Direkt zum Hauptbereich

Probleme werden nie aufhören - 2 wichtige Regeln für den Umgang mit Problemen

Wenn wir ein Problem lösen, gehen wir davon aus, dass wir in dem Bereich keine Probleme mehr bekommen. Das Gegenteil ist aber der Fall. Man merkt es nur nicht sofort.

Wolf und ich hatten ein Gespräch über Probleme. Er hat mir von einem Buch über die Geschichte der Menschheit erzählt /1/ und davon, dass jede Verbesserung gleichzeitig auch Nachteile mit sich brachte. Beispiel: Die Menschen leben mit Haustieren zusammen. Dadurch sind sie neuen Krankheitserregern ausgesetzt.

Wolfs nächstes Beispiel war die Korrespondenz mit anderen Personen. Früher haben wir uns Briefe geschrieben. Es waren wenige Briefe in der Woche und wir haben uns für jeden Brief Zeit genommen. Mit der elektronischen Post ist das Schreiben und Versenden viel einfacher geworden. Aber der Nebeneffekt ist nun, dass wir uns viel viel mehr E-Mails schreiben. Im Ergebnis haben wir also viel weniger Zeit als vorher.

Jede Lösung ist gleichzeitig die Quelle für neue Probleme

Dean Gano gibt in seinem Buch über gemeinsame Problemanalyse (/2/) schon einen Hinweis, warum das so ist. Jede Ursache für etwas ist gleichzeitig die Wirkung von etwas anderem. Deswegen kann man Mindmaps oder Bäume aufzeichnen, um ein Problem besser zu verstehen.

Jerry Weinberg und Don Gause fassen es noch besser zusammen: Jede Lösung ist gleichzeitig die Quelle für neue Probleme (/3/).

Bei allen Problemlösungsversuchen verlagert sich der Stress bloss in eine andere des Universums, verschnauft kurz und kommt dann aus einer anderen Richtung zurück zu uns.

Die Summe der Probleme bleibt immer gleich

Es gibt noch eine zweite Regel, die Jerry Weinberg sehr anschaulich in einem Buch über Geheimnisse der Unternehmensberatung erläutert. Er liegt abends im Bett. Draußen stürmt es und irgendwas scheppert im Hof. Er steht also auf und räumt dieses etwas weg. Kaum liegt er wieder im Bett, da hört er ein Quietschen. Wieder steht er auf, löst das Problem und geht zurück ins Bett. Dort hört er zum dritten Mal ein lästiges Geräusch.

Diesmal steht er nicht auf, sondern formuliert für sich eine wichtige Regel: Wenn Du Dein Prio-1-Problem gelöst hast, wird automatisch Dein Prio-2-Problem zum Prio-1-Problem. Daraus folgt: Die Summe der Probleme bleibt immer gleich. Manchmal ist es auch gut zu wissen, wann man mit der Problemlöserei aufhört.

Das soll jetzt nicht heißen, dass wir keine Probleme mehr angehen sollen. Diese Regeln sollen uns dafür sensibilisieren, dass alles, was wir tun, auch nicht vorgesehene Konsequenzen hat. Ich möchte aber auch mal den Blick weg von den Problemen lenken. Wenn man so manche Berater oder auch Mitarbeiter oder Chefs hört, sind Organisationen ein Hort von Problemen. Der Blick ist zu einseitig. David Cooperrider schreibt dazu, dass keine Organisation als Problem geschaffen wurde (/5/). Jede Organisation hat einen positiven Kern. Aus diesem Kern heraus kann sie sich weiterentwickeln, nicht durch das Wälzen von Problemen.

Probleme sind das Problem

Wer immer nur Probleme im Blick hat, wird nach jeder Lösung mit neuen Problemen konfrontiert. Wer stattdessen auf positive Wachstumschancen achtet, der lernt neue Entwicklungsmöglichkeiten kennen. (Das ist übrigens der Kern von einer wertschätzenden Organisationsentwicklung, von Appreciative Inquiry.)

Anmerkungen

  • /1/ Harari, Yuval Noah ; Neubauer, Jürgen: Eine kurze Geschichte der Menschheit. München: DVA, 2013.
  • /2/ Gano, Dean L.: Apollo Root Cause Analysis : A New Way of Thinking. 3. Aufl., Apollonian Publications, 2008.
  • /3/ Gause, Donald C. ; Weinberg, Gerald M.: Are Your Lights On? : How to Figure Out what the Problem Really is. New York: Dorset House Pub., 1990.
  • /4/ Weinberg, Gerald M.: Das Gesetz der Himbeermarmelade : 103 Geheimnisse der Beratung. 1. Aufl.. Frankfurt, Wien: Redline Wirtschaft bei Ueberreuter, 2003.
  • /5/ Cooperrider, David: The Appreciative Inquiry Handbook : For Leaders of Change. San Francisco: Berrett-Koehler Publishers, 2008.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Und jetzt alle zusammen! Teams - OneNote - Aufgaben - To Do

Ein Meeting jagt das nächste. Sich da nicht zu verzetteln, wird  im Zeitalter virtueller Besprechungen  noch anspruchsvoller. Kein Wunder, dass  im Zusammenhang mit Microsoft 365  zwei Fragen besonders häufig auftauchen: Wie dokumentiert man Besprechungen gut? Was hilft, offene Aufgaben nachzuhalten? Eine gute Lösung: Das in MS Teams integrierte OneNote-Notizbuch als gemeinsame Plattform auch für den Aufgabenüberblick zu nutzen.

Outlook-Aufgabenliste: bitte nicht die Aufgaben des ganzen Teams!

Am Tag der Arbeit kommt eine Lösung, nach der ich schon so oft gefragt wurde: Wie schaffe ich es, dass meine Outlook-Aufgabenliste nur meine eigenen Aufgaben anzeigt und nicht auch die E-Mails, die meine Kollegen gekennzeichnet haben oder Aufgaben, die einfach in einem gemeinsamen Postfach stehen?

Kategorien in Outlook - für das Team nutzen

Kennen Sie die Kategorien in Outlook? Nutzen Sie diese? Wenn ja wofür? Wenn ich diese Fragen im Seminar stelle, sehe ich oft hochgezogene Augenbrauen. Kaum jemand weiß, was man eigentlich mit diesen Kategorien machen kann und wofür sie nützlich sind. Dieser Blogartikel stellt sie Ihnen vor.

Das Ubongo Flow Game

Spiele bieten eine gute Gelegenheit, zeitliche Erfahrungen zu verdichten und gemeinsam zu lernen. Karl Scotland und Sallyann Freudenberg haben im Mai 2014 das Lego Flow Game veröffentlicht. Wir haben die Spielidee übernommen, aber das Spielmaterial gewechselt. Statt Legosteinen benutzen wir Material aus Grzegorz Rejchtmans Ubongo-Spiel. Hier präsentieren wir die Anleitung für das Ubongo Flow Game.

E-Mail-Vorlagen gemeinsam nutzen (Outlook)

Mittlerweile wird praktisch alle Routine-Korrespondenz in Outlook erledigt. Was liegt da näher, als ein gutes Set von Vorlagen zu erstellen und diese gemeinsam in Team zu nutzen? Leider hat Microsoft vor diesen – an sich simplen – Wunsch einige Hürden gebaut.

Protokolle in OneNote - neue Ideen für's neue Jahr

Protokolliert Ihr Team seine Besprechungen in OneNote? Das geht einfach, schnell ist teamfähig und hat eine exzellente Suchfunktion. Die beliebte Fragen "Wann haben wir eigentlich beschlossen, dass..." ist so schnell beantwortet. Darum wird OneNote an dieser Stelle immer beliebter. In meinen Seminaren dazu sind gute Ideen entstanden, die ich hier weitergeben will.

Beispiel für eine Partyplanung mit Scrum

Wer sich neu mit Scrum beschäftigt, ist vielleicht überwältigt von den ganzen Fachbegriffen. Dann sieht man vielleicht gar nicht, wie einfach die einzelnen Elemente von Scrum sind. Deshalb hier ein einfaches Beispiel für die Vorbereitung einer Party mit Hilfe von Scrum.

Optimieren wir uns zu Tode?

Als jemand, der mehr als fünfzehn Jahre in der Welt des IT-Service-Management-Prozessmanagements verbracht hat, musste ich das Buch von Guther Dueck aus dem Jahr 2020 Heute schon einen Prozess optimiert? Das Management frisst seine Mitarbeiter lesen/1/. Typisch für ihn bietet Dueck uns einen provokanten, teils vernichtenden, jedoch humorvoll geschriebener Weckruf. Er behauptet, dass das moderne Management von “Pacesetters” und “Controllers” dominiert wird. Sie sind so sehr auf Optimierung und Profit fokussiert, dass sie den Willen zu Innovation und Unternehmertum abtöten. Jedoch ohne mehr Kreativität und Tatkraft werden wir die Herausforderungen der Digitalisierung, des Klimawandels etc. nicht bewältigen. Ein agiles Mindset kann helfen.

Projekt-Kick Off – Wie Du einen Auftakt gestaltest, der alle Kräfte freisetzt!

Ein typisches Szenario:  Zum Auftakt wird das neue Projekt vom Verantwortlichen vorgestellt. Die vorbereitete PowerPoint-Präsentation zeigt in bunten Bildern, welche Traumschlösser vom Team umgesetzt werden sollen. Doch statt der erhofften Aufbruchsstimmung macht sich Widerstand breit. Diskussionen kommen auf. Das Kickoff-Meeting wird zur Bühne der Lauten. Miese Stimmung macht sich breit. Die Lauten werden lauter, die Stillen werden leiser.  Kommt Dir das bekannt vor? Häufig werde ich gefragt: "Maria - wie sieht das in der Praxis aus? Wie gestalte ich als Moderator ein strukturiertes Meeting?". In diesem Artikel stelle ich Dir EINEN alternativen Ablauf einer Kickoff-Veranstaltung in fünf Schritten vor. Ein Gestaltungsvorschlag, der Impulse und Mut zum Experimentieren neuer Formate bieten soll.  Was es ermöglicht: Förderung des Projekterfolg Frühes gemeinsames Verständnis des Projekts Missverständnissen wird vorgebeugt Es werden hilfreich Hinweise sichtbar, WIE d

OneNote Prinzipien: Zugriffsrechte und Speicherorte

OneNote ist praktisch – ohne jeden Zweifel. OneNote ist auch einfach und intuitiv zu bedienen… Ja… so am Anfang. Doch früher oder später kommen Fragen wie: - wer genau hat eigentlich wie Zugriff auf die Daten? Wie ist das mit Synchronisation zwischen Büro-PC und Smartphone oder iPad? Wie funktioniert OneNote auf dem SharePoint? Auf diese Fragen findet sich die Antwort nicht ganz so leicht. Ich versuche hier die nicht ganz so offensichtlichen Zusammenhänge deutlich zu machen und "gern genommene" Fallen zeigen.