Direkt zum Hauptbereich

Blog-Rueda: Müssen Führungskräfte etwas besser können?

Die Hoffnung ist groß, dass sich in hierarchischen Strukturen an wichtigen Stellen Menschen finden, die besser geeignet sind als andere Menschen. Das ist zwar nicht die ureigentliche Idee von Hierarchien, aber ein schöner Nebeneffekt. Im Idealfall.

Eine unliebsame Wahrheit für Ordnungsfanatiker ist, dass sich die Welt dynamisch entwickelt. Statistiken und Big Data gaukeln uns zwar anderes vor, was um uns herum geschieht ist trotzdem: letztlich unvorhersehbar, unbeherrschbar, unsicher. Das macht uns vernunftgesteuerten Menschen Angst: Werden wir allem Zukünftigem gewachsen sein?

Angst ist ein hässliches Gefühl und ein Hemmnis. Vielleicht versuchen Menschen deshalb seit jeher, Unsicherheiten durch Ordnungssysteme zu bändigen. Regeln, Institutionen und eben Hierarchien sollen einen Ordnungsrahmen schaffen, der dem Einzelnen Sicherheit und Orientierung gibt und der Gemeinschaft eine optimale Entwicklung ermöglicht. Ein schönes Ziel, das sicher leichter erreicht wird, wenn sich an richtigen Stellen fähige Menschen versammeln.

Wie viele gute Ideen muss sich aber auch diese stets dagegen wehren, von vielfältigen Interessen korrumpiert zu werden. Das misslingt leider oft, häufig auch gründlich. Zum Beispiel, wenn Opportunismus über Stellenbesetzungen entscheidet. Glücklicherweise gibt es auch viele Beispiele für gut gelebte Hierarchien. Dort etwa, wo nach der persönlichen Eignung für eine spezifische Aufgabe gefragt wird - und diese regelmäßig überprüft. Ja, dort machen viele Menschen sehr vieles sehr gut.

Anmerkungen 

 

/1/  Rolf Cantzen: Weg mit dem Chaos. Ein philosophischer Ordnungsversuch. (Podcast Bayern 2 radioWissen), 6.5.2014

Kommentar von Jan Fischbach zum Artikel:

 

Ich möchte eigentlich niemals Menschen untereinander und auf Eignung bewerten und regelmäßig überprüfen müssen. Wer entscheidet denn, ob jemand besser oder schlechter ist? Was ist der Vergleichspunkt? Laut Deming kann ein Mitarbeiter nur 6% seiner Arbeitsergebnisse selbst bestimmen. Der Rest ist dem System geschuldet. Das gilt dann auch für Personen, die hierarchisch höher stehen. Eine einzelne Person kann keinen Ordnungsrahmen schaffen, der dem Einzelnen Sicherheit und Orientierung gibt und der Gemeinschaft eine optimale Entwicklung ermöglicht. Die guten Beispiele sind wahrscheinlich das Ergebnis von glücklichen Zufällen als von guter Planung.

Meinen Blogartikel zum gleichen Thema findet ihr unter

Kommentar von Wolf Steinbrecher zum Artikel:


Lieber Edgar, 

du weist auf den Opportunismus hin, der oft über Besetzung von Führungspositionen entscheide, statt nach der persönlichen Eignung für diese Aufgaben zu fragen. Worin könnte diese persönliche Eignung bestehen? Ich denke, ein wichtiger Charakterzug ist die Bereitschaft, Entscheidungen zu treffen (auch bei unvollständiger Information) – das ist die systemische Rolle von Führung. 

Diejenigen aber, die über die Besetzung von Führungspositionen zu befinden haben, haben oft keine Lust auf selbstbewusste Entscheider. Gerade oberste Führungskräfte werden sich doch keine unbequeme mittlere Ebene einhandeln. Karriere macht man in hierarchisierten Organisationen durch Anpassung. So könnte das, was du Opportunismus nennst, geradezu ein systemisches Gesetz sein: dass an die Führungspositionen in statistisch signifikantem Ausmaß gerade die Personen gelangen, die ihrer Funktion dort gerade nicht nachkommen.

Meinen Blogartikel zum gleichen Thema findet ihr unter

Kommentar von Gebhard Borck zum Artikel:

Lieber Edgar,

ich stimme Deiner These zu, wonach einzelne in einem Ordnungssystem Orientierung und Sicherheit dann optimal finden, wenn sich fähige Menschen an den richtigen Stellen versammeln. Für mich ist dabei unklar:
  • Wie starr ist das Ordnungssystem?
  • Wer bewertet, was fähig ist?
  • Wer bewertet, was die richtige Stelle für eine Fähigkeit ist?
Anders als Jan bin ich überzeugt: Wir alle prüfen und bewerten immerfort andere Menschen auf Eignung. Die Volksübung dazu steht in Form der Fußball-WM gerade wieder einmal an. Ich schlage vor, diese Prüfung vor allem von systemverbundenen Außenstehenden (bspw. Kunden, Medien, Lieferanten, Gesetzgebern, Verbänden etc.) zu verlangen. Dieser Bewertung sollte man sich als System möglichst transparent stellen und die eigene Position dazu entscheiden. In einer Situation, in der beispielsweise nur wenige Kunden auf eines unserer Produkte – vielleicht ein Bugatti Sportwagen – anspringen. Diese dafür umso überzeugter und enthusiastischer. Kann man sich als Unternehmen die Fragen stellen:

Haben wir ein Geschäftsmodell, dass mit diesen wenigen Fans wirtschaftlich ist?
Wenn nicht, müssen wir das Produkt anpassen, so dass es mehr Kunden finden kann?

Oder ist es ein Marketing-/ Prestigeinstrument, das seinen wirtschaftlichen Verlust durch Qualität - bspw. Image - wett macht?
  • Wie viel Minus ist uns diese Qualität wert?
In den Antworten finden sich ein Systemrahmen und Antworten auf die Fragen welche Menschen mit welchen Fähigkeiten an welcher Stelle für diese Antwort jetzt gerade richtig sind. Das alles hat nur Sinn, wenn man es regelmäßig überprüft und aus dieser Kontrolle Konsequenzen zieht. Die Prüfung sei weiterhin den Fremden überlassen. Die Konsequenzen liegen im System.

Meinen Blogartikel zum gleichen Thema findet ihr unter
http://affenmaerchen.wordpress.com/2014/06/10/blog-rueda-leute-die-was-besser-konnen/

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wofür braucht man einen Aktenplan?

Es muss im Jahr 2000 gewesen sein. In meinem Job hatte ich ein breites Feld an Aufgaben und ich wollte den Überblick behalten. Ich kannte mich schon mit verschiedenen Zeitmanagementsystemen aus. Aber mein Schreibtisch und meine elektronische Ablage wurden immer unübersichtlicher. Wer könnte noch ein Problem in der Ablage haben? Die Lösung fand ich in einem Handbuch für Sekretärinnen: einen Aktenplan. Ohne ihn wäre mein Leben anders verlaufen.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Transparenz als Schlüssel zum Erfolg: 20 Reflexionsfragen für moderne Organisationen

Transparenz ist das Herzstück erfolgreicher Teams. Sie schafft Vertrauen und fördert Zusammenarbeit. Wenn alle Zugang zu den notwendigen Informationen haben, können sie fundierte Entscheidungen treffen und gemeinsam Lösungen erarbeiten. Dies führt zu höherer Effizienz, schnelleren Entscheidungsprozessen und besseren Arbeitsergebnissen. Transparenz ist mehr als ein Schlagwort – es gilt, sie greifbar zu machen, ein gemeinsames Verständnis davon zu entwickeln und es in die Praxis umzusetzen. Wie das gelingt und welche Vorteile es für Euer Team und Eure Organisation bringt, erkunden wir im Folgenden.

Rebellieren für den Wandel: die 8 Regeln des totalen Stillstandes von Prof. Dr. Peter Kruse

In einem legendärem Vortrag skizzierte Peter Kruse 8 Regeln des totalen Stillstands. Ihm zufolge wurden die Regeln entwickelt, um Managern und Führungskräften dabei zu helfen, Bereiche mit potenziellem Widerstand gegen Veränderungen zu erkennen und Menschen auf strukturierte Weise durch den Veränderungsprozess zu führen.

Remote Energizer – Frische Energie für Online-Meetings (Teil 1)

Remote Meetings können anstrengend sein – müde Augen, sinkende Konzentration und ein angespanntes Team. Aber keine Sorge: Mit den richtigen Energizern bringst du Schwung und Motivation in jede Online-Session! In diesem ersten Teil zeige ich dir vier Übungen, die schnell für gute Laune sorgen und deinen Meetings neuen Schwung verleihen.

Der Call for Workshops für den Scrum Day 2025 ist geöffnet

Der persönliche Austausch auf einer Konferenz hilft beim Lösen der eigenen Probleme im Unternehmen. Hier sind ein paar Vorschläge aus der Community für den nächsten Scrum Day. Ihr könnt jetzt Vorschläge für das Programm einreichen.

Kategorien in Outlook - für das Team nutzen

Kennen Sie die Kategorien in Outlook? Nutzen Sie diese? Wenn ja wofür? Wenn ich diese Fragen im Seminar stelle, sehe ich oft hochgezogene Augenbrauen. Kaum jemand weiß, was man eigentlich mit diesen Kategorien machen kann und wofür sie nützlich sind. Dieser Blogartikel stellt sie Ihnen vor.

Die Stimmung in Deinem Team drehen? So wird’s gemacht.

Oder ähnlich. Mir gefiel der Titel. Vor ein paar Tagen hat mich jemand angesprochen und von einem, wohl etwas frustrierenden, virtuellen Teammeeting erzählt. Die Teammitglieder zogen lange Gesichter, schauten grimmig in ihre Kameras. Ich habe mich dann gefragt, was ich tun würde, wenn ich in so einer Situation wäre. In diesem Blogpost beschreibe ich ein paar Tipps mit denen Du die Stimmung in Deinem Team (und Deine eigene) verbessern kannst.

Wenn dein Team die Anforderungen blockt: 12 Tipps für Product Owner*innen

Liebe Product Owners, wir müssen reden. Schon wieder eine Anforderung, die im Nirgendwo landet? Zeit, das Ganze anders anzugehen. Ihr kennt das Spiel: Anforderungen sind ausgearbeitet, und doch läuft es im Team holprig. Was fehlt? Oft sind es Klarheit, realistische Erwartungen und ein bisschen Fingerspitzengefühl. Doch keine Sorge! Mit ein paar praktischen Tipps könnt ihr Missverständnisse vermeiden, Blockaden umgehen und den Entwicklungsprozess so richtig in Fahrt bringen – natürlich in Zusammenarbeit mit eurem Scrum Master. Hier sind zwölf Regeln, die euch helfen, das Team auf Kurs zu bringen und das Chaos in produktive Zusammenarbeit zu verwandeln. Wir zeigen dabei auch, wo der Scrum Master unterstützen kann, damit ihr eure Rolle als Product Owner noch besser erfüllen könnt. Häufige Stolperfallen: Warum Anforderungen oft scheitern Bevor wir ins Eingemachte gehen, kurz zu den typischen Stolperfallen. „Klare Anforderungen“? Klingt gut, scheitert aber sehr häufig an der realen Praxis. ...

Als Team innehalten für ein neues Jahr

Es ist eine schöne Tradition, den Jahreswechsel für das persönliche Innehalten zu nutzen. Als einzelne Person blickt man zurück, reflektiert und wünscht sich etwas für das neue Jahr. Einige Menschen nehmen sich etwas für das neue Jahr vor. Aber geht es auch auf der Ebene eines Teams?