinsam etwas erreicht, was man alleine nicht schafft.“

Quintessenz aus der Diskussion: Weitermachen, Graswurzelprinzip walten lassen, die Insel für andere sein, durch Beharrlichkeit und Zeit, die man sich u. a. für das Verständnis von „Widerständlern“ nimmt, das Fernziel der alternativen, für alle mehr zufriedenstellenden Zusammenarbeit weiter verfolgen. 


Gesundheitstipps für Berater

Der Themengeber berichtet, er habe sich der Beratung zugewandt in der Ansicht, dann mehr über seine eigene Zeit verfügen zu können. Stattdessen habe er noch mehr gearbeitet und dafür weniger von der eigenen Zeit gehabt. Gerade als Coach/Berater/Trainer aber müsse man geistig fit sein, sehr gut zuhören können.

Zuerst sich selbst helfen, erst dann kann man dem Kunden helfen

„Wir müssen viel mehr auf unsere eigene Gesundheit achten, damit wir uns gut um unsere Kunden kümmern können.“ Jemand, der noch unterwegs ist, schreibt im Chat dazu: „Seit "remote-centric" müssen wir die alte Normalität neu entdecken und künstlich erschaffen.“ Wie wahr!

Schwarmintelligenz zur eigenen Gesundheitsvorsorge

Jetzt kommen die Ideen aus dem Plenum: Regelmäßige Pausen („Ich habe die besten Ideen, wenn ich in der Freizeit abspanne…“), bewusst etwas anderes machen außer der Arbeit (z. B. mit dem Kind spielen, ein Instrument spielen); Sport, gerade in Coronazeiten; z. B. eine kleine Hantelübung, die auch mit einer Wasserflasche funktioniert. Lieber Termine zu schieben versuchen, als halbherzig an ihnen teilzunehmen (Zeitverschwendung). Einen Rückzugsort haben, z. B. ein eigenes Zimmer, selbst bei sich wahrnehmen, welche Bedürfnisse man hat, und diesen nachkommen (z. B.: „Wie häufig brauche ich Pausen, und wie lang müssen sie mindestens sein?“). Die Zeit für einen fest eingeplanten Sport, z. B. an bestimmten Wochentagen, sofort in der Planung dieser Tage berücksichtigen. Ein powernap machen. Ein Teilnehmer berichtet uns hier von einem regelmäßigen powernap, das nicht nur er während einer regelmäßigen Zugfahrt hielt, „nur nicht die, die stehen“, und das er auch später noch als erholsam beibehielt, als er gar nicht mehr pendelte.

 

Zur Diskussion stehende Themen


Literatur zum Nachschmökern

https://www.amazon.de/Die-Peperoni-Strategie-nutzen-Aggressionspotenzial-konstruktiv/dp/3593393387/

https://i.kym-cdn.com/photos/images/newsfeed/000/898/534/a86.jpg

https://www.agil-gefuehrt.de/verflixte-hierarchie/

Für die Freizeit: https://www.youtube.com/c/MarkRober


Vielen Dank an alle, die unserer Community die Treue halten, vielen Dank an diejenigen, die immer wieder neugierg bei uns hineinschauen und über ihren eigenen Dunstkreis hinauskommen, vielen Dank an alle, die mit ihren Beiträgen und ihrem Vertrauen in die Gruppe unsere Diskussionen bereichern.

Kommentare

  1. Ach wie schade, dass ich nicht dabei sein konnte! Das hört sich nach sehr interessanten Themen an & Spaß an :)

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