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Wie man Teamarbeit beendet

Aus einer Leserumfrage erreichte uns vor langer Zeit die Frage von Gebhard danach, wie Teams wieder auseinander gehen. Während es viel Lektüre über Team-Building gibt, findet sich nur wenig über das Beenden von Teamarbeit. Aber ich habe etwas dazu gefunden.

Sie kennen sicherlich die vielen Tricks zum Aufbau von tollen Teams. Aber, was passiert eigentlich am Ende eines Projekts. Was passiert, wenn eine Abteilung aufgelöst wird? Eigentlich wäre es gute Praxis, die Zusammenarbeit auch formal zu beenden. Das Abschließen hilft dabei, sich auf neue Aufgaben zu konzentrieren. Es gibt viele Aufnahmerituale und es gibt einige Abschiedsrituale. Meist geht es dabei um einzelne Personen. Aus dem Theater kenne ich Premieren für die erste Vorstellung. Es gibt dort auch die Derniere, also die letzte Vorstellung, die ebenfalls gefeiert wird.

Es gibt etwas von Christopher Avery, der zunächst über Teamwork gebloggt und später seine Blogbeiträge für ein Buch überarbeitet hat /1/. Wenn ein Team aufgelöst wird, sollte es immer einen offiziellen Abschluss geben:
"Beyond the moral and spiritual wounds, unacknowledged endings create craters in productivity. People can't turn their attention and energy towards new goals until they have let go the old." /1, Pos. 777/
Der Autor schlägt folgende fünf Schritte für das Beenden der Zusammenarbeit vor:
  • Erinnern Sie noch einmal an die guten Absichten und Ergebnisse der Zusammenarbeit.
  • Danken Sie Ihren Partnern für verschiedenen guten Gelegenheiten, die Ergebnisse und das Vertrauen.
  • Machen Sie deutlich, dass Sie für sich keine Motivation sehen, weiter Energie in die Zusammenarbeit zu investieren. Das bedeutet nicht, dass Sie sich jetzt gegenseitig schaden wollen.
  • Verhandeln Sie engagiert und fair den Austritt. Kümmern Sie sich darum, wie gemeinsam genutzte Infrastruktur abgebaut wird und wie Zuständigkeiten neu verteilt werden. Bleiben Sie fair und tragen Sie Ihren Anteil der Kosten. Falls Sie Schwierigkeiten erwarten, nutzen Sie die Hilfe eines externen Mediators oder eines neutralen Moderators.
  • Wenn Ihr Partner Schwierigkeiten macht, versuchen Sie immer wieder, die Situation zu entschärfen und gießen Sie kein Öl ins Feuer.
Für mich sind das interessante Schritte. Zunächst zeigt es mir, dass ich nicht warten muss, bis es im Team knallt. Wenn ich vorher schon keinen Sinn mehr in der Zusammenarbeit sehe, kann ich den Austritt aktiv steuern. Das Argument "Ich sehe für mich keinen Sinn mehr" finde ich auch einfacher zu kommunizieren als ein "Ihr seid schuld, dass ...". Da wäre der Ärger vorprogrammiert.

Zudem kann ich den Austritt schon einmal vorbereiten. Ich überlege mir, was alles geregelt werden muss, wie hoch eventuelle Kosten sind und welche Fristen zu beachten sind. Ich kann vorher darüber nachdenken, welche Ängste im Team auftreten könnten und was ich dem Team sagen kann, damit es nicht unruhig wird.

Wie Sie sicherlich wissen, beanspruchen nicht-abgeschlossene Dinge in unserem Kopf mehr Aufmerksamkeit als abgeschlossene (Zeigarnik-Effekt).

Avery schlägt für den Abschluss ein gemeinsames Essen vor, bei dem jeder sich zur Zusammenarbeit äußern kann. Das kennen wir ja von anderen Gelegenheiten. Das machen wir ja auch, wenn einzelne Personen verabschiedet werden. Nun nehmen wir uns einfach als Team Zeit, die Vergangenheit abzuschließen, damit wir uns auf die Zukunft konzentrieren können.

Anmerkungen

  • /1/ Avery, Christopher M.: Teamwork is an Individual Skill : Getting Your Work Done when Sharing Responsibility. San Francisco: Berrett-Koehler Publishers, 2001.

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