Im Moment bewegt mich das Thema Digitale Transformation. Anhand der Idee "Smart City" kann man gut beobachten, was digitale Technologien nutzen oder anrichten. Wollen wir wirklich smarte Städte?
Das Stichwort "Smart City" in der deutschsprachigen Wikipedia bietet einen guten Einstieg in das Thema. Dort wird Smart City als ein gesamtheitliches Entwicklungskonzept bezeichnet, das das Leben in Städten mit Hilfe von Technologien verbessern soll. Annalisa Cocchia hat einen Artikel veröffentlicht, in dem sie die Entstehung des Begriffs etwas genauer untersucht /1/. Ein wichtiger Treiber sind vor allem Energieeffizienz und Reduktion von Treibhausgasen (siehe Kyoto-Protokoll).
Cocchia hat in der Analyse von über 700 Veröffentlichungen drei Kontexte für Smart City ausgemacht: Smart City, Digital City und Smart City auf Basis von Digital City /1, S. 35/.
Die große Verteilung von Kameras, ihre Vernetzung und die automatische Auswertung dieser Daten bieten ganz neue Möglichkeiten der Überwachung. Sehr gut erklärt dies die Krimi-Serien "Person of interest". Im Vordergrund geht es immer um das Lösen von Rätseln. Im Hintergrund geht es um die Frage, wie wir mit Überwachungstechnologien umgehen wollen.
Smart wird die City erst, wenn das Entwicklungskonzept mehr als den Einsatz von digitalen Technologien vorsieht und wenn es auf Offenheit und Bürgernähe ausgelegt ist. Wie könnte solch ein Projekt aussehen?
Hier kann man auch ganz konkret sehen, was Digitalisierung bedeutet. Beispielsweise wusste man gar nicht, wie viele Brücken die Stadt hat, weil jeder Stadtteil seine eigene Verwaltung hatte. Bei der Analyse stellte man fest, dass die Stadt 12.000 Quellen mit wichtigen Daten hat, die völlig uneinheitlich sind /3/.
Der CTO berichtet auch davon, dass viele Technologieanbieter erst einmal eine Ansage machen, was die Stadt zu tun hätte. Tatsächlich hätten sie aber gar keine Ahnung davon gehabt, wie eine Stadt funktioniert /4/.
Am Beispiel der Steuerung der Straßenlaternen wird deutlich, dass technische Möglichkeiten allein nicht reichen. Man könnte viel Strom sparen, wenn man die Straßenlaternen nur dann voll einschaltet, wenn sich Personen oder Fahrzeuge in der Nähe befinden. Das Stromnetz von Amsterdam gehört aber nicht mehr der Stadt, sondern einem Energieversorger. Zu den technischen Herausforderungen gehört auch das Verhandeln mit den Firmen, um eine gute Lösung zu finden.
Die Frage ist nicht, welche Technologien wird einsetzen, sondern wie wir eigentlich zusammen leben wollen. Ein Stadtbevölkerung ist heterogen. Die technischen Systeme, Netze und Datenquellen sind in völlig unterschiedlichen Zuständen. Die City wird für mich nur inkrementell smart. Bürger, Politik, Verwaltung und Wirtschaft brauchen dazu einen gemeinsamen Lern-, Experimentier- und Verhandlungsraum. Das wäre für mich wirklich smart.
Dieser Artikel erschien zuerst im Blog des Forums Agile Verwaltung.
Was ist eine Smart City?
SimCity BuildIt Screenshot (Electronic Arts) |
Cocchia hat in der Analyse von über 700 Veröffentlichungen drei Kontexte für Smart City ausgemacht: Smart City, Digital City und Smart City auf Basis von Digital City /1, S. 35/.
- Smart City allein bezieht sich auf Strategien, mit Energie in der Stadt effizienter umzugehen.
- Digital City bezieht sich darauf, den Bürger mit Hilfe von digitalen Technologien besser zu bedienen.
- Smart City auf Basis von Digital City bedeutet Energieeffizienz mit Hilfe von digitalen Technologien.
Ist smart wirklich intelligent?
Richard Sennett und Adam Greenfield vergleichen die Smart-City-Projekte Masdar, Songdo und Rio de Janeiro (siehe Bericht in der New York Times) /2, 3/. Während die ersten beiden Städte zentral geplant wurden, ging es im Projekt in Rio um die Nutzung von Technologie, um besser auf Katastrophen, Verkehrsprobleme und Kriminalität zu reagieren. Die Bauarbeiten in Masdar und Songo ruhen. Das Projekt in Rio ist umgesetzt. In den Planstädten versuchte man das Verhalten der Bewohner zentral zu lenken. In Rio ging es um die Unterstützung der Bürger. (Wobei in allen Projekten der Bürger an letzter Stelle stand.)Die große Verteilung von Kameras, ihre Vernetzung und die automatische Auswertung dieser Daten bieten ganz neue Möglichkeiten der Überwachung. Sehr gut erklärt dies die Krimi-Serien "Person of interest". Im Vordergrund geht es immer um das Lösen von Rätseln. Im Hintergrund geht es um die Frage, wie wir mit Überwachungstechnologien umgehen wollen.
Smart wird die City erst, wenn das Entwicklungskonzept mehr als den Einsatz von digitalen Technologien vorsieht und wenn es auf Offenheit und Bürgernähe ausgelegt ist. Wie könnte solch ein Projekt aussehen?
Beispiel Amsterdam Smart City
Seit 2009 gibt es das Projekt Amsterdam Smart City, über das an verschiedenen Stellen berichtet wird /4, 5/. Das Projekt sieht sich eher als Plattform, das unterschiedliche Akteure (Bürger, Privatwirtschaft, Verwaltung) zusammenbringt. Mit einer Vielzahl von Projekten wird getestet, wie sich das Leben in der Stadt verbessern lässt. Und nicht jedes Projekt ist unbedingt ein Erfolg.Hier kann man auch ganz konkret sehen, was Digitalisierung bedeutet. Beispielsweise wusste man gar nicht, wie viele Brücken die Stadt hat, weil jeder Stadtteil seine eigene Verwaltung hatte. Bei der Analyse stellte man fest, dass die Stadt 12.000 Quellen mit wichtigen Daten hat, die völlig uneinheitlich sind /3/.
Der CTO berichtet auch davon, dass viele Technologieanbieter erst einmal eine Ansage machen, was die Stadt zu tun hätte. Tatsächlich hätten sie aber gar keine Ahnung davon gehabt, wie eine Stadt funktioniert /4/.
Am Beispiel der Steuerung der Straßenlaternen wird deutlich, dass technische Möglichkeiten allein nicht reichen. Man könnte viel Strom sparen, wenn man die Straßenlaternen nur dann voll einschaltet, wenn sich Personen oder Fahrzeuge in der Nähe befinden. Das Stromnetz von Amsterdam gehört aber nicht mehr der Stadt, sondern einem Energieversorger. Zu den technischen Herausforderungen gehört auch das Verhandeln mit den Firmen, um eine gute Lösung zu finden.
Wie wird die City smart?
Die zentral geplanten Projekte scheitern, weil sie Technologie nur einsetzen, um etwas effizient zu verwalten. Für Greenfield stehen bei diesen Projekten die Verwalter und nicht die Bürger im Vordergrund. Zentralistische Ansätze wie in Brasilia funktionieren deshalb nicht, weil sie nicht mit ungeplanten Veränderungen umgehen können.Die Frage ist nicht, welche Technologien wird einsetzen, sondern wie wir eigentlich zusammen leben wollen. Ein Stadtbevölkerung ist heterogen. Die technischen Systeme, Netze und Datenquellen sind in völlig unterschiedlichen Zuständen. Die City wird für mich nur inkrementell smart. Bürger, Politik, Verwaltung und Wirtschaft brauchen dazu einen gemeinsamen Lern-, Experimentier- und Verhandlungsraum. Das wäre für mich wirklich smart.
Dieser Artikel erschien zuerst im Blog des Forums Agile Verwaltung.
Anmerkungen
- Das Bild zu diesem Beitrag ist ein Screenshot von "SimCity BuildIt", einer App von Electronic Arts, https://www.ea.com/de-de/games/simcity/simcity-buildit
- /1/ Cocchia, Annalisa. "Smart and digital city: A systematic literature review." Smart city. Springer, Cham, 2014. 13-43.
- /2/ Sennett, Richard. "The stupefying smart city." LSE Cities (2012): 16-17, abrufbar unter https://lsecities.net/media/objects/articles/the-stupefying-smart-city/en-gb/
- /3/ Greenfield, Adam: Against the Smart City. : Do projects, 2013., siehe https://speedbird.wordpress.com/my-books/
- /4/ Fitzgerald, Michael. "Data-driven city management: A close look at Amsterdam's smart city initiative." MIT Sloan Management Review 57.4 (2016)., nach Registrierung abrufbar unter https://sloanreview.mit.edu/case-study/data-driven-city-management/
- /5/ Johannes von Dohnanyi: Ganz schön smart ..., erschienen im Magazin change der Bertelsmann Stiftung, Ausgabe change 1/2017 - Alles bleibt anders, abrufbar unter https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/change-12017-alles-bleibt-anders/
Kommentare
Kommentar veröffentlichen