Direkt zum Hauptbereich

Die Kraft von Feedback

Bei vielen Arbeitsabläufen bekommen wir zu spät Feedback. Im schlimmsten Fall erst, wenn der Kunde kündigt. Ohne Feedback ist es schwierig zu prüfen, ob unsere Handlungen die richtigen Auswirkungen haben. Das konnte ich vor kurzem selbst ausprobieren. Ich habe mich in kurzer Zeit ziemlich verbessert.
Vor kurzem haben wir ein neues Schwimmbad besucht. Es wurde spannend, als wir eine Rutsche entdeckt haben, die eine Zeitanzeige hat. Dort konnten wir sehen, wie schnell wir selbst sind, auf welchem Platz wir liegen und was der aktuelle Bahnrekord ist.

Nach 2 Rutschdurchgängen haben meine Söhne und ich verstanden, dass wir unsere Zeit beeinflussen konnten. Nach jedem Rutschen sind wir wieder nach oben gegangen und haben überlegt, was wir ändern können. So haben wir den Nachmittag verbracht. Bei Platz 77 gestartet, haben wir es über die Plätze 22, 20, 17, 15, 11 und 10 auf Platz 2 geschafft. Zu Platz 1 fehlten noch 3 Hundertstel Sekunden. Ingesamt sprechen wir über eine Verbesserung von nur 4 Sekunden.

Durch das unmittelbare Feedback haben wir gelernt, was uns verbessert und was keine Rolle spielt.

Vergleichen wir das mal mit Situationen in Unternehmen. Meiner Meinung nach, sind unsere Feedbackmechanismen nicht ausreichend:
  • Feedback kommt viel zu spät. Wir können keinen Bezug mehr zu unseren Handlungen herstellen.
  • Feedback kommt meist als persönliche Meinung des Chefs/der Chefin. Wir können nicht überprüfen, ob das wirklich objektiv ist.
  • Das Feedback ist zu grob. Es zeigt nur, ob wir irgendwie erfolgreich waren, oder nicht.
  • Das Feedback ist zu grob, um konkrete kleine Handlungen zu bewerten.

Wie sollte ein Feedbackmechanismus aussehen, um lernen zu können?

Die Herren Box, Hunter und Hunter beschreiben das "Lernspiel" als eine Abfolge von Deduktion und Induktion (/1/). Wir nehmen etwas an, sammeln dann Daten und überprüfen die Annahme. Am einfachsten lässt sich das am Spiel "Personenraten" zeigen. Nehmen wir an, Sie müssten Ihre Klassenlehrerin aus der Grundschule erraten. Über eine Reihe von Fragen ("Mann/Frau" usw.) und die Antwort Ihres Mitspielers können Sie die Person immer weiter eingrenzen.

So sollte aus meiner Sicht auch ein Feedback-Mechanismus im Unternehmen aussehen. Wir sammeln im Team Annahmen über Kundenwünsche, Prozessabläufe o. ä.. Dann überlegen wir, wie wir diese Annahmen bestätigen oder widerlegen können und welche Daten hilfreich sind.

Die Herausforderung für das Team ist nun, sich Zeit zu nehmen, Fragen und Annahmen zu formulieren, Experimente zu machen und die Annahmen zu überarbeiten. Es reicht nicht, einfach eine Kennzahl aus einem Harvard Business Review Artikel zu nehmen. Das Team muss eigene Kennzahlen entwickeln und sie auch immer wieder in Frage stellen. (Wir können niemals sicher sein, dass wir die richtige Kennzahl haben.)

Wichtig ist:
  • Wir brauchen schnell und häufig Feedback. Einmal im Monat ist viel zu spät.
  • Wir geben uns selbst Feedback, indem wir die Änderungen der selbst gewählten Kennzahlen beobachten.
  • Das Feedback muss so konkret sein, dass wir einen Bezug zu unseren Handlungen herstellen können. Beispielannahme: Geschäftskunden mögen blaue Webseiten. Handlung: Webseite mit vielen blauen Elementen versehen. Feedback: Abonnentenzahlen oder Verkäufe gehen hoch oder runter oder ändern sich nicht.
Es gibt jede Woche etwas zu lernen.

Anmerkungen

  • /1/ Box, George E. P. ; Hunter, J. Stuart ; Hunter, William G.: Statistics for experimenters : design, innovation, and discovery. 2. Auflage. New York: Wiley-Interscience, 2005.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie lassen sich Ergebnisse definieren? - Drei Beispiele (WBS, CBP und BDN)

Ich habe schon darüber geschrieben, warum das Definieren von Ergebnissen so wichtig ist. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Projektteams auf die eigentlichen Ziele. Aber was sind eigentlich Projektergebnisse? In diesem Beitrag stelle ich drei Methoden vor, um leichter an Ergebnisse zu kommen.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Wie Agilität den Kundennutzen steigert - Einige Argumente für Berater:innen

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit fragen sich viele, ob agile Beratung noch eine Zukunft hat. Die Antwort liegt in der konsequenten Orientierung am Kundennutzen. Qualität setzt sich durch, wenn sie messbare Verbesserungen bei Umsatz, Kosten und Leistungsfähigkeit bewirkt, anstatt sich in Methoden und zirkulären Fragen zu verlieren. Dieser Artikel zeigt, wie agile Beratung nachhaltige Veränderungen in Unternehmen schafft und warum gerade jetzt gute Berater:innen gebraucht werden, um Organisationen widerstandsfähiger zu machen.

Warum eine Agile Transformation keine Reise ist

Die agile Transformation wird oft als eine Reise beschrieben. Doch dieser Vergleich kann viele Unternehmen in die Irre führen oder Bilder von unpassenden Vergleichen erzeugen. Transformationen sind keine linearen Prozesse mit einem klaren Ziel, sondern komplexe und dynamische Entwicklungen. Dieser Artikel zeigt, warum Agilität kein Weg mit einem festen Endpunkt ist.

Kleine Organisationsveränderungen, die direktes Feedback erzeugen

Große Veränderungen sind in einer Organisation schwer zu messen. Oft liegt zwischen Ursache und Wirkung ein langer Zeitraum, sodass die Umsetzer:innen nicht wissen, was genau gewirkt hat. Hier ist eine Liste mit kleinen Maßnahmen, die schnell etwas zurückmelden.

Agile Leadership – Führst du noch oder dienst du schon?

Die Arbeitswelt verändert sich. Und das spüren nicht nur Führungskräfte, sondern vor allem Mitarbeitende. Immer mehr Menschen hinterfragen den Sinn ihrer Arbeit, erwarten Respekt, Vertrauen und eine Unternehmenskultur, die echte Zusammenarbeit ermöglicht. Studien wie die Gallup-Studie 2025 oder die EY-Jobstudie zeigen: Der Frust am Arbeitsplatz wächst – und mit ihm die Unzufriedenheit mit der Führung. Höchste Zeit, umzudenken. Genau hier setzt agile Führung an. 1. Warum agile Führung heute entscheidend ist  Klassische Führung – hierarchisch, kontrollierend, top-down – funktioniert immer weniger. Die Zahlen sind eindeutig:  Laut Gallup fühlen sich nur noch 45 % der deutschen Beschäftigten mit ihrem Leben zufrieden. Fast jede dritte Kündigung erfolgt wegen der Führungskraft. Nicht das Gehalt, sondern mangelnde Wertschätzung, fehlendes Vertrauen und ein schlechtes Arbeitsumfeld treiben Menschen aus Unternehmen.  Agile Führung bietet eine Alternative, die auf Vertrauen, Selbs...

Ent-Spannen statt Platzen: Erste Hilfe für mehr Vertrauen und Resilienz im Team

Zwei Themen die mir in den letzten Wochen immer wieder über den Weg laufen sind Vertrauen und Resilienz. Vertrauen als das Fundament für gemeinsame Zusammenarbeit und Resilienz als die Fähigkeit, Herausforderungen, Stress und Rückschläge zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen.  In dem Blogpost möchte ich ein paar Erste-Hilfe Interventionen teilen, die zu mehr Vertrauen und Resilienz im Team führen können - gerade wenn die Emotionen hochkochen und es heiss her geht im Team. Die „Mist-Runde“: Ärger Raum geben. In konfliktbeladenen oder belasteten Teams kann es eine große Herausforderung sein, eine offene Kommunikation und ein respektvolles Miteinander zu fördern. Eine einfache, aber äußerst effektive Methode, um Spannungen abzubauen, ist die „Mist-Runde“ . Diese Intervention, die ich zuerst bei Veronika Jungwirth und Ralph Miarka kennengelernt habe, gibt den Teilnehmern einen geschützten Raum, in dem sie ihre Frustrationen und negativen Gedanken ohne Zensur äußern können un...

Microsoft Lists: mit Forms und Power Apps komfortabel mobil arbeiten

In meinem Kundenkreis sind viele Menschen, die den Arbeitsalltag nicht vorwiegend auf dem Bürostuhl sitzend verbringen, sondern "draußen" unterwegs sind. Vielleicht in Werkstätten oder im Facility-Management. Es ist so wichtig, dass die Schnittstellen zu den Abläufen im Büro gut abgestimmt sind. Microsoft 365 hat so einiges im Baukasten, man muss es nur finden und nutzen.  In diesem Artikel spiele ich ein Szenario durch, das auf Microsoft Lists, Forms und - für die Ambitionierteren - Power Apps setzt.

Selbstbewertungsfragen für den Alltag in Arbeitsgruppen aus Sicht von Mitarbeitenden

Welche Fragen können wir Mitarbeiter:innen stellen, um herauszufinden, ob agiles Arbeiten wirkt? Es gibt bereits eine Menge an Fragebögen. Aber ich bin nicht immer zufrieden damit.