Direkt zum Hauptbereich

Activity-Management, Zeitmanagement: Welche Anforderungen haben wir eigentlich?

Was bedeutet „gute Arbeitsplanung“? Welche Ziele verfolgen wir, wenn wir einen Tag, eine Woche, einen „Sprint“ oder ein Geschäftsjahr planen? Bevor wir uns über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Planungsmethoden verständigen, sollten wir uns die damit verbundenen Ziele unterhalten.

Welcher Begriff passt?

Teamworkblog möchte sich in nächster Zeit ein wenig mit Zeitmanagement beschäftigen, aber schon dieser Begriff gefällt uns nicht so richtig. Zeit kann man nicht managen. Mit „managen“ ist doch die Vorstellung bestimmter Techniken verbunden: des Zerteilens, des Verschiebens, des Tauschens usw. All das kann ich mit der Zeit nicht tun. Was ich tun kann, ist Aufgaben, ToDos, also Aktivitäten zu steuern („managen“). Deshalb gefällt mir der Begriff Activity-Management besser. Vielleicht hat ein Leser einen besseren Vorschlag. Vielleicht macht Teamworkblog ein Preisausschreiben.

Was ich aber beisteuern kann, ist ein Bild. Ich stelle mir Activity-Management immer vor als einen Routenplaner durch den Dschungel meiner offenen Aufgaben. Ich möchte heute von A nach E und dabei die Punkte B, C und D berühren. Der Routenplaner soll mir sagen, in welcher Reihenfolge ich diese Strecke am besten abfahre, ob ich sie in der zur Verfügung stehenden Zeit bewältigen kann usw.

 Abb. 1: Activity-Management soll uns einen Weg durch unseren Aufgabendschungel weisen

Verschiedene Anforderungen

Wenn ich im Bild bleibe: Von vornherein ist klar, dass es nicht einen Routenplaner für alle Wege geben kann. Es wird immer eine Kombination verschiedener Planungselemente sein.

Wenn ich nämlich von meiner Wohnung in Rastatt zu einem Kunden in Berlin fahren muss, dann setzt sich dieser Weg erfahrungsgemäß aus vier Teilstrecken zusammen:
  • der größten Teilstrecke „Flughafen Karlsruhe – Flughafen Berlin Tegel“. Dafür nehme ich das Buchungsprogramm von Air Berlin als „Routenplaner“.
  • dem Weg von Rastatt zum Flughafen Karlsruhe. Dafür nehme ich das Auto und als Routenplaner Google Maps.
  • dem Weg vom Flughafen Berlin-Tegel zur nächsten U-Bahn-Station beim Kunden. Dafür nehme ich die BVG-App der Berliner Verkehrsbetriebe, die extrem komfortabel ist.
  • dem Weg von der U-Bahn zum Kunden zu Fuß. Dafür wieder Google Maps.

Analog brauche ich verschiedene Activity-Management-Verfahren für verschiedene „Streckenlängen“ (also die Zeitintervalle „Tag“, „Sprint“ und „Quartal oder Geschäftsjahr“) und „Streckenteile“ (große Aufgaben, mittlere Aufgaben, Plankton-Aufgaben).

Hinzu kommt noch die die Frage: „Für wen plane ich? Für ein Team? Oder für einen Einzelnen?“ Im Bild würde das heißen: Bestimmte Strecken werden im Mannschaftsbus zurückgelegt und dafür brauche ich einen bestimmten Routenplaner oder ein Buchungsprogramm (zum Beispiel Scrum). Und trotzdem braucht daneben noch jeder Einzelne ein Instrument, um seine individuellen Wege – unter anderem von zu Hause zur Haltestelle des Mannschaftsbusses – zu bestimmen (zum Beispiel GTD nach David Allen).

Am Bild des Routenplaners wird auch klar, dass es unterschiedliche Anforderungen je nach Berufssphäre gibt. Ein internationaler Vielflieger braucht andere Routenplaner als ein Lieferant einer Apotheke, der dringende Medikamente ausliefert. Es wird schon eine große Herausforderung sein, allein diese Anforderungen je nach Branche und funktionaler Stellung zu klassifizieren. Und es ist, finde ich, sehr ärgerlich, dass die „Rezeptverkäufer“ auf dem Zeitmanagement-Markt nie darüber Auskunft geben, für welches Berufsprofil ihre Verfahren anwendbar sind und für welche nicht. Auch die erfolgreichen Gurus wie David Allen und Michael Linenberger machen da keine Ausnahme.

Nennen wir das mal den Steuerungskontext. Ganz wichtig dafür ist der Grad der Autonomie des Einzelnen oder des Teams: Nimmt die Planung die Form einer Verhandlung mit einem Auftraggeber oder Kunden an? Oder gibt es starre externe Vorgaben, zum Beispiel durch einen Vorgesetzten, die das Planungssubjekt zu beachten hat?

(Fortsetzung am Dienstag)

Kommentare

  1. Lieber Wolf, den Vergleich mit einem Routenplaner bzw. mehreren Routenplanern finde ich sehr gut. Er zeigt ein paar interessante Punkte:
    1. Wir bestimmen die Strecke. Der Routenplaner hat nur Assistenzfunktion.
    2. Wir können den Planer ein- und ausschalten.
    3. Wir können uns auch immer ohne Planer bewegen. Allerdings findet der Planer optimierte Routen.

    Jetzt weiß ich auch, was ein Planer mindestens zeigen muss: Wie viel Strecke liegt noch vor mir und was sind meine Durchschnittswerte (als Grundlage für die nächste Planung)?

    LG, Jan

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Transparenz als Schlüssel zum Erfolg: 20 Reflexionsfragen für moderne Organisationen

Transparenz ist das Herzstück erfolgreicher Teams. Sie schafft Vertrauen und fördert Zusammenarbeit. Wenn alle Zugang zu den notwendigen Informationen haben, können sie fundierte Entscheidungen treffen und gemeinsam Lösungen erarbeiten. Dies führt zu höherer Effizienz, schnelleren Entscheidungsprozessen und besseren Arbeitsergebnissen. Transparenz ist mehr als ein Schlagwort – es gilt, sie greifbar zu machen, ein gemeinsames Verständnis davon zu entwickeln und es in die Praxis umzusetzen. Wie das gelingt und welche Vorteile es für Euer Team und Eure Organisation bringt, erkunden wir im Folgenden.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Zu viel zu tun? Planen Sie Ihre ideale Woche

Wir hören immer wieder, dass Teams zu viel zu tun haben. Aber woher wissen wir eigentlich, was zu viel genau bedeutet? Hier ist ein ungewöhnlicher Tipp: Treffen Sie Annahmen über eine gute Menge. Planen Sie eine ideale Woche.

Wenn dein Team die Anforderungen blockt: 12 Tipps für Product Owner*innen

Liebe Product Owners, wir müssen reden. Schon wieder eine Anforderung, die im Nirgendwo landet? Zeit, das Ganze anders anzugehen. Ihr kennt das Spiel: Anforderungen sind ausgearbeitet, und doch läuft es im Team holprig. Was fehlt? Oft sind es Klarheit, realistische Erwartungen und ein bisschen Fingerspitzengefühl. Doch keine Sorge! Mit ein paar praktischen Tipps könnt ihr Missverständnisse vermeiden, Blockaden umgehen und den Entwicklungsprozess so richtig in Fahrt bringen – natürlich in Zusammenarbeit mit eurem Scrum Master. Hier sind zwölf Regeln, die euch helfen, das Team auf Kurs zu bringen und das Chaos in produktive Zusammenarbeit zu verwandeln. Wir zeigen dabei auch, wo der Scrum Master unterstützen kann, damit ihr eure Rolle als Product Owner noch besser erfüllen könnt. Häufige Stolperfallen: Warum Anforderungen oft scheitern Bevor wir ins Eingemachte gehen, kurz zu den typischen Stolperfallen. „Klare Anforderungen“? Klingt gut, scheitert aber sehr häufig an der realen Praxis. ...

Rebellieren für den Wandel: die 8 Regeln des totalen Stillstandes von Prof. Dr. Peter Kruse

In einem legendärem Vortrag skizzierte Peter Kruse 8 Regeln des totalen Stillstands. Ihm zufolge wurden die Regeln entwickelt, um Managern und Führungskräften dabei zu helfen, Bereiche mit potenziellem Widerstand gegen Veränderungen zu erkennen und Menschen auf strukturierte Weise durch den Veränderungsprozess zu führen.

Pragmatisch oder nur “Quick and Dirty”?

“Wir müssen aber pragmatisch vorgehen”, drängt der Kollege. Hm… Im Wörterbuch finde ich für “pragmatisch” in etwa: sachbezogenes, praktisches Handeln. Klingt gut. Leider zeigt sich in meinen Erfahrungen, dass pragmatisch für viele doch eher “quick and dirty” bedeutet. Es soll schnell fertig werden. Aber auf welche oder wessen Kosten? Wo ist die Grenze? Warum steht “praktisch” im Konflikt mit einem langfristigen “Nützlich”? Muss das sein?

Und jetzt alle zusammen! Teams - OneNote - Aufgaben - To Do

Ein Meeting jagt das nächste. Sich da nicht zu verzetteln, wird  im Zeitalter virtueller Besprechungen  noch anspruchsvoller. Kein Wunder, dass  im Zusammenhang mit Microsoft 365  zwei Fragen besonders häufig auftauchen: Wie dokumentiert man Besprechungen gut? Was hilft, offene Aufgaben nachzuhalten? Eine gute Lösung: Das in MS Teams integrierte OneNote-Notizbuch als gemeinsame Plattform auch für den Aufgabenüberblick zu nutzen.

Kategorien in Outlook - für das Team nutzen

Kennen Sie die Kategorien in Outlook? Nutzen Sie diese? Wenn ja wofür? Wenn ich diese Fragen im Seminar stelle, sehe ich oft hochgezogene Augenbrauen. Kaum jemand weiß, was man eigentlich mit diesen Kategorien machen kann und wofür sie nützlich sind. Dieser Blogartikel stellt sie Ihnen vor.

5 Gründe, warum wir jetzt über die Zukunft nachdenken sollten

Wer hätte im Jahr 2019 gedacht, dass so viele Menschen heute im Home-Office arbeiten können und dass die Firma trotzdem funktioniert? Wer hätte damals gedacht, dass wir heute wie selbstverständlich KI-Werkzeuge nutzen können? Ich will mich nicht der Aussage anschließen, dass sich die Welt immer schneller dreht. Es ist egal, wie schnell sie sich dreht, weil es sich immer lohnt, über die Zukunft nachzudenken. Und das muss nicht kompliziert sein.

Meetings in Scrum Teams: Mehr Fokus, weniger Kontextwechsel

  Meetings in Scrum Teams: Mehr Fokus, weniger Kontextwechsel  „Wir arbeiten agil“ – das bedeutet für viele von uns: Daily Stand-up am Morgen, dann Refinement, dazwischen eine Demovorbereitung, später noch ein kurzes Scrum of Scrums (SoS) und am Nachmittag ein Community-Meeting. Gleichzeitig soll ich an meinen Sprint-Aufgaben arbeiten. Wenn dir diese Situation bekannt vorkommt, les dir gerne meinen Beitrag an. Hier sprechen wir über den Einfluss von häufigen Kontextwechseln auf die Arbeit in agilen Teams und zeigen Best Practices, um diese Wechsel zu minimieren. Viel Spaß & Let’s grow, Michi.  Foto von Matt Bero auf Unsplash