Stephan war für mich ein Pionier des Internets in Deutschland. Und ein Vorbild. Aber nicht nur wegen des Internets. Mit Stephan verband mich die Leidenschaft zur Frage, wie Zusammenarbeit besser, produktiver, effektiver, effizienter und gleichzeitig vor allem auch: menschlicher organisiert werden kann.
Ich weiß nicht, wann ich das erste Mal Stephans Toolblog gelesen habe. Als ich ihn aber entdeckte, habe ich fast täglich seine Nachrichten über Zeit- und Selbstmanagement, über GTD und die neuesten Werkzeuge dafür gelesen. Was mir von Anfang an auf- und gefiel, war, dass Stephan immer mit Bescheidenheit und Respekt schrieb.
Stephan List |
Irgendwann habe ich meinen ganzen Mut zusammengenommen und ihn kontaktiert. Doch es sollte noch Jahre dauern, bis wir uns das erste Mal persönlich begegneten. Im April 2018 begleitete Stephan mich dann zu einem Scrum-Training in Berlin. Und im selben Jahr sah er sich dann - neugierig aufgeschlossen, wie er nunmal war - sogar den Scrum Day aus der Nähe an.
Und er nutzte gleich auch die Chance, mir fundiert einen Spiegel vor meine agile Nase zu halten: Vieles von dem, was an diesem Scrum Day in Sachen Coaching besonders hervorgehoben worden war, war für die erfahrenen Hasen - wie Stephan eben einer war - längst gängige Praxis.
Im März 2019 besuchte ich Stephan und seine Frau in Ravensburg, um das zu tun, was man mit Stephan besonders gut tun konnte: Tiefgreifend über Gott, die Welt und jede Menge organisatorische Sach- und Fachgebiete philosophieren. Denn er war ein wacher, interessierter, belesener, anregender und inspirierender Gesprächsparter.
Es war immer ein schöner Austausch mit Stephan, was daran lag, das er Menschen auf Augenhöhe begegnete, Augenzwinkern mit eingeschlossen. Und obwohl er beneidenswert viel wusste und konnte, blieb er stets bescheiden. Niemals wäre es ihm in den Sinn gekommen, belehren oder gar bekehren zu wollen.
Vermutlich lag das an Stephans Vorstellung von Wissen. So hat er Bücher nicht einfach nur gelesen. Er hat sie verarbeitet. Bei allen Dingen, die er anging, hatte er einen hohen Anspruch. So auch an sich selbst.
Vor ein paar Jahren hat er sich nach einer langen aktiven und erfolgreichen Laufbahn aus dem Berufsleben zurückgezogen. Sein Herz machte ihm und seiner Familie immer wieder Sorgen. Nun wollte er es ruhiger angehen lassen.
Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass es ohne Stephan und seine Inspirationen unseren Teamworkblog wohl nicht gäbe. Er war jemand, dem Diskussion und Austausch wichtig war. Deshalb haben ihm auch die Vielfalt und die Möglichkeiten in den verschiedenen Ecken des Internets so sehr gefallen. Ein Grauen waren ihm laute Marktschreier, die andere übertönen und keinerlei Interesse am Dialog und am gemeinsamen Lernen und Gestalten haben.
Stephan starb völlig überraschend vor ein paar Tagen im Urlaub. Er hinterlässt seine Frau, zwei erwachsene Töchter und zwei Enkelkinder.
Stephan, wenn es einen Himmel gibt, kannst Du dort jetzt endlich so ausführlich Gitarre spielen, wie du willst! Jeder Griff und jedes Stück wird Dir nun gelingen. Eure alte Katze sitzt Dir zu Füßen. Du wirst dort viel Zeit zum Diskutieren haben.
Mensch, wir vermissen Dich!
-------------------------------------------
Lieber Jan,
Danke dir für diesen schönen und treffenden Nachruf, dem ich mich aus vollem Herzen anschließe: Mensch, wir vermissen Dich!
Edgar
------------------------------------------
Jans Schilderung von Stephan ist auch genauso, wie ich ihn erlebt habe. Bei mir waren es die PMCamps und natürlich Stephans Toolblog, Bescheidenheit und Wertschätzung. Mach es gut, alter Junge!
AntwortenLöschen