Direkt zum Hauptbereich

Agilität für Einsteiger - Eine kommentierte Leseliste

Im Januar stellte ich auf dem Kongress „future!publish 2016“ Menschen aus der Buchverlagsbranche Agilität als Methode vor, wie sie eingesetzt wird und wie sich Agilität von anderen Organisationsformen unterscheidet und abhebt. Die Nachfrage an meinem Workshop war sehr groß, was mich natürlich freute. Woher kommt das aktuell große Interesse an agilen Themen? Wo anfangen, wenn man Näheres erfahren möchte?

Wie viele Industrien beschäftigt sich auch die Verlagswelt aktuell mit Fragen, die sich so erst seit relativ kurzer Zeit stellen, das dafür aber besonders laut: Was tun, um in Zeiten vielfältiger technischer Möglichkeiten und angesichts des Auftretens neuer, teilweise großer, vermeintlich mächtiger Marktteilnehmer bestehen zu können - am besten natürlich dauerhaft und zukunftsfähig? Antworten hierauf suchten Verlage und ihre Dienstleister zunächst, indem sie sich auf ihre Expertise im alltäglichen Tun konzentrierten, hauptsächlich also auf die Inhalte-Produktion, die Vermarktung und die Distribution: Wie stellen wir unsere Inhalte zur Verfügung? Wie können unsere Erlösmodelle auf die neuen Produkte übertragen werden? In welchen Kanälen versprechen Marketing- und Vertriebsaktivitäten den größten Erfolg? Welche Wege stehen uns in welchen Bereichen offen und welche davon sollen/wollen wir gehen? Was bedeutet das für unsere Abläufe?

Es läuft. Aber: Läuft‘s?


All das sind allgemein wichtige Fragen, die nicht nur publizistische Unternehmen ständig und immer wieder beantworten müssen, wenn sie dauerhaft Erfolg haben wollen. Viele Firmen tun genau das gut, und das gilt offenbar auch für die Verlagsbranche. Zumindest legten das aktuelle Marktzahlen nahe, die vom Branchenverband auf derselben Veranstaltung präsentiert wurden und die Entwicklung der letzten Jahrzehnte betrachteten. Es war zu erfahren, dass von Teilbereichen abgesehen die Geschäfte insgesamt seit Jahren stabil und auf passablem Niveau laufen, es gebe grundsätzlich keinen Anlass zur Annahme, dass sich das ändert. Was also kann das anderes heißen, als dass man die Märkte kennt und ihre Prozesse und Abläufe im Griff hat?

 
Wenn es aber ordentlich läuft, warum beginnen sich dann Menschen allerorten verstärkt mit Agilität zu befassen? Kann es sein, dass es doch nicht ganz so weit her ist mit der Zufriedenheit? Kann es sein, dass Firmen mit ihren bisherigen Instrumenten, Methoden und Organisationsformen zwar noch gute Ergebnisse produzieren, immer öfter aber vielleicht doch an Grenzen stoßen? Kann es sein, dass es zumindest in manchen Bereichen wendigere, leistungsfähigere, innovativere Strukturen als bislang braucht, um auf unsichere Marktsituationen gut vorbereitet zu sein? Kann es sein, dass mancherorts die Erkenntnis heranreift, dass es zukünftig im Sinne der gesamten Unternehmung vielleicht mehr als bislang darauf ankommt, auf die persönliche Motivation, das Interesse und das Know-How des Einzelnen zu achten, also auch darauf, wie die Unternehmung organisatorischen Sinn stiftet und strukturelle Kreativität ermöglicht?

Was auch immer der Grund für das gestiegene Interesse ist und sogar unabhängig davon, ob Organisationen Agilität in ihren Unternehmensalltag tatsächlich integrieren: Alleine dadurch, dass sie sich fragen, was Agilität eigentlich ist und wie sie zur Lösung ihrer Probleme beitragen kann, werden Menschen, Teams und Unternehmen flexibler, leistungsfähiger und besser. In jedem Fall also ist das eine gute Entwicklung.

Wenn auch Sie sich an das Thema Agilität herantasten möchten, finden Sie hier ein paar kommentierte Literatur- und Medienhinweise als Startpunkte:

Agiles Management/Agile Organisationen

  • Augenhöhe. Film-Projekt AUGENHÖHE, 2014
    Agile Organisationen ganz unterschiedlicher Branchen und Größen im Porträt. Eine eindrucksvolle Dokumentation (im kostenlosen Stream).
  • Mein wunderbarer Arbeitsplatz. Dokumentarfilm, 2014. 
    Auch diese sehr empfehlenswerte Dokumentation zeigt ganz unterschiedliche organisatorische agile Ansätze. Leider nicht in Gänze, aber in Einzelsequenzen auf Youtube abrufbar.
  • Pfläging, Niels: Organisation für Komplexität. Wie Arbeit wieder lebendig wird – und Höchstleistung entsteht. München, 2014
    Ein schnell und gut zu lesendes Büchlein, das grundsätzliche Hintergründe zum Arbeiten unter komplexen Voraussetzungen (also den Regelfall) gibt und Spaß macht zu lesen.
  • Laloux, Frederic: Reinventing Organizations. Ein Leitfaden zur Gestaltung sinnstiftender Formen der Zusammenarbeit. München, 2015.
    Eine Sammlung von Porträts erfolgreicher agil arbeitender Unternehmen und deren Change-Geschichte. Besonders hilfreich ist der erste Teil, indem Laloux eine methodische Hilfe gibt, die Entwicklungsstufen von Organisationen zu erkennen und was für einen guten agilen Wandel notwendig ist. Eine englische Version ist als Pay-What-Feels-Right-Version erhältlich.
  • Frederic Laloux im Interview mit dem Magazin managerSeminare
    Interessantes kurzes Gespräch über die Hintergründe der agilen Entwicklung, kostenlos verfügbar, ca. 10 Minuten.
  • Brandes, Ulf: Management Y. Agile, Scrum, Design Thinking & Co. So gelingt der Wandel zur attraktiven und zukunftsfähigen Organisation. Frankfurt am Main, 2014.
    Ein relativ umfassendes, überblicksartiges Buch: Was macht agiles Management aus, was sind seine Stärken und wie verankert man es in den Unternehmen.
  • Appelo, Jurgen: How to Change the World. Change Management 3.0. Rotterdam, 2012.
    Wie sein organisatorisches Umfeld
    konkret ändern? Schnell und gut lesbar, praxisnah, sofort umzusetzen. Hier als günstiger Download oder in diversen Ausgaben auch über Amazon zu beziehen.
  • Appelo, Jurgen: #Workout. Games, Tools & Practices to Engage People, Improve Work, and Delight Clients. Breda 2014.
    Wer nach konkreten Instrumenten sucht, wie Agilität in Organisationen gelebt werden kann, kommt allgemein um Management 3.0 (www.management30.com) und speziell um dieses Buch nicht umhin. Eine wahnsinnig umfassende Sammlung von im Alltag meist recht leicht umsetzbaren Dingen samt Hintergrundinfos! Im Moment leider vergriffen, ab Ende Juni 2016 offenbar aber wieder zu bestellen. Mehr Informationen dazu hier.

Agile Methoden


 Sonstige Literatur



Hier klicken für alle Artikel von Edgar Rodehack.  

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Agile Sternbilder: Die Entdeckung kosmischer Agilitäts-Superkräfte

Hast du dich je gefragt, ob dein Sternzeichen deine Fähigkeiten in einer agilen Arbeitsumgebung beeinflusst? In diesem Blogpost tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Astrologie und ihre mögliche Verbindung zu modernen Arbeitsweisen. Entdecke, wie die Sterne deine agilen Stärken prägen könnten. Ob überzeugter Agilist oder neugieriger Sternzeichenliebhaber – dieser Artikel kann dir neue Perspektiven eröffnen und vielleicht sogar dein nächstes Teamprojekt inspirieren!

Den passenden Job finden

Hier teile ich, wie ich daran arbeite, endlich den richtigen Job zu finden. Kleingedrucktes: Dieser Artikel richtet sich (natürlich) an jene, die gerade in der luxuriösen Position sind, dass sie nicht jedes Angebot annehmen müssen. Anstatt von Engagement zu Engagement zu hetzen und frustriert zu sein über Konzernstrukturen, fehlende Ausrichtung und die Erkenntnis, dass in einem selbst beständig die Hintergrundfrage nagt, ob es das ist, womit man seine immer knapper werdende Lebenszeit wirklich verbringen möchte, gibt es manchmal auch die Möglichkeit, die nächste berufliche Station etwas nachhaltiger auszusuchen - auch, um tatsächlich (etwas) mehr beitragen zu können.

Die Microsoft Teams-Not-To-Do-Liste

Viele hoffen, dass es  für die Einrichtung von Microsoft Teams  den Königsweg gibt, den perfekten Plan – doch den gibt es leider (oder glücklicherweise?) nicht. Genauso wenig, wie es jemals einen Masterplan für die Organisation von Gruppenlaufwerken gab, gibt oder je geben wird. Was gut und vernünftig ist hängt von vielen Faktoren und ganz besonders den Unternehmensprozessen ab. Sicher ist nur eines: Von alleine entsteht keine vernünftige Struktur und schon gar keine Ordnung. Dafür braucht es klare Entscheidungen.

Agilität ist tot. Ausgerechnet jetzt?

Agilität wird zurückgefahren, Hierarchien kehren zurück. Doch ist das wirklich der richtige Weg in einer Welt, die immer unberechenbarer wird? Oder erleben wir gerade eine riskante Rolle rückwärts?

Wie beschreibt man einen Workshop für eine Konferenz?

Konferenzen bieten immer ein gutes Forum, um sein Wissen und seine Erfahrungen zu teilen. Was für die Vortragenden selbstverständlich scheint, ist für die Besucher:innen oft unverständlich. Wie können Vortragende ihren Workshop in 2-3 Sätzen beschreiben, damit die Besucher:innen schnell einschätzen können, er sich für sie lohnt?

Gemeinsam eine Anwenderdokumentation erstellen

Unternehmenssoftware ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Anwenderinnen und Anwendern, den Unternehmensprozessen und den Ergebnissen. Normalerweise schreibt der Hersteller der Software die Dokumentation für diejenigen, die die Software benutzen. Wenn die Software allerdings stark angepasst wurde, muss die Dokumentation von denen kommen, die die Prozessmaschine am besten verstehen - den Anwenderinnen und Anwendern. Wie könnte man das praktisch machen?

Der Softwareeisberg, die Softwarepyramide - Wie sprechen wir über neue Software?

Software ist aus den Geschäftsprozessen vieler Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Sie verwaltet Kunden- und Produktdaten. Sie automatisiert Abläufe und verhindert Fehler. Aber Software veraltet. Was machen wir, wenn wir Unternehmenssoftware erneuern müssen? Von den ersten Konzepten bis zum ersten Release ist es ein weiter Weg, mit vielen Entscheidungen. Wie sprechen wir über diese Entscheidungen?