Direkt zum Hauptbereich

Useful Stories: wie User Storys als Satzform helfen

Mir ist aufgefallen, wie häufig ich das Format “User Story” zurzeit in diversen Situationen verwende. Dieses agile Werkzeug für die Anforderungsdefinition hat mein Denken infiziert. Dadurch hat es hat meine Kommunikation mit Kollegen verbessert und mir geholfen, mich klarer auszudrücken.

Was sind User Storys?

User Storys sind inzwischen eine weitverbeitete Technik, um Anforderungen aufzunehmen und zu steuern. Insbesondere nutzen Scrum Teams sie als Hauptinstrument für die Abstimmung, Planung und Steuerung ihrer Arbeit. Die Storys haben eine einfache Form. Aber sie drücken alle wesentlichen Informationen aus, damit ein Entwicklungsteam die Anforderungen von Anwendern umsetzen kann. Ich möchte sie hier nicht vollständig erklären. Für eine gute Einleitung gibt es den Klassiker von Mike Cohn /1/. Aber für die Leser, die sie noch nicht kennen: eine User Story ist ein Satz in folgender Form:
Als <Rolle> brauche ich <was ich brauche>, damit <wozu/warum is es brauche>.
Beispiel: “Als Blogger benutze ich einen deutschen Thesaurus, damit ich nach pfiffigen Synonymen suchen kann.” 
Wie das Entwicklungsteam den Thesaurus für mich umsetzt, bleibt ihm überlassen. Ist eine Story zu groß oder komplex, lässt sie sich in mehrere kleinere Storys leicht herunterbrechen. Als Technik haben User Storys viele Vorteile von Informationsgehalt bis zur Untermauerung der Selbstorganisation im Team. Auch hier gibt es bei Cohn mehr Details /1/.

Persönliche Beispiele

Sie lassen sich auch in weiteren Kontexten anwenden, wie mir über die letzten Wochen bewusst wurde. Drei Beispiele fallen mir spontan ein.

Am Montag schrieb ich an einen bis jetzt unbekannten Kollegen: “Ich benötige Zugriff auf den Ordner, damit ich das alte Angebot mit dem neuen Vorhaben vergleichen kann.” Ich habe den Zugriff sofort bekommen. War er nur hilfsbereit und hatte er gerade Zeit? Oder habe ich ihm durch die Form meines Wunsches geholfen?

Oder: vor einer Woche schrieb ich in einer Powerpoint-Folie für einen Kunden-Workshop eine Reihe von Mitwirkungspflichten in Form von User Stories auf.  Beispiel: “Als Dienstleister benötigen wir eine benannte Kundenrolle im Change Prozess, damit wir einen klaren Ansprechpartner haben.” Anstelle der üblichen Diskussionen darüber, ob die Mitwirkungspflichten machbar seien, hat der Kunde spontan allen zugestimmt.

Letztes Beispiel: einem Mitarbeiter wollte ich eine Anweisung geben: “Wenn ich mit dem Kunden darüber spreche, brauche ich ganz aktuelle Statistiken und einige Lösungsvorschlage, damit wir unsere Situation und unsere Verbesserungswillen zeigen können.”  Obwohl die Aufgabe relativ aufwändig für den Kollegen war, nahm er sie sofort an, ohne dass ich meine Autorität als Chef ausspielen musste.

Ich nehme aus diesen Erfahrungen folgende Punkte mit:
  • Die Zugabe des Zwecks schafft Klarheit über das benötigte Objekt. Der Zwerk enthält den Mehrwert und liefert damit dem Empfänger den Sinn.  Ist etwas an das Ergebnis oder dessen Grund nicht klar, reichen einfachen Gegenfragen.
  • Die Aussagen sind kurz. Die Form diszipliniert mich, die Sache auf das Wesentliche ohne zu reduzieren. Die Kürze entlastet den Empfänger zeitlich und geistig, weil er nicht arbeiten muss, um mich zu verstehen.
  • Das Format ist angenehm sachlich. Wie häufig kommen wir in Schwierigkeiten, weil die Aktivitäten und nicht das Ergebnis in Vordergrund gestellt werden./2/
  • Ich überlasse dem Empfänger die Lösung sowie deren Planung und Steuerung. Damit bleibt der Empfänger souverän in seiner Selbstorganisation. Kombiniert mit dem ersten Punkt haben wir eine optimale Motivationslage geschaffen: das Ergebnis und die Tätigkeiten ergeben einen Sinn, und der Ausführende entscheidet selbst, wie er sie schafft.
Und, jetzt als Blogautor möchte ich von Euren Erfahrungen hören, damit ich meine Hypothese der Nützlichkeit der User Stories validieren kann.

Anmerkungen und Verweise


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie lassen sich Ergebnisse definieren? - Drei Beispiele (WBS, CBP und BDN)

Ich habe schon darüber geschrieben, warum das Definieren von Ergebnissen so wichtig ist. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Projektteams auf die eigentlichen Ziele. Aber was sind eigentlich Projektergebnisse? In diesem Beitrag stelle ich drei Methoden vor, um leichter an Ergebnisse zu kommen.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Microsoft Copilot - Notebook, Pages, Agents und mehr

Es tut sich sehr viel an der Copilot Front. Gefühlt entwickelt Microsoft mit aller Kraft die KI-Anwendung weiter. Mit dem letzten Update hat sich die Microsoft-Startseite stark verändert. Hier zeige ich, was sich hinter all den Begrifflichkeiten verbirgt und was davon alltagstauglich ist.

Wenn es mal gerade etwas schwierig bei Kund:innen wird… Zwei Fragen, die uns helfen, unsere Strategie mit unseren Kund:innen abzusprechen.

Seit 2024 organisieren Bob Galen und ich eine Masterclass für agile Coaches. Wir möchten die Ausbildung von agilen Coaches verbessern und ihnen Techniken mitgeben, mit denen sie bei ihren Kund:innen etwas einfacher haben. Bisher haben wir in vier Durchgängen mit jeweils 14 Modulen ungefähr 70 Extraordinarily Badass Agile Coaches ausgebildet (/1/). In diesem Blogpost möchte ich ein paar Erfahrungen und simple Techniken aus der Masterclass teilen, wie wir unsere Strategie besser abstimmen können. Sie beschränken sich nicht auf agiles Coaching – das ist nur das Setting.

Schätzungen sind schätzungsweise überschätzte Schätze

"Wer viel misst, misst viel Mist." Zumindest ist diese Gefahr gegeben. Entweder misst man z. B. Mist, weil man zu früh zu KPIs zur Messung von Ergebnissen greift, oder aber man greift zu den falschen KPIs, die gar nicht das messen, was man wissen möchte. Einst war agiles Arbeiten der alternative Ansatz, aber inzwischen gibt es auch für einige Details dessen, was in Konzernen als "agil" praktiziert wird, einleuchtende alternative Ideen, die bis heute noch nicht so richtig auf die große Bühne vorgedrungen zu sein scheinen. 

Teamleitungen gesucht

Was macht Teams erfolgreich? Kann man das lernen? Ab Herbst starten unsere Kurse für aktuelle und künftige Teamleitungen. Jetzt gibt es die Gelegenheit, den Kurs zu testen.

Nachschau zum Lean Coffee-Spezial "Agil einfach machen" (Interaktive Buchvorstellung)

Bei unserem Lean Coffee-Spezial Ende Mai waren wir von Lean Coffee Karlsruhe/Frankfurt Zeugen einer Buchvorstellung, doch nicht nur das – natürlich gab es auch einen nicht unbeträchtlichen Anteil an eigener Aktion, denn bei unseren Spezialterminen ist traditionell „Teilgabe“ angesagt. Das Autorenduo Christian Baron und Janick Oswald zeigte uns, was es mit „Agil einfach machen“ auf sich hat.  

Wie überprüft man den aktuellen Stand einer neuen gemeinsamen Ablage?

Ihr habt in eurem Team die individuellen, unordentlichen Ablagen auf eine gemeinsame Ablage, die nach Vorgängen und Prozessen geordnet ist, umgestellt. Woher wisst ihr, ob das wirklich funktioniert? In diesem Beitrag gibt es 10 Auditfragen.

Kleine Organisationsveränderungen, die direktes Feedback erzeugen

Große Veränderungen sind in einer Organisation schwer zu messen. Oft liegt zwischen Ursache und Wirkung ein langer Zeitraum, sodass die Umsetzer:innen nicht wissen, was genau gewirkt hat. Hier ist eine Liste mit kleinen Maßnahmen, die schnell etwas zurückmelden.