Direkt zum Hauptbereich

Der schwierigste Mitarbeiter ...

... bin ich selbst. Was kann ich dagegen tun?

Hinweis: Am 18.-19.09.2018 findet in Karlsruhe unser Seminar zum Aufsetzen von Scrum-Projekten statt. Mehr auf der Webseite von CST.

Der dienende Anführer

Robert Greenleaf hat vor Jahren ein Essay mit dem Titel „The Servant as Leader“ veröffentlicht /1/. Ziemlich zum Ende schreibt er, dass der dienende Anführer Lösungsmöglichkeiten zu Problemen nicht bei den anderen, sondern bei sich sucht. Weiter fragt er, welche Feinde den Fortschritt in der Gesellschaft behindern? Natürlich wäre es leicht, ohne dumme oder böse Menschen auszukommen. Aber selbst, wenn man sie loswerden könnte, wären nach kurzer Zeit neue von der Sorte da. Die tatsächlichen Feinde, schreibt Greenleaf weiter, seien das unklare Denken der guten, intelligenten, kräftigen Leute, ihr Versäumnis zu führen und den dienenden Anführern zu folgen.

Ähnliche Weisheiten findet man auch bei anderen Autoren (z. B. bei Stephen Covey). Aber was mache ich, wenn mein Kunde, der Mitarbeiter, der Kursteilnehmer es einfach nicht kapiert?

Was nehme ich wahr?


Greenleaf schreibt, dass ein guter Anführer eine gute und weite Wahrnehmung hat. Er ist nicht auf ein Problem allein fixiert.

Ich nehme eine Situation aus meinen Workshops. Irgendjemand leistet Widerworte und will meiner Beschreibung einer schönen neuen Welt einfach nicht folgen. Ich reagiere ärgerlich. Ich reagiere körperlich. Meine Wahrnehmung verengt sich.

Der erste Schritt ist die Selbstwahrnehmung: was passiert gerade mit mir? Kann ich das artikulieren? Kann ich mich selbst beobachten?

Um das Interesse meines Reptiliengehirns abzulenken, brauche ich etwas Zeit (2. Schritt) /2/.

Ich glaube, ich habe es zuerst bei Sandra Janoff und Marvin Weisbord gelesen: wenn jemand Ärger macht, haben sie zuerst die Gruppe gefragt, ob es noch jemand so gehe. Sie wollten, dass die Person, die aufbegehrt, nicht das Gefühl hat, allein zu sein /3, S. 149/.

W. Miller und S. Rollnick sprechen vom Korrekturreflex bei Therapeuten /4, Kap. 1/. Der dritte Schritt ist für mich, diesen Reflex zu unterbrechen. Warum muss ich hier eine Lösung parat haben?

Nun bin ich offen für die Gruppe: Was können wir jetzt tun? Was brauchen wir als Gruppe, damit es uns allen gut geht?

Was ist meine Aufgabe?


C. R. Dooley schrieb einmal: "wenn der Arbeiter nicht gelernt hat, hat der Ausbilder nicht gelehrt" /5, S. 10/. Analog kann man sagen: wenn der Mitarbeiter nicht folgt, hat der Vorgesetzte nicht geführt. Wenn ich mich über das Unvermögen der anderen aufrege, sollte ich mich fragen, ob ich wirklich alles Nötige getan habe?

Der schwierigste Mitarbeiter bin ich selbst. Leider. Aber bei mir selbst kann ich auch einfacher damit anfangen, Dinge zu verändern.

Hinweis: Am 18.-19.09.2018 findet in Karlsruhe unser Seminar zum Aufsetzen von Scrum-Projekten statt. Mehr auf der Webseite von CST.

Anmerkungen

  • /1/ Greenleaf, Robert K.: The Servant as Leader. : Greenleaf Center for Servant Leadership, 2008.
  • /2/ David Rock beschreibt ganz viele Reaktionen unseres Gehirns, das ständig versucht ist, Sicherheit für uns herzustellen. Siehe Rock, David: Brain at Work : Intelligenter arbeiten, mehr erreichen. Frankfurt am Main: Campus Verlag, 2011.
  • /3/ Weisbord, Marvin; Janoff, Sandra: Future Search : Getting the Whole System in the Room for Vision, Commitment, and Action. 3rd Edition. San Francisco: Berrett-Koehler Publishers, 2010.
  • /4/ Miller, William R. ; Rollnick, Stephen: Motivierende Gesprächsführung : Motivational Interviewing: 3. Auflage des Standardwerks in Deutsch. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag, 2015.
  • /5/War Manpower Commission, Training Within Industry Service: Job Instruction, Sessions Outline and Reference Material, Washington D. C., 1944

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Agile Sternbilder: Die Entdeckung kosmischer Agilitäts-Superkräfte

Hast du dich je gefragt, ob dein Sternzeichen deine Fähigkeiten in einer agilen Arbeitsumgebung beeinflusst? In diesem Blogpost tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Astrologie und ihre mögliche Verbindung zu modernen Arbeitsweisen. Entdecke, wie die Sterne deine agilen Stärken prägen könnten. Ob überzeugter Agilist oder neugieriger Sternzeichenliebhaber – dieser Artikel kann dir neue Perspektiven eröffnen und vielleicht sogar dein nächstes Teamprojekt inspirieren!

Den passenden Job finden

Hier teile ich, wie ich daran arbeite, endlich den richtigen Job zu finden. Kleingedrucktes: Dieser Artikel richtet sich (natürlich) an jene, die gerade in der luxuriösen Position sind, dass sie nicht jedes Angebot annehmen müssen. Anstatt von Engagement zu Engagement zu hetzen und frustriert zu sein über Konzernstrukturen, fehlende Ausrichtung und die Erkenntnis, dass in einem selbst beständig die Hintergrundfrage nagt, ob es das ist, womit man seine immer knapper werdende Lebenszeit wirklich verbringen möchte, gibt es manchmal auch die Möglichkeit, die nächste berufliche Station etwas nachhaltiger auszusuchen - auch, um tatsächlich (etwas) mehr beitragen zu können.

Die Microsoft Teams-Not-To-Do-Liste

Viele hoffen, dass es  für die Einrichtung von Microsoft Teams  den Königsweg gibt, den perfekten Plan – doch den gibt es leider (oder glücklicherweise?) nicht. Genauso wenig, wie es jemals einen Masterplan für die Organisation von Gruppenlaufwerken gab, gibt oder je geben wird. Was gut und vernünftig ist hängt von vielen Faktoren und ganz besonders den Unternehmensprozessen ab. Sicher ist nur eines: Von alleine entsteht keine vernünftige Struktur und schon gar keine Ordnung. Dafür braucht es klare Entscheidungen.

Agilität ist tot. Ausgerechnet jetzt?

Agilität wird zurückgefahren, Hierarchien kehren zurück. Doch ist das wirklich der richtige Weg in einer Welt, die immer unberechenbarer wird? Oder erleben wir gerade eine riskante Rolle rückwärts?

Wie beschreibt man einen Workshop für eine Konferenz?

Konferenzen bieten immer ein gutes Forum, um sein Wissen und seine Erfahrungen zu teilen. Was für die Vortragenden selbstverständlich scheint, ist für die Besucher:innen oft unverständlich. Wie können Vortragende ihren Workshop in 2-3 Sätzen beschreiben, damit die Besucher:innen schnell einschätzen können, er sich für sie lohnt?

Gemeinsam eine Anwenderdokumentation erstellen

Unternehmenssoftware ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Anwenderinnen und Anwendern, den Unternehmensprozessen und den Ergebnissen. Normalerweise schreibt der Hersteller der Software die Dokumentation für diejenigen, die die Software benutzen. Wenn die Software allerdings stark angepasst wurde, muss die Dokumentation von denen kommen, die die Prozessmaschine am besten verstehen - den Anwenderinnen und Anwendern. Wie könnte man das praktisch machen?

Der Softwareeisberg, die Softwarepyramide - Wie sprechen wir über neue Software?

Software ist aus den Geschäftsprozessen vieler Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Sie verwaltet Kunden- und Produktdaten. Sie automatisiert Abläufe und verhindert Fehler. Aber Software veraltet. Was machen wir, wenn wir Unternehmenssoftware erneuern müssen? Von den ersten Konzepten bis zum ersten Release ist es ein weiter Weg, mit vielen Entscheidungen. Wie sprechen wir über diese Entscheidungen?