Direkt zum Hauptbereich

Persönlichkeitstests im Team – sinnvoll oder doch nur Schubladendenken?

Warum nervt mich das eigentlich so? Ständige Konflikte, endlose Diskussionen, keiner kommt voran. Oft liegt es nicht am Streit selbst, sondern an unseren Unterschieden. Genau das erlebe ich in meinen Projekten. Persönlichkeitstests machen das sichtbar.

Offen gesagt: Ich war lange skeptisch, was Persönlichkeitstests angeht. Für mich klang das immer nach Schubladendenken. Dieses typische: „Du bist halt der Analytiker“ oder „Du bist die Kreative“. Und ich mochte es nie, wenn Menschen so reduziert werden.


Ganz ehrlich: Brauchen wir unter erwachsenen Profis wirklich solche Tests? Müssten wir nicht eigentlich wissen, dass wir unterschiedlich sind – und, dass genau das ein Vorteil ist? Aber dann stand ich in einem Projekt vor einer Situation, in der ich wirklich ratlos war. Die Diskussionen drehten sich im Kreis, Konflikte häuften sich, und egal, was wir probierten – es wurde nicht besser. Also dachte ich: Okay, probieren wir’s doch mal.

Wir arbeiteten mit INSIGHTS MDI® – und was soll ich sagen? Es war, als würde plötzlich jemand das Licht anmachen. Plötzlich ergab alles Sinn. Plötzlich hatten die Konflikte Namen. Der Kollege, der immer sofort loslegen wollte, war der „rote Typ“: zielstrebig, ergebnisorientiert. Die Kollegin, die jedes Detail zehnmal prüfen wollte, war „blau“: analytisch, faktenbasiert. Die, die nie wollte, dass jemand verletzt wird – „grün“: harmoniebedürftig, teamorientiert. Und dann gab’s noch den „gelben Typ“: kreativ, immer voller neuer Ideen, aber manchmal chaotisch.

Das Aha-Erlebnis im Team

Ich erinnere mich noch an einen Moment, der alles verändert hat. Wir hatten eine hitzige Diskussion, weil die einen sofort entscheiden wollten und die anderen „bisher nicht genug Daten“ hatten.

Normalerweise wäre das in Streit ausgeartet. Aber diesmal hat einer gelacht und gesagt: „Okay, das ist jetzt wieder unser roter Blitz gegen unsere blaue Sicherheit.“

Alle mussten lachen – und auf einmal war die Spannung raus. Wir hatten verstanden: Es geht nicht darum, dass einer recht hat. Es geht darum, dass wir unterschiedlich ticken.

Ab da konnten wir viel leichter damit umgehen. Der eine bekam die Zeit, die er brauchte, um Zahlen zu prüfen. Der andere durfte schon mal die nächsten Schritte skizzieren. Und unsere grüne Kollegin war happy, weil sie nicht mehr ständig zwischen den Fronten vermitteln musste.

Persönlichkeitstests als Spiegel – nicht als Stempel

Was ich daraus gelernt habe: Persönlichkeitstests sind keine Schublade. Sie sind ein Spiegel.
Sie zeigen uns, wie wir ticken – wo wir glänzen, wo wir anecken und was wir von den anderen brauchen.

Seitdem nutze ich diese Tests regelmäßig in meinen Projekten. Nicht, um Menschen festzulegen, sondern um Gespräche zu öffnen. Plötzlich verstehen Teams:

  • Warum nervt es mich, dass er immer so schnell entscheidet?

  • Warum fühlt sie sich übergangen, wenn wir spontan was ändern?

  • Warum ist es wertvoll, dass einer so detailverliebt ist?

Und das Spannende: Alle fühlen sich gesehen. Nicht bewertet, sondern verstanden.

Warum das heute wichtiger ist denn je

Die Zeiten, in denen Führung nur hieß: „Mach, was ich sage“, sind vorbei. Heute geht es darum, Menschen in ihrer Vielfalt ernst zu nehmen. Und genau hier helfen Persönlichkeitstests: Sie machen sichtbar, was sonst unsichtbar bleibt – und geben dir als Führungskraft ein Werkzeug, um dein Team wirklich zusammenzubringen.

Denn ein starkes Team entsteht nicht, wenn alle gleich sind. Es entsteht, wenn jeder seine Einzigartigkeit leben darf – und die anderen das verstehen.

Mein Fazit

Ich hätte früher nie gedacht, dass ich das mal sage – aber Persönlichkeitstests sind für mich heute ein echter Gamechanger.

Nicht, weil sie alles erklären. Sondern weil sie Teams eine Sprache geben, um über Unterschiede zu reden, ohne dass es verletzend wird.

Und ganz ehrlich: Wenn ich heute ein neues Projekt starte, freue ich mich fast schon auf den Moment, wenn wir das erste Teamrad ausfüllen. Weil ich weiß: Da steckt oft der Schlüssel zu einer Zusammenarbeit, die nicht nur funktioniert – sondern richtig Spaß macht.

Falls du mehr darüber erfahren möchtest

Wenn dich das Thema interessiert: Ich habe dazu einen kompakten Videokurs zusammengestellt: Startseite - Go Elevate to Success


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Profi-Tools im Windows-Explorer

Haben Sie bei der Urlaubsvertretung sich manches Mal geärgert, wenn Sie Dateien gesucht haben, die ein Teammitglied abgelegt hat? Die Suche im Explorer funktioniert tadellos, aber manchmal sollte man den Suchbegriff noch ein bisschen genauer fassen können. Z.B. mit UND oder ODER oder NICHT... Das geht so einfach, dann man von alleine kaum drauf kommt:

Was macht ein agiles Project Management Office (PMO)?

Was macht eigentlich ein Projektmanagementoffice, insbesondere wenn es auch agile Projekte in der Organisation gibt? Muss man es abschaffen, wenn alle Projekte agil umgesetzt werden? Was machen die Personen, die im PMO tätig sind? Hier ist ein Vorschlag für eine agile Ausgestaltung eines PMO.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

6 Tabletten, mit denen ihr euer SAP-Team jeden Tag gesünder macht

Montagmorgen. Das erste Meeting. Eigentlich sollten alle entspannt aus dem Wochenende kommen. Oder? Nicht wirklich. Freitag war kein guter Tag im Projekt. Die Deadline wurde zum zweiten Mal gerissen. Dementsprechend ist die Stimmung heute … kacke. Keiner will schuld sein. Claudia weiß genau, woran es lag: Peter hat die funktionale Spezifikation nicht früh genug fertig gehabt. Sie konnte demnach nicht früh genug mit der Entwicklung starten. Und Peter sieht die Schuld bei dem anderen Team. Er sei schließlich abhängig von denen gewesen. Und schon geht es los: das „Im-Kreis-der-Rechtfertigungen-drehen“. Statt Lösungen zu finden, wird hier nach noch mehr Problemen gesucht.  Diese Projektsituation habe ich leider schon häufig in SAP-Implementierungsprojekten erlebt. Ich kann das mittlerweile schwer ertragen. In meinen ersten Projekten habe ich, offen gestanden, noch oft gedacht: „Vielleicht müssen wir das Problem noch genauer analysieren.“ Heutzutage sehe ich das ganz anders. Ich habe ke...

Das Ubongo Flow Game

Spiele bieten eine gute Gelegenheit, zeitliche Erfahrungen zu verdichten und gemeinsam zu lernen. Karl Scotland und Sallyann Freudenberg haben im Mai 2014 das Lego Flow Game veröffentlicht. Wir haben die Spielidee übernommen, aber das Spielmaterial gewechselt. Statt Legosteinen benutzen wir Material aus Grzegorz Rejchtmans Ubongo-Spiel. Hier präsentieren wir die Anleitung für das Ubongo Flow Game.

Scrum: eine Zeitleiste der Ideen

Das erste Scrum-Team wurde im Jahr 1993 gegründet. Aber die Ideen dahinter folgen einer längeren Tradition. In diesem Beitrag stelle ich eine Zeitleiste vor.

Kategorien in Outlook - für das Team nutzen

Kennen Sie die Kategorien in Outlook? Nutzen Sie diese? Wenn ja wofür? Wenn ich diese Fragen im Seminar stelle, sehe ich oft hochgezogene Augenbrauen. Kaum jemand weiß, was man eigentlich mit diesen Kategorien machen kann und wofür sie nützlich sind. Dieser Blogartikel stellt sie Ihnen vor.

E-Mails, Fragmentierung der Arbeit – und dann auch noch KI

Die Einführung von KI in die Arbeitswelt wird von zahlreichen Preisungen ihrer Vorteile begleitet. Sind diese realistisch? Ein Blick zurück auf vergangene Phasen der Digitalisierung lässt erkennen, dass versprochene Erleichterungen in der Praxis nicht eintraten. Im Gegenteil nahm die Produktivität bei Wissensarbeitern ab, der Stress nahm zu und wichtige Herausforderungen verschwinden aus dem Blickfeld. – Was könnten juns diese Erfahrungen für unseren Umgang mit KI lehren?

Rebellieren für den Wandel: die 8 Regeln des totalen Stillstandes von Prof. Dr. Peter Kruse

In einem legendärem Vortrag skizzierte Peter Kruse 8 Regeln des totalen Stillstands. Ihm zufolge wurden die Regeln entwickelt, um Managern und Führungskräften dabei zu helfen, Bereiche mit potenziellem Widerstand gegen Veränderungen zu erkennen und Menschen auf strukturierte Weise durch den Veränderungsprozess zu führen.

Outlook-Aufgabenliste: bitte nicht die Aufgaben des ganzen Teams!

Am Tag der Arbeit kommt eine Lösung, nach der ich schon so oft gefragt wurde: Wie schaffe ich es, dass meine Outlook-Aufgabenliste nur meine eigenen Aufgaben anzeigt und nicht auch die E-Mails, die meine Kollegen gekennzeichnet haben oder Aufgaben, die einfach in einem gemeinsamen Postfach stehen?