Direkt zum Hauptbereich

Killerphrase-Folge 6: Die Mitarbeiter sollen mal froh sein, dass sie hier arbeiten können

Es gibt Sätze, die bringen Teams auf die Palme. In diesem Beitrag sehen wir uns einen Satz an, mit dem Sie auf einfache Weise jede intrinsische Motivation töten können. Viel Spass damit.

Killerphrasen sind Sätze, die ein Gespräch töten. Und zu diesen zähle ich auch: "Die Mitarbeiter sollen mal schön froh sein, dass sie hier arbeiten können. Die können ruhig mal XY tun. Schließlich bezahle ich das ja alles."

Nur um das klar zu stellen: Ich bin Geschäftsführer einer kleinen Firma und wir haben eine Mitarbeiterin fest eingestellt und es gibt mehrere freie Mitarbeiter. In meinen früheren Firmen habe ich auf Geschäftsleitungsebene gearbeitet und ich war am Recruiting beteiligt. Ich habe Mitarbeiter gesucht und die Einstellung vorbereitet. Also, das was folgt, kommt nicht aus der Feder eines frustrierten Angestellten. Ich argumentiere aus Sicht eines Unternehmers.

Die Mitarbeiter sollen mal schön froh sein, dass sie hier arbeiten können

Sehen wir uns den ersten Teil der Killerphrase an: "Die Mitarbeiter sollen mal schön froh sein, dass sie hier arbeiten können". Ich weiß nicht wie Ihre Erfahrungen sind, aber ich fand Personalsuche nicht sehr leicht. Zunächst einmal dauert es intern ziemlich lange, bis man sich durchgerungen hat, jemanden einzustellen. Dann müssen Anzeigen erstellt und geschaltet werden. Es folgt eine Flut von Bewerbungen. Von 50 Bewerbungen ist eine toll, zwei sind so lala. Nun kann ich 47 Absagen schreiben und zu drei Gesprächen einladen. Es kann auch sein, dass meine Anzeige überhaupt nichts brachte. Dann wird es richtig anstrengend.

Gut, fahren wir fort, Bewerbungsgespräche: Meine dauerten immer 2-3 Stunden. Vor mir sitzt ein nervöser Bewerber. Ich brauche 1-1,5 Stunden, um ihm Ruhe und Sicherheit zu geben. Nehmen wir an, Ihr Wunschkandidat sagt sofort zu. Das ist das beste Ergebnis, bedeutet aber auch wieder Arbeit: den anderen Bewerbern absagen und 7 Monate warten. Schließlich ist Ihr Wunschkandidat ja noch in fester Anstellung.

Nun ist er da. Jetzt beginnt die Zeit der Einarbeitung. Ich rechne selbst bei den besten Leuten mit  einer Einarbeitungszeit von 1-2 Jahren. Gerade im IT-Umfeld dauert es, bis man sich in der neuen Systemlandschaft und mit der Kundensituation auskennt.

Ich könnte fortfahren. Und Sie ahnen schon meine nächste Frage: Wer sollte hier froh, dass der neue Mitarbeiter da ist? Ich bin es, der Chef. Ich bekomme meine Arbeit nicht erledigt, wenn ich keine Mitarbeiter einstelle. Ich bin es, der Mitarbeiter einstellt. Die stellen sich nicht selbst bei mir ein. ICH BIN FROH, wenn ich Mitarbeiter habe. Ich bin froh, dass meine Kollegen für mich arbeitet. Das geht so reibungslos. Ich bin sooooo zufrieden.

Also, liebe Chefs, jault mir nicht die Ohren voll: Ihr habt die Mitarbeiter eingestellt. Wenn Ihr mit Ihnen nicht zufrieden seid, liegt es an Euch.

Die können ruhig mal XY tun

Aber es geht noch weiter: Mitarbeiter sollen dies oder jenes tun. Ja, das wäre gut. Besser wäre, wenn ich gar nicht sagen müsste, was sie tun sollen. Wenn Mitarbeiter nicht wissen, was sie (als nächstes) tun sollen, deutet das für mich auf klare Führungsfehler hin: Ich habe als Chef meine Ziele nicht klar gemacht. Ich lege die falschen Prioritäten fest. Jeder Mitarbeiter hat nur eine begrenzte Zeit. Als Unternehmer muss ich mir überlegen, was das Sinnvollste und Produktivste ist, was sich mit dieser Zeit anfangen lässt. Was ist wichtiger? Mit einem Kunden sprechen oder dem Chef Kaffee kochen? Und, by the way, ich brauche kreative und ausgeruhte Mitarbeiter. Kreativ, damit wir gute Produkte entwickeln und ausgeruht, damit möglichst wenig Fehler passieren. 100% Auslastung ist eine Illusion. Dann entwickelt sich das Unternehmen genauso schnell, wie man auf einer zu 100% ausgelasteten Autobahn fährt.

Schließlich bezahle ich das alles

Auch hier der kleine Reminder: Wir haben einen ArbeitsMARKT. Wenn ich vom Markt eine bestimmte Leistung will, muss ich einen MARKTpreis bezahlen. Ich gehe ja auch nicht zum Bäcker und sage: "Da kann der Bäcker aber froh sein, dass ich ihm so viel Geld für sein Brot gebe." Entweder akzeptiere ich den Marktpreis oder ich backe selbst.

Ursachensuche

Erfahrungsgemäß ist diese Killerphrase zu hören, wenn der Chef Angst um sein Geld hat. Er glaubt also wirklich, dass seine Ansage seine Mitarbeiter dazu bringt, besser zu arbeiten. Sie bewirkt leider das Gegenteil. Nicht nur, dass sie demotiviert, sie lenkt auch ab und weckt Zweifel. Ständig kreisen die Gedanken des Mitarbeiters um diese ungerechte Killerphrase. Falls Sie sich das als Chef nicht mehr vorstellen können, nehmen Sie einen anderen Vergleich. Wie entspannt können Sie arbeiten, wenn Ihr Arzt zu Ihnen sagt: "Wir haben da etwas in Ihrer Brust gefunden" oder "Ihre Prostata-Werte sind sehr ungewöhnlich. Das Labor braucht noch 14 Tage, bis wir Gewissheit haben."

Alternativen

Wenn Sie wirklich mehr verdienen wollen, empfehle ich Ihnen bessere Methoden:
  • Streichen Sie sinnlose Meetings mit vielen Personen.
  • Nehmen Sie sich mehr Zeit für Produktentwicklung und Vertrieb. 
  • Suchen Sie nach Verschwendungsquellen in den Prozessen.
  • Stellen Sie Systeme in Frage.
  • Kümmern Sie sich um Ergebnisdefinition. Setzen Sie klare Ziele.
  • Führen Sie Scrum oder Kanban ein.
Wenn Sie weniger Umsatz als erwartet machen, sollten Sie als erstes Ihre Erwartung prüfen. Wie realistisch ist sie denn? Wenn Ihr Unternehmen nicht produktiv ist, liegt es nicht an den Mitarbeitern. Es liegt daran, dass die Kunden Ihre Produkte oder Dienstleistungen nicht kaufen und daran, dass Sie nicht den Preis nehmen, den Sie brauchen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das neue Outlook - One Outlook - erster Eindruck

Microsoft hat ein Problem: Outlook ist nicht gleich Outlook. Da ist das gute alte Outlook in der Desktop-Version. Das ist das, womit fast alle von uns im Alltag arbeiten und worüber ich hier schon oft berichtet habe. Outlook auf dem MAC sieht aber anders aus. Outlook auf Mobilgeräten sowieso. Dann gibt's noch Outlook im Web. Kein Wunder, dass Microsoft das alles entwirren, verschlanken und vereinheitlichen möchte. Gelingt es? Hier die interessantesten Funktionen des neuen Outlooks . 

Und jetzt alle zusammen! Teams - OneNote - Aufgaben - To Do

Ein Meeting jagt das nächste. Sich da nicht zu verzetteln, wird  im Zeitalter virtueller Besprechungen  noch anspruchsvoller. Kein Wunder, dass  im Zusammenhang mit Microsoft 365  zwei Fragen besonders häufig auftauchen: Wie dokumentiert man Besprechungen gut? Was hilft, offene Aufgaben nachzuhalten? Eine gute Lösung: Das in MS Teams integrierte OneNote-Notizbuch als gemeinsame Plattform auch für den Aufgabenüberblick zu nutzen.

Kategorien in Outlook - für das Team nutzen

Kennen Sie die Kategorien in Outlook? Nutzen Sie diese? Wenn ja wofür? Wenn ich diese Fragen im Seminar stelle, sehe ich oft hochgezogene Augenbrauen. Kaum jemand weiß, was man eigentlich mit diesen Kategorien machen kann und wofür sie nützlich sind. Dieser Blogartikel stellt sie Ihnen vor.

E-Mail-Vorlagen gemeinsam nutzen (Outlook)

Mittlerweile wird praktisch alle Routine-Korrespondenz in Outlook erledigt. Was liegt da näher, als ein gutes Set von Vorlagen zu erstellen und diese gemeinsam in Team zu nutzen? Leider hat Microsoft vor diesen – an sich simplen – Wunsch einige Hürden gebaut.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Das Ubongo Flow Game

Spiele bieten eine gute Gelegenheit, zeitliche Erfahrungen zu verdichten und gemeinsam zu lernen. Karl Scotland und Sallyann Freudenberg haben im Mai 2014 das Lego Flow Game veröffentlicht. Wir haben die Spielidee übernommen, aber das Spielmaterial gewechselt. Statt Legosteinen benutzen wir Material aus Grzegorz Rejchtmans Ubongo-Spiel. Hier präsentieren wir die Anleitung für das Ubongo Flow Game.

Outlook-Aufgabenliste: bitte nicht die Aufgaben des ganzen Teams!

Am Tag der Arbeit kommt eine Lösung, nach der ich schon so oft gefragt wurde: Wie schaffe ich es, dass meine Outlook-Aufgabenliste nur meine eigenen Aufgaben anzeigt und nicht auch die E-Mails, die meine Kollegen gekennzeichnet haben oder Aufgaben, die einfach in einem gemeinsamen Postfach stehen?

Nie wieder Ärger mit Besprechungsserien in Outlook

Erstellen auch Sie Besprechungsserien in Outlook? Ärgern auch Sie sich manchmal darüber, wenn Sie etwas zu ändern haben? Falls nicht, versenden Sie entweder keine wiederkehrenden Outlook-Besprechungen (Serienterminen). Oder Sie ändern nie etwas daran. Dann ist dieser Artikel nichts für Sie. Lesen Sie aber bitte weiter, falls Sie sich schon immer mal gefragt haben, ob es eine Lösung gibt? 

"Denn sie wissen nicht was sie tun ...! Freigeben und teilen in OneDrive und SharePoint und per E-Mail

Neuerdings können Sie bei Ihren E-Mails entscheiden, ob Sie den Anhang als Datei (Kopie) anhängen wollen oder einen Link senden. Doch was kann dieser Link? Wie sicher ist er? Wer kann was damit tun? Lesen Sie hier was sinnvoll ist und was weniger.