Direkt zum Hauptbereich

Ein Scrum-Audit in Galiläa: War Jesus Product Owner oder Scrum Master?

Das Jahr geht zu Ende. In Deutschland bereiten sich viele auf das Weihnachtsfest vor. Daher stelle ich mir vor, zurück in die Vergangenheit zu reisen. Wenn ich Jesus bei seiner Arbeit zusehen könnte: Welche Rolle hätte er in seinem Team? Ein paar nicht ganz ernst gemeinte Gedanken.

Laut Scrum Guide dürfte Jesus keine 12 Jünger in einem Team haben. Die Teamgröße liegt bei 3-9. Wir hätten die Gruppe also aufteilen müssen.

Gehen wir mal davon, dass der uns heute bekannte wöchentliche Rhythmus ("jeden Sonntag in die Kirche") auch damals schon eine Rolle spielte. Eine Sprintlänge von einer Woche ist laut Scrum Guide ok.

Bei einer Sprintlänge von einer Woche, darf man sich 2 Stunden Zeit zur Planung, 1 Stunde für die Begutachtung der Ergebnisse und 45 Minuten zum Verbessern nehmen. Macht zusammen fast 4 Stunden. Dann ist also eine Stunde Messe/ein Gottesdienst zu kurz. Hier müsste ich eine deutliche Ausweitung empfehlen.

Beim Blick auf einen Gottesdienst muss ich feststellen, dass der Scrum Master fehlt. Das Team scheint immer wieder abzuschweifen. In einem Moment wird noch nach Verbesserungen gesucht ("Schuldbekenntnis" nennen die das). Dann scheint der Fokus verloren und alle Stakeholder fangen auf einmal an zu singen. Mir scheint, dass die Timebox von einer Stunde nicht immer eingehalten wird.

Kommen wir nun zu den Rollen. Hier kann ich noch keine klare Aufteilung erkennen. Beim Beobachten fällt auf, dass Jesus hier eine besondere Rolle hat. Aber ist er Product Owner oder Scrum Master?

Für die Rolle des Scrum Masters spricht, dass er seine Teammitglieder und andere Stakeholder immer wieder an gewisse Werte erinnert. Besonders spricht er von Respekt oder in seiner altmodischen Form: der Liebe. Auch scheint ihm Mut sehr wichtig zu sein.

Für die Rolle des Product Owners spricht, dass er klare Ziele verfolgt. Sein Backlog ist gut priorisiert: Nächstenliebe, Gerechtigkeit usw. Mit seinem Team bricht er diese Ziele auch in konkrete Einzelaufgaben herunter: seine Anhänger sollen in die Dörfer gehen und die Leute besuchen. Mit ihnen essen, ihnen schwere innere Lasten nehmen und die seelischen Wunden heilen.

Allerdings greift er mir hier als Product Owner zu stark in die Selbstorganisation des Teams ein. Der Product Owner bestimmt nur WAS geliefert werden soll, nicht aber das WIE. Das müssten wir dann nochmal klären.

Aus meiner Beobachtung würde ich eher dazu tendieren, Herrn von Nazareth die PO-Rolle zu geben. Wir müssten dann aber noch klären, wer der Scrum Master ist. Dazu müsste ich aber mehr Zeit mit dem Team verbringen.

In diesem Sinne wünscht die Redaktion des Teamwork-Blogs allen Leserinnen und Lesern einen schönen Jahresausklang. Allen die Weihnachten feiern, wünschen wir eine gesegnete Zeit. Wir bedanken uns bei unseren Lesern, Kunden, Kollegen und Partnern, mit denen wir in diesem Jahr viel Zeit verbracht und an die wir auch oft gedacht haben. Viele Blogbeiträge sind aus konkreten Situationen heraus entstanden. Ohne Sie wäre hier also nichts los.

P. S.: Aus Blogsicht möchte ich mich ausdrücklich bei Thomas Michl bedanken, der unsere Artikel regelmäßig in seinem Blog erwähnt. Alles Gute Thomas für Dich und Deine Familie.

Kommentare

  1. Lieber Jan,

    danke für deinen Weihnachtsblogpost! :)

    "Wir müssten dann aber noch klären, wer der Scrum Master ist. Dazu müsste ich aber mehr Zeit mit dem Team verbringen."

    Ich freue mich auf's nächste Jahr, wo ich mit Interesse verfolgen werde, wie du DIESE Großgruppe moderieren wirst. Habe keinen Zweifel, dass dir das gelingt. Denn so, wie ich dich kenne, hast du schon das richtige Tool dafür. :)

    Herzlich,
    Edgar


    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie lassen sich Ergebnisse definieren? - Drei Beispiele (WBS, CBP und BDN)

Ich habe schon darüber geschrieben, warum das Definieren von Ergebnissen so wichtig ist. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Projektteams auf die eigentlichen Ziele. Aber was sind eigentlich Projektergebnisse? In diesem Beitrag stelle ich drei Methoden vor, um leichter an Ergebnisse zu kommen.

Teamleitungen gesucht

Was macht Teams erfolgreich? Kann man das lernen? Ab Herbst starten unsere Kurse für aktuelle und künftige Teamleitungen. Jetzt gibt es die Gelegenheit, den Kurs zu testen.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Microsoft Copilot - Notebook, Pages, Agents und mehr

Es tut sich sehr viel an der Copilot Front. Gefühlt entwickelt Microsoft mit aller Kraft die KI-Anwendung weiter. Mit dem letzten Update hat sich die Microsoft-Startseite stark verändert. Hier zeige ich, was sich hinter all den Begrifflichkeiten verbirgt und was davon alltagstauglich ist.

Nachschau zum Lean Coffee-Spezial "Agil einfach machen" (Interaktive Buchvorstellung)

Bei unserem Lean Coffee-Spezial Ende Mai waren wir von Lean Coffee Karlsruhe/Frankfurt Zeugen einer Buchvorstellung, doch nicht nur das – natürlich gab es auch einen nicht unbeträchtlichen Anteil an eigener Aktion, denn bei unseren Spezialterminen ist traditionell „Teilgabe“ angesagt. Das Autorenduo Christian Baron und Janick Oswald zeigte uns, was es mit „Agil einfach machen“ auf sich hat.  

Wenn es mal gerade etwas schwierig bei Kund:innen wird… Zwei Fragen, die uns helfen, unsere Strategie mit unseren Kund:innen abzusprechen.

Seit 2024 organisieren Bob Galen und ich eine Masterclass für agile Coaches. Wir möchten die Ausbildung von agilen Coaches verbessern und ihnen Techniken mitgeben, mit denen sie bei ihren Kund:innen etwas einfacher haben. Bisher haben wir in vier Durchgängen mit jeweils 14 Modulen ungefähr 70 Extraordinarily Badass Agile Coaches ausgebildet (/1/). In diesem Blogpost möchte ich ein paar Erfahrungen und simple Techniken aus der Masterclass teilen, wie wir unsere Strategie besser abstimmen können. Sie beschränken sich nicht auf agiles Coaching – das ist nur das Setting.

Schätzungen sind schätzungsweise überschätzte Schätze

"Wer viel misst, misst viel Mist." Zumindest ist diese Gefahr gegeben. Entweder misst man z. B. Mist, weil man zu früh zu KPIs zur Messung von Ergebnissen greift, oder aber man greift zu den falschen KPIs, die gar nicht das messen, was man wissen möchte. Einst war agiles Arbeiten der alternative Ansatz, aber inzwischen gibt es auch für einige Details dessen, was in Konzernen als "agil" praktiziert wird, einleuchtende alternative Ideen, die bis heute noch nicht so richtig auf die große Bühne vorgedrungen zu sein scheinen. 

Kleine Organisationsveränderungen, die direktes Feedback erzeugen

Große Veränderungen sind in einer Organisation schwer zu messen. Oft liegt zwischen Ursache und Wirkung ein langer Zeitraum, sodass die Umsetzer:innen nicht wissen, was genau gewirkt hat. Hier ist eine Liste mit kleinen Maßnahmen, die schnell etwas zurückmelden.

Wie Agilität den Kundennutzen steigert - Einige Argumente für Berater:innen

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit fragen sich viele, ob agile Beratung noch eine Zukunft hat. Die Antwort liegt in der konsequenten Orientierung am Kundennutzen. Qualität setzt sich durch, wenn sie messbare Verbesserungen bei Umsatz, Kosten und Leistungsfähigkeit bewirkt, anstatt sich in Methoden und zirkulären Fragen zu verlieren. Dieser Artikel zeigt, wie agile Beratung nachhaltige Veränderungen in Unternehmen schafft und warum gerade jetzt gute Berater:innen gebraucht werden, um Organisationen widerstandsfähiger zu machen.