Vom 30. November bis 02. Dezember war eduScrum bei der diesjährigen Portfoliokonferenz Mahara Hui unter dem Motto „Agile Learning Culture for Success“ in Kassel dabei. Die Konferenz fand im Barcampformat statt. Keynotespeaker waren Thomas Strasser von der Pädagogischen Hochschule Wien und Gunter Dück. Rund 140 Teilnehmer trafen sich in Kassel um sich auszutauschen. Schwerpunktmäßig über Portfolioarbeit und agile Lernkultur. eduScrum war dabei.
Wir - eduScrum Erfinder Willy Wijnands, Denise, Twam und Inte vom Ashram College, Willys Schule, und Kristina Fritsch und Alisa Stolze von eduScrum Deutschland waren tatsächlich an beiden Barcamptagen ausgebucht.
Schön fand ich, dass wir mit eduScrum so an beiden Tagen unseren Beitrag leisten konnten. Zweimal konnten Denise, Twam und Inte eine Session zu Thema „Wie wollen wir lernen“ anbieten, zweimal konnte das komplette anwesende eduScrum-Team einen 90-minütigen eduScrum-Workshop zum Schnuppern anbieten und eine Ubongo Flow Game Session (nach J. Fischbach, s. Teamworkblog) war bis zum Anschlag besetzt. Viel Vernetzen, super Feedback und Anregungen, viele gute Gespräche.
Zum Nachdenken gebracht haben uns außerdem die Keynotes. Diese Punkte fand ich, gerade in Bezug auf eduScrum, besonders interessant:
Thomas Strasser zu Projekten: Give P’s a chance!
Projects, Peers, Passion und Play sind die Stichworte.
Lernen braucht Lebensweltbezug. Lernen braucht Mitstreiter, Lernen muss aus Leidenschaft geschehen und Lernen sollte spielerisch sein. Dann lernen Schüler gern, freiwillig und nachhaltig.
Da sind wir eduScrummer mit unseren Projektformaten in Teamarbeit natürlich gern dabei!
Thomas Strasser zur Digitalisierung:
Smartphones im Unterricht sind nicht nur schlecht und müssen sich auch nicht unbedingt die Mehrwert-Debatte gefallen lassen: es gibt sie einfach. Punkt.
Anstatt Handys auszusperren, könnte man sie lieber sinnvoll einsetzen (zum Beispiel für Planning Poker in eduScrum, Anmerkung von A. Stolze). Aber ganz ehrlich: ich kenne natürlich das Gefühl, wenn die Hälfte der Lernenden am Smartphone parallel zu den eigenen Lehrbemühungen recherchiert. Oder so.
Sie haben noch keine Tablets in der Schule? Ihre Schüler schon. Die Klasse soll recherchieren aber kein Schlüssel zum „Computerraum"? Alle haben ihr Smartphone dabei. Ihr Schüler stiert aufs Handy? Vielleicht schreibt er gerade auf Pages seinen Lebenslauf, wie ein Schüler von Thomas.
Andersherum macht das Lesen auf dem iPad anstatt in einem Buch noch keinen besseren Unterricht. Schulen zu digitalisieren ist sicherlich sinnvoll und angemessen, aber kann das allein Schüler auf eine digitalisierte Welt vorbereiten?
Gunter Dück zu der Ausrichtung unseres Bildungssystems im Zusammenhang mit der Digitalisierung:
Gunter Dück hat - mal wieder, wie ich zu behaupten wage - zum Nachdenken angeregt.
Locker plaudert er über eine Folien-Keule nach der anderen. Und denkt dabei ein kleines Stückchen weiter, als wir alle gehofft hatten. Was für unbequeme Gedanken.
Wenn man Eltern fragt, dann wünschen sie sich ihre Kinder z. B. so:
Kreativ, originell, ausgestattet mit Sinn für Humor, konstruktiv, die Initiative ergreifend, mit einem Sinn für Gemeinschaft, gewinnendem Erscheinungsbild, ausgewogenem Selbstbewusstsein, Vorfreude auf eine gute eigene Zukunft, positiver Haltung zur Vielfalt des Lebens und einer liebenden Grundhaltung zu Menschen.
In einer Umfrage zu dem Thema, wie sich Lehrer ihre Schüler wünschen, wählte die Hälfte aller Lehrer als Antwort ein ganz bestimmtes Wort: zuverlässig.
Zuverlässigkeit als Ziel. Wichtig, natürlich, wird aber den jungen Menschen auf ihrem Weg nicht mehr ausreichen. Wir versuchen die Menschen von Morgen nach den Anforderungen von gestern auszubilden.
Im Zuge dieser manchmal unscheinbar daherkommenden Digitalisierung wird es die Berufe, die wir heute kennen, wahrscheinlich nicht mehr geben. Ganze Industrien werden sich wandeln. Berufe ändern sich so sehr, dass Mitarbeiter für den vermeintlich selben Beruf eine ganz andere Ausbildung bräuchten.
Maschinen übernehmen, was Maschinen übernehmen können. Bekannte Berufe müssen sich upgraden. Der Mechaniker wird zum Mechatroniker, der Softwaredesigner zum Gesamtlöser, der Maler zum Innendesigner.
Dück erklärt weiter am Beispiel der Automobilität:
Wenn Autos autonom, vernünftig, vorausschauend fahren würden, wie würden sie ausgestattet sein? Gäbe es wirklich noch dieselben Sitzreihen oder eine ganz andere Einrichtung? Hätten sie die selbe Masse, wenn Crashs nicht zu erwarten sind? Wären sie aus denselben Materialien geschaffen? Was bedeutet das für zukünftige Autobauer und Zulieferer? Und wer sorgt in dieser Hinsicht für Innovation, sind das die Berufe, von denen wir es erwarten?
„Jeder Beruf verliert seine einfachen Routineanteile an den Computer. Die Arbeit 4.0 ohne jeden Routineanteil wirkt verdichtet, stressig, komplex; das sind aus anderer Sicht Zeichen der Überforderung, oder gar Unfähigkeit. [...] Menschen werden nie mehr gut bezahlt für etwas, was Computer selbst können. Gut bezahlt wird nur etwas über den Computer hinaus.“ Dueck, 2015
Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf die Berufe, die wir kennen und auf die wir die jungen Menschen vorzubereiten glauben? Was heißt das für unsere Lehrpläne und was heißt das für unsere Art, jetzt in diesem Moment in der Schule Unterricht zu gestalten, auch wenn sich die behäbige Institution Schule nicht von heute auf morgen Umkrempeln lässt?
Ein Lehrer drückt sich so aus: „Wir segeln auf einem großen Schiff und wissen, dass wir dieses Schiff während der Fahrt, auf hoher See umbauen müssen.“
Wir hoffen, dass wir mit eduScrum einen kleinen Beitrag in der Schule, wie sie heute ist, leisten können. Liebe Mahara-Hui-ler, wir freuen uns auf das gemeinsame Schaffen!
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