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Wer liest, hat mehr vom Buch #1: Selbstmanagement & Motivation

Neulich fragte mich ein Bekannter nach Büchern, die für mich persönlich hilfreich und für meine Arbeit prägend und wichtig sind oder waren. Hier eine kommentierte Liste* mit Büchern**, die ich all jenen persönlich empfehle, die wissen wollen, wie sie selbst und andere ticken, warum das so ist und was sie besser machen können. Wenn sie wollen.

* Die Bücher sind nach absteigender Wichtigkeit aufgeführt.
** non-affiliate

Comte-Sponville, André: Liebe. Eine kleine Philosophie. Zürich, 2014.


Philosophie kommt schon lange viel zu kurz, zumal die praktische Philosophie./1/ So vergessen und verlernen wir nach und nach, uns zu fragen und zu beantworten, was die Welt und uns darin ausmacht, was das alles soll (also die Existenz und so) und vor allem: Was ein gutes, sinnvolles, zufriedenes Leben (und damit natürlich auch Wirtschaften) ganz allgemein und für uns persönlich ausmacht. Wer von den tendenziell eindimensionalen Antworten des modernen Alltags gelangweilt ist und wer stattdessen neugierig auf gute, sinnvolle Antworten ist bzw. sich aufmachen möchte, diese zu finden, dürfte das Buch "Liebe" des französischen Philosophen André Comte-Sponville sehr gelegen kommen.

Es hilft auf erstaunlich leichte Art, den eigenen moralischen Lebens-Kompass zu eichen, indem es Denkanstöße gibt und Orientierungspunkte. Als Profi seines Fachs gelingt Comte-Sponville das Kunststück, fundiert die Grundfragen der Philosophie - und damit des Lebens - auch für ein Philosophie-fernes Publikum gut lesbar zu erläutern. Ganz nebenbei führt er in die Kunst, Arbeit und die Geschichte der Philosophie ein.

Müsste ich mich für ein einziges Buch in meiner Bibliothek entscheiden, es wäre dieses Buch. Kategorie "Pflichtlektüre".

Roth, Gerhard: Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten. Warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern. Stuttgart, 2017.


Warum sind wir so wie wir sind? Warum denken und bewerten wir Dinge so wie wir sie denken und bewerten? Warum handeln und reagieren wir so wie wir handeln und reagieren? Wie entstehen all unsere handlungsbestimmenden Muster? Wer das aus medizinischer, neurobiologischer und psychologischer Hinsicht verstehen möchte, der wird beim Arzt und führenden Neurowissenschaftler, Gerhard Roth, fündig. Er gibt in diesem leicht lesbaren und spannenden Buch Innenansichten, die zumindest mir so manches Aha-Erlebnis beschert haben. Für alle, die ihre eigenen Entscheidungen und Verhaltensweisen und die der anderen gut verstehen wollen.

Auch das: Kategorie "Pflichtlektüre". Vor allem für die, die für andere Menschen Verantwortung tragen, also: Für uns alle. Vor allem aber für Führungskräfte lohnt sich hier die konzentrierte Lektüre.




Pink, Daniel H: Drive. Was Sie wirklich motiviert. Salzburg, 2010.


Etwas leichtere und dennoch sehr reichhaltige Kost bietet Dan Pinks Buch "Drive". Im landestypischen Sprachduktus (Dan Pink ist Amerikaner) und argumentativ sehr kunstvoll (Pink ist gelernter Jurist und ehemaliger Redenschreiber für Al Gore) fasst er sehr kurzweilig und verständlich zusammen, was die Motivationsforschung bislang darüber zusammengetragen hat, was Menschen in welchen Situationen tun und warum. Und er zeigt auf, was das für unsere Art zusammenzuleben und zusammenzuarbeiten bedeutet und zukünftig bedeuten wird. Selbstredend räumt er mit etlichen Mythen auf, die längst schon eindeutig widerlegt sind, und trotzdem noch fest in unseren Köpfen und Institutionen herumspuken. Z.B.: Menschen sind grundsätzlich faul und müssen motiviert werden. Brrrrrr.


PS: Es gibt diesen amüsant animierten TED-Klassiker von Dan Pink zum Thema seines Buchs:



Hüther, Gerald: Biologie der Angst. Wie aus Stress Gefühle werden. Göttingen, 2013.


Machen wir uns nichts vor: Obwohl wir langsam, ganz langsam besser werden (hoffentlich hält’ s an), so leben wir eben doch in einer ausgeprägt zwanghaften Welt. Das System Zwang beinhaltet, dass Menschen Angst haben, also ängstliche Muster entwickeln und anwenden. Die sind zwar nicht immer, aber sehr oft schlechte Berater. Das dürfte vor allem in einer Welt im Umbruch gelten. Denn die wachsenden Unwägbarkeiten und Unsicherheiten erfordern, dass Menschen sich furchtlos die Risiken bewusst machen, und sich ihnen selbstbewusst und mit Selbstvertrauen stellen. Eben furchtlose Entscheidungen treffen. Es ist also sicher eine gute Idee, uns persönlich und allgemein aus den zwanghaften Mustern zu befreien, wenn wir die zukünftigen Herausforderungen gut und souverän meistern wollen.

Dazu ist hilfreich, zu wissen, wie Angst entsteht, wie sie auf Menschen wirkt und wie sie uns - meist unbewusst - steuert, indem sie unsere Art, Situationen zu bewerten und Entscheidungen zu treffen automatisiert. Der bekannte Biologie und Neurowissenschaftler, Gerald Hüther, tut dies auf eine sehr angenehme Art und Weise: Fundiert, gut und stellenweise amüsant und mit menschlichem Blick formuliert und: Auf wenigen Seiten. :)


PS: Übrigens Angst. Das Folgende hat sehr wenig bis nichts mit Hüthers Buch zu tun. Dafür ist es aber lustig. (Wurde neulich auf dem Management 3.0-Gathering gezeigt.). Mal für zwischendurch zur Auflockerung:



Bauer, Joachim: Das Prinzip Menschlichkeit. München, 2008.


In unserer individualisierten und "durchökonomisierten" Zeit, die von Konkurrenz und Leistungsdruck geprägt, ist leicht zu übersehen, dass Menschen darauf geeicht sind, bei allem, was sie tun, zwischenmenschliche und soziale Aspekte und kooperative Zielsetzungen zuerst zu berücksichtigen. Wie das biologisch, biochemisch, psychisch und sozial funktioniert, warum und mit welchen Folgen legt der Arzt, Psychotherapeut, Genforscher und Publizist Dr. Joachim Bauer in diesem wirklich tollen Buch (mit überschaubarem Umfang) detailliert und spannend dar. Dabei geht er der (wie ich finde sehr guten) Frage nach, warum eigentlich das ausgeprägte und so überaus nützliche menschliche Talent zur Kooperation in heutigen Zeiten so wenig genutzt und gefördert wird und stattdessen die inzwischen so deutlich widerlegte und einseitige Fehlinterpretation des "Survival of the Fittest" noch immer so unselig wirken kann.

Berzbach, Frank: Die Kunst, ein kreatives Leben zu führen. Anregung zu Achtsamkeit. Mainz, 2013.


Wem die bisherigen Literaturempfehlungen zu theoretisch angehaucht waren und stattdessen endlich etwas über praktische Herangehensweisen lesen möchte, der wird bei Frank Berzbachs Buch fündig. Alle hemdsärmligen Selbstmanager seien aber an dieser Stelle ein bisschen warnend auf den Untertitel hingewiesen. Der spricht lediglich von "Anregungen". Es ist also zum Glück! kein "Tun-Sie-das-und-alles-wird-gut"-Buch.

Frank Berzbach greift die Urtalente des Menschen auf, die nicht nur den Kreativen zu eigen sind, sondern uns allen: Kreativität und Leistungswillen. Er fieselt sehr überzeugend die Frage auseinander, wie es zu schaffen ist, die beiden energiereichen Naturgewalten gemeinsam einzuhegen und für sich und seine eigenen Ziele (und jene der Umwelt) nutzbar zu machen. Eine Aufgabe, der wir uns alle irgendwie jeden Tag zu stellen haben. Zumindest dann, wenn es uns gut gehen soll.

Eines der besten Bücher zum Thema Selbstmanagement, das ich kenne. (Ich habe viele gelesen.)

Csikszentmihalyi, Mihaly: Flow: Das Geheimnis des Glücks. Stuttgart, 2015.


Unzufrieden oder gar unglücklich und das soll sich gefälligst ändern? Wenn die Bücher von Comte-Sponville, Gerhard Roth und Frank Berzbach (alle s.o) noch nicht geholfen haben, dann ist die Lektüre dieses inzwischen schon etwas älteren Klassikers der Positiven Psychologie angebracht. Basierend auf seinen vielen (inzwischen lebenslangen) Studien erklärt Csikzentmihalyi /2/ seinen Lesern, was Zufriedenheit mit Flow zu tun hat, was Flow ausmacht und wie wir alle in diesen Zustand kommen können. Dann muss man es nur noch machen. Ganz einfach also. :)



Viel Erfolg und Spaß beim Lesen! Dran denken: Wer liest, hat mehr vom Buch. :)


Hier finden Sie alle Artikel von Edgar Rodehack.

Anmerkungen & weiterführende Links


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