Direkt zum Hauptbereich

Die gemeinsame Ablage spart Zeit im Team - Ein Rechenbeispiel

Warum hacken wir im Teamwork-Blog eigentlich immer so auf der gemeinsamen und strukturierten Ablage herum? Ist eine Ablage wirklich zeitgemäß? Es gibt doch SharePoint, Google und Co? Wir finden schon.

Wolf und ich (Jan) geben gern Seminare zum Thema "Prozessorientierte Ablage". Am Ende eines solchen Seminars kommen Leute zu uns und loben uns dafür, wie wir "ein so langweiliges Thema mit so viel Energie vertreten" können. Natürlich freue ich mich über solch ein Lob und ich werde gleich ein paar Zentimeter größer. Aber es zeigt auch, wie stark das Thema Ablage doch unterschätzt wird.

Das Werkzeug "Ablage" wirkt vielleicht etwas unsexy. Aber es ist das einzige, dass für alle Geräte verfügbar ist und dass alle Anwender einigermaßen kennen. Sie brauchen keine weitere Software. Nun, es geht mir weniger um das Tool, sondern vielmehr um die Art unserer Zusammenarbeit. Elektronische Dokumente sind Ausgangsstoff, Spur und Ergebnisse unserer Arbeit.

Wenn das, was wir zur Arbeit brauchen, über viele Posteingangskörbe und Systeme verteilt ist, entstehen Wartezeiten. Wenn wir keine gemeinsame Ablage haben, müssen wir warten, bis wir Zugriff auf ein Dokument bekommen. Haben Sie mal überlegt, wie lang Bearbeitungs- und Wartezeiten für einen Ihrer Vorgänge wirklich sind?

In den meisten Fällen wartet ein Vorgang 90% der Zeit auf Erledigung

Es gibt verschiedene Untersuchungen. Eine besagt, dass für die meisten Dienstleistungsvorgänge die reine Bearbeitungszeit nur 10% der Gesamtdauer ist (/1, S. 36/). Oder anders ausgedrückt, eine Aufgabe, für die Sie 20 Minuten brauchen, wartet nach Beginn 3 Stunden auf ihre Erledigung.

Diese Wartezeiten haben wir oft nicht im Blick. Wir wollen etwas schnell erledigen und stellen fest, dass noch wichtige Informationen fehlen. Das können unterschiedliche Informationen sein:
  • Uns fehlen Daten oder Wissen zur Weiterbearbeitung.
  • Uns fehlen Informationen zur erwarteten Qualität. Wie genau soll das Ergebnis aussehen? Wie viel Arbeit können wir investieren?
  • Uns fehlen Prozessdokumente wie Checklisten oder Vorlagen, die den Prozess schneller machen. Zudem helfen sie uns, weniger Fehler zu machen.
Wir versuchen, den Kollegen zu erreichen, der diese Informationen hat. Vielleicht ist er gerade nicht erreichbar. Vielleicht muss er sie selbst anfordern oder suchen. Jetzt beginnt die Wartezeit und wir geraten in Stress, weil wir einen festen Endtermin haben.

Mit einer gemeinsamen und strukturierten Ablage hätten wir die Informationen sofort im Zugriff gehabt.

So schenken Sie sich 10 Arbeitstage

Machen wir uns die Wartezeit einmal bewusst.

Nehmen wir folgende Dinge an:
  • Sie arbeiten 200 Arbeitstage im Jahr. 30% von der Zeit sind Sie mit der Bearbeitung von Serviceaufträgen beschäftigt (60 Tage).
  • Die Prozesseffizienz beträgt 10%. Somit beträgt die tatsächliche Bearbeitungszeit für die verschiedenen Vorgänge 6 Tage (10% von 60 Tagen). Das macht eine Wartezeit von 54 Tagen (60 Tage - 6 Tage).
Nehmen wir weiter an, wir könnten durch eine gemeinsame Ablage die Effizienz von 10 auf 12% erhöhen.
  • Da die tatsächliche Bearbeitungszeit gleich bleibt, reduziert sich die Wartezeit. 
  • 6 Tage entsprechen 12%. Die gesamte Bearbeitungszeit sind damit 50 Tage (6/12*100).
  • Die Wartezeit sind jetzt 50 - 6 = 44 Tage.
Zeitersparnis sind 10 Arbeitstage (54 Tage - 44 Tage). Abb. 1 zeigt die Zahlen noch einmal im Überblick.

Abb. 1: Zeitgewinn
Das sind 10 Tage, die Sie durch eine gemeinsame Ablage und Absprachen im Team gewinnen. Sie brauchen nicht auf andere Personen warten. Sie können das im Team klären. Deswegen ist Wolf und mir das Thema "Ablage" so wichtig.

Anmerkungen

  • /1/ George, Michael L.: Lean Six Sigma for Service : How to Use Lean Speed and Six Sigma Quality to Improve Services and Transactions. Messina, Virginia: McGraw-Hill Professional, 2003

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wofür braucht man einen Aktenplan?

Es muss im Jahr 2000 gewesen sein. In meinem Job hatte ich ein breites Feld an Aufgaben und ich wollte den Überblick behalten. Ich kannte mich schon mit verschiedenen Zeitmanagementsystemen aus. Aber mein Schreibtisch und meine elektronische Ablage wurden immer unübersichtlicher. Wer könnte noch ein Problem in der Ablage haben? Die Lösung fand ich in einem Handbuch für Sekretärinnen: einen Aktenplan. Ohne ihn wäre mein Leben anders verlaufen.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Transparenz als Schlüssel zum Erfolg: 20 Reflexionsfragen für moderne Organisationen

Transparenz ist das Herzstück erfolgreicher Teams. Sie schafft Vertrauen und fördert Zusammenarbeit. Wenn alle Zugang zu den notwendigen Informationen haben, können sie fundierte Entscheidungen treffen und gemeinsam Lösungen erarbeiten. Dies führt zu höherer Effizienz, schnelleren Entscheidungsprozessen und besseren Arbeitsergebnissen. Transparenz ist mehr als ein Schlagwort – es gilt, sie greifbar zu machen, ein gemeinsames Verständnis davon zu entwickeln und es in die Praxis umzusetzen. Wie das gelingt und welche Vorteile es für Euer Team und Eure Organisation bringt, erkunden wir im Folgenden.

Rebellieren für den Wandel: die 8 Regeln des totalen Stillstandes von Prof. Dr. Peter Kruse

In einem legendärem Vortrag skizzierte Peter Kruse 8 Regeln des totalen Stillstands. Ihm zufolge wurden die Regeln entwickelt, um Managern und Führungskräften dabei zu helfen, Bereiche mit potenziellem Widerstand gegen Veränderungen zu erkennen und Menschen auf strukturierte Weise durch den Veränderungsprozess zu führen.

Remote Energizer – Frische Energie für Online-Meetings (Teil 1)

Remote Meetings können anstrengend sein – müde Augen, sinkende Konzentration und ein angespanntes Team. Aber keine Sorge: Mit den richtigen Energizern bringst du Schwung und Motivation in jede Online-Session! In diesem ersten Teil zeige ich dir vier Übungen, die schnell für gute Laune sorgen und deinen Meetings neuen Schwung verleihen.

Der Call for Workshops für den Scrum Day 2025 ist geöffnet

Der persönliche Austausch auf einer Konferenz hilft beim Lösen der eigenen Probleme im Unternehmen. Hier sind ein paar Vorschläge aus der Community für den nächsten Scrum Day. Ihr könnt jetzt Vorschläge für das Programm einreichen.

Wenn dein Team die Anforderungen blockt: 12 Tipps für Product Owner*innen

Liebe Product Owners, wir müssen reden. Schon wieder eine Anforderung, die im Nirgendwo landet? Zeit, das Ganze anders anzugehen. Ihr kennt das Spiel: Anforderungen sind ausgearbeitet, und doch läuft es im Team holprig. Was fehlt? Oft sind es Klarheit, realistische Erwartungen und ein bisschen Fingerspitzengefühl. Doch keine Sorge! Mit ein paar praktischen Tipps könnt ihr Missverständnisse vermeiden, Blockaden umgehen und den Entwicklungsprozess so richtig in Fahrt bringen – natürlich in Zusammenarbeit mit eurem Scrum Master. Hier sind zwölf Regeln, die euch helfen, das Team auf Kurs zu bringen und das Chaos in produktive Zusammenarbeit zu verwandeln. Wir zeigen dabei auch, wo der Scrum Master unterstützen kann, damit ihr eure Rolle als Product Owner noch besser erfüllen könnt. Häufige Stolperfallen: Warum Anforderungen oft scheitern Bevor wir ins Eingemachte gehen, kurz zu den typischen Stolperfallen. „Klare Anforderungen“? Klingt gut, scheitert aber sehr häufig an der realen Praxis. ...

Kategorien in Outlook - für das Team nutzen

Kennen Sie die Kategorien in Outlook? Nutzen Sie diese? Wenn ja wofür? Wenn ich diese Fragen im Seminar stelle, sehe ich oft hochgezogene Augenbrauen. Kaum jemand weiß, was man eigentlich mit diesen Kategorien machen kann und wofür sie nützlich sind. Dieser Blogartikel stellt sie Ihnen vor.

Die Stimmung in Deinem Team drehen? So wird’s gemacht.

Oder ähnlich. Mir gefiel der Titel. Vor ein paar Tagen hat mich jemand angesprochen und von einem, wohl etwas frustrierenden, virtuellen Teammeeting erzählt. Die Teammitglieder zogen lange Gesichter, schauten grimmig in ihre Kameras. Ich habe mich dann gefragt, was ich tun würde, wenn ich in so einer Situation wäre. In diesem Blogpost beschreibe ich ein paar Tipps mit denen Du die Stimmung in Deinem Team (und Deine eigene) verbessern kannst.

Zu viel zu tun? Planen Sie Ihre ideale Woche

Wir hören immer wieder, dass Teams zu viel zu tun haben. Aber woher wissen wir eigentlich, was zu viel genau bedeutet? Hier ist ein ungewöhnlicher Tipp: Treffen Sie Annahmen über eine gute Menge. Planen Sie eine ideale Woche.