Alles beginnt mit der Begeisterung für's Stück. Heute beschäftigen wir uns mit der Rollenvorbereitung eines Schauspielers.
Da ist es. Ich öffne meinen Briefkasten. Ein dicker, brauner A4-Umschlag. Mein neues Stück. In vier Wochen ist Probenbeginn, bis dahin habe ich meinen Text zu lernen, und natürlich sollte ich auch eine Idee vom Stück und meiner Rolle mitbringen.
Und nun? Das erste Lesen. Oder: Das Erste Lesen.
Ein heiliger Moment. Die erste Begegnung mit einem neuen Stück. Die erste Neugier. Ist das ein gutes Stück? Wie groß ist meine Rolle? Was macht meine Rolle? Wie ist sie überhaupt? Sympathisch, freundlich, ein bisschen langweilig? Oder etwas kantig, vielleicht sogar hinterhältig? Theater ja wird immer dann interessant, wenn die Charaktere auf der Bühne gegensätzliche Ziele verfolgen. Hm, vielleicht nicht unbedingt ein Vorbild für die teamworkblog-Reihe.
Ich lese also das Stück zum ersten Mal. Vielleicht kann man das damit vergleichen: Erinnern Sie sich noch, wie Sie als Kind in den Urlaub gefahren sind? Was haben Sie denn da meist zuerst gemacht? Richtig: Die Gegend erkundet. So kann man das vielleicht auch mit einem neuen Stück sehen: In diesem Universum, das uns der Autor erschaffen hat, werden wir uns voller Entdeckergeist die nächsten Wochen bewegen.
Jetzt habe ich das Stück ganz gelesen. Kurz: Ich spiele den durchtriebenen Politiker, der sich ein nobles Haus unter den Nagel reißen will und dabei auf abstruse Widerstände stößt. Am Ende ist der Ruf völlig ruiniert, endlose Peinlichkeiten sind ertragen, das Haus ist natürlich nicht ergattert. Mission: gescheitert. Aber: Er hat's mit allen Mitteln versucht. Er wollte es wirklich. Und er hat natürlich auch erwartet, dass er es bekommt.
Damit etwas spannend oder lustig wird, gibt es im Theater immer folgende Grundregel: Die Rolle hat ein ZIEL, das ihr lebenswichtig ist. „Ich will das Haus!“
Jemand oder – die Umstände – hindern ihn daran, es zu erreichen. Je größer das HINDERNIS, desto mehr muss sich die Rolle anstrengen, desto größer die Spannung. Oder die Komik. „Die debile Tante will's nicht abgeben!“
Die Rolle muss eine TAKTIK wählen, um die Hindernisse zu überwinden. Überzeugen durch „Envisioning“: „Im Altenheim ist's doch viel schöner!“
Und zuletzt: Die Rolle muss ERWARTEN, dass es klappt. Und das Publikum muss sich mit ihrer ERWARTUNG identifizieren. „Die Alte ist im Heim, ich heirate die Tochter des Lobbyisten und werde Landtagspräsident.“
Anderes Beispiel: Sie wollen über einen Graben springen, der einen Meter breit ist.
Wo ist nun der Unterschied zwischen einer spannenden Darstellung und einer langweiligen?
Energie entsteht, wenn wir uns richtig anstrengen, über die Schlucht zu kommen, weil wir erwarten, dass wir es schaffen. Dass wir motiviert sind, uns unser Ziel wirklich wichtig ist, ist eine Grundvoraussetzung. Entscheidend ist aber die Erwartung, dass wir es erreichen werden.
In den nächsten Wochen meiner Rollenvorbereitung werde ich nun also überprüfen, was meiner Rolle wirklich wichtig ist, wer sich ihr in den Weg stellt, wie ich diese Hindernisse überwinde, wie ich mir ganz genau bildlich vorstelle, wie es aussehen wird, wenn ich meine Ziele erreicht habe. Darauf konzentriere ich mich später in den Vorstellungen.
Und was hat das nun mit der Arbeit im Team zu tun?
Wir setzen uns im Team bewusst Ziele. Wir sehen klar, welche Hindernisse wir auf dem Weg dahin zu umschiffen haben. Wir entscheiden uns dabei für die beste Taktik.
Aber was ist mit unserer Erwartungshaltung?
Da ist es. Ich öffne meinen Briefkasten. Ein dicker, brauner A4-Umschlag. Mein neues Stück. In vier Wochen ist Probenbeginn, bis dahin habe ich meinen Text zu lernen, und natürlich sollte ich auch eine Idee vom Stück und meiner Rolle mitbringen.
Und nun? Das erste Lesen. Oder: Das Erste Lesen.
Ein heiliger Moment. Die erste Begegnung mit einem neuen Stück. Die erste Neugier. Ist das ein gutes Stück? Wie groß ist meine Rolle? Was macht meine Rolle? Wie ist sie überhaupt? Sympathisch, freundlich, ein bisschen langweilig? Oder etwas kantig, vielleicht sogar hinterhältig? Theater ja wird immer dann interessant, wenn die Charaktere auf der Bühne gegensätzliche Ziele verfolgen. Hm, vielleicht nicht unbedingt ein Vorbild für die teamworkblog-Reihe.
Ich lese also das Stück zum ersten Mal. Vielleicht kann man das damit vergleichen: Erinnern Sie sich noch, wie Sie als Kind in den Urlaub gefahren sind? Was haben Sie denn da meist zuerst gemacht? Richtig: Die Gegend erkundet. So kann man das vielleicht auch mit einem neuen Stück sehen: In diesem Universum, das uns der Autor erschaffen hat, werden wir uns voller Entdeckergeist die nächsten Wochen bewegen.
Jetzt habe ich das Stück ganz gelesen. Kurz: Ich spiele den durchtriebenen Politiker, der sich ein nobles Haus unter den Nagel reißen will und dabei auf abstruse Widerstände stößt. Am Ende ist der Ruf völlig ruiniert, endlose Peinlichkeiten sind ertragen, das Haus ist natürlich nicht ergattert. Mission: gescheitert. Aber: Er hat's mit allen Mitteln versucht. Er wollte es wirklich. Und er hat natürlich auch erwartet, dass er es bekommt.
Damit etwas spannend oder lustig wird, gibt es im Theater immer folgende Grundregel: Die Rolle hat ein ZIEL, das ihr lebenswichtig ist. „Ich will das Haus!“
Jemand oder – die Umstände – hindern ihn daran, es zu erreichen. Je größer das HINDERNIS, desto mehr muss sich die Rolle anstrengen, desto größer die Spannung. Oder die Komik. „Die debile Tante will's nicht abgeben!“
Die Rolle muss eine TAKTIK wählen, um die Hindernisse zu überwinden. Überzeugen durch „Envisioning“: „Im Altenheim ist's doch viel schöner!“
Und zuletzt: Die Rolle muss ERWARTEN, dass es klappt. Und das Publikum muss sich mit ihrer ERWARTUNG identifizieren. „Die Alte ist im Heim, ich heirate die Tochter des Lobbyisten und werde Landtagspräsident.“
Anderes Beispiel: Sie wollen über einen Graben springen, der einen Meter breit ist.
- ZIEL: den Graben überwinden,
- HINDERNIS: ein Meter,
- TAKTIK: einen großen Schritt machen,
- ERWARTUNG: bin gleich drüben.
- ZIEL: über die Schlucht,
- HINDERNIS: drei Meter, Ihre Angst,
- TAKTIK: vielleicht Anlauf nehmen, so weit springen, wie möglich,
- ERWARTUNG: mit viel Schwung lebe ich gleich noch.
Wo ist nun der Unterschied zwischen einer spannenden Darstellung und einer langweiligen?
Energie entsteht, wenn wir uns richtig anstrengen, über die Schlucht zu kommen, weil wir erwarten, dass wir es schaffen. Dass wir motiviert sind, uns unser Ziel wirklich wichtig ist, ist eine Grundvoraussetzung. Entscheidend ist aber die Erwartung, dass wir es erreichen werden.
In den nächsten Wochen meiner Rollenvorbereitung werde ich nun also überprüfen, was meiner Rolle wirklich wichtig ist, wer sich ihr in den Weg stellt, wie ich diese Hindernisse überwinde, wie ich mir ganz genau bildlich vorstelle, wie es aussehen wird, wenn ich meine Ziele erreicht habe. Darauf konzentriere ich mich später in den Vorstellungen.
Und was hat das nun mit der Arbeit im Team zu tun?
Wir setzen uns im Team bewusst Ziele. Wir sehen klar, welche Hindernisse wir auf dem Weg dahin zu umschiffen haben. Wir entscheiden uns dabei für die beste Taktik.
Aber was ist mit unserer Erwartungshaltung?
Lieber Peter Fischbach,
AntwortenLöschenmir gefällt einiges gut an deinem Artikel.
Zum Beispiel, dass du die Rolle des Ziels relativierst, wenn es um Erfolg geht. Es gibt ja den Satz von Michel Crozier: "Unternehmen scheitern nicht an ihren Zielen, sondern an ihren Mitteln." Aber auch dieser Satz stimmt, glaube ich, nicht so ganz.
Du sprichst in diesem Sinne von "Erwartung". Als ich deinen Artikel las, dachte ich die ganze Zeit: und wo bleibt die Haltung? Und siehe da, im letzten Wort steckt sie: "Erwartungshaltung".
Ich denke wirklich, das Wort Haltung trifft besser, was du meinst, als das Wort "Erwartung". Mit der Haltung "ich will es über die Schlucht schaffen" werden zwei Faktoren angesprochen: meine Körperhaltung und meine innere Einstellung. Und beide verstärken sich gegenseitig. Eine auf Erfolg gerichtete Haltung eines Teams ist, denke ich, ein ganz entscheidender Faktor für ein positives Ergebnis. (Erwartung ist mir zu passiv; Haltung kann ich beeinflussen.)
Frage an dich als Schauspieler: Sprichst du im Text von der Erwartung der Person, deren Rolle du einnimmst, oder von deiner eigenen Erwartung/Haltung? Kannst du mit einer ganz aktiven Haltung eine ganz passive Rolle ausfüllen?
Herzlich, Wolf