Gerne werde ich als Schauspieler gefragt, wie man zu einem souveränen Auftritt kommt. Da gibt es irgendjemanden in irgendeiner Abteilung die so wahnsinnig souverän ist und einem die Butter vom Brot nimmt. Vor der haben die einen Angst. Andere fühlen sich klein. Und die nächsten wollen ihr jetzt mal kräftig kontra geben. Andere wiederum wollen sich besser bei eigenen Präsentationen fühlen. Oder manche meinen, dass sie in ihrer neuen Führungsposition ihre Mitarbeiter von ihren Anliegen besser überzeugen möchten. Wollen Sie auch souverän wirken?
Die Nachfrage nach Präsenz- und Rhetoriktrainings ist daher groß. Ein grundlegendes Problem solcher Trainings ist oft, dass den Teilnehmern ein äußerliches Verhalten übergestülpt wird. Dieses neue Verhalten glaubwürdig zu übernehmen, erfordert ein gewisses Maß an Begabung, das eigentlich allein ausreichen würde, um souveräner zu werden. Wer diese Begabung nicht mitbringt, kann sich ein äußerliches Rhetorik- oder Präsenztraining gleich schenken (/1/).
Versuchen wir zunächst das Gegenteil. Wie würden Sie einen Paranoiden spielen? Um objektiv an die Sache heran zu gehen, würden Sie vielleicht zuerst paranoides Verhalten recherchieren: In Büchern würden Sie über Paranoide lesen oder in psychiatrischen Instituten ihr Verhalten beobachten. Anschließend würden Sie ihr Verhalten imitieren. Diese Technik ist objektiv, weil Sie Ihre objektive Sichtweise und Ihre Gefühle über Paranoide behalten.
Die subjektive Methode funktioniert umgekehrt. Statt des Verhaltens recherchieren Sie die Sichtweise des Paranoiden. Plötzlich sehen Sie um sich herum überall Gefahren lauern, die Menschen um sie herum werden zu hinterhältigen, bösartigen Gegenspielern. Jede Nuance ihres äußerlichen Verhaltens interpretieren Sie als feindlich.
Robert Cohen, Gründer des Fachbereichs Schauspiel an der Universität Irvine in Kalifornien, nennt diese Charakterisierung durch Interpretation des Verhaltens anderer Reziproke Charakterisierung:
Wie gelangen wir zu einem souveränen Auftritt?
Versuchen wir zunächst das Gegenteil. Wie würden Sie einen Paranoiden spielen? Um objektiv an die Sache heran zu gehen, würden Sie vielleicht zuerst paranoides Verhalten recherchieren: In Büchern würden Sie über Paranoide lesen oder in psychiatrischen Instituten ihr Verhalten beobachten. Anschließend würden Sie ihr Verhalten imitieren. Diese Technik ist objektiv, weil Sie Ihre objektive Sichtweise und Ihre Gefühle über Paranoide behalten.
Die subjektive Methode funktioniert umgekehrt. Statt des Verhaltens recherchieren Sie die Sichtweise des Paranoiden. Plötzlich sehen Sie um sich herum überall Gefahren lauern, die Menschen um sie herum werden zu hinterhältigen, bösartigen Gegenspielern. Jede Nuance ihres äußerlichen Verhaltens interpretieren Sie als feindlich.
- Die lachenden Kollegen in der Kantine: sie lachen über Sie!
- Eine wichtige E-Mail, die nicht bei Ihnen angekommen ist, blieb nicht versehentlich im Postausgang Ihres Konkurrenten stecken - natürlich hat er sie zurückgehalten.
Robert Cohen, Gründer des Fachbereichs Schauspiel an der Universität Irvine in Kalifornien, nennt diese Charakterisierung durch Interpretation des Verhaltens anderer Reziproke Charakterisierung:
- Paranoia spielt man also dadurch, dass man die anderen als heimtückisch und arglistig charakterisiert.
- Arroganz kann man spielen, indem man die anderen als Idioten, Tölpel oder Schwächlinge charakterisiert.
- Wer geizig wirken möchte, sollte die Gier in seinen Mitmenschen entdecken.
- Einen bescheidenen Menschen erkennt man daran, dass er andere als mächtig, brillant oder weise ansieht.
- Apathie spielt man, indem man die anderen als unbedeutend, langweilig oder als Menschen charakterisiert, die nichts anzubieten haben.
- Herzlichkeit indem Sie Ihre Mitmenschen als liebenswert, lustig und an Ihnen interessiert annehmen.
Wer sein souveränes, selbstbewusstes Auftreten entwickeln möchte, sollte voraussetzen, dass andere seine Qualitäten bewundern, seine Absichten schätzen und davon ausgehen, dass sie seine Handlungen unterstützen.
Anmerkungen
- /1/ Wie oft haben wir nicht über einen schwäbelnden Vertriebler geschmunzelt, der gerade von seinem Verkaufstraining zurückgekehrt ist und auf einmal anfängt, überkorrekt zu „sprech-chennnn“. Oder die Abteilungsleiterin, die ihren Rücken überstreckend auf dem Flur stolziert und ihre Kollegen mit ihrer physischen Präsenz erschlägt. Die Glaubwürdigkeit ist dahin.
- Mehr zum Thema Reziproke Charakterisierung bei Cohen, Robert: Acting Power. Berkshire: McGraw-Hill Companies, Incorporated, 1978.
- Mehr zum Thema Innere Haltung & Körpersprache bei Spies, Stefan: Der Gedanke lenkt den Körper: Körpersprache - Erfogsstrategien eines Regisseurs. Hamburg: Hoffmann und Campe, 2010.
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