Direkt zum Hauptbereich

Offen bleiben - die Zweite

Irgendwann habe ich mal über Berater geschrieben, die vor lauter sozialem Schmerz aufgehört haben, ihren Kunden zuzuhören und schleichend dazu übergegangen sind, ihren Kunden den eigenen Willen rauben zu wollen. Das war hier (/1/). 


Diese Kollegen benutzen oft das Wort „müssen“. Ich gab den Kollegen die Empfehlung, die eigene Gefühlswahrnehmung zu verändern („Wie würden Sie sich fühlen, wenn alles großartig laufen würde?“). So kann man etwas Druck aus einigen Situationen nehmen.

Danach kann man vielleicht zusammen mit dem Kunden überlegen, wie man die Wahrnehmung des Kunden auf ein bestimmtes Problem steigert und schließlich, wie er am besten die Verantwortung für das Problem übernimmt. Möglich, dass der Berater dann etwas entspannter auftritt. Aber wie sieht die Beziehung zum Kunden aus?

Als Schauspieler, bin ich immer mit der Überzeugung auf die Bühne gegangen, dass es immer einen Zuschauer unter 500 gab, den das Stück, das wir spielten, richtig begeisterte. Ich fragte mich nicht mehr, ob das Stück oder die Inszenierung oder ich als Schauspieler gut war – übrigens eine leidige, aber nicht zu besiegende Berufskrankheit. Ich sendete mein Anliegen in die letzte Reihe des Theatersaals, in der ich diesen einen, besonderen Zuschauer vermutete. Wenn in einer schrägen Szene ein einzelner Zuschauer plötzlich laut an zu lachen fing, während die anderen zurückhaltend schwiegen, fühlte ich meine Theorie wieder bestätigt. Und dieser eine Zuschauer hatte in seinem einsamen Lachen vielleicht das Gefühl, dass wir nur für ihn gespielt hatten.

Die Reaktion oder das Lachen des Zuschauers war messbar. Wir hatten ihn direkt getroffen. Jetzt frage ich mich, wie ich die Reaktion meiner Kunden messen will?

Ich biete Trainings oder Coachings an. Ich bewege mich häufig in Situationen, in denen Teams oder Einzelpersonen ihre Arbeitsverhalten umstellen. Einige meiner Gegenüber empfinden dabei Angst oder Skepsis. Sie sind zurückhaltend. Ihnen wurden immer wieder Strategien verkauft, die nicht funktionierten. Vermutlich, weil sie ihre Bedürfnisse nicht erfüllten.

Am Anfang dieses Artikels habe ich den Rat gegeben, die eigene Gefühlswahrnehmung zu ändern – es funktioniert, selbst Schauspieler schaffen das irgendwie täglich. Das ist ein guter Anfang. Aber wenn ich meinen Kunden, vielleicht auch nur einen einzigen, wirklich erreichen möchte, bringe ich meine Wahrnehmung weg von meinen Gefühlen und weg von einer Lösung, die ich schon im Kopf habe.

Ich konzentriere mich darauf, wie der Kunde sich fühlen soll, wenn er nach dem Training oder Coaching den Raum wieder verlässt.

Anmerkungen



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Und jetzt alle zusammen! Teams - OneNote - Aufgaben - To Do

Ein Meeting jagt das nächste. Sich da nicht zu verzetteln, wird  im Zeitalter virtueller Besprechungen  noch anspruchsvoller. Kein Wunder, dass  im Zusammenhang mit Microsoft 365  zwei Fragen besonders häufig auftauchen: Wie dokumentiert man Besprechungen gut? Was hilft, offene Aufgaben nachzuhalten? Eine gute Lösung: Das in MS Teams integrierte OneNote-Notizbuch als gemeinsame Plattform auch für den Aufgabenüberblick zu nutzen.

Outlook-Aufgabenliste: bitte nicht die Aufgaben des ganzen Teams!

Am Tag der Arbeit kommt eine Lösung, nach der ich schon so oft gefragt wurde: Wie schaffe ich es, dass meine Outlook-Aufgabenliste nur meine eigenen Aufgaben anzeigt und nicht auch die E-Mails, die meine Kollegen gekennzeichnet haben oder Aufgaben, die einfach in einem gemeinsamen Postfach stehen?

Kategorien in Outlook - für das Team nutzen

Kennen Sie die Kategorien in Outlook? Nutzen Sie diese? Wenn ja wofür? Wenn ich diese Fragen im Seminar stelle, sehe ich oft hochgezogene Augenbrauen. Kaum jemand weiß, was man eigentlich mit diesen Kategorien machen kann und wofür sie nützlich sind. Dieser Blogartikel stellt sie Ihnen vor.

Das Ubongo Flow Game

Spiele bieten eine gute Gelegenheit, zeitliche Erfahrungen zu verdichten und gemeinsam zu lernen. Karl Scotland und Sallyann Freudenberg haben im Mai 2014 das Lego Flow Game veröffentlicht. Wir haben die Spielidee übernommen, aber das Spielmaterial gewechselt. Statt Legosteinen benutzen wir Material aus Grzegorz Rejchtmans Ubongo-Spiel. Hier präsentieren wir die Anleitung für das Ubongo Flow Game.

E-Mail-Vorlagen gemeinsam nutzen (Outlook)

Mittlerweile wird praktisch alle Routine-Korrespondenz in Outlook erledigt. Was liegt da näher, als ein gutes Set von Vorlagen zu erstellen und diese gemeinsam in Team zu nutzen? Leider hat Microsoft vor diesen – an sich simplen – Wunsch einige Hürden gebaut.

Protokolle in OneNote - neue Ideen für's neue Jahr

Protokolliert Ihr Team seine Besprechungen in OneNote? Das geht einfach, schnell ist teamfähig und hat eine exzellente Suchfunktion. Die beliebte Fragen "Wann haben wir eigentlich beschlossen, dass..." ist so schnell beantwortet. Darum wird OneNote an dieser Stelle immer beliebter. In meinen Seminaren dazu sind gute Ideen entstanden, die ich hier weitergeben will.

Beispiel für eine Partyplanung mit Scrum

Wer sich neu mit Scrum beschäftigt, ist vielleicht überwältigt von den ganzen Fachbegriffen. Dann sieht man vielleicht gar nicht, wie einfach die einzelnen Elemente von Scrum sind. Deshalb hier ein einfaches Beispiel für die Vorbereitung einer Party mit Hilfe von Scrum.

Optimieren wir uns zu Tode?

Als jemand, der mehr als fünfzehn Jahre in der Welt des IT-Service-Management-Prozessmanagements verbracht hat, musste ich das Buch von Guther Dueck aus dem Jahr 2020 Heute schon einen Prozess optimiert? Das Management frisst seine Mitarbeiter lesen/1/. Typisch für ihn bietet Dueck uns einen provokanten, teils vernichtenden, jedoch humorvoll geschriebener Weckruf. Er behauptet, dass das moderne Management von “Pacesetters” und “Controllers” dominiert wird. Sie sind so sehr auf Optimierung und Profit fokussiert, dass sie den Willen zu Innovation und Unternehmertum abtöten. Jedoch ohne mehr Kreativität und Tatkraft werden wir die Herausforderungen der Digitalisierung, des Klimawandels etc. nicht bewältigen. Ein agiles Mindset kann helfen.

Projekt-Kick Off – Wie Du einen Auftakt gestaltest, der alle Kräfte freisetzt!

Ein typisches Szenario:  Zum Auftakt wird das neue Projekt vom Verantwortlichen vorgestellt. Die vorbereitete PowerPoint-Präsentation zeigt in bunten Bildern, welche Traumschlösser vom Team umgesetzt werden sollen. Doch statt der erhofften Aufbruchsstimmung macht sich Widerstand breit. Diskussionen kommen auf. Das Kickoff-Meeting wird zur Bühne der Lauten. Miese Stimmung macht sich breit. Die Lauten werden lauter, die Stillen werden leiser.  Kommt Dir das bekannt vor? Häufig werde ich gefragt: "Maria - wie sieht das in der Praxis aus? Wie gestalte ich als Moderator ein strukturiertes Meeting?". In diesem Artikel stelle ich Dir EINEN alternativen Ablauf einer Kickoff-Veranstaltung in fünf Schritten vor. Ein Gestaltungsvorschlag, der Impulse und Mut zum Experimentieren neuer Formate bieten soll.  Was es ermöglicht: Förderung des Projekterfolg Frühes gemeinsames Verständnis des Projekts Missverständnissen wird vorgebeugt Es werden hilfreich Hinweise sichtbar, WIE d

OneNote Prinzipien: Zugriffsrechte und Speicherorte

OneNote ist praktisch – ohne jeden Zweifel. OneNote ist auch einfach und intuitiv zu bedienen… Ja… so am Anfang. Doch früher oder später kommen Fragen wie: - wer genau hat eigentlich wie Zugriff auf die Daten? Wie ist das mit Synchronisation zwischen Büro-PC und Smartphone oder iPad? Wie funktioniert OneNote auf dem SharePoint? Auf diese Fragen findet sich die Antwort nicht ganz so leicht. Ich versuche hier die nicht ganz so offensichtlichen Zusammenhänge deutlich zu machen und "gern genommene" Fallen zeigen.