Direkt zum Hauptbereich

Kanban: Lohnt es sich wirklich die Menge der Arbeit zu reduzieren?

David Anderson hat den Einsatz von Kanban zur Aufgabensteuerung populär gemacht. Bei Kanban nutzt ein Team ein gemeinsames Board, auf dem alle Arbeit sichtbar gemacht wird. Dabei wird die Menge der Arbeit bewusst begrenzt. Anderson schreibt, dass diese Begrenzung kontraintuitiv wirkt. Wenn wir Kanban erklären, blicken wir zunächst in erstaunte Gesichter. Kann man das vielleicht ausprobieren?


Wir sind es gewöhnt, immer mehr Dinge gleichzeitig zu machen. Aber das ist sehr teuer, weil das Wechseln zwischen Aufgaben Zeit kostet. Und je mehr Aufgaben wir parallel bearbeiten müssen, desto häufiger müssen wir wechseln. Je mehr Aufgaben wir in unser Arbeitssystem pressen, desto mehr stapelt sich die Arbeit.

Kanban geht einen anderen Weg. Aufgaben werden nicht ins System gedrückt. Stattdessen gibt es nur einen begrenzte Anzahl von Parkplätzen für Aufgaben. Wenn alle Plätze belegt sind, müssen neue Aufgaben warten. Die Hintergründe dazu sind in den Büchern von Anderson und von Reinertsen gut beschrieben /1, 2/. Die folgende Abbildung zeigt ein Beispiel für ein Kanban-Board. Dort gibt es drei Arbeitsstationen (Analyse, Entwicklung und Test). Mattias Skarin hat im Blog seiner Firma Crisp 10 Beispiele von Kanban-Boards beschrieben /3/.

Abb. 1: Beispiel für ein Kanban-Board


Aber es löst jedesmal Erstauen aus, wenn wir sagen: "Fangt weniger Arbeit an, um schneller fertig zu sein." Mit dem Penny Game kann man dies leicht selbst durchspielen /4/. Bei diesem Spiel geben die Spieler Münzen weiter. Sie müssen irgendetwas tun, was eine Verarbeitung symbolisiert, z. B. alle Münzen vor dem Weitergeben einmal umdrehen. In jeder Runde wird die Stapelgröße reduziert und die Gesamtdurchlaufzeit ermittelt.

Sehr schön ist auch ein Video von David Lowe. Dort simuliert er am Beispiel eines Drive-Ins, wie sich die Anzahl der Parkplätze (= Stapelgröße, engl. Batchsize) auf die Durchlaufzeit und den Durchsatz auswirkt /5/. Es gibt drei Schalter: Bestellung aufnehmen, bezahlen und Ware abholen. Jeder Schritt dauert eine bestimmte Zeit (20, 30 und 40 Sekunden).


Beim Vergleich der unterschiedlichen Stapelgrößen fällt auf, dass es ein Optimum für Durchlaufzeit und Durchsatz gibt, wenn die Stapelgröße 2 oder 3 Elemente beträgt.

Vielleicht inspirieren ja jemand diese Beispiele, mit der Anzahl der gleichzeitigen Aufgaben zu experimentieren und selbst zu messen, ob sich etwas verbessert.

Anmerkungen



Kommentare

  1. Meine Antwort auf die Frage im Titel: JA, SELBSTVERSTÄNDLICH! Es ist unzweifelhaft, dass man die Arbeit leichter machen und beschleunigen kann. Die Kanban-Boards helfen dabei in hohem Grade. Das ist sehr wichtig, wenn wir zahlreiche Aufgaben auszuführen haben. Zum Dank für den Beitrag möchte ich Ihnen eine Internetseite darstellen: https://kanbantool.com/de/kanban-board. Mit freundlichen Grüßen!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Kasia,

      danke für den Hinweis auf Euer Kanbantool. Das sieht wirklich sehr gut aus.

      Beste Grüße, Jan

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Agile Sternbilder: Die Entdeckung kosmischer Agilitäts-Superkräfte

Hast du dich je gefragt, ob dein Sternzeichen deine Fähigkeiten in einer agilen Arbeitsumgebung beeinflusst? In diesem Blogpost tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Astrologie und ihre mögliche Verbindung zu modernen Arbeitsweisen. Entdecke, wie die Sterne deine agilen Stärken prägen könnten. Ob überzeugter Agilist oder neugieriger Sternzeichenliebhaber – dieser Artikel kann dir neue Perspektiven eröffnen und vielleicht sogar dein nächstes Teamprojekt inspirieren!

Den passenden Job finden

Hier teile ich, wie ich daran arbeite, endlich den richtigen Job zu finden. Kleingedrucktes: Dieser Artikel richtet sich (natürlich) an jene, die gerade in der luxuriösen Position sind, dass sie nicht jedes Angebot annehmen müssen. Anstatt von Engagement zu Engagement zu hetzen und frustriert zu sein über Konzernstrukturen, fehlende Ausrichtung und die Erkenntnis, dass in einem selbst beständig die Hintergrundfrage nagt, ob es das ist, womit man seine immer knapper werdende Lebenszeit wirklich verbringen möchte, gibt es manchmal auch die Möglichkeit, die nächste berufliche Station etwas nachhaltiger auszusuchen - auch, um tatsächlich (etwas) mehr beitragen zu können.

Die Microsoft Teams-Not-To-Do-Liste

Viele hoffen, dass es  für die Einrichtung von Microsoft Teams  den Königsweg gibt, den perfekten Plan – doch den gibt es leider (oder glücklicherweise?) nicht. Genauso wenig, wie es jemals einen Masterplan für die Organisation von Gruppenlaufwerken gab, gibt oder je geben wird. Was gut und vernünftig ist hängt von vielen Faktoren und ganz besonders den Unternehmensprozessen ab. Sicher ist nur eines: Von alleine entsteht keine vernünftige Struktur und schon gar keine Ordnung. Dafür braucht es klare Entscheidungen.

Agilität ist tot. Ausgerechnet jetzt?

Agilität wird zurückgefahren, Hierarchien kehren zurück. Doch ist das wirklich der richtige Weg in einer Welt, die immer unberechenbarer wird? Oder erleben wir gerade eine riskante Rolle rückwärts?

Wie beschreibt man einen Workshop für eine Konferenz?

Konferenzen bieten immer ein gutes Forum, um sein Wissen und seine Erfahrungen zu teilen. Was für die Vortragenden selbstverständlich scheint, ist für die Besucher:innen oft unverständlich. Wie können Vortragende ihren Workshop in 2-3 Sätzen beschreiben, damit die Besucher:innen schnell einschätzen können, er sich für sie lohnt?

Gemeinsam eine Anwenderdokumentation erstellen

Unternehmenssoftware ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Anwenderinnen und Anwendern, den Unternehmensprozessen und den Ergebnissen. Normalerweise schreibt der Hersteller der Software die Dokumentation für diejenigen, die die Software benutzen. Wenn die Software allerdings stark angepasst wurde, muss die Dokumentation von denen kommen, die die Prozessmaschine am besten verstehen - den Anwenderinnen und Anwendern. Wie könnte man das praktisch machen?

Der Softwareeisberg, die Softwarepyramide - Wie sprechen wir über neue Software?

Software ist aus den Geschäftsprozessen vieler Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Sie verwaltet Kunden- und Produktdaten. Sie automatisiert Abläufe und verhindert Fehler. Aber Software veraltet. Was machen wir, wenn wir Unternehmenssoftware erneuern müssen? Von den ersten Konzepten bis zum ersten Release ist es ein weiter Weg, mit vielen Entscheidungen. Wie sprechen wir über diese Entscheidungen?