Bei Scrum arbeiten wir gerne mit Teams, weil die Produktivitätsunterschiede zwischen guten und schlechten Teams um ein bis zwei Größenordnungen höher ist als bei Einzelpersonen. Es ist viel einfacher leistungsfähige Teams aufzubauen, als die Leistungsfähigkeit einer Organisation durch das Coachen von Einzelpersonen zu erhöhen. Aber auch wenn Menschen zur gleichen Zeit am gleichen Ergebnis arbeiten, heißt es nicht, dass dies ein Team ist. Und das kann man leicht erkennen.
Im Team fühlen sich alle für das Ergebnis verantwortlich
Wir drängen bei neuen Teams darauf, dass wir alle Kompetenzen im Team haben, die wir brauchen, um aus Kundensicht etwas abzuschließen. Manchmal gelingt mir das sogar.
Es gibt bestimmte Situationen, an denen man erkennt, ob die Gruppe schon ein Team ist, oder nicht.
Situation 1: jemand kommt nach dem Sprint Planning und beschwert sich, dass es in diesem Sprint ja gar nichts für ihn zu tun gäbe.
Situation 2: im Sprint Planning oder im Sprint Review redet eine Person. Die anderen sind geistig abwesend, weil gerade nicht über ihre Themen gesprochen wird. Die Denkweise scheint zu sein: „Damit kenne ich mich nicht aus oder das ist nicht mein Fachgebiet. Also muss ich auch nicht zuhören, weil ich eh nichts beitragen kann.“
Situation 3: Im Sprint fällt eine Person, z. B. die Testerin aus. Im Sprint Review können nicht alle Ergebnisse vorgestellt werden, weil nicht alles getestet wurde.
Alle drei Situationen zeigen, dass die Gruppe noch kein Team ist. Team sein bedeutet, dass alle sich für das Ergebnis verantwortlich fühlen. Wir können froh sein, wenn es etwas für uns zu tun gibt. Aber wenn nicht, müssen wir Dinge tun, die auch außerhalb unserer Expertise liegen. Natürlich bin ich froh, wenn jemand gut testen kann. Aber wenn diese Person ausfällt, muss ich beim Testen mithelfen. Ich darf mich nicht herausreden, wenn die Testerin fehlt. Wir sind als Team für getestete Ergebnisse verantwortlich.
Ich habe mir angewöhnt, beim Planning und beim Review gut aufzupassen. Ich weiß, dass ich zur Not einspringen oder Unterstützung organisieren muss.
Wie wird man zum Team?
Zu Beginn der gemeinsamen Arbeit frage ich bewusst nach, ob jeder im Team dabei mithelfen will, dass wir die vereinbarten Ziele erreichen. Jeder sollte das Recht haben, sich bewusst dafür oder dagegen zu entscheiden.
Wenn die Teammitglieder zugestimmt haben, frage ich weiter, ob sie sich der Konsequenzen bewusst sind und ob sie diese tragen wollen. Konsequenzen könnten sein:
- Jeder bringt sich mit seiner Zeit ein und macht nichts anderes.
- Jeder verpflichtet sich zur Mithilfe, auch wenn es nicht die eigene Expertise ist.
Vielleicht gibt es ja noch weitere explizite Teamvereinbarungen. Ich bitte die Scrum Master, auf diese Vereinbarungen zu achten. Sie sollen das Team darauf aufmerksam machen, wenn sie Abweichungen beobachten. Manchmal muss man die Teamarbeit wiederholt einfordern. Die alten Gewohnheiten legt man nicht so schnell ab.
Die gemeinsame Zeit und die gemeinsame Arbeit tragen zum Teamgefühl bei.
Wie trage ich außerhalb meiner Fachkompetenz zum Erfolg bei?
Das ist eine häufige Frage. In den Bereichen, in denen ich unterwegs bin, haben die meisten Menschen eine langjährige und breite Ausbildung hinter sich. Sie können sich also sehr wohl einbringen. Es ist natürlich etwas ungewohnt, Dinge zu tun, die wir sonst nicht machen. Wir haben uns sehr an unser Spezialistentum gewöhnt.
Bei neuen Dingen ist man vielleicht etwas ängstlich oder vorsichtig. In solchen Situationen helfen sich die Teammitglieder gegenseitig. Sie ermuntern sich, neue Dinge zu wagen. Sie nehmen sich Zeit für Ausbildung und Pair Programming.
Was ist, wenn die Einarbeitung wirklich unsinnig oder unwirtschaftlich ist? Ich frage dann nach, was diese Person im Sprint beitragen kann, damit das Team seine Ziele erreicht. Sie kann anderen helfen. Sie kann Dinge aufräumen oder verbessern. Sie kann sich in neue Dinge arbeiten oder im Pair Programming mit den Experten an Ergebnissen arbeiten. Sie kann andere davon abhalten, das Team bei der Arbeit zu stören. Pair Programming ist eine sehr schöne Technik, Wissen zu teilen und voneinander zu lernen.
Wie funktioniert Pair Programming?
Pair Programming bezeichnet eine Technik, bei der zwei Leute gemeinsam eine Aufgabe lösen. Dabei fängt eine Person an zu arbeiten. Die andere schaut zu, beantwortet eventuell Fragen oder stellt Fragen. Nach 5 Minuten wechseln Tastatur und Maus und die andere Person setzt die Arbeit fort. Sie darf dabei alles bisherige ändern.
Wolf hat eine Anleitung im FAV-Blog dazu veröffentlicht: https://agile-verwaltung.org/2019/08/29/aus-der-agilen-methodenkiste-pair-working-pair-writing/. In der Wikipedia gibt es auch Hinweise zum Stichwwort Paarprogrammierung. Die Technik stammt zwar aus der Softwareentwicklung. Sie eignet sich aber auch gut, um Texte zu erstellen oder andere Dinge gemeinsam abzuschließen.
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