Direkt zum Hauptbereich

Wie versteht mich mein Team besser? - Über freie Textanalysetools im Netz

Mitglieder von Teams beklagen sich oft, dass sie nicht verstanden werden. Wieso wird die gute Idee nicht aufgenommen? Wieso antwortet keiner auf die guten Konzepte? Mein Punkt ist, dass viele Texte einfach nicht verständlich sind. Interessanterweise gibt es Werkzeuge, die die Verständlichkeit messen können. Hier ist meine persönliche Auswahl.

Bernd Geropp hat unlängst ein Plädoyer für mehr Klartext veröffentlicht /1/, das ich unterstütze. Sicher haben die Leserinnen und Leser des Teamwork-Blogs manchmal den Kopf geschüttelt, wenn sie unverständliche E-Mails oder Konzepte bekommen haben. ("Was will mir der Autor bloß sagen?"). Der Text mag inhaltlich richtig gewesen sein, aber technisch schlecht geschrieben - deswegen kam er auch nicht an.

Das ist interessant. Denn Lesen ist erst mal ein mechanischer Vorgang. Je länger und verschachtelter ein Satz ist, desto schlechter kann man ihn im Gedächtnis behalten. Wortlänge und Silbenanzahl spielen ebenfalls eine Rolle. Diese Dinge sind unabhängig vom Inhalt und sie können gemessen werden. Bei der Wikipedia gibt es einen Artikel über Lesbarkeitsindizes /2/.

Im Netz gibt es einige Werkzeuge, mit denen jeder die Lesbarkeit seiner Texte prüfen kann. Hier meine persönliche Auswahl:
Diese Werkzeuge bewerten die Lesbarkeit und nicht den Inhalt. Sie können sinnlose Texte schreiben, die gut lesbar sind. Meistens ist es aber andersrum. Sie haben Ideen und wollen, dass diese verständlich sind.

Probieren Sie es selbst aus. Kopieren Sie den Text Ihres Konzeptes in die Textanalyse vom Schreiblabor und sehen Sie sich den dt. Flesch-Index an. Über 60 sollte er schon liegen. Wenn er das nicht tut, befolgen Sie die Vorschläge von Bernd Geropp oder nehmen Sie sich eine halbe Stunde Zeit für ein Büchlein von Thilo Baum /3/. Laden Sie den veränderten Text hoch und prüfen Sie: Hat sich der Indexwert verbessert?

Übrigens kann auch die Rechtschreibprüfung von Microsoft Word Zeichen, Wörter und Sätze zählen.

Abbildung 1: Zeichenzähler in Word 
Leider kann Word nicht (mehr) die Silbenanzahl für deutsche Text anzeigen. Dafür musste ich mir ein eigenes Programm schreiben. Jetzt kann ich in Excel die Lesbarkeit selbst ausrechnen:

Abbildung 2: Lesbarkeit in Excel ausrechnen
Meine Kollegin rügt mich für den Einsatz dieser Tools. Sie findet es nicht gut, wenn ich Texte durch die mechanische Brille betrachte. Was meinen Sie? Hat jemand Kontakte zu professionellen Schreibern, die ihre Texte auf diese Art prüfen? Solche Erfahrungen interessieren mich.

Anmerkungen:
Nachtrag: Im Netz gibt es einige Beschreibungen von Werkzeugen zur Textanalyse. Wer mehr Erfahren will, möge folgende Seiten besuchen:

Kommentare

  1. Hallo Herr Fischbach,

    die Lesbarkeit des eigenen Textes mit solchen Werkzeugen zu überprüfen, finde ich eine gute Idee. Insbesondere für Menschen, die gerne verschachtelte Sätze schreiben, kann das ein gutes Feedback sein.

    Ich habe mir angewöhnt meine Blogtexte vorab einem meiner Kinder (13 und 15 Jahre) zum lesen zu geben. Wenn ich da die Rückmeldung bekomme: "Papa, das versteht doch keiner" oder "Das ist langweilig und kompliziert" dann weiss ich das ich wieder mal nicht Klartext geschrieben habe :-)

    Herzliche Grüße
    Bernd Geropp

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Jan,

    zweifellos hat die Lesbarkeit von Texten viel mit objektiven Kriterien zu tun (die du ja zum Teil auch nennst: Satz- und Wortlänge, aber zum Beispiel auch optische Gliederung). Da können solche Tools Hinweise auf Verbesserungsmöglichkeiten geben – die aber nützen wiederum wohl auch nur denen, die ohnehin einen Sinn für Sprache haben.

    Viel wichtiger finde ich aber, dass diese objektiven Kriterien eben nur ein Teil dessen sind, was einen gut lesbaren Text ausmacht. Mindestens genauso wichtig sind die Struktur, der rote Faden und (ganz wichtig!) die Empfängerorientierung. Und die kann, soweit ich weiß, zumindest bisher noch kein Tool auswerten. Die Erfahrung zeigt: Für die meisten Menschen ist es viel schwieriger, einen einfachen, klaren Text zu schreiben, als sich hinter Fachsprache zu verstecken, die oft viel heiße Luft enthält.

    Kinder/Jugendliche als Testleser einzusetzen, wie es Herr Geropp vorschlägt, ist eine gute Idee. Bei komplizierten Fachtexten "reicht" es meist auch, jemanden zu fragen, der in diesem Fachbereich nicht zu Hause ist. Wenn derjenige nach drei Sätzen anfängt zu schnaufen, sollte man nachsitzen :-)

    Viele Grüße!
    Jule

    Juliane Topka. Lektorat für Unternehmenskommunikation
    http://www.julianetopka.de
    http://www.sprachpingel.de

    AntwortenLöschen
  3. Imgriff.com stellt diction und style vor, siehe http://imgriff.com/2013/03/11/rechtschreibkorrektur-tools-fuer-korrektes-schreiben-und-ihre-grenzen/

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie lassen sich Ergebnisse definieren? - Drei Beispiele (WBS, CBP und BDN)

Ich habe schon darüber geschrieben, warum das Definieren von Ergebnissen so wichtig ist. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Projektteams auf die eigentlichen Ziele. Aber was sind eigentlich Projektergebnisse? In diesem Beitrag stelle ich drei Methoden vor, um leichter an Ergebnisse zu kommen.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Wie Agilität den Kundennutzen steigert - Einige Argumente für Berater:innen

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit fragen sich viele, ob agile Beratung noch eine Zukunft hat. Die Antwort liegt in der konsequenten Orientierung am Kundennutzen. Qualität setzt sich durch, wenn sie messbare Verbesserungen bei Umsatz, Kosten und Leistungsfähigkeit bewirkt, anstatt sich in Methoden und zirkulären Fragen zu verlieren. Dieser Artikel zeigt, wie agile Beratung nachhaltige Veränderungen in Unternehmen schafft und warum gerade jetzt gute Berater:innen gebraucht werden, um Organisationen widerstandsfähiger zu machen.

Warum eine Agile Transformation keine Reise ist

Die agile Transformation wird oft als eine Reise beschrieben. Doch dieser Vergleich kann viele Unternehmen in die Irre führen oder Bilder von unpassenden Vergleichen erzeugen. Transformationen sind keine linearen Prozesse mit einem klaren Ziel, sondern komplexe und dynamische Entwicklungen. Dieser Artikel zeigt, warum Agilität kein Weg mit einem festen Endpunkt ist.

Kleine Organisationsveränderungen, die direktes Feedback erzeugen

Große Veränderungen sind in einer Organisation schwer zu messen. Oft liegt zwischen Ursache und Wirkung ein langer Zeitraum, sodass die Umsetzer:innen nicht wissen, was genau gewirkt hat. Hier ist eine Liste mit kleinen Maßnahmen, die schnell etwas zurückmelden.

Agile Leadership – Führst du noch oder dienst du schon?

Die Arbeitswelt verändert sich. Und das spüren nicht nur Führungskräfte, sondern vor allem Mitarbeitende. Immer mehr Menschen hinterfragen den Sinn ihrer Arbeit, erwarten Respekt, Vertrauen und eine Unternehmenskultur, die echte Zusammenarbeit ermöglicht. Studien wie die Gallup-Studie 2025 oder die EY-Jobstudie zeigen: Der Frust am Arbeitsplatz wächst – und mit ihm die Unzufriedenheit mit der Führung. Höchste Zeit, umzudenken. Genau hier setzt agile Führung an. 1. Warum agile Führung heute entscheidend ist  Klassische Führung – hierarchisch, kontrollierend, top-down – funktioniert immer weniger. Die Zahlen sind eindeutig:  Laut Gallup fühlen sich nur noch 45 % der deutschen Beschäftigten mit ihrem Leben zufrieden. Fast jede dritte Kündigung erfolgt wegen der Führungskraft. Nicht das Gehalt, sondern mangelnde Wertschätzung, fehlendes Vertrauen und ein schlechtes Arbeitsumfeld treiben Menschen aus Unternehmen.  Agile Führung bietet eine Alternative, die auf Vertrauen, Selbs...

Ent-Spannen statt Platzen: Erste Hilfe für mehr Vertrauen und Resilienz im Team

Zwei Themen die mir in den letzten Wochen immer wieder über den Weg laufen sind Vertrauen und Resilienz. Vertrauen als das Fundament für gemeinsame Zusammenarbeit und Resilienz als die Fähigkeit, Herausforderungen, Stress und Rückschläge zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen.  In dem Blogpost möchte ich ein paar Erste-Hilfe Interventionen teilen, die zu mehr Vertrauen und Resilienz im Team führen können - gerade wenn die Emotionen hochkochen und es heiss her geht im Team. Die „Mist-Runde“: Ärger Raum geben. In konfliktbeladenen oder belasteten Teams kann es eine große Herausforderung sein, eine offene Kommunikation und ein respektvolles Miteinander zu fördern. Eine einfache, aber äußerst effektive Methode, um Spannungen abzubauen, ist die „Mist-Runde“ . Diese Intervention, die ich zuerst bei Veronika Jungwirth und Ralph Miarka kennengelernt habe, gibt den Teilnehmern einen geschützten Raum, in dem sie ihre Frustrationen und negativen Gedanken ohne Zensur äußern können un...

Microsoft Lists: mit Forms und Power Apps komfortabel mobil arbeiten

In meinem Kundenkreis sind viele Menschen, die den Arbeitsalltag nicht vorwiegend auf dem Bürostuhl sitzend verbringen, sondern "draußen" unterwegs sind. Vielleicht in Werkstätten oder im Facility-Management. Es ist so wichtig, dass die Schnittstellen zu den Abläufen im Büro gut abgestimmt sind. Microsoft 365 hat so einiges im Baukasten, man muss es nur finden und nutzen.  In diesem Artikel spiele ich ein Szenario durch, das auf Microsoft Lists, Forms und - für die Ambitionierteren - Power Apps setzt.

Selbstbewertungsfragen für den Alltag in Arbeitsgruppen aus Sicht von Mitarbeitenden

Welche Fragen können wir Mitarbeiter:innen stellen, um herauszufinden, ob agiles Arbeiten wirkt? Es gibt bereits eine Menge an Fragebögen. Aber ich bin nicht immer zufrieden damit.