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Planning Poker im Jahr 1968

Zu vielen Elementen und Techniken von agilen Arbeitsweisen gibt es Research, Experimente und Daten. Sie haben sich durchgesetzt, weil die empirische Basis die Funktionsweise bestätigt haben (und nicht etwa, weil Gurus sie empfohlen haben). In diesem Beitrag blicken wir auf das Abschätzen in Gruppen. Ein interessantes Paper wurde bereits im Jahr 1969 veröffentlicht.

Planning Poker

James Grenning hat 2002 eine kurze Beschreibung zum Ablauf von Planning Poker veröffentlicht. Mike Cohn hat den Begriff für seine Firma Mountain Goat Software eintragen lassen und populär gemacht. Das Projektmagazin beschreibt Planning Poker auf seiner Webseite.

Wie kann man die Abschätzungen verbessern?

Planning Poker Karten
Planning Poker Karten (Foto: Jan Fischbach)
Eine Studie die RAND Corporation wollte im Frühjahr 1968 wissen, wie man die Schätzgenauigkeit verbessert /1/. Ist es besser, einen Experten zu befragen? Oder doch lieber viele? Wie kann man den Prozess des Abschätzens so beeinflussen, dass das Ergebnis näher an der Wahrheit und nicht näher am Median der Meinungen der Gruppenmitglieder liegt?

Dazu hat das Forscherteam /2/ Studierende gebeten, bestimmte Fragen zu beantworten. Bei diesen Fragen war es wichtig, dass das Forscherteam die echte Antwort kennt, um die Abweichung zu bewerten. Die Antworten sollten Zahlen sein. Und die Fragen sollten die nicht trivial sein. Außerdem sollten die Studierenden genug Hintergrundwissen besitzen, um zu einer Antwort zu gelangen. Beispiele:
  • Wie viele Telefone gab es 1965 in Afrika?
  • Wie viele Selbstmorde wurden 1967 in den USA gemeldet?
  • Wie viele Frauen gab es zum Ende des Zweiten Weltkriegs bei den Marines?
Die Forscher kommen nach verschiedenen Experimenten zu folgendem Ablauf /1, S. v/:
  • Eine Gruppe von Experten schätzt.
  • Die erste Einschätzung sollte anonym sein, um den Einfluss von dominanten Persönlichkeiten einzugrenzen.
  • Nach jeder Einschätzung gibt es ein gesteuertes Feedback, bei dem alle Teilnehmer das Ergebnis aus der ersten Runde sehen. Gegebenenfalls wird nachgeschätzt.
  • Als Antwort wird das statistische Ergebnis aller Gruppenteilnehmer genommen.
Die Forscher sahen sich an, ob Teilnehmer aus der Gruppe ihre Einschätzung ändern, wenn sie die Einschätzungen der anderen sehen und ob die Gesamteinschätzung damit besser oder schlechter wird. Und tatsächlich wurde die Gesamteinschätzung besser (im Sinne von "näher an der Wahrheit"). Allerdings nicht so, dass automatisch alle Personen besser schätzen. Es gibt weiterhin Abweichungen.

Es wurden zwei Gründe für die Verbesserungen der Schätzergebnisse genannt: In der Diskussion der Ergebnisse aus der ersten Runde wird Hintegrundwissen ausgetauscht und explizit gemacht. Zum Zweiten haben diejenigen, die vielleicht weniger Wissen hatten, ihre Meinung in der nächsten Schätzrunde (vernünftigerweise) geändert.

Das Forscherteam wollte auch wissen, ob es weitere Wege gibt, die Schätzgenauigkeit zu verbessern. Spielt zum Beispiel die Zeit, die man zur Beantwortung hat, eine Rolle? Interessanterweise hatte es eine große Auswirkung, die Teilnehmer danach zu fragen, wie sicher sie sich bei ihrer Antwort waren /1, S. 68/.

Wer sich für den Research hinter Planning Poker interessiert, sollte einen Blick auf diese Studie werfen. Sie ist gut lesbar. (Leider ist die PDF-Datei nicht durchsuchbar.)

Anmerkungen


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