Direkt zum Hauptbereich

Kennen Sie Klavierunterricht-Scrum?

Was macht man nach dem ersten Scrum-Training? Einige wollen sofort mit agilem Arbeiten anfangen und sie suchen sich ein Pilotprojekt. Jede Woche mal einen Nachmittag. Ob das eine so gute Idee ist? Sie erinnert mich an meine Jugend.

Damals wollte ich unbedingt Klavier spielen. Freiwillig wohlgemerkt. Aber der Sinn vom Üben hat sich mir damals nicht erschlossen. Meine Klavierlehrerin meinte, ich sei ein theoretischer Klavierspieler. Jeden Donnerstag stellte ich um 14 Uhr fest, dass ich ja schon wieder um 15 Uhr Klavierunterricht hatte. Welche Überraschung! Entsetzt versuchte ich noch ein paar Notenzeilen zu üben. Der Erfolg war bescheiden. Mit einer Mischung aus schlechtem Gewissen und Trotz („Ich habe mir die blöden Noten ja gar nicht ausgesucht.“) packte ich meine Sachen zusammen und fuhr zum Klarvierunterricht.

Das gleiche Gefühl beschleicht mich heute wieder, wenn ich einigen motivierten Kunden bei ihren ersten Gehversuchen mit Scrum zusehe. Es wird ein Thema ausgewählt und man beschließt fortan, jeden Donnerstag von 15 bis 17 Uhr nach Scrum im Pilotprojekt zu arbeiten.

Den Mitarbeitern geht es dann so wie mir vor vielen Jahren. Um 14 Uhr stellt man fest, dass man ja heute wieder nach Scrum arbeiten soll. Aber man hat sich ja nicht vorbereitet. Mit einer Mischung aus schlechtem Gewissen („Ja, ich habe selbst zugesagt.“) und Trotz („Ich habe mir das Projekt ja gar nicht ausgesucht.“) macht man sich auf den Weg zum Teamraum. Dann versucht man irgendwie durch den Termin zu kommen. Das Ergebnis ist bescheiden.

Warum funktioniert Teilzeitscrum nicht?

Der Sinn von Agilität ist nicht, Scrum als Methode einzuführen. Der Sinn ist, als Team Ergebnisse zu schaffen und dafür Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Am besten fängt man da an, wo es am meisten Ergebnisse zu holen gibt. Dazu listet das Team alle offenen Vorgänge auf, bei denen es etwas liefern muss. Die Vorgänge werden durch den Vergleich von Wert und Restaufwand priorisiert, damit allen klar ist, wo am meisten zu holen ist.

Wenn Vorgänge oder Projekte nur im Zeitscheibenverfahren bearbeitet werden, zieht sich die Wertlieferung zu lange hin. Je länger es dauert, desto geringer ist der Wert des einzelnen Termins. Das merken natürlich auch die Teammitglieder, die gleichzeitig noch andere Baustellen bedienen müssen. Zudem hat das Team große Rüstzeiten, weil es sich immer wieder in den Vorgang neu einarbeiten muss.

Besser: Projekte am Stück bearbeiten

Eines unserer Kinder hat ganz anders ein Musikinstrument gelernt. In kurzen Blockeinheiten, z. B. bei einer Klassenfahrt für die Musikklasse, haben alle Kinder schnell ihr Instrument gelernt. Sie haben gemeinsam ein paar wenige Stücke geübt und diese bei nächster Gelegenheit (Adventskonzert) den Eltern vorgeführt. Das Ergebnis konnte sich hören lassen.

Was war anders:
  • Die Kinder haben gemeinsam geübt. Das hat motiviert.
  • Durch das längere Üben haben die Kinder wirklich etwas gelernt.
  • Der gemeinsame Auftritt hat alle motiviert, eine gute Performance zu liefern.
Analog kann man neue Arbeitsweisen üben, in dem ein Team sich einen Vorgang oder ein Projekt sucht, in dem es kontinuierlich die neue Arbeitsweise testen kann. Ein paar Tage sollte eine Arbeitsphase schon dauern, damit sich das neue Wissen auch setzen kann.

Aus dem Stegreif geht das nicht so einfach. Die Teammitglieder brauchen Vorlauf, um gemeinsame Zeit zu reservieren. Es entscheidet vorab, an welchem Vorgang gearbeitet wird und welche Ergebnisse konkret herauskommen sollen. Es werden alle nötigen Dinge beschafft. Wenn man externe Lieferanten braucht, um Ergebnisse fertig zu machen, sollte man diese ebenfalls rechtzeitig einladen.

Ein erfahrener Begleiter führt das Team dann durch diese Arbeitsphase. Am Ende steht ein Review vor interessiertem Publikum. Das motiviert und das Team kann endlich wichtige Vorgänge abschließen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Agile Sternbilder: Die Entdeckung kosmischer Agilitäts-Superkräfte

Hast du dich je gefragt, ob dein Sternzeichen deine Fähigkeiten in einer agilen Arbeitsumgebung beeinflusst? In diesem Blogpost tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Astrologie und ihre mögliche Verbindung zu modernen Arbeitsweisen. Entdecke, wie die Sterne deine agilen Stärken prägen könnten. Ob überzeugter Agilist oder neugieriger Sternzeichenliebhaber – dieser Artikel kann dir neue Perspektiven eröffnen und vielleicht sogar dein nächstes Teamprojekt inspirieren!

Den passenden Job finden

Hier teile ich, wie ich daran arbeite, endlich den richtigen Job zu finden. Kleingedrucktes: Dieser Artikel richtet sich (natürlich) an jene, die gerade in der luxuriösen Position sind, dass sie nicht jedes Angebot annehmen müssen. Anstatt von Engagement zu Engagement zu hetzen und frustriert zu sein über Konzernstrukturen, fehlende Ausrichtung und die Erkenntnis, dass in einem selbst beständig die Hintergrundfrage nagt, ob es das ist, womit man seine immer knapper werdende Lebenszeit wirklich verbringen möchte, gibt es manchmal auch die Möglichkeit, die nächste berufliche Station etwas nachhaltiger auszusuchen - auch, um tatsächlich (etwas) mehr beitragen zu können.

Die Microsoft Teams-Not-To-Do-Liste

Viele hoffen, dass es  für die Einrichtung von Microsoft Teams  den Königsweg gibt, den perfekten Plan – doch den gibt es leider (oder glücklicherweise?) nicht. Genauso wenig, wie es jemals einen Masterplan für die Organisation von Gruppenlaufwerken gab, gibt oder je geben wird. Was gut und vernünftig ist hängt von vielen Faktoren und ganz besonders den Unternehmensprozessen ab. Sicher ist nur eines: Von alleine entsteht keine vernünftige Struktur und schon gar keine Ordnung. Dafür braucht es klare Entscheidungen.

Agilität ist tot. Ausgerechnet jetzt?

Agilität wird zurückgefahren, Hierarchien kehren zurück. Doch ist das wirklich der richtige Weg in einer Welt, die immer unberechenbarer wird? Oder erleben wir gerade eine riskante Rolle rückwärts?

Wie beschreibt man einen Workshop für eine Konferenz?

Konferenzen bieten immer ein gutes Forum, um sein Wissen und seine Erfahrungen zu teilen. Was für die Vortragenden selbstverständlich scheint, ist für die Besucher:innen oft unverständlich. Wie können Vortragende ihren Workshop in 2-3 Sätzen beschreiben, damit die Besucher:innen schnell einschätzen können, er sich für sie lohnt?

Gemeinsam eine Anwenderdokumentation erstellen

Unternehmenssoftware ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Anwenderinnen und Anwendern, den Unternehmensprozessen und den Ergebnissen. Normalerweise schreibt der Hersteller der Software die Dokumentation für diejenigen, die die Software benutzen. Wenn die Software allerdings stark angepasst wurde, muss die Dokumentation von denen kommen, die die Prozessmaschine am besten verstehen - den Anwenderinnen und Anwendern. Wie könnte man das praktisch machen?

Der Softwareeisberg, die Softwarepyramide - Wie sprechen wir über neue Software?

Software ist aus den Geschäftsprozessen vieler Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Sie verwaltet Kunden- und Produktdaten. Sie automatisiert Abläufe und verhindert Fehler. Aber Software veraltet. Was machen wir, wenn wir Unternehmenssoftware erneuern müssen? Von den ersten Konzepten bis zum ersten Release ist es ein weiter Weg, mit vielen Entscheidungen. Wie sprechen wir über diese Entscheidungen?