Vor Jahren absolvierte ich einen Kurs, um zu lernen, wie man Workshops professionell moderiert: Auftragsklärung, Strukturieren & Konzipieren, Moderieren inklusive der Methodik, Technik und Materialien etc.
Inzwischen habe ich eigene Erfahrungen gesammelt und meine eigenen Ansätze gefunden, die für mich passen (und hoffentlich auch für meine Klienten). Und doch überrascht mich immer wieder, wie oft ich auf die vielen hilfreichen Basics zurückgreife, die ich damals gelernt hatte. Ein paar Dinge sind besonders hängen geblieben. Auch, weil ich sie so gut wie jeden Tag anwende. Zum Beispiel eben dieProfessionelle Fragebehandlung
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1. Danke sagen
Bedanken Sie sich IMMER für die Frage, auch wenn Ihnen die Frage gerade nicht ins Konzept passt. Es wäre auch gut, wenn sie dies wertschätzend tun. Also: Es auch meinen. Das ist gar nicht so schwer und mit ein bisschen Übung sogar leicht hinzubekommen.2. Frage klären
Experten (die wir alle sind), freuen sich über Fragen. Ganz besonders, wenn es Fachfragen sind. So können die Experten (die wir alle sind), zeigen, was wir können. Gerade in der Fragebehandlung ist das aber (erstmal) fehl am Platz.- "Wenn Sie sagen, dass...,
- meinen Sie damit,...?
- Haben ich das so richtig verstanden?"
3. Kontext geben, orientieren, "chunken"
Im ersten Moment ist wichtig, die Frage in den passenden thematischen Kontext zu setzen und damit einzuordnen. Das gibt Orientierung, was meist alleine schon hilfreich ist. (Und gar nicht so selten die Frage schon beantwortet.)Das (sprachlich-gedankliche) Mittel der Wahl dazu ist "Chunken". Und zwar nach oben. Chunks sind "Themenfelder", mit welchen Menschen sich ihre Welt gedanklich ordnen und organisieren.
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4. Antwort
Jetzt ist Zeit, sich an die Antwort zu machen. Generell gilt: Ausführlich genug, aber auch UNBEDINGT so kurz wie möglich. (Diese Kunst erfordert Übung.)- "Bevor ich meine Antwort gebe, würde mich interessieren, was Sie selbst meinen...?"
- "Das ist eine gute Frage, was sagen denn die anderen dazu?"
- "Gar nicht so leicht zu beantworten. Haben Sie oder jemand aus der Runde denn schon Ähnliches erlebt? Was ist da geschehen?
- Sie agieren hochprofessionell, denn Sie vermeiden die Beraterfalle: Es geht nicht um Ihre Erkenntnis. Sondern um die der TeilnehmerInnen, besonders die der FragestellerInnen.
- Sie halten die Menschen gedanklich bei der Stange.
- Sie gewinnen Zeit, falls Sie selbst noch keine Antwort haben.
5. Sauber abschließen
Versichern Sie sich am Ende vor allem beim Fragesteller/bei der Fragestellerin, ob die Frage ausreichend beantwortet wurde. Falls nicht, können Sie entweder noch einmal einsteigen oder Sie vertagen sich auf einen anderen Zeitpunkt.Wenn ich es mir so recht überlege...
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... ist das wohl einer meiner "Magic Tricks". Denn:
- So behandele ich meine TeilnehmerInnen wertschätzend auf Augenhöhe und gleichberechtigt. Das sorgt für eine vertrauensvolle, echte Lernatmosphäre.
- TeilnehmerInnen bringe ich so dazu, selbst Lösungen zu erarbeiten. Das schafft Vertrauen in die eigenen Lösungskompetenzen. Das aktiviert und motiviert die Menschen, ihre Probleme und Sachthemen gut zu lösen. Das fühlt sich für alle einfach gut an. Und gut ist das ja auch.
Deshalb bin ich schon immer ein bisschen stolz auf mich, wenn es mir gelingt, Fragen so zu beantworten. :)

Edgar Rodehack ist Teamwork-Enthusiast mit einem Faible für agile Formen der Zusammenarbeit. Da trifft es sich natürlich gut, dass er das beruflich macht. Er ist Organisationsberater, Business und Agile Coach, Teamentwickler und Moderator. Außerdem ist er ein Mensch mit Frau und drei Kindern, der viel Spaß am Musikmachen, Schreiben und Lesen hat. Mehr über ihn: www.rodehack.de
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