Guten Morgen! Es ist schon wieder Montag. Es war ein schönes, sonniges Wochenende. Zurück zur Arbeit.
Geht es Ihnen beim Gedanken an "Arbeit" genau so - naja - wie mir? Kein Wunder. Ich habe mir Gedanken über "Arbeit" gemacht. Und habe beschlossen: bei mir ist jetzt Schluss mit der "Arbeit"!
Aber... wir müssen doch arbeiten!
Man geht zur Arbeit. Arbeite noch schön. Ich muss arbeiten. Musst du heute nicht arbeiten? Arbeit ist das halbe Leben. Zurück an die Arbeit, Männer!
Wenn jemand das Wort "Arbeit" in den Mund nimmt, dann ist mein Appetit auf den Tag dahin. "Arbeit" klingt für mich ungefähr so verheißungsvoll, wie trockene Brötchen von letzter Woche. Halbfettkäse.
„Das ist ja gewagt!", sagen Sie. „Da werden wir so schnell nicht wieder mit Auftrag drohen, wir tun der Frau Stolze ja nichts Gutes damit.“
„Nein, nein!“ hören Sie mich dann protestieren. Sehr gerne gehe ich mit Ihnen ans Werk! Lassen Sie uns gemeinsam etwas schaffen! Ich liebe meinen Beruf!
„Wo liegt denn da der Unterschied?“, fragen Sie.
Für mich liegt er ganz klar in dem Wort "Arbeit". Diese Erkenntnis hat mich selbst ein bisschen überrascht. Ich finde, dass es sich darüber nachzudenken lohnt.
Sprache formt unsere Welt
Worte formen unsere Welt.
„Benamung ist wichtig, Benamung schafft gemeinsames Verständnis.“ sagte letzte Woche noch mein Kollege. Normalerweise bin ich nicht für Wortklaubereien zu haben. Woher kommt wohl dieses Unbehagen, das sich in mir breitmacht bei dem Wort "Arbeit“?
Ich stöbere im Herkunftswörterbuch (1).
Dort findet sich unter "Arbeit“:
"Körperl. oder geistige Betätigung, mhd. arebeit, ahd. arabeit; das germ. Wort araþi „Mühsal, Plage“ hat erst im Neuhochdeutschen die Bedeutung einer Tätigkeit mit Wert und die Bezeichnung der Arbeit als Beruf gewonnen; vergleichbar ist auch der slaw. Begriff rabota „Sklaverei“, das auf altkirchenslaw. rabu „Knecht, Sklave“ zurückgeht; die genaue Etymologie ist dunkel."
Die genaue Etymologie ist also dunkel.
Ebenso dunkel finde ich, dass unsere „Arbeit“ Mühsal und Plage, ja Sklaverei!, transportiert, ohne, dass wir ihr das bewusst erlaubt hätten.
Wir helfen Unternehmen und Bildungsanstalten dabei, agil zu werden. Wir befinden uns in Zeiten der Sinnsuche, der Transcendent Goals, der Suche nach der Berufung, der Selbstverwirklichung. Wäre es nicht hilfreich, diese unschuldig erscheinenden Begriffe zu untersuchen und ggf. aus unserem Vokabular zu entfernen, um dem gewünschten Wandel etwas auf die Sprünge zu helfen?
Schluss mit Sklaverei!
Wenn das doch immer so einfach gewesen wäre!
Bei mir ist nun endgültig Schluss mit der Mühsal, der Plage, der Sklaverei.
Da bin ich norddeutsche Pflanze gern Schwabe und sage: „Ich geh’ Schaffen!“
("an einen anderen Ort bringen; zustande bringen, bewältigen; schöpferisch gestalten, hervorbringen"(1)).
Oder lobe mir die amerikanischen Kollegen, die „back to work“ oder „zurück ans Werk“ gehen ("lässt sich als Ausgangsbedeutung etwa „flechten, mit Flechtwerk umgeben“ erschließen, was eine Herkunft aus idg. „drehen, biegen, winden, flechten“ nahelegt" (1)).
Vielleicht macht diese kleine Umstellung unsere Arbeit .. äh.. unser Schaffen ganz einfach ein kleines bisschen bewusster und besser. Machen Sie mit?
Na dann, schönen Montag!
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(1)
WAHRIG Herkunftswörterbuch Band 6,
Michael Müller (Herausgeber), Andrea Rocha-Lieder (Herausgeber), Bernhard Roll (Herausgeber), Andrea Schrameyer (Herausgeber)
Bertelsmann
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