Direkt zum Hauptbereich

Die Szenarioplaner von Shell

Seit Jahrzehnten benutzt Shell Szenarien als Management-Tool und organisatorisches Lernwerkzeug. Verschiedene ehemalige Planer haben Einblick gegeben in die Erfolge und Misserfolge ihrer Arbeit bei Shell.


Die Kunst des Weitblicks


Eines der bekanntesten Bücher über die Szenariotechnik ist "The Art of the Long View" von Peter Schwartz./1/ (Laut Google Scholar wird das Buch über 4000mal zitiert!) Schwartz leitete in den 1980er Jahren die Planungsabteilung bei Royal Dutch/Shell. In seinem Buch erklärt er anschaulich, wie und wozu Szenarien entwickelt werden: als "Mythen" über die Zukunft. Schwartz beschreibt, wie man vorgeht und gibt Tipps zur Erzählweise von Szenarien (die so genannten Plots).

Schwartz hat als Berater viele interessante Firmen begleitet. Darunter auch mehrere Filmproduzenten. Beim Handelsblatt gibt es eine kurze Biografie, aus der auch zu entnehmen ist, welche Filme Zukunftselemente von Peter Schwartz enthalten.

Hier ein einen aktueller Vortrag von Peter Schwartz zu Zukunft der Mobilität.


Die Kunst des strategischen Gesprächs

Kees van der Heijden betont in seinem Buch "Scenarios: The Art of Strategic Conversation" die Wichtigkeit der langfristigen Planung. Ein Unternehmen braucht kein perfektes Wissen über die Zukunft, um erfolgreich zu sein. Viel wichtiger sind die institutionalen Fähigkeiten, Veränderungen in der Außenwelt wahrzunehmen und sich anzupassen. Dabei ist ein Unternehmen erfolgreicher, wenn es schneller wahrnehmen und handeln kann als die Konkurrenz.

Über Kees van der Heijden lässt sich im Netz leider wenig recherchieren. Er war jedoch schon lange bei Shell bevor er 1988 die Leitung des Szenarioteams übernahm (bis 1991)./3, Abschnitt Moving Closer to the Business/

Die lebendige Firma

Arie de Geus ist ein weiterer wichtiger Planer. Er war von 1951 bis 1980 bei Shell. Ihn hat interessiert, wie eine Organisation als ganzes lernt. Sein Buch "The Living Company" fasst die Erkenntnisse aus der Beobachtung von sehr alten Firmen (300 Jahre+) zusammen./4/ Wahrnehmung und Szenarien spielen dabei eine wichtige Rolle. Die Kurzversion gibt es als Artikel beim Harvard Business Review.

Wer tiefer in die Szenarienplanung einsteigen will, findet in diesen Büchern gute Anleitungen und Geschichten aus der Praxis.

Brauchen wir denn heute noch Szenarien? Ist das nicht nur etwas für große Unternehmen? Im nächsten Beitrag gibt es ein Beispiel von einem kleinen Verein, der Szenarien aus ganz anderer Motivation heraus entwickelt hat.

Literatur

  • /1/ Schwartz, Peter. The art of the long view: planning for the future in an uncertain world. Currency, 2012.
  • /2/ Van der Heijden, Kees. Scenarios: the art of strategic conversation. John Wiley & Sons, 2011.
  • /3/ Wilkinson, Angela, and Roland Kupers. The essence of scenarios: learning from the Shell experience. Amsterdam University Press, 2015.
  • /4/ De Geus, Arie. The living company. Harvard Business Press, 2002. 
  • /5/ Arie, DE GEUS. "The living company." Harvard Business Review (1997): 51-59.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie lassen sich Ergebnisse definieren? - Drei Beispiele (WBS, CBP und BDN)

Ich habe schon darüber geschrieben, warum das Definieren von Ergebnissen so wichtig ist. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Projektteams auf die eigentlichen Ziele. Aber was sind eigentlich Projektergebnisse? In diesem Beitrag stelle ich drei Methoden vor, um leichter an Ergebnisse zu kommen.

Teamleitungen gesucht

Was macht Teams erfolgreich? Kann man das lernen? Ab Herbst starten unsere Kurse für aktuelle und künftige Teamleitungen. Jetzt gibt es die Gelegenheit, den Kurs zu testen.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Microsoft Copilot - Notebook, Pages, Agents und mehr

Es tut sich sehr viel an der Copilot Front. Gefühlt entwickelt Microsoft mit aller Kraft die KI-Anwendung weiter. Mit dem letzten Update hat sich die Microsoft-Startseite stark verändert. Hier zeige ich, was sich hinter all den Begrifflichkeiten verbirgt und was davon alltagstauglich ist.

Nachschau zum Lean Coffee-Spezial "Agil einfach machen" (Interaktive Buchvorstellung)

Bei unserem Lean Coffee-Spezial Ende Mai waren wir von Lean Coffee Karlsruhe/Frankfurt Zeugen einer Buchvorstellung, doch nicht nur das – natürlich gab es auch einen nicht unbeträchtlichen Anteil an eigener Aktion, denn bei unseren Spezialterminen ist traditionell „Teilgabe“ angesagt. Das Autorenduo Christian Baron und Janick Oswald zeigte uns, was es mit „Agil einfach machen“ auf sich hat.  

Wenn es mal gerade etwas schwierig bei Kund:innen wird… Zwei Fragen, die uns helfen, unsere Strategie mit unseren Kund:innen abzusprechen.

Seit 2024 organisieren Bob Galen und ich eine Masterclass für agile Coaches. Wir möchten die Ausbildung von agilen Coaches verbessern und ihnen Techniken mitgeben, mit denen sie bei ihren Kund:innen etwas einfacher haben. Bisher haben wir in vier Durchgängen mit jeweils 14 Modulen ungefähr 70 Extraordinarily Badass Agile Coaches ausgebildet (/1/). In diesem Blogpost möchte ich ein paar Erfahrungen und simple Techniken aus der Masterclass teilen, wie wir unsere Strategie besser abstimmen können. Sie beschränken sich nicht auf agiles Coaching – das ist nur das Setting.

Schätzungen sind schätzungsweise überschätzte Schätze

"Wer viel misst, misst viel Mist." Zumindest ist diese Gefahr gegeben. Entweder misst man z. B. Mist, weil man zu früh zu KPIs zur Messung von Ergebnissen greift, oder aber man greift zu den falschen KPIs, die gar nicht das messen, was man wissen möchte. Einst war agiles Arbeiten der alternative Ansatz, aber inzwischen gibt es auch für einige Details dessen, was in Konzernen als "agil" praktiziert wird, einleuchtende alternative Ideen, die bis heute noch nicht so richtig auf die große Bühne vorgedrungen zu sein scheinen. 

Kleine Organisationsveränderungen, die direktes Feedback erzeugen

Große Veränderungen sind in einer Organisation schwer zu messen. Oft liegt zwischen Ursache und Wirkung ein langer Zeitraum, sodass die Umsetzer:innen nicht wissen, was genau gewirkt hat. Hier ist eine Liste mit kleinen Maßnahmen, die schnell etwas zurückmelden.

Wie Agilität den Kundennutzen steigert - Einige Argumente für Berater:innen

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit fragen sich viele, ob agile Beratung noch eine Zukunft hat. Die Antwort liegt in der konsequenten Orientierung am Kundennutzen. Qualität setzt sich durch, wenn sie messbare Verbesserungen bei Umsatz, Kosten und Leistungsfähigkeit bewirkt, anstatt sich in Methoden und zirkulären Fragen zu verlieren. Dieser Artikel zeigt, wie agile Beratung nachhaltige Veränderungen in Unternehmen schafft und warum gerade jetzt gute Berater:innen gebraucht werden, um Organisationen widerstandsfähiger zu machen.