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(Fr)Agile Earth Action, Termin 3 - eine Nachschau

Am vergangenen Freitag fand der dritte Teil der von einem kleinen ehrenamtlichen Team ins Leben gerufenen deutschlandweiten Open Space-Konferenz-Serie "(Fr)Agile Earth Action" zu den Themen Klimaschutz und Agilität statt. Trotz nicht unerheblicher No-Show-Rate wurde dieser Termin aus unserer Sicht ein Erfolg, der uns die Energie gibt, weitere Teile der Konferenz zu planen.

 

Getreu dem Open-Space-Motto "wer auch immer kommt - es sind die richtigen Leute" starteten wir um acht Uhr morgens gemeinsam den Tag. Als niedrigschwelliges Kollaborationstool verwendeten wir wieder ein Google Presentations-Doc, das sich auch in den beiden Teilen zuvor bewährt hatte.

Wir gönnten uns eine sehr kurze Vorstellungsrunde und sammelten anschließend Themen, für die im Lean-Coffee-Format gestimmt werden konnte. Der "Marktplatz" war so kompakt, dass wir entschieden, sämtliche Themen gemeinsam im Hauptraum von Zoom zu besprechen. Auf diese Weise konnte jede/r Teilnehmende die gesamte Fülle an Themen mit nach Hause nehmen. Ein Organisator bekannte, an diesem Tag zunöchst mit schlechter Stimmung aufgestanden zu sein. Diese habe sich aber in dem Moment verflüchtigt, als er auf den Veranstaltungs-Link geklickt habe, und im weiteren Verlauf sei die Konferenz wie ein "inneres Blumenpflücken" gewesen.

Ein Streifzug durch die Themen

Hier einige Beispiele aus dem bunten Strauß an Themen: Von der Einführung von Nachhaltigkeit in Entwicklungsteams zur Reduktion von CO2 (als erstes Ziel) über ein gemeinames Spiel zu "Circular Economy" und eine Diskussion darüber, dass der Kapitalismus abgeschafft werden müsse, um in Sachen Klimaschutz wirklich voranzukommen. Auch der World Economic Forum-Risikoreport spielte eine Rolle, konkrete Ansätze für mehr Klimaschutz und auf welcher Ebene sie ansetzen müssten, wurden disutiert, und am Schluss durften wir noch wertvolle konkrete Hinweise für unsere eigene Konferenzplanung mitnehmen. Wir hatten als ein Thema die Frage in den Raum gestellt, wie es wohl gelingen könne, mehr Firmen, die erst die ersten Schritte auf ihrem Weg in Richtung Klimaschutz gehen, für unser Anliegen zu gewinnen. Die "Schwarmintelligenz" der Veranstaltung gab uns eine Antwort.

Circular Economy

Man stelle sich vor, eine Imkerin stellt ihren Bienenstock auf das Dach eines lokalen Supermarktes. Der Supermarkt kann sich dadurch einen Marketing-Anstrich als "ökologisch(er)" geben und obendrein die Produkte aus der Produktion der Biene vertreiben (Honig, Honigbonbons, Kosmetikprodukte mit Honig, Bienenwachskerzen,...). Auch weitere Produktabnehmer sind denkbar, beispielsweise Francesco mit seiner Gelateria, dem in seinem Sortiment noch ein biologisch hergestelltes Honig-Eis fehlt. Die "Circular Economy Initiative" (https://www.circular-economy-initiative.de/) hat das Strategiespiel entwickelt, das für mittelständische Unternehmen konzipiert wurde. Aus der Beschreibung auf der eigenen Website: "Das Konzept der Circular Economy hat das Potenzial, einen systemischen Wandel anzuleiten, der uns als Gesellschaft dazu befähigt, innerhalb unserer planetaren Grenzen zu wirtschaften - mit positiven Auswirkungen auf Klima-, Umwelt- und Artenschutz.(...)"

Kapitalismus abschaffen, um Klimaschutz wirkungsvoll voranzutreiben

Könnte man nicht, müsste man nicht Marktwirtschaft und Kapitalismus entkoppeln? Ein kleines Rechenbeispiel des Themengebers zeigte eine Verknüpfung auf, an der man nicht vorbeisehen kann. Es war die Rede von einem Wachstum von 2% pro Jahr als Ausgleich für Rationalisierungen. Dieses ist aber beispielsweise im Gesundheitssektor nicht erreichbar. (Jemand wies noch darauf hin, dass es eine Dichotomie bei Rationalisierungen gibt: technik-orientierte Rationalisierung und “soziale Rationalisierung”, z. B. nur noch durchschnittlich vier Minuten Zeit für bestimmte Versorgungsleistungen für Patient:innen). 

Liebling, ich habe den Automobilsektor geschrumpft

Selbst durch eine gedanklich angenommene Schrumpfung westlicher Industrien um z. B. 2% würde das System durch einen Teufelskreis binnen kurzer Zeit zusammenbrechen. Man denke allein an eine Schrumpfung des Automobilsektors... in der Veranstaltung sahen einige das Bild von bürgerkriegsähnlichen Zuständen vorm geistigen Auge. Man müsste, so der Gesprächsverlauf, Marktwirtschaft beibehalten (d. h. zwischen unabhängigen Unternehmen, die miteinander wetteifern), aber den Kapitalismus abschaffen. Natürlich erörterten wir auch, wie wir überhaupt erst in die missliche Lage geraten sind, uns einem steten Zwang zum Wachstum beugen zu müssen. Wer mehr dazu wissen möchte, beobachtet unseren LinkedIn-Accout, auf dem wir in der nächsten Zeit ausgewählte Diskussionen der Konferenz im Detail vorstellen werden.

Von Zeitspenden und steten Tropfen

Bemerkenswert war, dass einige Themengeber:innen in ihren begleitenden Folien Literaturtipps zeigten, die schon mehrere Jahrzehnte alt, aber deren Inhalte aktueller denn je (und noch immer un-umgesetzt) sind. Ein Beweis dafür, dass steter Tropfen notwendig ist, um den Stein zu höhlen. Dafür braucht es allerdings Zeit, und es entspann sich auch an verschiedenen Stellen in den Gesprächen eine teils philosophische Diskussion über das Thema "Zeit". Ein Teilnehmer berichtete uns, dass er einmal eine offizielle "Zeitspende" entrichtet habe, die einige Stunden umfasste. An diesem Tag, so erkannten wir, entrichtete er eine weitere Zeitspende für unsere Veranstaltung, deren offizieller Nachweis von ihm folgendermaßen gestaltet wurde:

Die Diskussionen waren, wie wir es gewöhnt (= verwöhnt) sind, lebhaft und vielschichtig, und wir sammelten bereits während der Konferenz die Ergebnisse pro Thema, um sie - nach altem Brauch - im Nachgang als Ressourcen zur Verfügung stellen zu können.

Wer also die Veranstaltung verpasst hat, aber gerne wissen möchte, was wir im Detail diskutiert haben und welche Ergebnisse dabei zustande kamen, wende sich bitte an eine/n von uns Organisator:innen.

Wir Organisator:innen sind froh, diesen dritten Teil der Konferenz zusammen mit unseren Gästen durchgeführt zu haben, und wenn auch noch ein weiter Weg als Konferenz-Anbieter:innen vor uns liegt, so wissen wir doch auch nach dem dritten Teil wieder, warum wir das alles machen. Wenn Ihr das auch wissen wollt, seid einfach beim nächsten Mal dabei!





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