Direkt zum Hauptbereich

Warum nützt es Scrum Mastern, wenn sie etwas über Lieferantenverträge wissen?

Ein beliebte Beschwerde in meinen Scrum Workshops lautet: "Da wird der Einkauf nicht mitmachen." Ich frage dann zurück, ob mal jemand "dem Einkauf" erklärt habe, was agile Prinzipien seien. Die Frage wird dann schnell verneint. Die Scrum Master helfen der ganzen Organisation dabei, sich zu verbessern; also auch "dem Einkauf". Das verbessert auch die Position der Scrum Master. Wie? Darum geht es in diesem Beitrag.

Wenn Sie mehr über Lean Agile Procurement wissen wollen, kommen Sie zu unserem Workshop mit Mirko Kleiner am 21.02.2020 nach Stuttgart.

Verschwendung vermeiden

Fertigung (Bildquelle: x3 von Pixabay)
Viele Einkaufsprozesse waren einmal auf Massengeschäft ausgerichtet. Die Mitarbeitenden im Einkauf wollten ihrer Fabrik zu guten Preisen verhelfen. Dazu vergleichen sie die Angebote von verschiedenen Herstellern. Bei standardisierten Teilen, vergleichbarer Qualität und ähnlicher Zuverlässigkeit sollte der Hersteller mit den besten Preisen den Zuschlag bekommen.

Mittlerweile kaufen große Unternehmen auch Leistungen ein, für die es (noch) keine Standards gibt. Die Qualität und Zuverlässigkeit sind nicht bekannt. Die Mitarbeitenden im Einkauf wollen Schaden von der Firma abwenden und prüfen die Angebote gegen ihre Checklisten.

Diese Checklisten passen nicht immer. Der Abgleich zwischen Fachabteilung, Einkauf und Lieferanten nimmt Zeit in Anspruch und engt alle Beteiligten unnötig ein.

Wenn wir den Arbeitsfluss verbessern wollen, lohnt es sich auch diese Prozesse anzusehen. Scrum Master haben einen Blick darauf.

Firmen müssen experimentieren

Scrum Teams finden wir oft in der Software- und Systementwicklung. Digitalisierung bedeutet, Dienstleistungen in Teile zu zerlegen und einige davon an Externe zu geben. Statt mit dem Kellner im Restaurant zu telefonieren, können Sie heute über OpenTable einen Tisch reservieren.

Ein Automobilbauer kann nun überlegen, welche Teile seiner Dienstleitungskette Externe zum Nutzen der Kunden übernehmen. Wie kann er vorhandene oder leicht verfügbare Daten für einen Geschäftsvorteil nutzen? Da es noch keine Standards gibt und da nicht jedes Geschäftsmodell nachhaltig ist, müssen die großen Firmen mit unterschiedlichen Partnern arbeiten.

Ein Unternehmen hat nun zwischen Geschwindigkeit und Sicherheit abzuwägen. Es darf nicht zu lange warten, weil dann Mitbewerber den Vorteil haben. Es darf aber auch nicht voreilig handeln und große Risiken eingehen. Ein Unternehmen kann versuchen, sich durch Verträge gegen Risiken abzusichern. Die Alternative ist das "Kaufen von Wissen" durch Experimente. Scrum Master können hier beim Definieren der Experimente helfen. Sie hören zu und stellen Fragen, durch die die Beteiligten gute Lösungen finden.

Die Frage ist also, wie schnell sich ein Unternehmen mit neuen Lieferanten einig wird.

Wieso ist das ein Thema für Scrum Master?

Scrum Master sind mehr als Meeting-Organisierer. Sie tragen mit ihrer Arbeit dazu bei, die geschäftlichen Ziele des Unternehmens zu erreichen. Das Zusammenspiel zwischen Scrum Team, Einkauf und Lieferanten ist oft ein Prozess, der von langen Wartezeiten und Rückfragen geprägt ist. Messen Sie mal die Prozesseffizienz von Anfrage bis zum Vertragsabschluss und bis zur ersten Lieferung.

Scrum Master, die etwas von Einkaufsprozessen verstehen, können bessere Fragen stellen. Scrum Master, die wissen, was rechtlich möglich ist und wie man diesen Prozess moderiert, werden vom Business als gute Unterstützer wahrgenommen. Hier hat die Arbeit des Scrum Masters Auswirkungen über Arbeit seines Scrum Teams hinaus:
  • Die Zusammenarbeit mit neuen Lieferanten kann schneller gestartet (und wieder beendet) werden. Das eigene Scrum Team hat weniger Wartezeiten und liefert schneller Ergebnisse.
  • Das Unternehmen kann schneller lernen. Es hat einen Wettbewerbsvorteil, wenn es schneller als die Konkurrenz lernt.
  • Es gibt einige gute Erfahrungen mit agilen Procurement. Es hat die Agilisierung von Unternehmen unterstützt. Allerdings ist das auch kein einfaches Thema. Deswegen ist es so wichtig, dass Leute wie Mirko Kleiner (s. u.) ihr Wissen teilen und Antworten liefern.
  • Die Einkaufsabteilung ist ein interner Dienstleister, der mit fast allen Abteilungen im Unternehmen zu tun hat. Die Einkaufsabteilung ist daher ein natürlicher Verbündeter, um die Ideen von Scrum weiter ins Unternehmen zu tragen. Das stärkt die Position des Scrum Masters.
Die Mitarbeiter im Einkauf sind keine Verhinderer. Der Einkaufsprozess macht gute Arbeit schwer. Die Scrum Master können hier Brücken bauen. Dazu haben sie ja das Mandat.

Das klingt wie eine kleine überschaubare Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitenden im Einkauf und der internen Scrum Community. Tatsächlich ändert es die Zusammenarbeit im ganzen Unternehmen. Endlich kann der Fluss der Arbeit durch das ganze Unternehmen betrachtet werden.

Wenn Sie mehr über Lean Agile Procurement wissen wollen, kommen Sie zu unserem Workshop mit Mirko Kleiner am 21.02.2020 nach Stuttgart

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Transparenz als Schlüssel zum Erfolg: 20 Reflexionsfragen für moderne Organisationen

Transparenz ist das Herzstück erfolgreicher Teams. Sie schafft Vertrauen und fördert Zusammenarbeit. Wenn alle Zugang zu den notwendigen Informationen haben, können sie fundierte Entscheidungen treffen und gemeinsam Lösungen erarbeiten. Dies führt zu höherer Effizienz, schnelleren Entscheidungsprozessen und besseren Arbeitsergebnissen. Transparenz ist mehr als ein Schlagwort – es gilt, sie greifbar zu machen, ein gemeinsames Verständnis davon zu entwickeln und es in die Praxis umzusetzen. Wie das gelingt und welche Vorteile es für Euer Team und Eure Organisation bringt, erkunden wir im Folgenden.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Zu viel zu tun? Planen Sie Ihre ideale Woche

Wir hören immer wieder, dass Teams zu viel zu tun haben. Aber woher wissen wir eigentlich, was zu viel genau bedeutet? Hier ist ein ungewöhnlicher Tipp: Treffen Sie Annahmen über eine gute Menge. Planen Sie eine ideale Woche.

Wenn dein Team die Anforderungen blockt: 12 Tipps für Product Owner*innen

Liebe Product Owners, wir müssen reden. Schon wieder eine Anforderung, die im Nirgendwo landet? Zeit, das Ganze anders anzugehen. Ihr kennt das Spiel: Anforderungen sind ausgearbeitet, und doch läuft es im Team holprig. Was fehlt? Oft sind es Klarheit, realistische Erwartungen und ein bisschen Fingerspitzengefühl. Doch keine Sorge! Mit ein paar praktischen Tipps könnt ihr Missverständnisse vermeiden, Blockaden umgehen und den Entwicklungsprozess so richtig in Fahrt bringen – natürlich in Zusammenarbeit mit eurem Scrum Master. Hier sind zwölf Regeln, die euch helfen, das Team auf Kurs zu bringen und das Chaos in produktive Zusammenarbeit zu verwandeln. Wir zeigen dabei auch, wo der Scrum Master unterstützen kann, damit ihr eure Rolle als Product Owner noch besser erfüllen könnt. Häufige Stolperfallen: Warum Anforderungen oft scheitern Bevor wir ins Eingemachte gehen, kurz zu den typischen Stolperfallen. „Klare Anforderungen“? Klingt gut, scheitert aber sehr häufig an der realen Praxis. ...

Rebellieren für den Wandel: die 8 Regeln des totalen Stillstandes von Prof. Dr. Peter Kruse

In einem legendärem Vortrag skizzierte Peter Kruse 8 Regeln des totalen Stillstands. Ihm zufolge wurden die Regeln entwickelt, um Managern und Führungskräften dabei zu helfen, Bereiche mit potenziellem Widerstand gegen Veränderungen zu erkennen und Menschen auf strukturierte Weise durch den Veränderungsprozess zu führen.

Pragmatisch oder nur “Quick and Dirty”?

“Wir müssen aber pragmatisch vorgehen”, drängt der Kollege. Hm… Im Wörterbuch finde ich für “pragmatisch” in etwa: sachbezogenes, praktisches Handeln. Klingt gut. Leider zeigt sich in meinen Erfahrungen, dass pragmatisch für viele doch eher “quick and dirty” bedeutet. Es soll schnell fertig werden. Aber auf welche oder wessen Kosten? Wo ist die Grenze? Warum steht “praktisch” im Konflikt mit einem langfristigen “Nützlich”? Muss das sein?

Und jetzt alle zusammen! Teams - OneNote - Aufgaben - To Do

Ein Meeting jagt das nächste. Sich da nicht zu verzetteln, wird  im Zeitalter virtueller Besprechungen  noch anspruchsvoller. Kein Wunder, dass  im Zusammenhang mit Microsoft 365  zwei Fragen besonders häufig auftauchen: Wie dokumentiert man Besprechungen gut? Was hilft, offene Aufgaben nachzuhalten? Eine gute Lösung: Das in MS Teams integrierte OneNote-Notizbuch als gemeinsame Plattform auch für den Aufgabenüberblick zu nutzen.

Kategorien in Outlook - für das Team nutzen

Kennen Sie die Kategorien in Outlook? Nutzen Sie diese? Wenn ja wofür? Wenn ich diese Fragen im Seminar stelle, sehe ich oft hochgezogene Augenbrauen. Kaum jemand weiß, was man eigentlich mit diesen Kategorien machen kann und wofür sie nützlich sind. Dieser Blogartikel stellt sie Ihnen vor.

5 Gründe, warum wir jetzt über die Zukunft nachdenken sollten

Wer hätte im Jahr 2019 gedacht, dass so viele Menschen heute im Home-Office arbeiten können und dass die Firma trotzdem funktioniert? Wer hätte damals gedacht, dass wir heute wie selbstverständlich KI-Werkzeuge nutzen können? Ich will mich nicht der Aussage anschließen, dass sich die Welt immer schneller dreht. Es ist egal, wie schnell sie sich dreht, weil es sich immer lohnt, über die Zukunft nachzudenken. Und das muss nicht kompliziert sein.

Meetings in Scrum Teams: Mehr Fokus, weniger Kontextwechsel

  Meetings in Scrum Teams: Mehr Fokus, weniger Kontextwechsel  „Wir arbeiten agil“ – das bedeutet für viele von uns: Daily Stand-up am Morgen, dann Refinement, dazwischen eine Demovorbereitung, später noch ein kurzes Scrum of Scrums (SoS) und am Nachmittag ein Community-Meeting. Gleichzeitig soll ich an meinen Sprint-Aufgaben arbeiten. Wenn dir diese Situation bekannt vorkommt, les dir gerne meinen Beitrag an. Hier sprechen wir über den Einfluss von häufigen Kontextwechseln auf die Arbeit in agilen Teams und zeigen Best Practices, um diese Wechsel zu minimieren. Viel Spaß & Let’s grow, Michi.  Foto von Matt Bero auf Unsplash