Direkt zum Hauptbereich

Eine Leseliste für agiles Management

Im vorherigen Beitrag habe ich die Frage gestellt, ob es agiles Management gibt. Ich bin mir da nicht ganz sicher. Ich glaube nicht, dass es eine besondere Form agilen Managements gibt. Je unsicherer die Situation ist, in der sich ein Unternehmen befindet, desto agiler muss es handeln. Für gutes Management habe ich eine Liste von Büchern zusammengestellt.

Im letzten Beitrag habe ich meine Anforderungen an Management festgehalten:
  • Ich brauche eine gute Wahrnehmung.
  • Ich brauche Messinstrumente, um schnelle und langsame Bewegungen zu messen.
  • Ich brauche ein Verständnis von den Zusammenhängen der verschiedenen Bewegungen.
  • Ich brauche Handlungskompetenz und Handlungsfreiheit.
Für diese Bereiche habe ich Literatur ausgewählt. Ein Punkt ist mir noch wichtig: Gutes Management kann Fachkompetenz nicht ersetzen. Da jede Branche, jeder Markt seine eigene Fachkompetenzen braucht, muss es dazu eigene Listen geben. Wir brauchen eben nicht nur gute Manager, sondern auch gute Ingenieure, gute Entwickler, gute Beamte, gute Lehrer, gute Pflegekräfte, gute Betriebswirte usw. In dieser Liste konzentriere ich mich auf Bücher für gutes Management. Aber jeder braucht seine Liste für gute Fachkompetenz.

Wahrnehmung verbessern

Wer seine Wahrnehmung verbessern will, sollte sich zunächste mit Sprache, Bedürfnissen und den Brillen beschäftigen, durch die wir die Welt betrachten. Ich habe hier auch zwei Bücher von Deming aufgelistet, weil sie unsere Wahrnehmung verändern. Im Gemba-Kaizen-Buch wird nochmal betont, dass wir nur am Ort des Geschehens lernen.
  • Rosenberg, Marshall: Nonviolent Communication: A Language of Life : Life-Changing Tools for Healthy Relationships. : PuddleDancer Press, 2003.
    • Deutsche Version: Rosenberg, Marshall B. ; Gandhi, Arun ; Birkenbihl, Vera F. ; Holler, Ingrid: Gewaltfreie Kommunikation : Eine Sprache des Lebens. 10. Aufl.. Paderborn: Junfermann Verlag GmbH, 2012.
  • Schein, Edgar H. ; Bennis, Warren ; Hölscher, Irmgard: Organisationskultur. 3. Aufl.. Berlin: EHP, 2003. 
  • Logan, Dave ; King, John ; Fischer-Wright, Halee: Tribal Leadership : Leveraging Natural Groups to Build a Thriving Organization. 1. Aufl.. New York: Harper Collins, 2012
  • Deming, W. Edwards: Out of the Crisis. Reprint. Cambridge: MIT Press, 2000.
  • Deming, W. Edwards: The New Economics : For Industry, Government, Education. 2 Sub. Cambridge: MIT Press, 2000.
  • Imai, Masaaki: Gemba Kaizen: A Commonsense Approach to a Continuous Improvement Strategy, Second Edition. 2. Aufl.. Madison: McGraw Hill Professional, 2012.
    • Deutsche Version: Imai, Masaaki: Gemba-Kaizen : permanente Qualitätsverbesserung, Zeitersparnis und Kostensenkung am Arbeitsplatz. : Wirtschafts-Verlag Langen Müller, Herbig, 1997.

Systeme der Zusammenarbeit besser verstehen

Firmen und andere Organisationen sind komplexe adaptive Systeme. Einzelaktionen bringen in solchen Systemen nichts, weil das System nach kurzer Zeit wieder zu seinem Ursprungszustand zurückkehrt. Deswegen ist das Buch von Donna Meadows ein kurzer Einstieg. Danach sollte man aber unbedingt auch das Buch der Holladay-Schwestern lesen. Dann versteht man auch, wie man in ein System eingreift.
  • Wright, Diana ; Meadows, Donella H.: Thinking in Systems : A Primer. London, Sterling: Earthscan, 2009.
    • Deutsche Version: Meadows, Donella H: Die Grenzen des Denkens : wie wir sie mit System erkennen und überwinden können. 1. Aufl.. M: Oekom-Verlag, 2010.
  • Eoyang, Glenda ; Holladay, Royce: Adaptive Action : Leveraging Uncertainty in Your Organization. Stanford: Stanford University Press, 2013.
Yves Morieux hat praktische Regeln zum Verändern von Systemen abgeleitet.
  • Morieux, Yves ; Tollman, Peter: Six Simple Rules : How to Manage Complexity without Getting Complicated. Boston: Harvard Business Review Press, 2014.

Handeln und Entscheiden

Wer etwas bewirken will, braucht nicht nur eine gute Wahrnehmung und ein besseres Verständnis der Zusammenhänge. Irgendwann muss auch entschieden werden, was zu tun ist. Die Heath-Brüder bieten dazu einen sehr guten Einstieg:
  • Heath, Chip ; Heath, Dan: Decisive : How to make better choices in life and work. 1. Aufl.. New York: Random House, 2013. 
Sicher gibt es zum Thema "Strategie" eine Unmenge an Titeln. Zwar weiß jeder, dass ein Unternehmen eine Strategie haben sollte. Aber die wenigsten haben sie. Das ist für mich ein Hinweis darauf, dass der Begriff Strategie noch gar nicht richtig klar ist. Ein Beitrag von Henry Mintzberg hat mir geholfen, diesen Begriff besser zu verstehen:
  • Henry Mintzberg: Crafting Strategy, erschienen im Harvard Business Review, Ausgabe Juli 1987, https://hbr.org/1987/07/crafting-strategy
Es gibt ein paar strategische Fragen, die sich jede Organisation stellen muss, um langfristig erfolgreich zu sein. Peter Drucker hat diese gut (am Beispiel von gemeinnützigen Organisationen) zusammengefasst:
  • Drucker, Peter F.: Die fünf entscheidenden Fragen des Managements. New York: John Wiley & Sons, 2015.
(Die Bücher von Drucker sind alle gut, z. B. Drucker, Peter F. ; Gebauer, Stephan: Was ist Management? : das Beste aus 50 Jahren. München: Econ, 2002.)

An dieser Stelle müsste ich auch ein paar Titel auflisten, wie wir gute Entscheidungsstrukturen in Organisationen aufbauen. Für das Entscheiden und Planen in großen Gruppen empfehle ich die folgenden Titel:
  • Owen, Harrison: Open Space Technology : A User's Guide. San Francisco: Berrett-Koehler Publishers, 2008.
  • Weisbord, Marvin Ross ; Weisbord, Marvin ; Janoff, Sandra: Future Search : Getting the Whole System in the Room for Vision, Commitment, and Action. San Francisco: Berrett-Koehler Publishers, 2010.
  • Cooperrider, David: The Appreciative Inquiry Handbook : For Leaders of Change. San Francisco: Berrett-Koehler Publishers, 2008.  
Die folgenden Titel geben einen Überblick über neu organisiertes, demokratischeres Arbeiten. Die Botschaft ist nicht, dass man diesem oder jenem Beispiel blind folgen sollte. Vielmehr zeigen sie an konkreten Beispielen, dass es immer auch alternative Möglichkeiten zu bestimmten Organisationsformen und -elementen gibt.
  • Zeuch, Andreas: Alle Macht für niemand : Aufbruch der Unternehmensdemokraten. 1. Aufl.. Hamburg: Murmann Verlag DE, 2015.
  • Laloux, Frederic: Reinventing Organizations : A Guide to Creating Organizations Inspired by the Next Stage in Human Consciousness. 1. Brussels, Belgium: Unfolding Sprl, 2014., http://www.reinventingorganizations.com/
    • Deutsche Version: Laloux, Frederic ; Kauschke, Mike: Reinventing Organizations : Ein Leitfaden zur Gestaltung sinnstiftender Formen der Zusammenarbeit. 1. Aufl.. München: Vahlen, 2015.
Ich freue mich auf die Leselisten der Kollegen da draußen.

Links



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie lassen sich Ergebnisse definieren? - Drei Beispiele (WBS, CBP und BDN)

Ich habe schon darüber geschrieben, warum das Definieren von Ergebnissen so wichtig ist. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Projektteams auf die eigentlichen Ziele. Aber was sind eigentlich Projektergebnisse? In diesem Beitrag stelle ich drei Methoden vor, um leichter an Ergebnisse zu kommen.

Wenn Leisten Leistung kostet

Immer. Immer "on". Immer mehr. Immer schneller. Und natürlich: Immer besser. Das ist die Welt, in der wir heute leben. Eine Welt der Dauerleistung. Und die hat ihren Preis: Wir werden schwächer. Sofern wir nicht die Grundlagen guten (Selbst-)Managements beherzigen und Pausen machen. Also zur richten Zeit das wirklich Wichtige tun.

Klartext statt Konsens - wie Meetings wieder was bewirken

Bessere Kommunikation ist Lippenstift fürs Protokoll. Kennst Du das: Das Meeting läuft, Energie ist da, der Knoten platzt - und jemand sagt: "Wir müssen besser kommunizieren!" Alle nicken. Jemand schreibt's auf. Und was passiert damit?  Nichts . Warum? Weil "besser kommunizieren" keine Handlung ist. Genauso wenig wie: "mehr Verantwortung übernehmen", "offener Feedback geben", "konstruktiver diskutieren", "proaktiver sein", "mehr miteinander reden", "transparenter werden", "Verständnis füreinander zeigen". Alles klingt gut. Aber ohne Klartext bleibt’s ein Vorschlag - nett im Protokoll, aber ohne Effekt auf den nächsten Arbeitstag. Kein konkreter Schritt, keine sichtbare Veränderung. Keiner der's macht. Es ist eine gute Absicht ohne Konsequenz. Wir haben kein Problem Verbesserungen zu identifizieren.   Die wahre Herausforderung ist selten das Finden von Verbesserungen. Es ist das Konkretisie...

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Erfahrung mit Vibe-Coding - und warum das keine Teamprobleme löst

Die KI-Werkzeuge zum Erstellen von Werkzeugen für die tägliche Arbeit werden immer besser. Die selbstgestrickten Tools erleichtern die eigene Arbeit. Aber für den Einsatz im Team fehlt noch etwas.

Dateien teilen in Teams - arbeiten in gemeinsamen Dateien

Arbeitest du mit Kolleginnen und Kollegen an gemeinsamen Dateien, die in Teams, aus OneDrive oder SharePoint liegen? Hast du dabei vielleicht kein ganz gutes Gefühl, weil du dir nicht so ganz sicher bist, was mit der Datei tatsächlich passiert? Wer darauf Zugriff hat und wie du das sehen kannst? Dann lies weiter, hier stelle ich dir die wichtigsten Fakten und Einstellungen kurz und knapp vor.

From False Starts to Precision Landing: The Evolution of Requirements Management

Requirements management originated in U.S. rocket programs between 1945 and 1970. A small management trick contributed to the success of the Apollo program.

Microsoft Copilot - Notebook, Pages, Agents und mehr

Es tut sich sehr viel an der Copilot Front. Gefühlt entwickelt Microsoft mit aller Kraft die KI-Anwendung weiter. Mit dem letzten Update hat sich die Microsoft-Startseite stark verändert. Hier zeige ich, was sich hinter all den Begrifflichkeiten verbirgt und was davon alltagstauglich ist.

Wie baut man einen Aktenplan auf?

Ein Aktenplan beschreibt, an welcher Stelle genau ein Team seine Dokumente und Nachrichten ablegt. Aber wie baut man den genau auf?

Schätzungen sind schätzungsweise überschätzte Schätze

"Wer viel misst, misst viel Mist." Zumindest ist diese Gefahr gegeben. Entweder misst man z. B. Mist, weil man zu früh zu KPIs zur Messung von Ergebnissen greift, oder aber man greift zu den falschen KPIs, die gar nicht das messen, was man wissen möchte. Einst war agiles Arbeiten der alternative Ansatz, aber inzwischen gibt es auch für einige Details dessen, was in Konzernen als "agil" praktiziert wird, einleuchtende alternative Ideen, die bis heute noch nicht so richtig auf die große Bühne vorgedrungen zu sein scheinen.